Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

31.12.18

ins neue Jahr


Vom Fest erschöpft ins neue Jahr,
wohin nur flohen die Gedanken?
Was auf mich zukommt,
ist es der Frühling oder doch das Nichts?
Auch Leben läßt weinen,
auch Abschied.
*
Werden Erinnerungen strahlend, düster mich beladen?
Wird mehr von der Erde weg getragen?
Ich lausche hinaus in die Nacht,
ich verstehe nicht.

Der Mond leuchtet Träume,
türmt Wasser auf aus der See.
Und in den Regenbogen
fallen Fragen über  Fragen.
*
Doch schau: im Tweed
das Lügenmaul poppt auf.
Mach aus,
und laß uns lachen, leben!

8.12.18

Bodybuilding im Seniorenstall

Bodybuilding im Seniorenstall
Muskel und Falte, ganz der Alte.

3.12.18

Von Ruinen

Der alte Gork

Wer ihn so nannte? Keine Ahnung. Es kommt wahrscheinlich von Gorki. Schwarz wie je gekleidet, weiß die Haare. Ich schätze ihn auf 75 bis 80.

Eine Weltanschauungsruine, denkt der Pharisäer in mir. Dr. Smirc meint, Gott-sei-Dank habe das Schicksal uns von so einer Entwicklung verschont.

Die Kleidung ist vom Feinen. Sicher nicht Boss, das wäre für einen alten Kommunisten doch zu stark. Aber eben oberes Segment. Irgendwie seriös muß es schon aussehen. Die Umhängetasche längst kein Dritte-Welt-Sack mit Che-Druck, auf der Mütze kein verräterischer roter Stern mehr. Das überlässt er den Verrätern, die mit solchen Flausen Witzigkeit machen. In seine Tasche ist ein schlankes K mit Akzent eingelassen, unaufdringlicher Hinweis zur Wiedererkennung unter Freunden. Falls vorhanden.

Die Freundin ist jedenfalls schon 30 Jahre weg. Als die Zeit von Begeisterung in erbitterte Hoffnung übergegangen war, hatte man sich zusammengezogen. Eine kleine von gesellschaftlicher Arbeit und Selbstgedrehten gebeizte Wohnung, getaktet durch rasches Frühstück, Schreiben von Hymnen der Empörung, Kaffee, Rotwein, späten, schnellen Sex. Keine kleinbürgerlich-therapuetisches Beziehungsgeschwätz. Die Arbeitsaufteilung in Haushalts- und Parteidingen war lautlos, rasch und reibungslos erfolgt. Man lebte ins Graue hinein, während das Licht am Ende des Tunnels immer dünner wurde. Es erlosch mit dem Knall des Mauerbrechens.

Er war auf der Schiene, rollte weiter, mochten auch alle anderen den oder jenen Verrat begehen. Die Zeit war noch nicht reif. Man musste eben ein paar Jahrzehnte länger warten. Die Frau ging. Ihr war es zu wenig Leben. Eine Utopie ohne frohe Hoffnung?  Zu trockener Zwieback ohne Ausblick auf irgendwas. Brüdergemeinde ohne Bruder, Knast der Moral. Dann lieber Wirklichkeit mit Menschen.

Ein in die Zukunft geschossener Pfeil, der in der Gegenwart hängen blieb und nun in die Ewigkeit fällt. Dr. Warnix fragt, vor welchem Bild denn so ein priesterlicher Kader kniee und welches Gebet ihn im Griff  habe. Ob da nicht Eso locke und Guru?

Nein: dies bleibt. Auf dem Weg zurück in die unorganisierte Materie beschäftigen ihn zerfallene Vorstellungen, spürt er aber Alter und spätes Alter nicht. Bei Exit vorsorglich schon gemeldet.

Er konnte sich aus moralischen Gründen der Liebe nicht öffnen. Der Kampf zwischen Liebe und Verantwortlichkeit blieb ihm erspart. Egoistisch mußte er nicht werden, hatte die Ethik doch alles eigene, kleinbürgerliche aufgesaugt. Das graue Leben schreckte nicht, das laute, bunte störte eher, als ihn zu verlocken. Dem Begehren ließ sich problemlos manuell oder in Euro abhelfen. Einsamkeit? Was war das?

Ein dürrer Strauch steht am Wiesenrand. Die Wurzeln sind eingetrocknet, warten auf das Ansteigen des Grundwassers der Wut. Doch die Stadt saugt es ab, lebt ihr gieriges Leben. Und die Menschen in ihr treiben Liebe, Ego, frommes, gutes und ungutes Werk.

Zeig mir Dein schönes Bild von der Welt! Auch ich malte, malte. Die Liebe machte mich zum Verräter. Nun kann ich hinter Gesichtern keine Ikonen mehr erkennen. Es ist alles so ungeheuer kompliziert geworden. Und dann kam noch die dritte Dimension hinzu...

Solche Leute wie ich waren mir damals als fern der Linie des richtigen Denkens verhasst. Einer rief mir zu "eiskalter Intellektueller!" - und ich war stolz. Jetzt sehe ich mich, äh Dich hier stehen, der grauen Fahne treu ohne zu wissen, warum. Gehend aus der kalten Wut in das in Gleichheit aller sich öffnende Vergessen.

Ich wünschte Dir zumindest eine trauernde Umarmung und den Schmerz des Abschieds.  Was wäre das Leben denn gewesen ohne Liebe? Aber ich fürchte,dass dieses Glühen sich im Stolz der klüger analysierten Theorie verborgen hält bis zum letzten Zisch.

Dr. Warnix, Psychagog und tropfenfreie Adventskerze meint, das sei mal wieder so ein typisch pathetischer Lappen Moral smircscher Larmoyanz. Unter dem Vorwand des Mitleids Verachtung spritzen! Ja, ja. Aber man müsse doch auch dem Ikoniker von Weltanschauung ehrliches Bemühen einräumen. Und ob das Leben in der Verantwortung so trocken sei wie das im Ego ausgelutschte faul, müsse jeder doch wohl selbst für sich entscheiden.

"Typisch Abwiegler". Smirc schüttelt sich wie vor Ekel. Das Leben habe uns doch unter Millionen verpassten seminatorischen Gelegenheiten wohl nicht dazu hervor gelassen, daß wir unsere Mitgeborenen mit Plänen des Heils als Nutztiere durch die Gegenwart ritten. Wir seien dazu da, die Augen eben zuerst für sie zu öffnen und dann für die Klugheiten über sie.

Gott in Gestalt des Hansl Pfefferle ruft zum Frieden und ins Haus. Es ist angerichtet. Heute gibt es irgendwas von vegan. Einmal müsse man doch auch selber schmecken! Der alte Gork lacht. So einer ist ihm noch nicht unter gekommen. Aber er spendiert vom 68er Bambusschnaps. Na, also...

26.11.18

Was wir liebten

Es sang ein klein wild Vögelein. 

Ich "entsorge" einige Bilder. Die Blumen meiner Frühlingswiese sind verblüht.

Ich weiß nicht, was mir außer dem Anblick manches Menschen mehr Freude bereitet. Die eine oder andere Skizze von Virginia Woolf, Jean Paul pp, das eine oder andere Lied. 

Aber die Zeit zeigt mir anderen Raum. Zeit der Klärung, der Dunkelheit und Kälte. Das Land liegt wartend auf Schnee. 

Noch ist der Boden warm. Zeit der dunkleren Träume. Ob schon die Zeit der Rückkehr kommt? Die Auflösung?

Unsere Atome kehren zurück in das Herz der dunklen Materie. Staub in Staub sich mischend, leuchtend, schwebend. 

Es war eine Blüte im Frühling. Meine Aufmerksamkeit hat sie welken gesehen. Zeit, die Überwinterung zu sichern. Zeit, zu warten.

23.11.18

Resignieren

Er hat sich vom Senior zum Resigneur entwickelt

Wiedergeburt

"Halt Dich an Deiner Liebö fest! " Rio Reiser

Wieviel Billiarden von Jahren Leben gibst Du der Welt, eben dies in eben diesem Raum wieder zu erschaffen?

Ist der Glaube an eine Wiedergeburt leichter? 

28.10.18

Von Einsamkeit

Gott schenkt mir einen doppelten Hochprozenter Einsamkeit aus. Scharf bin ich auf das Gesöff nicht. Aber ich will ihn nicht beleidigen.

Du weißt Bescheid: Eine düstere Sache. Aber es muss runter.

Gott: "Stell Dich nicht so an: Du hast doch alles: Liebe, Freunde, einen freundlichen Körper. Du mußt auch schon mal was spüren können!"

Ich weiß. Aber was weiß er von dem, was meine Blicke durch das Fenster zieht?
Wir teilen den Rest der Flasche und schweigen. Prost!

Dann packe ich und bedanke mich. Draußen wartet mein Einhorn. Wir gehen in den Garten, wo all die verbotenen Blüten wachsen: Sanftheit, Ängstlichkeit, Weichheit, Sehnsucht, Trauer. Ich lege mich in's Gras. Es wacht mit einem starken Herzen aus Geduld über mir.

Ich werde aufwachen und nicht verstehen. Ich werde peinlich berührt schweigen.

Aus der Ferne aber wird mir das Lachen des Einhorns Echo sein. Und Gott wird mir wieder die Tür zu den Menschen öffnen.

Ich sag ja: Der ist doch ganz ok!

1.10.18

Es ist wie es ist

einer der dümmsten Sprüche, die es aus der Therapie in den Talk geschafft haben.

Es ist wie es ist?!
Dummkopf, daß weiß ich selber.

Aber ist es denn gut?
Und ist es denn gut so??

Darum ging doch der ganze Ärger und die ganze Liebe.

17.9.18

Sinn und Bedeutung?

Betrachtend

Im Grün des Grases die ersten falben Blätter, glänzen in der Reflexion. Freude breitet sich in mein überkluges Herz. 

Nach der Gier zum herrischen Ich entdeckt der Mittelstand nun die Lust am Asozialen Wir-zuerst. Sie wissen nichts von der Not, vor der sie in den Haß fliehen. Ich mache mich auf zur Dankbarkeit.

Das Fallen der Eicheln betrachtend, segelnd im Meer.

Wenn die Eicheln rund wären, würden sie beim Aufprall viel weniger weit weg vom Baum zu liegen kommen. Das Alter, das mir sehen hilft. Ich sammle wieder zu Verlierendes!

Im Alter kommt auch die existentialistische Weise der Betrachtung zur Geltung. Ich lese in Camus "Der Fremde". Der Krieg des Lebens ist vorbei und Du kannst Dich auf Leben und Tod einlassen.

Warum habe ich die "Fünf Raben" geschrieben? Wozu? Ein Leben lang suchte ich nach dem Sinn, der Bedeutung in der Kunst oder in einem Kunstwerk. Was war es, das mich da und dort berührte, nicht zu selten, nicht allzu oft?

Die Suche scheint mir beendet. Ich spüre jedenfalls die Frage nicht mehr. Ja, es ist nicht der Verlust, ich stimme Joan Didion zu, es ist das Wissen um Sterblichkeit. Die Bedeutung liegt nicht hinter, unter oder über dem Sein. Sinn und Bedeutung sind im Sein. Das Leben hat sozusagen etwas von Existenz an sich. Es, sie selbst ist Sinn, Bedeutung, Gott, Liebe pp. So denke ich jetzt.

Dr. Warnix, Psychagog und Familienphilosoph, hat das Recht auf Nichtmehrwissen entdeckt und betrachtet gerne das Fallen der Eicheln mit mir. Wir schweigen unterschiedlich in die unterschiedlichen Geräusche der Existenz hinein. So finde ich es schön.

Dr. Smirc wirft ein: "Rom: ist das nicht der Tod?"

1.000 Wege führen nach Rom. Das weiß auch die Mutter in Nigeria. 1.000 Haltungen sollen beim Überleben des Abenteuers helfen. Dagegen sind die wenigen hundert Ausprägungen des privilegierten Egoismus zwischen Gleichgültigkeit und Grausamkeit erfolgreich. Ihre Gesichter werden gewiß in die Geschichtsbände im Regal der Herrschaftsverwaltung eingestempelt. Die Zeit kommt, wo der Hausdiener versehentlich seinen Wodka darüber auskippt. Sorry, was für ein Haufen Staub! Entsorg das mal!

Im Mittelmeer ertrinken Glaube, Liebe und Hoffnung.

Sinn und Bedeutung sind Existenz. Sieh, freue Dich, trauere! Und - handle!

Handeln und Erkennen sind wohl die Rechte und Pflichten aus dem Einmal-Umstand, leben zu dürfen, bzw.  zu müssen.

Klaus Wachowski

6.9.18

Enttäuschungen

Die Schriftstellerin Didion hat ihren Mann und ihre Tochter an den Tod verloren. Sie kommt zur Überzeugung, daß es kein göttliches Auge gibt, das auf dem Sperling ruht. Ihre Übersetzerin beunruhigt dieser Gedanke zutiefst. Ein Gott, der nicht auf die Menschen achtet!....

Es ist wie bei vielen Agnostikern: zu kurze Schlüsse aus moralischen Erwartungen. Gott liebt die Menschen und: Gott lässt das Böse und das Übel zu. Das widerspricht einander. Da es das Böse offensichtlich gibt, so kann es auch Gott nicht geben.

Auch ich musste den Einbruch des Verlusts in mein Leben hinnehmen. Mein Glaube an die Existenz Gottes im Leben hat sich verstärkt.  Nicht durch das Erlebnis, sondern durch das dringendere Nachdenken. Andere zogen den gleichen Schluss wie die Schriftstellerin und gaben den Rest an Glauben auf.

Mir löst es sich so: Schon lange glaube ich nicht an den Popanz von der Allmacht. Sieh den Mann der Ohnmacht am Kreuz. Aber ich glaube, daß das Leben mit den Leidenden trauert. Denn es ist nicht Raubvogel oder Wolf geworden, sondern Mensch. Mit mir trauernd begleitet mich mein kleiner Bruder J. C.. Sieh die Welt! Das ist - Gott! Aber wie oft ist es eine Hölle!

Was erzürnt sich darüber in Dir? Ich habe einen Namen dafür in der unsinnig scheinenden Hoffnung des Menschen gefunden.

Du suchst Heil, besondere Wichtigkeit? Da ist nur der Glaube des Lebens  an Deinen Wert. Was kannst Du in aller Ewigkeit mehr bekommen?

15.8.18

Die Dunzelbach-Suada

Die Suada nach dem Auftritt der Dive vom Dunzelbach

Dr. Smirc: "Was reitet denn den? Kaum verdient er 'nen Tausender mehr, spitzt er das Mäulchen wie Carl, der sich zum Earl machte. Ein Landrat aus dem Schuppen, ne Queen aus Barbiepuppen. Sind hier denn alle total rtl? Der Kellner, der die Augenbraue hochzieht, als sei seine Plörre Kaffee direkt aus der Bohne gesaugt, die Frau an der Theke in der Gestik aus Germanies Next VIP-Bordell. Das fing doch an, als die Genossen vom Fußballplatz zum Tennis und dann zum Golfplatz zogen. Schau Dir doch mal die Protzkarre an! Braucht der so was? Nein, der will's! Hat längst vergessen, wo er her kommt. Ist so weit ab, daß er 'nen normalen Menschen nicht mehr vom Pegiden unterscheiden kann. Schaurige Republik!"

Von Weinchen: "Naja! Wo du hingehst, das ist ja auch nicht normal, im Cafe Schnarr, wo jeder seine Seele als rote Nase vor sich hinträgt, jede eine Schmarre vom Tattoo! Hast Du ausreichend Ich in Dir, eine Welt ohne ausreichend Liebe für Dich auszuhalten? Das hier ist ja wohl der trostloseste Ort für Menschensucher."

Dr. Warnix, Psychagog und ausgeschröderter Vipologe, nimmt seinen Dr. Smirc in Schutz: "Hallöchen, Freund des Wellness und Kamerad des Vorteils. Machst du wieder mal Reklame für Shallower? Im Schnarr hast Du doch genau den über sein Gedöns gestolperten VIP, dem Du täglich 8 Stunden hinterher kriechst. Schmeckt die Brühe von der goldigen Kammerpreismünze noch, glänzen die Gesichter Deiner Freunde noch im servilen Schweiß, hängen noch von Gier geweitete Augen an Glibber schlürfenden Lippen? Hier finden sich die gestürzten Könige, Bosse, Päbste, Diven im gehässigen Gelächter der Hyänen. Die verstehen sie so wenig wie in den guten Zeiten.

Aber hier ist Heilung im Darkroom der Hoffnungen. Dein Nachbar zog das Kleid der Helfer an und sucht mit Dir den Weg hinaus unter Menschen und Sternen. Wo die Harpien der Furcht vor dem Rattern der Straßenbahnen fliehen. "

Gott winkt aus dem Behandlungszimmer. Er hat seine Sonnenblumen auf dem Friedhof gegossen und tritt seinen Dienst wieder an. Dieses ewige Aufrichten der Mühseligen. Ihm ist es etwas unwillkürliches wie Aus- oder Einatmen. Er schenkt eine Brise kühlen Nachsommer aus.

Da ist ein Leben, eine Zeit für Dich! Nimm es! Er hat kein anderes. Teile es oder wälze Dich im Ich-Ich. Es kommt nicht wieder, ist gut genug. Das Bessere, Du wirst es kaum erfahren. Hier liegt der Rest vom Guten. Du mußt es nicht aufheben.

15.8.2018 Klaus Wachowski 

6.8.18

In der Arztpraxis


„Entschuldigung! Der Tod / das Leben hat mir noch keinen Termin gegeben. Ich habe auch nicht angerufen. Darf ich trotzdem?“
*
Gegen das Weinen hilft kein Augenarzt. Eine Sonnenbrille aber gegen die Sichtbarkeit.

24.7.18

Eingebettet

Und die Wellen laufen aus, erlöschen im Gleichmut des Meeres. Ein Gleichgewicht ohne Ende stellt sich ein. Der Planet reist hinaus in die Weite eines leeren Raums, stellt seine Drehung ein. Ist das der Tod: Schlaf?

Den davon eilenden Planeten halten unmerkliche Schwerkräfte aus der Summe der verteilten Materie fest. Wird das nicht zu einer gegenseitigen Aufhebung der Kräfte und Bewegungen führen?

Ich kann es mir nicht vorstellen, denn seit ich erwachte, war und ist Leben.

Wie soll ein Ende sein, wo vor dem Anfang nicht ein Ende war? Die Ewigkeit wird nach dem Leben, nach dem Ausatmen wieder einatmen. Und so wird Leben sich immerwährend umwandeln.

Ich werde vergehen und nicht da sein. Aber ein anderes Ich wird sein. An anderer Stelle, in anderer Stelle der Zeit. Wie ich an Deiner Stelle bin, war.

In der Einzigartigkeit und Verlorenheit im Alles wünscht Buddha das Nichts herbei.

Ich sehe, bei aller Vorsicht, mit Sehnsucht auf das Du.

*

„Und was soll das Ding mit Gott dabei?!“ Dr. Smirc scheint irgendwie erzürnt.
Dr. Warnix, Psychagog und Realitychecker bei RXL, fragt zurück: „Was ist das :„Existenz“?“

Seitenblicke

Alt und den Tränen näher als dem Wein.

21.7.18

Blumenstrauß

Über den Glaskörper schiebt sich ein Häutchen, die Tränenflüssigkeit zurückzuhalten.
Du kennst schon alles. Ich nichts. Ich gehe mit meinem väterlichen Freund Richard unter Bäumen.
Ich sehe: Dieser Blumenstrauß ist schön. Rote, blaue und gelbe Blüten in grünem Blatt. Ein Schleier von feinen weißen Blüten darüber.
Die rot gefüllten Sterne blühen hervor. Zarte kleine blaue Trichter, von harten grünen Blättchen geschützt, und mittelgroße gelbe Blütensterne. Sie alle wachsen aus schlanken dunkelgrünen Blattlanzen hervor.
Es soll Dir die Farben des frühen Sommers in den Schlaf gießen: da ist eine Wiese aus Träumen der Kindheit, über der der Falter Sehnsucht taumeln und aus der er trinken kann, bevor er von Zielen gezogen sich hinter dem Horizont verliert.
Ich stelle den Strauß in die Vase. Schon summt eine Biene herbei. Wasser befeuchtet die Erde. Aus den Bäumen die Lieder der Vögel.
Schritte im Kiesweg. Dann Stille.
Meine Gedanken auf der Spur eines Falters. Aus dem grünen Schatten sehe ich noch einmal zurück auf einen Strauß Frühsommer.
21.7.2018 Klaus Wachowski

10.7.18

Tamam

Ich höre eine mir liebe, vertraute Stimme singen. Die Saiten meiner Seele erbeben in einem moll- Akkord. Eine wehmütige Erinnerung.

Ich möchte antworten. Meine Worte zerfallen an der Mauer des Gestern zu Staub.

So danke ich den Stimmen, die aus der Vergangenheit in eine unbekannte Zukunft sangen.

So groß Dein Ruhm sein mag: er kann die Zeit nur in einer Richtung nehmen. (Und weit kommt er auch nicht.)

Ewigkeit ist anders.

Ein Lied aus der Vergangenheit nimmt mir den Stift aus der Hand. Was geht mich die Größe der Zukunft an?

11.6.18

Rache

Das Meer ist aufgewühlt. Das Schiff versucht, Linie zu halten.

Die Gefühle versuchen, sich zu halten. Die Trauer wohnt in den unteren Decks. Bei Gefahr werden die Schotten dicht gemacht.

7.6.18

Wohl sein


Ein mir bekannter Faulenzer ich kannte nur einen-  sitzt im Halbschatten des Eiscafés B in Annweiler. Ein fein gestalteter grau melierter Bart schaut unter Baseball-Mütze und genüßlich durchgezogener Tabakspfeife hervor.  Er liest -ebenfalls genüßlich- in einem lokalen Wichtigblättchen seinen Wiener-Schnitzel Beitrag aus dem Dorfgemeinschaftshaus X nach. 

Mir schwillt der Kamm.

Es ist das Alles-egal, das mir in der backenschunkelnden Lebensweise der sich am persönlichen Vorteil labenden Gemütlichkeit aufstößt. Komm, wir lassen es uns gut gehn! - Und dort schleicht einer um die Ecke, dem noch 20ct zum Bier fehlen.-

Für mein Mitleid kann er sich nichts kaufen. Aber vielleicht hilft solche Aufmerksamkeit doch irgendwann oder auf Dauer dabei, seine Situation zu bessern.

Die Wurstigkeit aber des "genieße heut, wir können eh nichts ändern" ist doch genau die Schäbigkeit, die er und ich früher empört bekämpften.

Kaum hatte ihn eine glückliche Strömung am Strand abgesetzt, wandelte er sich zu einer ahnungslosen Verkörperung jenes Schmarozertums der Abwiegler.

Ja, genau das habe ich gegen Dialektdichtung, Weck, Woascht un Woi. Predigt und Ritual vom Alles-egal.

Wie hätten viel erreichen können. Dir war's genug.

6 2018

1.6.18

Ein Kalenderspruch von Pink

"Man kann keine Berge versetzen, indem man ihnen zuflüstert."

Aber nur so kannst Du ihr Wunder erkennen.

31.5.18

Begley über Schmidt

S. Verliert alles. Der Leser bemerkt seine Illusionen, Ruinen von Plänen, aus der Zeit gefallene Überzeugungen. Er bleibt trotz schwiemelndem Antisemitismus sympathischer Egoist ohne Narzißmus. Bei allen verbliebenen Freuden bleibt ihre Vergänglichkeit spürbar.

Einsamkeit ist alt geworden, Trauer und Liebe versinken hinter einer Wolke von Martini und uneinsichtiger Sehnsucht. Das Buch ist ca. 15 Jahre alt. Wie Begley es wohl heute schildern würde?

Und wo in dem ganzen selbstgerechten Literaturbetrieb rechts und links der akademischen Freiheit ist der Roman über den Hilfsarbeiter Bryan, der nach einer guten Arbeit für einen fetten alten Rechtsanwalt von dem gut entlohnt wird, sich doch dazu entschließt, eine Familie zu haben und nach zwei finanziell glücklich überstandenen Operationen alt wird und in trockener Armut stirbt und doch Trump verachtet? War er nicht Verlockungen von Liebe, Sex und Haß ausgesetzt? Waren in diesem Leben nicht Sehnsucht und Einsamkeit genug? Und Hoffnung? Und Verlust? Und Reue fordernde Schuld?

19.4.18

Alt aktiv


Im Zoo: "Schau! Rosa Flamencos!"

Auf dem Bahnsteig: "Sag ihm, unser Büdschö kann das nicht stemmen."

Dr. Smirc meint, alte Leute sollten nicht mehr aktiv werden. Die Wichtigkeit über die Möglichkeiten ziehen! Was wäre das für ein Bild? Eine Botox - Spritzung Hirn. Ein Ballon, der seine Wichtigkeit zum Platzen treibt und Kindern des Morgen erzählt, gestern sei es besser gewesen!

Sein Duzfreund Dr. Warnix, Psychagog und Ehrenamt aus Leidenschaft schnaubt: "Schon wieder so ein Schnellschuß! Willst Du uns in der Soße Wellness aufweichen und verwelken sehen? Ich habe noch etwas mit dem Menschen zu tun. Und jetzt, wo ich nicht mehr irgendeinem Ego dienen muss, will ich mich einmal dem zuwenden, das sich im gleichen Raum mit mir durch das Leben tastet."

Zenmeister Knuddel zeigt Dir die beiden im Spiegel des Nirvan. Auch sie Staub von Sternen, Staub. Er bläst sie vom Tisch hinunter in einem Topf von Zauberschön. "Ommh", ruft die S 25 in die Ewigkeit: "Ich bin" und die Komsomolzen schmelzen ihre Goldvorräte in Dividenden um.

Was ist nun besser? Gott steckt ein paar Fragezeichen in die Blumenerde und bindet die Lustwurzler an: "Knuddel muß es ja wissen. Das könnt ihr mir glauben: Laßt es Euch schmecken.Und: Ihr seid nicht allein auf der Welt."

Dann muß er weiter,  zu seinem Termin in der Friedhofskapelle.

17.4.18

5.4.18

Gründonnerstag

Gründonnerstag
Alle Glocken läuten.
Anlässlich Juli Zehs Buch über Bosnien habe ich mich nochmal mit dem Skandal Handke befasst. Anlässlich Gründonnerstag denke ich: lass!
Auch Botho Strauß und Martin Walser haben wieder ihre Falten geöffnet.
Heute geht mit auf, was mich an ihrer Literatur stört: der Mensch fehlt. Nicht ganz so bei Walser. Aber der drückt sich schon Jahre um ein öffentliches Bekenntnis zur Reue.
Ich hatte versucht die jeweils narzißtische Haltung in Mängeln der Literatur nachzuweisen. Und bis heute bin ich mit Karl Kraus davon überzeugt, dass, wo der Mensch nicht Gegenstand der Literatur ist, Literatur nicht ist. Auch wo der Idylliker nur Wort und Objekt gegenüberstellt, möchte ich das Herz des Betrachters und Beschreibenden schlagen fühlen. Und es muss ein Menschenherz sein. Alles andere ist "narrativ", nettes oder schreckliches Strassenbahngezwitscher, nicht der Teil der Welt, in den ich gehe, um zu empfangen.
Und eben das fehlt ihnen, Klassendiven bei suhrkamp & co. Ein Kind, das sich für die Mama schöne oder schreckliche Narrative aus den Fingern saugt. Und die liebe ist natürlich schon über dieses Geliebtsein-wollen begeistert, wie wir es von Müttern, Vätern, Geschwistern, Kindern doch erhoffen. So tut der Verlag ganz Recht daran, die Versuche der Eifrigen zu belohnen und sich nicht weiter darum zu kümmern, ob sie denn auch etwas besagen in ihrem Sagen. Mit ordentlich Reklame geht es schon.
Und was haben sie denn bis auf Walser schon Schlimmes getan?
Aus einem rasch und gewaltig aufgeblasenen Ruhm heraus haben sie versucht, den Applaus zu halten und zu vervielfachen, an das beständigere Lob für im Leben stehende und schreibende Dichter heran zu kommen. Und als dies nicht gelang: ich wette die Zahl der Intellektuellen, die glauben, sich den neuesten Handke, Strauß pp halt kaufen zu müssen ist erheblich unter lohnende Massen geschrumpft. Als dies also nicht gelang, blieb nichts als der beleidigte Rückzug verlassener Führer, zu wenig beachteter Kinder auf die Wiederholung der längst Masche gewordenen frappierenden Methode des ersten Erfolgs.
Man ist nicht faul. Das Einüben seriöser und poetischer Haltung, das  Pflegen der Geschäftsbeziehungen und das Spreizen des Pfauenrads, vor allem das Polieren der ausgegilbten Plastikausdrücke von Sprache erfordert Disziplin und Zuverlässigkeit wie jeder andere Brot- oder Sektberuf.
Aber das Leben, die Lust daran und die Sehnsucht danach sträuben ein. Spinnenfäden der Unlust weinen sich um jedes Wort, das einmal springen und singen wollte. Schicksal des zum Erfolg gekommenen Narziß. Ein bedauernswertes Obdachlos.
Er liegt nicht unter der Brücke? Er bettelt nicht um einen Euro?
Was ist der Unterschied?
Es tanzt die ganze verlorene Sehnsucht nach Beachtung um ihn herum, in der Hoffnung, etwas von dem heuchlerischen Beifall zurück zu bekommen. In Euro.
*
Nun bin ich selbst abgeschweift, habe mich und die Welt verloren. Auch ich bin fern den Menschen. Sehne mich nach ihnen, scheue zurück. Das dürfte bei allen der Fall sein, die für ihr Handwerk Abstand zum Betrachten benötigen und Zeit zum Gedanken sammeln und zu geben.
Aber ich sehne mich noch. Das bringt Pathos und Tränen in die Geschichte. Und das ist es, was das Ich - Ich des Unverbindlichen nicht hören will. Ernst und Trauer,  das Lachen und das Lächerliche.
***
Dies war die letzte Seniorenwut des Winters. Unter Frühling und Sommer bitte ich, die Subjekte, Objekte meines Ärgers freundlicher zu betrachten.
*
Ich gehe hinaus in den 68. Frühling meines Lebens.
Ich sehe wie Menschen von den Geschossen von Haß verrückter Nationalisten getroffen werden, in der Sniper Alley Sarajevos, gerettet von unbekannten Nachbarn. 
Ich höre von wirklicher Hilfe, von Vertrauen, Sorge, Freundschaft aus dem Nichts. Der Tod auf Anordnung des irren Mladic, die Geburt einer neuen Republik unter dem Bersten von Granaten. Während ein Dichter aus Suhrkamp in Erdbeerbildern duftet.
Der Osterhase im Minenfeld. Da geht Christus und ruft: "Warum hast Du mich verlassen?!" Und die Uno wäscht ihren Panzer  weiß und weißer in Unschuld.
*
Ich will wieder Bienen summen hören um Blüten und Marmelade. Ich will den Duft von regenfeuchter Erde und lang anhaltende Gespräche unter Nachbarinnen. Das bedeutsame Schweigen aus dem gedankenlosen Tun der Männer, das Geschrei von Kindern und das Drängeln an der  Kasse des Discounters.
Und nachdenken über Dich, träumen: wie war das noch?

3.4.18

Akkorde des Alters

Man kann es auch so verstehen:

Die Dur-Saiten, hell und gespannt, sind im Lauf der Jahre gerissen.

Nun begleite ich den Frühling in moll-Akkorden.

Es klingt mir sogar schöner.

24.3.18

Worte des Grunch

http://spielwiese-dada.blogspot.de

Eine Tonfallstudie

19.3.18

Bischof Watschn 2004 - Hinweis

http://ausmeinemarchiv.blogspot.de/2018/03/bischof-watschn-aus-2004.html

5.3.18

Erster Tag 2018



Einen Vogel malen
Das Gelb der Sonne für den  Bauch. Von oben sei Grau. Ein rosa Strich vom Schnabel aus und der Rest des Schnabels schwarz.
Ein dunkelgrüner feiner Strich zeichnet auf Dir den welligen Flug an der Hecke nach. Zwei, drei hellere Punkte reflektieren das Licht vom Rand der metallenen Vase. Im Spiegel deines Auges erkenne ich den Grabstein.
Und allüberall bricht der Gesang des Frühlings aus den von Vögeln umflogenen Zweigen herab.
Die ersten Bienen in den Weidenkätzchen unter Dir.
Fliege in den Garten Erinnerung!
*
Meisen aus entlaubten Zweigen flüchten unter das bläuliche Grün der Kiefernadeln. Auf dem orangeroten geraden Stamm liegt der gebogene Schatten des Nachbarbaums. Ich gehe ins Wunder. 
Die Risse im dunkelgrauen Asphalt, die schräg stehenden weiß-grauen Platten, die tausend feinen weißen Blüten im Gras.
Auf allem liegt der Frieden aus warmen Sonnenstrahlen.
Ich erinnere mich. Du im Kinderwagen, wir gemeinsam durch ausbrechendes Grün. Wie Du wohl die Welt einmal erleben würdest? Ich wollte Dir all die Schönheiten zeigen, die Du längst sahst und fühltest. So sollte es bleiben. Aber es war doch! 
Ein Mann, eine Frau, ein Mann mit Hund gehen vorbei. Zwischen Häusern, Bäumen, Straßen breitet sich ein Märchen aus. Es ist wie "es war einmal".
4.3.18 Klaus Wachowski