Tracy Chapman: There is fiction in the room between. Versinke im Augenblick. - Aber verliere nicht den Verstand
26.2.24
Am Zaun

16.7.23
Dunkler Raum in der Erinnerung
Etwas abseits der Mitte SA-Führer und später hochgeehrter Verdienstkreuzer Göttnauer.
Vorne lächelt weise der Heimkehrer und frühere Justizangestellte, den nie jemand nach 33 bis 45 fragte. Und was macht Carlo Schmid da mit der Liste zu Tötender in Lille?
Aufgeregte Stimmen:"Keine Namen!"
Manchmal, bevor ich aus der Nacht auftauche, muss ich durch das dunkle Zimmer der 2. Generation.
16.7.23

9.1.23
Senior von der letzten Ölung
Da geht die Seele
The
sun ain't gonna shine anymore.
Seniorenzimmer
zur letzten Ölung.
Da
geht die Seele des Senioren. Scott Walker steigt hinab.
Ich schaue Fred Wunderwisch zu, wie er seinen Erinnerungen hinterher humpelt. Bringt auch den Loyola zum Sondermüll (Hass im aufgeblasenen Gotteskonstrukt). Etwas depressiv mit Reflux. Er weiß, das geht vorbei. So lässt er sich ein auf Regen und Wind.
Nass und kalt der Boden. Das Kraut ergraut, etwas schimmelig, feucht.
Aus dem Himmel auch nicht gerade eine
frohe Botschaft. Let it Rain.
Was ist noch zu erwarten?
Aber ich weiß: der hatte doch ein schönes Leben! Der
Onkel: „Komm her, Du Raiberkneisl!“ Ließ
ihn zusehen beim Motorradbasteln in der Sonne. Durfte er nicht auch mal im Beiwagen
mitfahren? Die Jugend, mit genommen von den Klassenkameraden. Between the Buttons,
wunderbares gemeinsames Staunen. Jimmy Hendrix beim Pio, unglaubliches musikalisches
Dope. Wilde Jagd durch die Pubertät, underground und Marx: Was jetzt? Sex, na ja:
viel geredet, wenig Spaß. Arbeit, die sich schließlich gut anfühlte, 68, Liebe,
Kunst. Wir machen einen besseren Staat. Tja. Zusammenbruch, richtige Liebe,
Rückkehr in die Philosophie, Entdeckung bei Hannah Arendt, Schopenhauer, Karl
Kraus. Nachbarn, Menschen, ja das war schön. Die Kinder! Zeit der glücklichen Begleitung.
Ja auch Schmerz. Und jetzt hinaus ins Patagonien. Trotz all dem, was nicht gut
war.
Beim
Zanger fällt der Beton vom Balkon. Würdest Du Dich drunter stellen? Reste von
Moninger, Schon ewig ist der Wofl tot, Richard, Michael, Frank…
Da
derart geringe Druckänderungen schon aufgrund des thermischen Rauschens, durch
Mikroerschütterungen sowie durch minimale Bewegungen im Prüfteil, in der
Adaption und in den pneumatischen Leitungen auftreten, werden in der Praxis die
Messwerte gemittelt und der Anzeigewert auf 1 Pa gerundet, was immer noch
1/100.000stel des Luftdruckes ist. Es gibt doch herrliche Hirngeschenke!
Sebastian Knülch rappelt mit der Büx. Schon seit Tagen
sind Fernseher und Sternsinger unterwegs. Wuderwisch
verzichtet dankend auf Privatstatus. Denn die stahlharten Schlussverse eines
metaphysischen Gedichtes atmen leider auch mal beherrschte, unterkühlte
Begeisterung (Nach Geschichte des Zen-Buddhismus, Dumoulin, Begeisterung 1 S
101).
Let it rain. Aber sacht. Jetzt kauft er sich mal einen Jasmin-Tee mit schöner Erinnerung an seine Japan- Phantasien. Beim Supermix von Puerto natales sollen es jetzt 20° sein...
Er beschließt, seinem Urenkel zu schreiben. Hallo Sörken Viktor, Dein Uropa hat auch mal gelebt. Das war ne Zeit! Was und wie ich da alles gesehen und erlebt habe? Du bist ja ein neugieriges und sicher auch Kluges Köpfchen. Also dann:" Schreib auf....."
Das Schweigen nimmt seinen Lauf.

27.12.22
Vom neuen Anfangen
Heute ist neuer Anfang nach Weihnachten. Die Wohnung ist erst mal auf Stand. Es geht hinaus in den kalten sonnigen Tag.
Es ist etwas von kalt auch in mir, aber ich habe heute morgen unvermutet eine Zeichnung von mir aus diesem oder dem letzten Jahr gefunden. Es freut mich. Sie ist mir gelungen, obwohl ich damals eher dachte: irgendwie spießig. Anderen mag es so erscheinen, mir gefällt es plötzlich. Ich weiß noch wie der innere Anspruch lautete: zeichne doch einmal dieses schöne Blatt nach! Gleich zeichnete ich es fünf mal neben - und übereinander mit Schatten.
Jetzt sagt mir die Form: erinnere Dich. Und die Erinnerung an dieses Gefühl erfüllt mich. Vielleicht ist es etwas von dieser Altmännerphilosophie des zen, dieses plötzliche Ahnen vom Einswerden mit Allem, so etwas wie ein atheistisch - religiöser Orgasmus. Egal: es macht high, lässt die Zeit stehen, den Raum verschwinden. Für einen Moment.
Es war gut. Es geht weiter. Ich denke: Zeichnen erscheint mir wie das Echo der leisesten Berührung, die der Mensch spüren kann. Manchmal gelingt es, dieses Fühlen zu teilen, mitzuteilen. Kunst hat nichts von Größe, nichts mit ihr zu schaffen. Wer verehren will, gehe zum Guru. Aber mit etwas Glück kann sie ihre Freude vermitteln.
Also weiter über die feuchten, braunen, in Fäulnis übergehenden, aber zum Teil noch gefrorenen Blätter. Erinnerungen an andere Zeiten nach anderen Weihnachten kommen auf. Wie war das im letzten Jahr, wie vor zehn, fünfzig Jahren?
Ja, ich habe schon Hoffnungen auf die Zukunft des nächsten Jahres: neue Begegnungen, mehr aber auf die Erinnerungen, die sie in mir auslösen. Die Wintersonne über meinen Regenpfützen in hoffender Kindheit, in Einsamkeit und Erwartung der Jugend, im Weg durch den Schnee mit Dir, in Staunen und Vorfreude der Kinder. Der Gesang von Meise und Amsel aus den Himmeln des Frühlings, die Frieden atmende Landschaft des Sommers, ein Fluss, eine Stadt, die wehmütigen Blüten des Herbstes. All die Jahre, Jahrzehnte. All die Zeit.
Zwei Schulen des zen bekämpften einander erbittert: die eine von der plötzlichen Erleuchtung, die andere von der disziplinierten Meditation. Das braucht auch der japanische Alte nicht, ob weise oder ganz normal. Im Alter führt beides zum Glück der Erinnerung. Sie ist schon eine Droge gegen die Trauer.
So lass uns hinaus gehen, diesen tropfenden Zweig staunend berühren. Wie war das noch? Diesen vom weißen Wolken durchzogenen fahlblauen Himmel in uns hinein sinken und einen Glühwein gegen die Kälte trinken und zur Lockerung der Zunge. Und eine Zigarre am Stand. Ist es nicht schön, Mensch zu sein in der Welt der Menschen?
Ende 2022

5.7.21
Aloha Habibi
Ein Fremder kehrt zurück. Die sogenannte Heimat empfängt Dr. Smirc mit tschilpenden Spatzen, jubelnden Rotkehlchen, duftenden Wegrändern und einem Blick auf den vorbei radelnden Richard, der einen guten Salat kauft.
Man sagt jetzt " nachhaltig
regional ". Man gendert, lockt mit Grünzeug Frauen an den Tisch.
Und ich?
Ich sehe mir mit meiner Liebe den Film Descendants an. Danach schalten wir die Kiste aus. Er muß gut gewesen sein. Einer, der zwischen Trauer und Wut schwankt. Der schwere Weg der Liebe zurück ins Ich.
Die Wellen rauschen in den Regen. Die Hoffnung versinkt, die Erinnerung schickt Schatten und Licht. Und da sind die Kinder.
Richard fragt: "Was bedeutet das Wort "Höhle"?"
Auch Du bist gegangen, warst der erste. Ob dieser Himmel, gebogen über Hawaii, so etwas ist? Die Drosseln über dem Regenbogen, die den Gesang der Liebe über uns hinaus tragen...
Aloha: laut Erklärung der letzten Königin von Hawaiʻi, Liliʻuokalani: „Im Angesicht des Atems Gottes stehen“. (Wikipedia )
Aloha heißt also Habibi?
Krasna!
Im Kino dann „Nomadland“, die Weite, die Sehnsucht über der Einsamkeit und die Trauer als Begleitung. Du bist auch für Dich und die Welt gemacht. Swankie, man sieht sich.
Dank aber auch für die weite, weite Straße.
5.7.21 Klaus Wachowski

4.9.17
Märchen
