Von alt
Eine
schwarze schwebende Fliege an der Blüte des Engelsgrases. Zigarettenschachtel
und Bierflasche habe ich entsorgt. Für Dich war es sicher okay, daß da ein
Einsamer rauchte und trank.
Ich hatte
heute nacht eine Szene Albtraum.
Oben im Wandschrank
- er hatte ihn selbst mit Regalbrettern ausgestattet und war stolz darauf
gewesen - stand der gusseiserne Bratentopf. Er fragte sich, vor wieviel Jahren
er wohl zum letzten Mal genutzt worden war und wollte - warum wusste er selbst
nicht - noch einmal hinein schauen. Seltsame Verschrobenheiten am Ende des
Wegs! Noch einmal schaute er nach hinten zur Kellertreppe.
Zwei
Bienen besuchen Deine Blumen. Sie kriechen in das volle süße Leben, während in
den Baumspitzen Vögel auf sie warten. Sie zwitschern in den schönen Morgen. Die
gelben Blüten des Unkrautes habe übrigens ich in die Vase gestellt. Auch Du
weinst.
Er greift
nach dem Topf. Das Regalbrett kippt, der Hocker wackelt. Er stürzt und ich
wache auf.
Du
möchtest jetzt wieder allein sein und frei. Ja, Du freust Dich über Besuch.
Aber dann möchtest Du allein feiern und trauern. Wenn der Freiheit genug ist,
wirst Du zu warten beginnen. Die Ewigkeit umarmt auch uns.
Einige
Wichtigkeiten haben sich verloren, einige sind wieder aufgetaucht. Das Unbekannt
dreht seine Runden und kommt immer öfter vorbei. Jetzt sehe ich einen großen,
prächtigen Baum im Blau. Jetzt eine zerquetschte Biene auf den Weg.
Die
Erinnerungen an die Kindheit, die mich lange begleitet haben, verblassen. An
manchen Tagen funkeln einige noch aus der Zukunft herüber. Das Schöne: es gibt
es noch. An Deiner Seite und auch manchmal im Alleinsein.
Ich habe
mein Stöckchen weggeworfen. In jedem Jahr habe ich von einem Baum oder Strauch
aus unserem Garten ein Stück Zweig abgeschnitten, geglättet und in die Tasche
zu den Schlüsseln gesteckt. Das hatte ich in meinen 40ern begonnen, als ich
mich als etwas, das auch mir gehört, entdeckt hatte. Will ich es nicht mehr
haben oder brauche ich es nicht mehr? Mein Herz treibt im Nebel. Die
Fragezeichen, die einst Löcher in den bleiernen Himmel geschossen hatten,
liegen nun selbst schwer auf mir. Das Wasser schmeckt nach Kalklöser, der Wein
ermüdet.
Hat die
Provinz mich ausgespuckt oder habe ich sie von mir geworfen? Das Wort
"ehrlich gesagt" ist in aller Munde. Vermutlich ist es eine Reaktion
auf "Alles gut.." . Ein ebenso frecher Eingriff in die Autonomie.
Ehrlich gesagt: Die Feigheit vor dem Hinaufgelangten kann mir gestohlen
bleiben. Kazue (aus dem Roman "Die Geschichte einer gewissen Frau"
von Uno Chiyo) spricht mir aus dem Herzen. Ich zeigte nicht besonderen Mut.
Mein Vertrauen auf die Menschen kann man ebensogut als einen angeborenen Mangel
an Vorsicht begreifen. Beide Sorten von Menschen gehören wohl dazu, wenn Welt
schön und gut sein soll. Hier war Mut vor der Attitüde nötig! Aber da war von
Feigheit zu viel! -Vanitas.
Heidegger
liegt auf meinem Schreibtisch. Wozu will ich noch beweisen, daß moralische
Lumperei auch an intellektuellen Mängeln erkannt werden kann? Die lächerliche
Sprache des Narzißten als Indikator eines geschrumpften Herzens?
Ich lege
immer noch Zettel mit meinen Texten aus. Monolog in eine virtuelle Landschaft
von Kind gebliebenen Seelen hinaus. Aber eben Monolog. Nicht einmal ein
verlogenes Echo tönt aus dem Dunkel zurück.
Vor den Erinnerungen,
die aus diesen Blüten summen verstummt das Murren und Knurren eines lustlosen
Wollens. Die Bienen summen, die Vögel zwitschern vor Erwartung eines opulenten
Mahls.
Steh auf!
Geh Deinen Schritt und summe mit Deinem Brummbass ein paar Strophen Sonne mit. Auch
für mich.-
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