Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

30.8.23

Karl Kraus im Bücherschrank

Der Bücherschrank ist das letzte Lachen der untergehenden lesenden Gemeinschaft.

Karl Kraus verdanke ich Klarheit der Gedanken in ausfließenden Zeiten.

 Der "Verrat" der 68er an das Familienleben und eine ins Romanhafte verschwindende Literatur hatten mich die Orientierung verlieren lassen. 

Karl Kraus, der im Übergang der Deutschen in die erste Republik, in rauschhaften Zeiten, dem Individuum und der klaren Sprache ein treuer Begleiter blieb, half auch nach 68 und später selbst nach 89, dem Jahr des Zusammenbruchs meiner persönlich prägenden Ideologie.

Heute habe ich die Gesamtausgabe in den Bücherschrank gegeben. Schon hat ihn jemand mitgenommen. Es lohnt. 

Danke für gute Begleitung auf meinem Weg ins Eigene! Jetzt ist die Zeit der Erinnerung und des Vergessens angebrochen.

 

30.8.23

18.8.23

Der gesunde Körper

 Vom Sport- und Heilungs- Guru nahegelegt:

Auf einen gesunden Tod hin leben. 

Kurz: Anleitung zum gesunden Sterben.


Im Vorbeigehen höre ich einen sagen: " Der 3. Weltkrieg auf einem deutschen Bierdeckel!" Ich denke: " oder auf einem russischen Zarenzipfel..."

Privatpatient: der Golfplatz unter den Kassenleistungen. Er hilft nicht vor Alterung. Auch im Vip erwachst Du eines Tages als Frosch, den eine Prinzessin aus Ekel an die Wand wirft.

14.8.23

Der Teemeister aus dem off

"Jener Weg war nur mein Weg. Du durftest ihn nicht gehen."

»Warum denn nicht?«

"Es war der Weg des Teemeisters R. Jeder Teemensch geht seinen eigenen Weg. Meister J, Herr S und dein Freund, der gute T, sie alle haben ihren eigenen Weg. Ich weiß nicht, ob er gut ist oder schlecht, aber ich, Rikyu, habe in dieser kriegerischen Zeit jenen kalten, kahlen, steinigen Weg gewählt."

"Wohin führt dieser Weg, Meister?"

"Er ist endlos. Doch wenn eine Zeit ohne Krieg kommt, wird ihn wahrscheinlich niemand mehr gehen. Aber da er allein Rikyus Weg ist, kann er ruhig mit ihm verschwinden."

Aus "Der Tod des Teemeisters" von Yasushi Inoe 1981 suhrkamp
                                  *
Mein Freund bleibt auf der Bank sitzen. Auch er ist eigenen Weg gegangen. Auch er hatte einen unmöglichen Herrn. Auch er ist über 70. Er sieht auf ein Foto der Stadt X am Schwarzen Meer. Die Armenier sollten damals ausnahmslos vernichtet werden. Das vergisst er nicht. Aber jetzt ist es auch wieder der Ort des Ursprungs, von wo Erinnerung und Wehmut fließen. Er lebt in der Welt des neuen Versprechens und der besseren Erinnerungen.

Mögen die Zeiten von Unrecht und  Verfolgung sich wieder am Horizont zeigen. Seine Angehörigen und Freunde und die Angehörigen der Freunde werden die Welt des Schwarms weiter in ihrem Herzen tragen. Und kein Zweifel: sie wird, wenn nicht bleiben, so doch wiederkomm-en - und eigene Wege offen halten. 

13.8.23

La Rochefoucauld

 

La Rochefoucauld, Maximen und Reflexionen

 

Wie ich sehe, fühlte auch Goethe sich bemüßigt. Ich bin zu alt, mir den Oberlehrer noch einmal zu Gemüte zu führen. Aber den Nachdenker, dessen Interesse zum Selbstdenken verführt, gebe ich jetzt zum öffentlichen Bücherschrank, nicht ohne fünf der Reflexionen noch einmal sachgerechten Beifall zu spenden.-

 

·       Nr. 271: Jugend ist unaufhörliche Besoffenheit, Entwicklungsfieber der Vernunft. (Durch Forschung bestätigt, was zur Frage führt: kann man ihr Regierung anvertrauen?)

·       Nr.149: Lob ablehnen, heißt nochmal gelobt werden wollen.

·       Nr. 39: Eigennutz spricht alle Sprachen, selbst die der Uneigennützigkeit.

·       Nr.192: Wenn die Laster uns verlassen, schmeicheln wir uns, wir hätten das getan.

·       Nr. 45: Die Launen des Gefühls sind schlimmer als die des Schicksals

 

ü  Reflexion 504 über die Heuchelei der Todesverachtung

 

Mich frappiert der Vergleich des Muts gegen den Tod mit der Situation von Personen, die im Feld beschossen werden:

 

Die Hecke erscheint ihnen aus der Entfernung als geeignete Deckung. Beim Nähern zeigt sich der Mut aber als Folge von Selbsttäuschung....

 

Die Verachtung der besonders Verehrten für den Tod ist nach R so von der Hoffnung auf Nachruhm getrübt, die Missachtung des Todes bei den Missachteten habe solchen Aufwand nicht nötig: ihnen genüge es, auch da nicht so genau hinzuschauen.

 

Die Veröffentlichung erfolgte mit 65, er starb zwei Jahre später 1680.

 

Das Buch geht in den Schrank. Viel Spass beim Selbstdenken!

 

Der Schriftsteller X ist tot. Gegen den Schluss hin, machte er noch ziemlich Wesen um Unsterblichkeit. Wir sehen das Verkohlen seines Ruhms unter dem Ehrgeiz derer, die besonders von Verehrung glühen. Man erinnert sich allgemein wohl noch an ein gewisses literarisch geschwätzigen Na-Ja.

 

Aber möge ihm das Andenken der Angehörigen bleiben! Das scheint mir von längerer Dauer, weil mit weiterer zeitlicher Entfernung sich die Ruhmsucht von Nachkommen einen Mythos strickt.

 

*

 

Früher war Geschirrspülen eine lästige Angelegenheit, die mich in meinen wichtigen Plänen und Gedanken störte. Heute, wo die Zeit nicht mehr treibt, gerade weil sie kürzer und die Vergangenheit länger als die Zukunft ist - Gedächtnislücken stellen das Gleichgewicht wieder her -, heute schaue ich mir bei der Gelegenheit an, was ich tue, folge neuen und alten Gedanken vor allem aus Erinnerungen. Ich hole eine, zwei, drei, sechs Gabeln aus dem Besteckkorb, fühle die Festigkeit und Restwärme des Metalls. Wie klang das Klappern der Löffel den jüngeren Ohren? Die Geräusche der Kinder, noch früher der Mutter?

 

Ich sehe zum Fenster unserer verschiedenen Küchen hinaus: rechts das schräge grüne Dreieck zum gefürchteten Nachbarn, die graue Wand des Nebenhauses in Neustadt (nur eine Person könnte mich berichtigen), das einzige Fenster auf die Straße zum Festplatz in Alzey, das Brummen der Heizung, den Ölgeruch, und der fensterlose Blick auf die Küchenwand im Neubau, der Blick auf den Garagenhof der persönlicheren Wohnung , der auf die putzigen Nachbarhäuser im Neubauviertel unten, dahinter die geahnten Hügel Rheinhessens, und jetzt über die Rasenfläche zu den anderen Alterssitzen.

 

Natürlich hat das Leben wie einen Anfang und die Freiheit dazwischen auch ein Ende. Noch sind wir in der Freiheit, mag sie auch enger werden. Noch ist, was einst gewesen sein wird.

 

"Tod, wo ist Dein Stachel?" Weiß der Teufel! Noch merke ich nichts. Die Hecke scheint sicher. Und hundert Spatzen pfeifen ein verlockendes Lied.

 

Kurz: Löffelchen ins Fach, Schublade zu und hinein in den nächsten Morgen. Es dauert…

 

Es ist mit dem Tod wie mit der Beihilfe: er lässt auf sich warten. Vorteil: Offline. Man muss nichts mehr nachreichen.

13.08.2023 Klaus Wachowski

5.8.23

gelöscht aus 2013

Gelöscht aus 2013


Diva Oblast Edessa

Kevin hat Angst

Reha vital

Aus Tag uns Traum 2012 -Buchhinweis

Am schwattn Schnurk

Der rote Dentron am schwattn Schnurk


Zieht sich ungeheuren Sonnenschein und Regen rein.

Es wird Vogelfrüh-ling und lang

im zen-Gebüsch.

Komm, laß uns leben. 28.1.2023

1.2.

Wow! Von einem auf den anderen Tag!

 

Der Winter schlägt noch um sich. Wer will seinem Todeskampf zusehen? Es war schön, soweit die Kerzen brannten. Jetzt werden sie gelöscht und im schwarzen Müll entsorgt. Weg mit den Aufräumungsarbeiten Auf angefachten Erinnerungen jubelt das Herz der Zukunft zu.

Zum Beispiel im Keller noch letzte Marmeladen. Ich sehe in die Knospen der Zweige. Der alte Zweig, vor Jahren gefunden, geschmückt mit bunten Papierblumen, frühlingshaft bewährt.

Zum Beispiel im Keller die Leiter. Ich hole sie hoch. Jubel: ich kann noch Treppen und Leiter. Die Sterne von schöner Weihnachtshoffnung werden ein- Blüten für die Lampe ausgepackt. Als sängen schon aufgeregt die Meisen.

Lass das Radio weiter zwitschern, so lange die Vögel sich noch vor der Kälte ducken. Weg mit dem süßen Märchen Avatar! Her mit dem Blick in wolkige, lichtdurchbrochene Himmel - unter Baumkronen hervor.

zen-DADA

Herr Dr. Warnix, ein Könner und Kerl, der sich in den letzten Jahren leider zum Querdenker, Penner und Punk hinab gepöbelt hat, weiss schon noch etwas zu sagen. Ist da nicht die Sache mit dem zen?(aus Geschichte des zen-Bhuddismus, Dumoulin):

"Recht verstanden ist die Meditationsweise Bodhidarmas die Umsetzung der Mahayana- Lehre der Weisheitssutren (Prajnaparamita) des Vimalakirti-Sutra und des Traktates des Seng-chao in der Praxis. Diese Traditionslinie führt zum klassischen chinesischen zen der Schulen des Ma-tsu und des Shin- t'ou." 

Smirc kommt das bekannt vor: "Verdanken wir das nicht dem >Geworfen-Sein< des schwäbischen Seins-Existentialisten Schmocker von der Kuckucksuhr? Oder war das der Karlsruher Oniritt, Wachheitserzeuger, Menschenzüchter und Multinker Sloterdijk vom Tiefsinn, der sich Begriffe kiffend nach Berlin gemacht hat?

Totentanz im Trudenforst von Weisheitspodologen. Sind Jesu Worte denn alle von Philofexen geklont?! Dr. Smirc fragt seinen Freund Dr. Warnix, Lustdespot und angeschlagener Begriff, nach dem Sinn.