Ich trage das Geschirr in die Küche. Ich sehe die Wand über der Spüle. Ich drehe den Kopf zum Fenster, sehe Regenwolken. Der Eierbecher zerschellt auf dem Boden. Ich habe nicht gespürt, wie er aus der Hand glitt.
Laß das Licht herein, schieße die Pfeile der Vogelstimmen durch die Regenfäden!
Was da zerbricht, ist nicht das Leben noch ein anderer besonderer
Wert. Ich verliere wirkliche, körperliche Kraft, während ich noch einen
gewissen Anteil wirklicher Macht, Einfluß ausübe.
Der leichte Schmerz des Noch-nicht der Jugend, der wie der
Stich einer Rose den ganzen Körper ergreifen kann, teilt seine Herrschaft nun
schon lange mit dem des Nicht-mehr. Jetzt ist das Alter in mir, mit all seinen
Brechungen und Brüchen. Es hat auch etwas von einem befreienden
"Endlich!" Die Blüten schließen sich, schützen sich unter dem Regen.
Unter dem Regen - wachsend.
Ich fege die Reste zusammen. Es war einmal, es ist nicht einmal
ein Märchen.
Ein Staubkorn oder eine Galaxis stürzt in eine Sonne.
Während es Materie an sich zieht, verliert es
Materie. Ich höre den Lärm, mit dem der Eierbecher zerschellt. Ich höre
nicht, ich spüre nicht wie die Kraft geht. Was für ein Lärm, wenn Galaxien
ineinander stürzen. Welche Stille beim Sterben der Kraft!
Der Lärm erinnert mich: ich bin! Plötzlicher Tag. Die Stille
nimmt mich mit in die Zeit. Sie formt ein Wort aus der Tiefe. Ich rätsle, was
wohl der Sinn, die Welt dahinter ist. Sie rüttelt mich auf mit einem Schrei aus
brechendem Scherben.
Wie nun alles zurückkehrt!
Was wäre der Lärm ohne die Stille?
Was wäre das Wort ohne Dich?
Ich lasse Wasser ins Spülbecken. Goldene Reflexionen an der
Decke. Die Regentropfen blitzen unter der Sonne, im Regen-rauschen zwitschern
hundert Vögel. Dies scheint ein guter Tag zu werden. Nimm ihn in die Hand. Gib
gut Acht!
11.04.10 Klaus Wachowski
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