Tracy Chapman: There is fiction in the room between. Versinke im Augenblick. - Aber verliere nicht den Verstand
2.12.22
Bürger Kunde 2007

1.12.22
Baumkronen

13.11.22
slow walk of an old man
Gang für den Frieden
(slow walk for peace)
Die Kaiserstraße lang. Langsam, die Kerze in der Hand. Dreißig sind angemeldet, es kommen zehn. Am Ende des Walks sind es doch mehr als fünfundzwanzig.
Die Lichter gehen an. Lampen, Schaufenster. Kinder tragen Laternen in den Martini. Es wird Nacht.
Stimmengewirr, Arme, Kunden, Verliebte, nach zehn Minuten eine wehmütige orientalische Weise aus einem Saxophon. Wie viele Straßen bin ich gegangen?
Was soll das heißen: Z?! Auf der Kerze die Zeichen A und O. Anfang und Ende.
Da sind Kunden und Käuferinnen. Auch für Deinen Frieden gehe ich.
Am Europacenter drehen wir um. Ob die Kerze auch in Deinem Gesicht aufscheint? Eine junge Frau mit schöner Stimme und kräftigem Mikrofon begleitet unseren Weg in einem Zug Sehnsucht. Es klingt wie Erinnerung.
Zum Ende: Dank des Einladenden. Keine Ursache: Ich habe zu danken. Eine kleine Strecke lang ging der Frieden auf der Straße. Nach Odessa oder Teheran, Mogadishu oder Sanaa. Aus meinem Dorf Kindheit in Deine Hoffnungsstadt.
… Wie kannst Du klagen, Du seist einsam?! Lass Dich durch die Straßen Londons führen… Streets of London von Ralph McTell 1973, (Ich war 22).

1.11.22
Die Wasserbüffelkuh
Der liebe Gott gibt den Waranen eine Büffelkuh aus. Der Verwesungsgeruch von der Entzündung dringt vor allem der Jugend wie ein warmes Süppchen in die Nase.
Die Büffel-Herde hat die Todkranke aus dem Wasserloch getrieben, weil die rot gelbe Stelle rund um den Schwanz stark riecht und die Erreger im Wasser verteilt. Die Herde könnte aussterben. Außerdem zieht die warme Mahlzeit Mengen von Waranen an, die auch mal einer noch kleinen Wasserbüffelin gefährlich werden könnten.
Nun ist sie hier in den Schlamm gesunken, in die Knie gebrochen, schwankender Kopf mutterseelenallein, von den Kindern schon vor Jahren vergessen, der Mann wieder mal irgendwo anders. Die jungen Warane schnappen zu, fluchtbereit.
Kann man dem Schwarm, der Herde böse sein? Wenn es Menschen wären, hätten sie vielleicht Vernunft, nach Auswegen für die Person zu suchen, oder sie kurzerhand in Betreuung oder korrekte Entsorgung zu schicken.
Gott selbst tut es sicher leid. Aber wie hätte er Evolution anders organisieren sollen?
Es bleibt an uns, zu Hilfe zu
eilen oder beizustehen, eventuell den erlösenden Schuss zu setzen, vor der
Qual, lebendig zerkaut zu werden. Und Mitleid zu zeigen, weil die Vernunft erst
ermöglicht, über Räume und Zeiten hinweg das Ich-noch-einmal im anderen
Lebewesen zu erkennen.
Der Alte von Leningrad hat eine andere Lösung. Er verwandelt sein Fühlen und das der Freunde in eines von Waranen und geht auf Vernichtung von Mensch und Kind aus.
Das wollen Schwarm
und Gott nun auch wieder nicht.

30.10.22
Am Baudenkmal
SWR Hitparade 22: Karl der Käfer Platz 84, Freiheit, Westernhagen 83, VfB Stuttgart 80
Wie alt ich bin…..
Am Baudenkmal
Wenn Du vor 250 Jahren von hier aus in den Himmel gesehen und das Blau ganz ohne Kondensstreifen bewundert hättest, wäre Dir durch das Stöhnen aus den Folterkellern, den Lärm der Maurer und Fuhrwerke und durch die Schmerzensschreie des durchgeprügelten Küchengesellen hindurch, vielleicht eine laute Stimme in die Betrachtung geplatzt:
"He! Hast Du nichts zu tun? Kein Bauernhof, kein Ruf in die Schreibstube? Melde Dich mal beim Schloss oder beim Schulzen! Der Fürst braucht Soldaten."
Aber, wenn
Du da schon stündest, wärst Du wohl reiches Söhnchen eines Einflussreichen auf
Schriftsteller- Karriere mit Mundart oder Heimat Im Neunzehnhunderter Schulbuch gewesen.
Tauschen mit dem oder dem Knechten?
Dann doch
lieber ruppiger Rentner mit Arztschulden und Kassenverweigerung.

20.10.22
Nada te turbe
Nada te turbe
Ich bin da
Die Welt ist daDer große dunkle Raum
Mit der Erinnerung an Dich.
I lost my grip and - You
Nun sagt und singt man es mir:
Nada te turbe!
Da ist der Raum.
21.10.2022

18.10.22
Letztes Buch, Schlusswort
Das ABC geht doch --> bis Z. Im Bahnhof läuft die Reihung aber Z-->A, wohl weil eben dort die Bahninfo liegt.
Meine Frage: "Bin ich schon auf dem Weg von der Gedankenstarre des Streß ins Vergessen?" Ich schreibe mein "letztes Buch".
Wer hat mit 70 noch ernst zu nehmende Bücher geschrieben? Die Didion (Blaue Stunden), Roth (Nemesis), vielleicht auch Goethe (Faust II - Regale schon ausgeräumt?) und co. Von Schwätzenden mit und ohne Nobelpreis ist nicht die Rede. Zur Hauptsache finde ich Notizen, Letztes und auch sonst nicht Beachtetes. Wer von über 70 liest noch "Wichtiges"?
Mein " letztes Buch" ist wie die anderen zuvor nur eine Sammlung meiner Tagestexte. Der "rote Faden" darin ist die Auseinandersetzung mit dem Alter, dem Nachlassen der Festigkeit, der verlorenen Wichtigkeit, dem Verlust. Nicht mehr Suche und Sehnsucht, mehr Vergewisserung und Wehmut.
Mancher, Manchem werden die Themen Tod und Ewigkeit zu pathetisch und zu düster sein. Sie sind so weder gefühlt noch gemeint. Da sind wohl hilfreichere und freudige Themen bei jüngeren Temperamenten angezeigt.
Wer sich aber -weniger gern als neugierig- hinaustastet in seine Realität, dem mag so mancher Text etwas vom eigenen Klang wiedergeben. "Der Tod als ein Spiegel" muss nicht den Versuch hindern, hinter ihn oder zur Seite zu schauen.
Weiß ich, was zu finden ist? Wüsste ich es, ich wäre längst vor Langeweile gestorben.
18.10.22 Klaus Wachowski
