Diesen Text schrieb ich, als ich von einem Freund in der Art von Parteifreunden abgekanzelt wurde. Wie froh war ich dann doch, Beamter und nicht Funktionär zu sein!
Mein
Pony 15.6.1994
Mein
Du hatte sich in den Vorgarten von X verirrt.
Er
musste schwer an sich halten, nicht dienstlich zu werden. Mein Du kann von
Glück sagen: mein Sie wäre nicht so gut davon gekommen.
Es
kann das halt nicht: Freundschaft und Herrschaft unterscheiden, Person und
Amtsperson. Vertraut naiv den Vertraulichkeiten, redet zu Menschen wie von
Mensch zu Mensch. Verzweifelt versuche ich ihm beizubringen, sich vor Krawatten
zu trollen.
Es
ist ein naives Indianer-Du, das immer wieder auf die Sage vom weisen Vater in
Washington hereinfällt und mit der Kavallerie redet wie mit stolzen Kriegern.
Was hilft es, dass es Anstand und Würde kennt, wenn es keine Ahnung von den
Winkeln und Weihen der Uniform hat?
Aber
– ehrlich gesagt -: es soll weiter über Wiesen springen und die Vorgärten
meiner Freundschaften durcheinander bringen. Soll sich doch manche Freundschaft
als Beziehung entpuppen! -Lieber mal peinlich zurückschrecken als vor den
Säulen der Verantwortung erstarren. Die Bücklinge des alten Goethe sind nichts
für mich. Ich brauche keine Fürsten, sondern Freunde.
Ich
packe noch schnell meine freundlichen Grüße ein und bin dort nur noch
hochachtungsvoll. Aber mit Euch probier ich‘s weiter und lasse mein freies Du
frei springen.
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