Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

21.2.23

Wie heißt das andere Wort für Alsheimer nochmal?

Mir fällt ein: 

Wenn man vergeßlich wird, sollte man nicht so viele Gedanken verlieren. 

15.2.23

Aus dem Steinbruch Schicksal

Und ich blätterte:

Bara Kohlmann führt uns durch die Schicksale der 50er Jahre, Nakazawa Kei lässt uns die Pfirsiche der 80er betrachten. Schön und gefährlich waren auch diese Zeiten und Räume. Liebe,  das war was!

"Sie sind aber liebenswürdig", sagt man öfter zu jungen Schriftstellern und alten Nobelpreisträgern ohne an Srebrenitza zu denken. Wie aufrichtig sich nacheilende Erfolgskritiker*innen doch freuen, berühmte gerühmte kennenzulernen!

"Hört, hört! " ruft das Labsal bekosteter Seele. Aus solchem Munde Lob zu hören! Wie oft ist es ein Maul!

Im Handumdrehen hat man die Flasche zur Hand und schenkt ein. Man trinkt einander zu, unterhält sich angeregt und fährt zurück in die Stasi - Datsche Komsomolz. Da gibt es dann wunderbar begeisterte Blicke, Spaziergänge und Candle-light-dinner mit Mütterchen Russland.

Unter uns: Die Frage bleibt: "Wann können wir uns treffen? " Es wird warm im Gefühl...

14.2.23

Zwischenspiel Nicola Förg: Ob das der Watzmann war, das wussten die Damen nicht. Ein kleiner blauer Wagen fuhr vor, und eine Frau um die vierzig stieg aus. Frau Hallöchen oder Mutti Dauerwelle? Doro war ja eher von der Post, hörte nur immer "Rabatte, Rabatte!" Für so viel Geld musste sie lange stricken.

Ob der komatöse Bestatter Feinde hatte? Die Kreise des Lebens verlaufen ja in Bahnen. So güllte ein südländischer Typ zwar die Akten, war aber längst wieder draußen. Die Gefahr, am Tisch eines dicken Muttchens zu landen kam mit jedem vermasselten Bruch näher.

Nicht alle Köpfe sind bandagiert. Das Smartphone meldete sich mit der Erinnerung "Steuererklärung". Da fiel alles Liberale ab von ihm. Sein "Delphi" war bekanntlich die griechische Döner- Bude am Alex, mit Ouzo und so weiter.

Fliegen auch Leichen spazieren? Eine große Verantwortung. Denn Sargluft ist unerwünscht. Nicht jeder entstammt schließlich einer Metzger - Dynastie.

1:0, Alter! Waren wir nicht zusammen in der Grundschule?  Aber es muss Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, und wir anderen brauchen für uns nichts mehr zu hoffen.

12.2.23

Dolf

Was eir noch nicht wussten: der Verleger Holle ließ zu Lebzeiten zumindest zwei Herzen höher schlagen. Eins davon: das der zu Unrecht vergessenen Witwe Edith Felbing, reich und geborene Möbius. Als er sie höflich grüßte, neigte sie anmutig den Kopf.

Gnädiges Fräulein, könnten Sie sich dazu bereit erklären, dass wir noch ein Weilchen beisammen bleiben? Ich weiß ein hübsches kleines Café?

Dr. Smirc: "Das kann ich mir denken: der geht nicht zum Karstadt oder in die Badische Backstubb. Ich denk da mal an Zitronentörtchen oder den Kakaosommelier aus Frettingen. Erste Sahne! Na, sie ist ja erwachsen. " Tomoko riecht an den Pfirsichen, deren Haut im Wasser wie Quecksilber schimmert.

Da war namenloses Leid in Ediths Augen, denn sie war verlobt mit Quirin Felbing. Warm ruhte dieser andere Blick auf ihrem Gesicht, das man in früheren Zeiten Antlitz einer Fürstin genannt hätte. Er schämte sich irgendwie fremd. Leben Sie wohl, Herr Dr. Holle.

Handkuss und ab.

Also war es auch. Eine Stunde später war sie Quirins Frau.
"So--? Wirklich --? Ich weiß, was ich weiß!" Die neidische geprellte Erbnichte. Wer kann schon etwas sagen, bevor Dr. Olmütz ihn untersucht hat? Der Name klang nach Ostpreußen. Umständlich zündete er sich ein Zigarro an. 

12.2.23

Wohl gehütete Pfirsiche

Die Erzählung ist von Nakazawa Kei um 1990 veröffentlicht. 

Nach einigen Seiten in der japanischen Erzählung betrachte ich die Reste des Blumenstraußes in der kleinen Vase wie ein Gemälde.

Sehr gut gefallen mir die mit suchender Genauigkeit geschriebenen Sätze japanischer Literatur. Manchmal muß ich lachen über die ungewöhnlichen Metaphern, wenn etwa ein Orgasmus als etwas von bestimmter geschmacklicher Süßigkeit beschrieben wird. Und die Verhältnisse zwischen Mann und Frau sind auch in der neuen Literatur von irgendwie ausgeblichenem Fühlen. Traurigkeit aus tiefer Einsamkeit. Wohl, wo die Person sich von der Gesellschaft entfernt. Das gibt es ja auch hier. Ergebnis der französischen und englisch/amerikanischen Revolution, in Deutschland usw. der Reformation und Aufklärung. In Japan scheint dies noch Sache weniger Intellektueller zu sein. 
Die 70er haben dort wohl auch mehr in die Gesellschaft gewirkt. Aber in dieser Erzählung weht noch der Duft verwesender Kirschblüte. 

Aber verstehen wir nicht einander, wo Einsamkeit Einsamkeit trifft, während in den düsteren Räumen der Diktaturen Lust und Liebe von Metzgerschürzen der Faschismusromantik in Sauerkraut und Fleischkäs geknetet werden?