Ein mir bekannter Faulenzer –ich kannte nur einen- sitzt im Halbschatten des Eiscafés B in Annweiler. Ein fein gestalteter
grau melierter Bart schaut unter Baseball-Mütze und genüßlich
durchgezogener Tabakspfeife hervor. Er
liest -ebenfalls genüßlich- in einem lokalen Wichtigblättchen seinen Wiener-Schnitzel Beitrag
aus dem Dorfgemeinschaftshaus X nach.
Mir schwillt der Kamm.
Es ist das Alles-egal, das mir in der backenschunkelnden
Lebensweise der sich am persönlichen Vorteil labenden Gemütlichkeit aufstößt.
Komm, wir lassen es uns gut gehn! - Und dort schleicht einer um die Ecke, dem
noch 20ct zum Bier fehlen.-
Für mein Mitleid kann er sich nichts
kaufen. Aber vielleicht hilft solche Aufmerksamkeit doch irgendwann oder auf
Dauer dabei, seine Situation zu bessern.
Die Wurstigkeit aber des "genieße
heut, wir können eh nichts ändern"
ist doch genau die Schäbigkeit, die er und ich früher empört bekämpften.
Kaum hatte ihn eine glückliche Strömung
am Strand abgesetzt, wandelte er sich zu einer ahnungslosen Verkörperung jenes Schmarozertums der
Abwiegler.
Ja, genau das habe ich gegen Dialektdichtung, Weck, Woascht
un Woi. Predigt und Ritual vom Alles-egal.
Wie hätten viel erreichen können. Dir war's genug.
6 2018