Karlsruher Lüpperzen.
Schau: Karlsruher Knolle statt Gummer von Alzey. Handverlesene
Ewigkeit im Tunnel.
Der alte Mann hat die Beziehungen nochmal ausgeworfen und einen Millionenfisch an Land gezogen, bzw. aus der Dankbarkeit seiner Stadt. Knollenkörper und Kartoffelgesichter. Warum nicht? Wer, der nicht Konkurrent ist, wird es ihm verübeln? Die anderen vom großen Spruch, etwa Handke und Sloterdijk haben auch nochmal abgesahnt, bevor sie in die wohlverdiente Ewigkeit des allmählichen Vergessens entlassen wurden. Dem einen wurde der Mund mit den Nobelpreis gestopft, der andere erhielt eine Talkshow für große Sprüche. Der noch ältere Walser muß nun mit den Erzverehrer Scheck vorlieb nehmen. Der Gang der Dinge macht auch vor den Trögen nicht halt.
Die letzten großen Worte der Empörung über die Empörung der ungerecht vernachlässigten Groß- und Kleinkünstler zeigten mir, was unsere Generationen unterscheidet (Ich bin 10 Jahre jünger): Die Intellektuellen der Nach-Nachkriegszeit hatten einen erbitterten Konkurrenzkampf um kleinere Töpfe und geizigere Köpfe zu führen. Und da die Person erst in den nachfolgenden 68ern zum Durchbruch gelangte, mußten jene sich noch um Auffälligkeit und narzißtischen Geniekult bemühen, wenn sie zu etwas kommen wollten. Im Ausland war es nicht anders: der Geckenbart des Dali hat heute schon die Bekanntheit seiner Werke überholt. Die polnischen Künstler jener Zeit sind mir noch als düstere Spiegelbilder des James Dean in ebenso dunkler Erinnerung. Aber auch in der Provinz zeigte sich Genie: Ich denke an den armen Ruzicka von Alzey-Weinheim, tanzend im Bubu und schwadronierend, herrlich schwadronierend. Es war das Erkennungszeichen einer vorrepublikanischen Generation von Künstlern. Eigentlich ganz okay im Kampf jedes gegen jeden. Das lange Haar der Freiheit wollte dieser Generation nicht wachsen. Also gewaltige Sprüche, Stock, Hut und Ziegenbart, seltsame und still vorbereitete Projekte der Publikumsverwirrung in Böllern der Reklame.
Okay: wir
hatten unsere eigenen Strategien und sind wohl auch schon abgesägt. Und während
wir über jene lachen, purzeln wir über die gelben Säcke eigener Wichtigkeit. Insofern
könnte ich diesen Text beenden. Aber die Mühen eines gedankenreichen Tages
wollen auch niedergelegt werden:
Von der anderen Seite
Hier meine Überlegungen vor diesen abgeklärten Einsichten, die noch etwas von Selbstwichtigkeit angekränkelt sind und daher gerne gegenüber Absatz 1 nach der Lektüre vergessen werden mögen.
Kunst kommt von Gunst. Käme sie von Wollen…
Gegen diese Einsicht kämpfte ich lange Jahrzehnte und hoffe, nun davon los zu sein.
Auch Narzissmus kann mal Kunst, ist aber auch kein Qualitätsmerkmal, sondern lediglich unschöne Haltung. Dalis Bartspitzen haben eine Menge seiner Kunst überdauert. Von Handke werden Srebrenica und ein "Wie?" von Nobelpreis bleiben. Hält der Ruhm beim Malerfürsten länger als das daraus gezogene Vermögen?
Bewegt mich etwas an dem Werk in der so genannten U-Bahn? Die Stadt ist schließlich stolz, sich so etwas leisten zu können. Die „Gummer von Alzey“ war auch kein Fanal (braucht es so etwas?). Und die Genesis vom groben Ein- und Ausdruck reißt schon am ersten Tag der Erleuchtung keine Reisenden vom Bahnsteig. Auch mich nicht.
Einweihung, nicht Vernissage.- Gewaltig scheint das VIP-Gefühl nicht zu sein, wenn aus dem Publikum als höchste Nummer Putin-Flopper Schröder in die Kamera schaut. Ist es unter ihm nicht erst richtig losgegangen mit Bahn kaputt? -Das Zockerbild vom Großkünstler für den Hartzer, hing es im Kanzleramt oder in einer Gazprom-Datsche?- Wer weiß Genesis?
Nicht der Verehrte, die Verehrung ist das Bittere, ein Menschheitsdrang, dessen Sinn sich mir ebenso wenig erschließen will wie der der angebotenen Kunstproduktion. Schunkeln im VIP der Gegenwart, hinab ins Murmeln des Vergessens. Und schließlich: Was kostet das Ding überhaupt? Hat auch Gazprom gesponsert?
Lüpertz oder Ossie Osborne, was ragt länger aus den Dünen der Ewigkeit, und kommt es für einen von ihnen oder mich darauf an? Genesis-Reklame für selbstverzapften Mythos wird nicht helfen. Das klingt eher nach Hoffnung auf einen Hype von Urknall in frommen Köpfen.
Nun: Wo Verehrung sich duckt, sei der Gerechtigkeit wegen auch der Gehässigkeit Tribut gezahlt: man lese nach im Spiegel "Trunken, begeistert" vom 26.8. 1973. Dithyrambisches vom Hinauflanger und, wenn gewollt, in meinen Blog Karlsruhe seltsam: (https://karlsruheseltsam.blogspot.com/2021/12/schau-mal-der-lupertz.html?m=1)
Die Betrachtung zeigt etwas in der Formgestaltung von Erbrochenem. Farbentzogen übertüncht wie Handkes Auswolken des Erlebens. Aber der hat den Nobelpreis umsonst, Lüpertz ist lt Kunstverein 2022 seine Tonkacheln für eine Million losgeworden.
Bröckelnde Fantasy-Welten verlorener Mythenmetze in dramatischen Grobheiten vergangener Epochen. Es kann alles sagen, berührt mich nicht. Und es ist auch nicht gerade Königsberger Edelmarzipan.
Aus dem hellsichtigen Artikel des Spiegel von vor 50 Jahren:
"Inzwischen ist der Maler in eine ruhigere, dich ihm nicht minder angemessene Lebensepoche eingetreten. Er verdient jetzt mit Malen einen ausreichenden Lebensunterhalt, sitzt im Vorstand des Deutschen Künstlerbundes und übernimmt demnächst eine Gastdozentur (in Karlsruhe). ...
Fast scheint wahr zu werden, was Lüpertz, fatal dithyrambisch, für seine Baden-Badener Festschrift gedichtet hat: "Es geht kein Weg vorbei, es gibt kein Mittel gegen mich.""
Und nun zurück zu Absatz 1. Die Ewigkeit lassen wir mal auf dithyrambischer Demenz.
Kritisiert lt Tagesschau:
"An dem Kunstprojekt hatte es im Vorfeld vielfache Kritik gegeben. Einer der Vorwürfe: Eine Privatinitiative mit wohlhabenden Spendern sollte nicht darüber entscheiden können, welche Kunst im öffentlichen Raum gezeigt wird. "
Die Republik hat nichts davon. Peter Weigel hätte da wohl recht.
P.S. Andere Erfahrungen: Aber wie anders Haltung, also Stil, des gewiss ebenso narzisstischen Franz Ruzicka in Alzey. Wenn er sich über die Spießer erhob, war da Suche nach Würde der Person. Hier erhebt sich ein VIP-Künstler über seine Mitbürger, die seine Nachbar*innen sein könnten.
Und was für ein anderer Förderer als Kanzler Hartz der Kunst war Ruzickas Freund, Walter Zuber, Bürgermeister von Alzey und späterer Innenminister. Er blieb der SPD treu.
28.04.2023 Klaus Wachowski
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