Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

25.4.19

Neu über Sehnsucht

Zwischen verlorener Wichtigkeit und Einschätzung des Pflegegrades notiert Dr. Smirc:
"Die Hoffnung auf ein zweites Leben.
Könnte es denn schöner, könnte es besser werden?
Die Spinne auf dem Grabstein
Erwartet Biene und Amsel.
Bedauern und trauern
unter Vogelzwitschern und fernem Flugzeug in die Sehnsucht. "

Sein alter Freund, Dr. Warnix, Psychagog und literarischer Reimeschmied, fügt ein Gedicht in den Vogelruf.

"Singe,
  erfülle den Raum,
  rufe das Echo,
  hier brach der Mut
  die Tränen rinnen.

  Weit ab in Erinnerungen
  höre ich Deine Stimme.
  Es ruft mich. -

  Erfülle den Raum
  mit eines Vogels Gesang!
  Und lass uns lauschen!"

Wie dankbar er ist, that he made her smile.
Wir seien doch im Wunder, was brauche es Auferstehung?!

Das Kind, aus dem sie einen Picasso des Erfolgs machen wollen!
Affen des Ruhms.
Sie verstehen so wenig wie irgendein Zeitgenosse des van Gogh.

Der läuft aus der Welt des Grau auf das Leuchten der Farben zu. Um die graue Realität wissend schenkt er uns die Farbe.

Im Banne des Besonderen!
"Soll es den nichts besonderes geben?"
Existenz,
nicht: Dasein, Dortsein, Sosein
-Gewäsch des Heidegger-
ist Besonderheit und unfassbar genug.

Konrad Beikircher, das Gemüt, spricht saftvoll am von ihm verstopften Zu- und Abfluss der Kultur.
Wer nicht?
Es blubbert wie Rilke und Rückert.
Meringue an Butterbrezel.

Derweilen kommen Mensch und Urmensch vom Rottweiler auf den Wolf.
Und der Höllerer kommt einfach nicht runter. Es geht ihm einfach von Tag zu Tag und in jeder Hinsicht immer besser und besser uns besser. Tapfer bewässert er die eingetrockneten Sehnsüchte in der Langeweile der Gescheiterten. Das gibt Geld für das schwarze Loch, das in den unendlichen Raum eines weinenden Ich expandiert.

Fast schön dagegen der noch hinauf klönende, tönende Abendschön im Rausch der Erwartung.

Dr. Smirc, unerwartet: "Lass doch den Reimeschmied, den Farben- und Musikpansch! Gott senkt sich auch in die ranzigen Schmalztöpfe!"

Ist er nicht geheiligt durch die Freude der Mitbewohner Deiner Zeit?
Ja, ja: "Das Huhn das goldene Eier legt"! Du willst es doch nicht schlachten! Willst Du ihm etwa gefallen?!-

Du hörst die Stimme nicht mehr!
Ist denn er, sind denn jene Schuld?
Ja, sie verstopfen nicht nur Kultur und Sinn.
Aber: Du kannst woandershin hören...

*

Das Sehnen sehen.

"Sehnsucht nach Gott" singen die Gläubigen,
nach Liebe seufzen die Menschen der sichtbareren Wirklichkeit.

Vielleicht kriegst Du die Sehnsucht klein, wenn Du sie in hundert definierbare Wünsche teilst. "Du trauerst ja nur Deinem eigenen Verlust nach!", "Warte erst mal die nächste Woche ab, da wird das Wetter besser!" Es sind die Menschen und ihre Zuneigung, es sind Berührung und Barmherzigkeit. Aber auch Freiheit und Kraft, Kommunikation, Kooperation, Wettkampf.

Sehnsucht hat die tausend Wünsche des Willens und das eine mehr, das sie von planer Hoffnung unterscheidet. Und wo sie die Hoffnung verliert, flutet die Sucht.

Das Buch "7 Wege aus der Einsamkeit" wird vorgestellt. Klingt gut.

Wer schreibt, braucht Distanz. Einmal, um besser zu sehen, einmal, um frei schreiben zu können. Das braucht keine mystische Erklärung. Aber wer glaubt Virginia Woolf ihre Worte?

Auch notwendiges Alleinsein bringt Einsamkeit mit sich. Wer kann schon seine Bedürfnisse "richtig" steuern?
Der andere, die andere brauchen ja auch ihren Wechsel von Nähe und Distanz. Wenn die Einsamkeit dann schmerzt, ist es gut zu wissen, welche Wege aus ihr heraus führen.

Es könnte auch sein, dass die Einsamkeit des Alters eine andere ist als die der Jugend.
Die Lustlosigkeit und der Packen der Erinnerungen und der Ängste verstärken die Isolation, die Sehnsucht wendet ihren Blickwinkel.
Der Weg liegt im Schatten oder die untergehende Sonne blendet. Pflichten lähmen das Vorstellungsvermögen. Du verstehst nicht mehr gut.

Wie lange noch, bis Du die Wohnung nicht mehr verlassen kannst, anderen Menschen zu begegnen?
Schon ist die Zeit um! Schon nimmt die Sehnsucht das Nichts und das Verlorene in den Blick.

Wer will davon hören. Es ist eine Stille im Lärm, wie im Netz.

In der Einsamkeit betrachte das Wunder: ins Leben kommen zu dürfen. Da sind Menschen... Die Sehnsucht bleibt und zündelt mit Einsamkeit. Aber Du bist. -

9.4.19

Am Receiver warten auf Glück


Ich schließe den Receiver an, warte und warte

Was hat Marcel Reich Ranicki damals gemacht? Dumme Frage: er hat den Receiver anschließen lassen. Was wohl Denis Scheck machen wird? Ein VIP- Kuschel? Es muss noch 14 Jahre hüpfen, hier anzukommen.

Was schrieb ich in seinem Alter erhobenen Selbsts?

So etwas:

"...
Ein Beifall schneit aus dunkler Pracht.
Von schwerer Geste wie beschwingt
Erheben sich die prall gefüllten Reden.
Dröhnendes Tönen, dann Gedenken,
wo sich ein Ehren Ehre schafft..."

Klingt noch gut, ist aber so weit ab wie jener.

Ranicki warf mit 68 die "Eitelkeitsmaschine" literarisches Quartett an. Der Begriff stammt von Sigrid Löffler, die -im gleichen Alter und etwas später- weiter den Wortputzer  Handke lobhudelt, der im Alter von Scheck Karadzic lobhudelt und mit 68 wieder an stille Orte zu Pilznarren zurückkehrt. -Thomas Bernhard war da schon 10 Jahre tot.  - Und jetzt? Lange Weile mit einer Obstdiebin. War da nicht Erdbeeren riechen bei Srebrenica?

Bob Dylan sang mit 68:

"I feel a change comin' on
And the fourth part of the day's already gone",
während ich, 10 Jahre jünger, noch auf das Ende meines Arbeitslebens zugehe und das Resümee "Über die Republik" schreibe.

Karl Kraus ist schon 6 Jahre tot, Hannah Arendt starb soeben, 4 Jahre nach Analyse der Pentagon-Papiere, die sie unter dem Titel Lying in Politics (dt. Die Lüge in der Politik) 1971 publizierte.


Ein Problem ist kein Seniorenzentrum, ein Flop kein Wartesaal.

Plötzlich macht die SPD Reklame mit Gleichheit. Jetzt, wo überall der Ruf nach Zugehörigkeit laut wird!

Eine erfolgreiche Funktionärin aus den Zeiten nach 68 berichtet über Emanzipation, verliert sich aber in ihrer Biographie, die doch eher von Kader und Protektion zu sprechen scheint. Ja, das waren die Zeiten der "Macher", die die "Ideologen" aus der Partei mobbten - aber eben auch Haltung.

Die Plakatkleber kamen, der Intellekt ging. Die Betriebswirte wurden zur Karriere gerufen, da gingen auch die Arbeiter. Man lachte über die Looser, das war's.

Parteibürokraten liquidieren Sozialdemokraten. Es begann mit dem Sturz des Willy Brandt: Gewerkschaftsbosse folgten Kaderbossen zum Ausschluss der kritischen Intelligenz. Das kannten und liebten auch die Kader der DDR, so ließ man den Nestbeschmutzer und intellektuellen Chaoten Brandt stürzen.

Im Erzählen der Parteigenossin klingt es, als sei aller Erfolg aus der Bundestagstruppe erfolgt. Gab es denn keine Bewegung in den Straßen, in den Zeitungen, auf den Universitäten, in Betrieben und auf Wahlzetteln?

Der Receiver mit allen Sub- und Subsubfunktionen ist eingerichtet. Ich bin auf neuem wackelndem Stand und könnte doch zufrieden sein.

X murrt, meine Sorgen seien echt nicht mit seinen vergleichbar. Ein Seniorenproblem gegen Existenzangst. Wie recht er hat! Wie wenig interessiert ihn, wie es mir geht. 

Auch hier wieder bedenke ich wichtig genommene Nichtigkeiten. Mit einem römischen Kaiser muß ich mich trösten. Gibt es keinen Mann, keine Frau der Republik, darüber nachzudenken?

Marc Aurel 32.

Betrachte einmal zum Beispiel die Zeiten unter Vespasian, und du wirst alles finden wie jetzt: Menschen die freien, die Kinder erziehen, Kranke und Sterbehde, Kriegsleute und Feste Feiernde, Handeltreibende, Ackerbauer, Schmeichler, Anmaßende, Argwöhnische, Gott- lose, solche, die den Tod, dieses oder jenes herbeiwün- sehen, über die Gegenwart murren, verliebt sind, Schätze sammeln, Konsulate, Königskronen begehren. Nun, sie sind nicht mehr, sie haben aufgehört zu leben. Gehe dann zu den Zeiten Trajans über. Abermals ganz dasselbe. Auch dieses Lebensalter ist ausgestorben. Betrachte gleichfalls die anderen Abschnitte von Zeiten und ganzen Völkern und siehe, wie viele, die Großes geleistet, bald dahinsanken und in die Grundstoffe aufgelöst wurden.

Besonders aber rufe in dein Gedächtnis diejenigen zurück, die du persönlich gekannt hast, wie sie über dem Haschen nach eitlen Dingen vernachlässigten, das zu tun, was der eigentümlichen Beschaffenheit ihres Wesens gemäß war, daran unablässig festzuhalten und hierauf ihre Wünsche zu beschränken. Hier mußt du auch noch eingedenk sein, daß die auf jedes Geschäft verwandte Sorgfalt zu seiner Wichtigkeit im rechten Maß und Verhältnis stehen muß. Denn dann wirst du keinen Unmut empfinden, wenn du dich nicht mehr, als sich’s gebührt, mit Kleinigkeiten beschäftigst. (Aus Reclam Heft 1241)

Das Einhorn ruft hinter dem Mond oder aus der Geschlossenen heraus

Jean Paul trägt eine Blume ans Grab des Sohnes

Marianne Faithful singt ihren Schwestern zu: Love more or less

Die Doktoren Smirc und Warnix, räumen die Bibliothek aus.

Gott gibt eine Runde Frühling, und als Desert erste Erinnerung an Hoffnung, aus.

Klaus Wachowski 09.04.2019