Alt oder Rechts, Links oder Jung?!
Aus der taz-Diskussion über Maron
„Ebertus2“ taz 21. Okt 2020 („Kommunard*in)
"Habe von Monika Maron noch kein Werk gelesen, bin dennoch dem nun auch hier getriggerten Streisand-Effekt erlegen. Wenn erst die SZ, dann die ZEIT und jetzt die taz beinahe unisono klingende Verteidigungsschriften für den Fischer-Verlag verfassen, dann musste ich mir gerade mal diese inkriminierten Essays aus drei Jahrzehnten vom EXIL-Verlag bestellen.
Interessant wäre zu erfahren, ob Maron die Sammlung zuerst dem Fischer-Verlag angeboten hat; und der ihn nicht wollte."
Wieso wäre das interessant? Ist doch stark anzunehmen! Muss man auch das noch wissen? Ob es nun die Verkaufszahlen waren oder das Anschmiegen bei der rechten Konkurrenz, was macht den Unterschied? Bei den Verkaufsschlagern Walser (Ranicki-Beleidigung) und Handke (Milosevike) wäre der ein angezeigter Hinauswurf so leicht nicht möglich gewesen!
Sie hat ja schon 2017 die übliche literarische Abschiedsfeier durch den Preis fürs Lebenswerk erhalten (Wikipedia), nachdem sechs Jahre mau war. Sie hatte wohl den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden (zu viel fauler Ruhm zuvor?). Nicht schön vom Verein. Eine traurige Sache für das Selbstbewusstsein, was nicht nur in D irgendwie naturgemäß auf die Seite enttäuschter Überschätzter wie Sarrazin treibt. Eine Art literarisches Trump-Gefühl, was aber auch Erfolg gebären kann.
Wer kannte sie?
Ob man sie nun kennenlernen muss?
Ein flotter Junge namens „Achterhoeker“ bringts gleich ganz hart:
"..... Tja, es gibt eben Literaten und Krächz-Sänger, die bis heute nicht gemerkt haben, dass sie nichts mehr zählen im Kulturbetrieb.
Am besten helfen diese überalterten Künstler bei der Gestaltung der "bunten Nachmittage" in ihrem Seniorenheim. Dort ist die Zeit stehen geblieben und sie gehen dem Alltagsmenschen unserer Zeit nicht mehr auf den Wecker."
Ein linker Alltagsmensch unserer Zeit, dem offensichtlich vor uns "Vulnerablen" graut. Bitte beantworte nicht meine Frage: "War ich auch so?!" Ich erinnere mich an „klamheimliches Lächeln“, das mich dann doch von Kommunard*innen weg trieb.
Wir haben es also mit drei Alten zu tun.
Mit der/m Kommunard*in Ebertus mit Zug zur Lautstärke,
mit einer ausgebooteten Literatin und
mit einem nicht zum Trog gekommenen Neider, also mir.
Ich brauche bei der Feier im Seniorenheim nicht mitzugestalten, war ich doch schon in viel früheren Jahren als diese jungen und alten Schimpfer von Pflasterstrand und Loft erfolglos. Mir genügt, mich etwas von M entfernt an die Wasserflasche zu setzen. Lang hin wird’s nicht mehr sein.
Auch jetzt verstehe ich nicht:
Freiheit gegen Verstand und Anstand reklamieren? Was ist der Mensch?
Was ist der Sinn? Dieses Dröhnen von Märtyrertum in der Menschenverachtung scheint mir mit der Freiheit eines Trump mehr zu tun zu haben als mit der eines Grundgesetzes. War nicht auch tänzelnder Übermensch Nietzsche etwas von der Art? „Krumme Gestalten, vom Wind gebissen.“
Gesuchte Metaphern, ereiferter Ruhm. Die gehässige Reaktion des Nationalismus eines untergehenden Adels mitsamt still-verbissenem Rassismus - etwa einer Droste- auf die globalisierende Klassik von Weltbürgern scheint sich in dem Gefühl deklassierter Führungsansprüche von heutigen Halbintellektuellen zu wiederholen, deren Volksnähe sich in besonderer Menschenferne ausdrückt. Da ist noch Sehnsucht nach Ruhm und Herrschaft über gequälten Applaus.
Hier fragte Schopenhauer umsonst: Was wird sein, wenn Du entdeckst, dass der Gipfel, auf den ein günstiger Wind dich geweht hat, von einer Nadelspitze Zustimmung getragen wird? Wie hoch der Ruhm, wie tief der Sturz, wenn die Selbsterkenntnis kommt!
Es wäre die Möglichkeit der Rückkehr von einem eingebildeten und eingeflüsterten Erfolg zum Ich. Walser geht ihn nicht, Handke…
Dem jungen Avantgarden von links, von der anders verlorenen Sehnsucht nach Herrschaft, sei gesagt: auch in den anders grauen Kneipen am anderen Rand der irren Hoffnung auf Eroberung von Macht trifft sich das Volk nicht. "Die Leute" mögen Dir mal zustimmen. Sie wollen aber nur eins: in Frieden leben. Sie erleichtern mir das betreute Leben, während die Wiederkäuer der guten alten Zeit, die wir verloren haben, nicht angenehmer sind als evangelikale Bekehrer oder Wut von rechts schnaubende ältere Damen und Herren.
So lange ich noch nicht ins Heim muß, wünsche ich mir, auch von einer Avantgarde verschont zu werden, der ich einst selbst nacheiferte. Auch die Gehässigkeit gegen Gehässigkeit zeigende Menschen ist – Gehässigkeit.
Der/dem alten Kommunard*in/en wünsche ich genußvolle Vertiefung in hohlen braunen Kram. Den kenne ich aus den patriotischen Schinken, die aus den Vorurteilen der Generation knirschten, die zu meiner Zeit alt war.
Erinnert mich an die bärtigen 48er, die zur Zeit des Karl Kraus die neuen Diktaturen nicht erkennen wollten. Sind die 68er und 89er nicht dort gelandet?
Manche, sogar in Verlagen, haben Mut, sei es auch nur im Verkauf. Immerhin! Oder sind sie nur jünger?
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