Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

30.7.19

Den Weg gehen


Wir gehen den Weg

Wohin führt er?
In die Republik?
Aus der Not?
Ins Alter.

Aus dem Nichts ins Nichts?
Aus der Ewigkeit in die Ewigkeit.

Unser Leben ist eine kurze Strecke Ewigkeit. Mehr können wir glauben, nicht wissen.

Mein Weg war unter Menschen. Gerne zog ich mich zurück, gerne war ich mit ihnen und
ich liebe.

Ich fand die Welt schön und düster. Ich glaubte an Solidarität, Helfen  wollen.
Ich suchte, wie alle, die ich kenne, nach dem richtigen Weg und nach Glück.

Ich bin alt. Viel habe ich nicht gelernt.

*

Ein Kommunalwichtig von vielen sagte: "Erfolg!" Ich dachte: "Wohin?" Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Jetzt blickt er fragend seiner davontreibenden Wichtigkeit nach.

Was ist wichtig an Verwaltung? Richtiges, gerechtes Verwalten! Vorwärtsverwaltung hat richtiges und gerechtes Verwalten in meiner Zeit stets behindert, wenn nicht liquidiert. Die Ablösung des dem Recht verantwortlichen Beamten durch den schnittigen, eilfertigen Funktionär und schließlich durch den dem Gewinn, nicht der Gemeinschaft verantwortlichen Manager vom Betrieb hat die ordentliche Verwaltung in ein Lottergeschäft mit Insolvenzpotenzial verwandelt. Nun kommen Korruption und Korruptionsverdacht, bis die Republik in Form strikter Gesetze resettet.
*
Wer will von Alter reden?
Das hatten die früheren Zeiten der unseren voraus: das Wissen um die Sterblichkeit. Ich denke gerne über das Leben nach (Was so wenig hilft wie handeln).

Was hat doch der ungeheure Schwätzer Heidegger von Da-, So- und in-der-Welt-sein geblubbert! Ich sehe zurück und fühle nichts davon, ob meine Erinnerungen wahr sind, und ob überhaupt gelebt war. Was meint Freund Richard dazu, der inzwischen jünger als ich ist und verstorben?

Aber es sind meine Erinnerungen, die ich mit niemandes Erinnerung oder Phantasie tauschen möchte. Eine riesige Deponie, die ich niemandem zum Besuch empfehlen kann, der oder die ein eigenes Leben führen möchte. Gerne wühle ich in den Resten.

*

Ein Spruch aus einem Garten in Pilgerzell bei Fulda: " Zeit macht Sinn".
Ewigkeit scheint ihn zurück zu nehmen. Das Thema 20.000 Jahre Halbwertszeit, das den auf sein Ende hin denkenden Mankell beschäftigte.

Ja: Wert und Wichtigkeit. Sie kommen aus der Berührung, aus der Gegenwart. Und Liebe? Auch sie braucht Gegenwart zumindest der Vorstellung.

Die Ewigkeitsexperten, Gurus, Priester, heiligen Nachbarn - wie unbarmherzig sie von den Werten des Lebens reden, von Überleben, Leben, Freude, Leid, Liebe, Verlust! Laß Dich nicht beirren! -

*

Waren es Illusionen?

Die Erwartungen einer freieren, gerechteren, menschlicheren Republik? Der alten Zausel kündigt eine alte Zausel wegen Eigenbedarf. Die Abschiebung der Flüchtlinge klappt ohne Aufschrei. Das schlechte Gewissen ist in Broschüren der Ohnmacht kanalisiert. An Stadien und Aufmärschen zeigt sich der Ork, ja er dringt in die öffentlich geschützten Bereiche ein, vergreift sich an Repräsentanten der Republik.

Aber auch: Die Sensibilität ist größer geworden. Der " Wut-Bürger", der sich in allerlei Richtung nicht ernst genommen fühlt, ist nicht nur blökender Spießer. Mancher ist auch nicht mehr von der Kultur des Braven gebremster frei und gleich Geborener des Ursprungs.

*

Das Alter steht der Ewigkeit näher. Ich merke es am wachsenden Schlafbedürfnis, an Vergeßlich- und Gleichgültigkeiten, an der Beschleunigung des Zeitablaufs.
Wie unangenehm, wie böse das Erleben von alten Politikern, die der Zeit noch rasch ihre Wertvorstellungen aufdrücken wollen. Reagan, Cohumeini, Trump, Sarrazin...

*

Ist es die Zeit des magischen Realismus? Das Erlebte als das Licht brechender Kristall?

*

Ruhm,
begrenzter Rohstoff, den eine schwammige Masse Bölkstoff aufsaugt... Um den Rest zu kämpfen lohnt ein Leben nicht.

Ich schreibe doch für das Alter der nachlassenden Lust. Auch es hat Freude und Leid. Anders.

*

Der Verlust als Event:
Ist daß da ein Schauspiel auf dem Friedhof!..... Auch eine Möglichkeit.

*

Was bedeutet Gemeinschaft?

Die Körperpflege braucht eine Stunde und inzwischen mehr.

Du hast keine Zeit, huschst einer Hoffnung nach, die uns ein Naja aus alter Zeit ist, nicht einmal Erinnerung.  Dir sind unsere Erinnerungen Berge von Müll, über die Du steigen mußt, wenn Du Deinen Weg gehen willst. Das ist in guter Ordnung.

*
 

Die Einsamkeit

fiel mich an. Ich schrieb hoffnungslos, danach empört, aber danach tauchte die Lust auf Leben wieder auf, die Erwartung der Menschen. Das Nachdenken über das Alter ist von der Gefahr begleitet, über jedes neues Kapitel ein "noch" zu setzen. Leben "noch im Hier und Jetzt".

Die Natur sorgt für Distanz:

Die Haare wachsen an den unmöglichsten Stellen, kräuseln sich. Du wirst schweigsam, weil Deine Einsichten welk und von Vergessen durchlöchert sind. Und, peinlich, Du kleckerst   und spuckst manchmal beim reden. Hässlichkeit ist das Mittel, mit dem Natur die Menschen der wichtigen Alter von Dir und Deiner Schwatzhaftigkeit fern hält. Halte diese in Ehren: das bist Du.

*

Alles ist eitel,

Auch das Glauben oder Nichtglauben. Du bist von der Last des Recht-haben-müssens befreit. Und auch die Rechtschreibung gehört zum Gestern. Wenn Du Gott brauchst: ok. Wenn nicht: ok. Aber Verehrung und Angst vor Gott oder dem Nichts, das kannst Du doch lassen.

Und: es ist nichts egal! Auch Du solltest schon nach vorne schauen, um nicht vor lauter Innenschau zu stolpern. Da sind genug Wichtigmacher, auch dir ein Bein zu stellen.

*

Bitte keine Belehrungen!

Mag sein, das ich den Ton eines waldensischen Wanderpredigers an mir habe. Das ist schon lange Zeit in mir drin. Und es könnte sein, daß viel von meiner Verachtung für so manche Verehrte einen weniger guten Grund im mangelndem Interesse für meine Predigten hat. Kapitel Kampf gegen das Lob, das ich begehre...

Wenn möglich lese man also diese Texte als das, was sie sein sollen: Selbstvergewisserungen in einem ungeheuer bewegenden Prozess, genannt Leben.

*

Gewidmet meinen Lieben und Freunden, Begleitern auf eigenen Wegen.

31.7..2019 Klaus Wachowski.  

26.7.19

Hänsel und Gretl aufm Weg


Gretl schiebt den Hans den Schotterweg lang. Er sagt: „Ich will heim!“ und: „Geht’s hier nach Hause?“ In der bunten Tasche Flaschen: man muß trinken. Und Batterien für ihre Hörgeräte. Zwei Sorten. Er spart mal wieder, hat sie aus gemacht, will nicht mehr ins Netz zur Bestellung. Wie hieß das Passwort? Etwas mit Heimatl? Pils?

Was heißt das nochmal: „vegan?“
„Ich will heim!“

Gretl läßt einem Kiesel fallen. Heute Abend wird gewickelt. Was sollen sie da draußen unter Kriminellen und Pegiden?

Was habe ich gerade gelesen von Liebe und noch mal gut gegangen? Sie nimmt den angeschimmelten Teil der schlimmsten Erinnerungen aus dem Beutel. Letzter Blick und weg damit!

Hans lächelt etwas schief in sich hinein: gleich wird sie wenden und ihn in den Stall zurück fahren. Wo wollte er sonst hin?

5.7.19

Chain of fools

Alte Lust

Ich habe Lust, Handke zu lesen (altserbischer Verdienst in Bosnien), mit lässlichem Vergnügen des Alters. 

Vom Elfenbeinturm ging er ortlos ins Loft, ein Leuchtturm und VIP unter den Whoppern. Gerne fahre ich die wulstigen Satzgebilde des Oberflächentasters nach, um darin nach den Hyaluronfillern von Verehrern zu suchen, Pflege und Nicab in einem.  Es ist nicht streichzart, doch ungesalzen, eher cross und mit einer optisch wirksamen Ziernaht versehen. Ein Alleinstellungsmerkmal im Massenabsatz.

Er hat ordentlich geliefert, beachtliche 600 Seiten. Der Trog kann sich nicht beklagen.  So ein Klumpen erstarrten Teigs vor der Aussicht in die Ewigkeit erweckt,  nie hätte ich es geglaubt, heimatliche Gefühle verlorener Wichtigkeiten.  Wann versinkt auch sein lappiges Erzählen in den Falten des Vergessens,  wann meine ohnmächtigen Versuche zu begreifen?  Man war doch mal feind. Jetzt fallen wir rechts und links ins Pflegebett, während die Führer, Verehrer und Mitstreiter unserer Hoffnungen mit  Einkaufwägen voll heruntergekommener Beachtlichkeiten durch die Fußgängerzonen pöbeln und geprügelt werden.

Der politliterarische Betriebsausflug hat sich aufgelöst. Man ist an Trog oder Lüftungsschacht zurückgekehrt, genießt als Laudatio vorgezogene Trauerreden und Erstaunen des Publikums. Das ist längst auf die andere Eisscholle in der anderen Strömung Richtung Hoffnung hinüber gesprungen.
Gönne ich mir doch die Obstdiebin, einem "weiteren Meilenstein im Werk eines der größten Autoren unserer Zeit" (WDR). Aus dem Nachruf der Egonostase vom Euphrasten der Verehrung. 

Die Obstdiebin im Garten des Unbehausten. Breit aufgestellt die Reklame. Ein Märchen von atonaler Wucht erobert die Gärten und Balkone ausgedörrter Erwartung an das Leben.
*
Die Obstdiebin nimmt den Erdbeerriecher von Srebrenica an der Hand und geht mit ihm hinter dem Dickicht entlang. 

Einmal düstern sie in Quellsümpfen: "... Allein der Krach, das Losknallen, das Rummsen... in dem so ortlosen wie allgegenwärtigen bösen Rumoren, mit dem sie aufgewacht war..."

Dr. Smirc von der Parkbank aus: 

"Ah, wie wird mir ortlos, so heimatlos im Ungefähr. Gedanken fliehn ins Ahnungslose. Ist das die Marke? "

Dr. Warnix, Psychagog und erschöpfter Wortwalker:

" Versteh doch: Sprachlähmung war! Muskellähmung war, ja Schlucklähmung war und Ganzlähmung."

Dr. Smirc so: "Dicht und dichter der Wildwuchs, vermehrt auch das Totgehölz im Durcheinander kreuz und quer,...im Aubezirk das Düster einer Sonnenfinsternis... "

Nach Thomas Bernhard wurde in Regensburg der Stumpfsinn Jahrhunderte lang warm gehalten. Hier macht es die aufgegilbte Schleife, die um ein Barock-Schwartl gewunden wird. Der zum Loft heruntergekommene Elfenbeinturm. Totgehölz im Durcheinander kreuz und quer. 

"Auf dem Weg dahin sind sie an einem aus nichts als Bruchsteinen gefügten Haus aus den Jahrhunderttiefen vorbeigekommen, wo ..., mit einem Einschlupf in der Mauer unter der Treppe ... an etwas erinnert hat. " 

Ich nenne das: sich warm ins Mittelalter pendeln! 

"Wohltat, seltsame oder auch nicht, ...zwischen alten Häusern... zu gehen, auch zwischen Ruinen."

Seltsam oder auch nicht, der Maharishi unter Literaturglatzen sucht
obsthaft und fleischlos  Einschlupf der Wohltat im Unbehausten alter Häuser.  

"Der alte Mann war unvermittelt aufgestanden. fast war er aufgeschnellt, und mit dem Glaspokal voll mit geknackten Haselnüssen... zurück in seinen Altenwohnsitz, ...  mit Aussicht auf das Gleisfeld,.." 

Wo gibt's die Haselnuss als Preisgeld? Jetzt schnell aufgeschnellt!

"wo die zwei Schienenpaare zwischen den Quais einen hellen Metallglanz ausstrahlten, während die sieben bis dreizehn übrigen in einem stumpfen Rostbraun starrten ..., flankiert von Disteln und anderem Wildwuchs.. "

Ein tote Gleisfeld mit unendlich vielen langweiligen Details erwürgte die Vorstellungskraft der Lesenden. Ein Eindruck von Wohlaufgeräumtheit zwischen Broterwerb und Ehrenamt lag über dem Schlaf der kritischen Provinz . Schreib, Primus, schreib!

Dr. Warnix, Psychagog und im Schnarchen braver Buchkritik unerwarteter Nobelpreisträger  macht wieder mal den Krumpler rein: 

"Junger Freund, Du bist doch nur neidisch auf den Erfolg! Andere Saisonknaller schreiben doch auch in Pixeln. Es ist Erfolg. Und wer ihn hat, muss sich die anderen Sorgen machen. Sag mir doch mal, was Dich an ihm ärgert!"

Er vermutet einen tief sitzenden Neid dem ungehörten Ortlosen gegenüber, dem ungeliebten und umso tapferer strebenden Braven. 

Smirc lässt nicht ab von seinem Eifer: 

"...Auf dem Weiterweg nordwärts. Der Vorabend, der im August, bei einem blauen Himmel fast ohne Wolken, zu währen scheint wie in einem anderen, weil höheren Norden, war warm, und unten im Viosnetal, zwischen den letzten Häusern von Chats, den da und dort ohne Lücke aneinandergebauten, geradezu windlos heiß."

Kein Lufzug erbarmt sich. Was ist nur los in ortloser Windlosigkeit?"  
Ein Berg von Pickeln stülpt sich über ein Bündel welker Impressionen. 

Dr. Warnix, Psychagog und Ziegenversteher, war heute in der Kirche. 

"Geh aus mein Herz und suche Freud". Der Versuch, aus einem Ausbruch der Freude eine Litanei zu machen, setzt sich in jeder Gemeinde durch, sobald die Zahl der Gläubigen unter die der Frömmler sinkt. Im literarischen Kult wird aus Texten ein Schnurren Narzissmus, sobald die Sehnsüchtigen der Einsamkeit den Begeisterten einer VIP weichen. Das Unbeseelte und die Angst sind auch hier in der Melange zu hören. Gipsabdrucke der Existenz ohne das Seufzen, Lachen oder Weinen des Lebens.
Und ja Dr. Smirc: "sonderbares Quellgebiet": 

"kein Wasserlauf, der ihnen den Weg quellauf und ins Freie gewiesen hätte. Wenn Wasser, dann stehendes, sporadische kleine Tümpel, die einander ähnelten, oder überhaupt ein jedes Mal wieder dieselben waren, passiert vor kurzem, und dann, so schien es oft und öfter, vor längerem, vor langem."

Ein Wasserlauf quellauf, ein jedes Mal dieselben, so schien es oft und öfter, vor längerem, vor langem. Und überhaupt: lang und länger wird der Weg zur Seite 600. 

Das schien nun doch auch dem Freund Dr. Warnix, Psychagog und Richtigsteller, zu sehr quellauf. Vorerst schürzte er die Lippen. 

Smirc, nicht mehr zu bremsen: " Zu guter Letzt .... Blitze und Donner: halb so dramatisch, inzwischen verloschen und verstummt in dem sich verstärkenden Regenfall."

Halb so dramatisch. Erlischt und verstummt da nicht etwas?
Vor lauter Tümpeln ist kein Quell zu sehen. Ich beginne der Verpixelung der Wahrnehmung gegenüber Aversionen zu entwickeln. Im Analogen scheint mir plötzlich Raum für Phantasie zu sein.

Dr. Warnix, Psychagog und fluffiger Elithesaurus, fantasiert, mit dem Schnarchosophen von Karlsruhe einige Bahnen im Fächerbad zu schwimmen. Ein bedauernder Blick auf die Familie mit 3 Kindern, die für zwei Stunden zwanzig Euro hinblättern muss. Der Prof. mit Intellektuellenbonus für Wendigkeit hätte zumindest kein Problem damit, seine Alterswarzen zu zeigen. Dieser hier aber, wer sollte den zu einem Schwimm zumindest in einem stillen Waldsee überreden können? 

Zu Smirc: "Reibe Dich doch nicht an ihm: Da sind zwanzig am Trog, aber nur fünf können davon leben. So schlecht wie sein Gewissen ist, kannst du ihn nicht machen. Seien seine Töne auch noch so grässlich: auch Miraculix hat das Recht zu singen und sich davon zu ernähren, Du musst es ja weder hören, noch kaufen. 

Und was wäre, wenn ein anderer, zum Beispiel Du, da einen Faden der Lebendigkeit aus sich heraus  spinnen müsste? "

Dr. Smirc hört nicht zu: "Ohne irgendwelche Angehörige sah der junge Mensch sich als Auserwählter, als auserwählt unter all den Millionen der in ihre Sippen verstrickten und davon Erstickten. Die Freiheit dagegen von uns Vater- und Mutterlosen, die unvergleichlich freie Luft unter unseren Achselhöhlen, in unsere Schwingen!" 

Diese freie Luft unter Achselhöhlen, das ist doch der Schweißgeruch bestellter Schreibe. Wenn solche Schwingen fächeln... Vater - oder mutterlos, jetzt bist Du alter Knacker und müsstest auch einem Du etwas sagen können! 

"Die Dächer waren es, welche Bild und Gefühl, Bild wie Gefühl, Bild als Gefühl von Nachbarschaft gaben oder einmal gegeben hatten."

"Bild und/wie/als Gefühl" Faulheit der Geschwätzigkeit.  

"In der Folge war es, als fahre die Briefträgerin, auch Sie von Dorf zu Dorf in Spiralen, ihr voran, wie um der Fremden den Weg zu weisen. Immer wieder, indem sie bei einem der Dorfhäuser anhielt, schien es, als warte sie auf die Geherin; als spure sie dieser, ein Wegstück, einen Spiralteil nach dem andern, vor. 

Wozu "einen Spiralteil"? Er will's genauer und begräbt den Wald unter krummen Bäumen. Es gibt ja das Wort vom "die Sau von Dorf zu Dorf zu treiben."

"Den Staat los? Die Zeit, die aktuelle, los? Noch nie waren wir außer Gefahr, auch jetzt nicht. Auf des Messers Schneide leben wir, seit je. Auf des Messers Schneide, und wir selber das Messer. " 
Fehlt ein "Nimm das!"

Es ist doch etwas los im Ortlosen. Der Messer misst des Messers Schneide, einen Gedanken abzuschneiden. Los, den Staat, los die Zeit? Etwas von Heidegger, das in Begriffe blasen, ist auch dabei

Ein Losknallen ins Ort -, Wort-, Wind- und Mutterlose. Lass los, den Staat, lass los die Zeit, leg ab Deiner Mutter Hochzeitskleid! Dann macht er noch die Leinen los. Nur nicht erfolglos hausen!
"Ah, der gestrandete Einbaum, niemand am Ruder, überhaupt ruderlosl ... Das Verlorengeglaubte hatte ich all die Zeit zwischen den Fingern, und indem ich im Suchen die spreizte, ging es erst wirklich verloren."

Ah, Ruderloser, was macht Dein Einbaum, ein erfolglos Spreizen, ortlos gestrandet im Raum.
"... nach kaum drei Tagen die eine, die helle Sommersträhne im dunklen Haar: seltsam. Oder auch nicht? Nein. seltsam. Bleibend seltsam. Ewig seltsam."

Seltsam oder auch nicht. Auch ortlos läßt sich scheinbar leben. Und Ruhm muß schon ordentlich abdecken, wenn man seine Falte gewordene Originalität nur noch unter dem Rauschen eines gurulangen Wortbarts verbergen kann, um sie nicht mit Heidegger entbergen zu müssen.
Eine untergehende literarische Generation hält sich an ragenden Stangen, um feststellen zu müssen, dass es sich, wie lang befürchtet und nie zugegeben, um Stängel, Salzstengel handelt aus Wean.

Dr. Warnix, Psychagog und psalmodierender Resumant, ist indes doch auf Versöhnung: "Wir sind doch auch Teil dieser Eisscholle, Alter. Die Jugend muss wegsehen in einen anderen Horizont, wenn sie aus ihrer Sehnsucht hilfreiche Erinnerung aufbewahren möchte. Sie muss uns aus dem Weg schieben, selbst Glück und Unglück erobern am Ort."  

Das Ortlose scheint ihm auch auf das hinzuweisen, was die Stones schon um ihre 50er herum besangen "I lose my grip". Auch wenn H der Mut fehlt, nun plötzlich von sich zu reden, Voraussetzung wäre wohl Reue zu Srebrenica, dies scheint Dr. Warnix, Psychagog und unverbesserlicher Besserwisser, doch eine des Mitleids werte Begleiterscheinung des Alters, um die auch ein Literat nicht herum könne. 

*

Anmerkung des Verfassers:

Ein vor kurzem besuchtes kritikliterarisches Terzett erinnert mich an Erfahrungen mit Erlauchten von der Schopenhauer - und Jean - Paul- Gesellschaft, aber auch Kunstkreisen oder, damals selbst als VIP in der Probezeit, bei Jusos und SPD.
Innerer Kreis und breites Publikum/ Volk.

Warum ist es dem Experten so schwer, auf die Frage einzugehen, ob er sich in der Diskussion wohl gefühlt habe oder auf den Scherz, welches Sternzeichen wohl der Robot im Roman X des -stark überschätzten- Y habe? Abstand halten. Groß und klein, ein Unterschied muß sein.
Solcher?

Ich habe regelmäßig alle Vereine verlassen, von denen ich Ernsthaftigkeit und "Kommunikation mit den Menschen auf Augenhöhe" erwartete, und von Rollespielern des Kader und anderer Wichtigkeit enttäuscht wurde. Ja, sogar eine Männergruppe war dabei.

Das Team, der Verein, die Gruppe sind keineswegs Orte der Gleichwertigkeit. Sie ist das Ideal.
In der Realität setzte sich - auch bei den Grünen - der Narzißmus im Verein mit der Ideologie des Ziels gegen die Verständigung von der Graswurzel her durch.
Insofern war ich, wie viele andere es waren, immer wieder allein, verlor aber nie mein Vertrauen in die Menschen selbst, Angebetete wie Anbetende. Es gibt die andere, größere Gemeinschaft Mensch, wo und zu der ich mich zugehörig fühle. (Meinen Einsamkeiten lagen andere, tiefere Wunden oder Schmerzen zugrunde.)
Die ehemals nicht nur berühmte, sondern auch richtig bekannte X, die sich jetzt der Clique anschließen muss, des Aufhebens werte Worte von sich zu geben, und zuzusehen wie der alte Hahn um die aufstrebende Katze gockelt. Das alte Spielchen, von dem gelangweilt und erschöpft sie in ein Hotelbett der in letzter Zeit merklich billigeren Klasse fallen wird. Tod, wo ist Dein Stachel?

Nur sich mit dem Volk nicht mischen.
Lieber noch ein Bierchen zischen.
Wie doch das Erlauchte schlaucht,
Wenn der Thomas Bernhard faucht:
Ego muß sich drücken,
Wenn Interessierte näher rücken.
*
Ich habe mit H ein Problem.

Er war ein literarischer Popstar der 68er Zeit. Er hat die Hoffnung auf ein Ideal enttäuscht.
Die Enttäuschung  war absolut nicht seine Schuld, sondern die Folge mangelhafter Hoffnung. Wir hatten einem Klassenprimus die Rolle eines Klassensprechers zugedacht. Er aber suchte den Sitz an der Tafel des VIP.

Mein Problem und das anderer: viele rannten ihm nach.

Als er in Srebrenica Erdbeeren bedichtete und nichts vom Morden, stellte sich die alte Frage vom Wertunterschied zwischen Ethik und Faszination.

Erfolglos versuchte ich,  die Faszination durch Darstellung der Bestandteile des Ruhms- Masche und Leichtgläubigkeit- zu stören. Ich unterschätze das andere Motiv von Faszination: Teilhabe am Glanz für die Braven. 

Der Seniorprimus schreibt noch immer weiter am Abitur eines l'art pour l'art. 
Gibt es eine Esoterik des Nietzscheanismus? Gurus zuhauf. Ist es so etwas wie Wagner? Der Primus auf dem stillen Ort? 
*

Die Gläubigen aus dem Misanthropie-Komplex spüren es plötzlich auch:

"Wenn Handke schreibt: "Sonst hatte mir beim Verlassen des Hauses das Bergaufgehen gutgetan, indem es mich den Boden unter den Füßen spüren ließ und die Knie stärkte", spürt man plötzlich selber das eigene Körpergewicht am Berghang auf den Knien lasten..." (Von Ijoma Mangold 15. November 2017, DIE ZEIT Nr. 47/2017)

Waldenser aus dem Pragelatal sind sie nicht unbedingt. Sie zieht es stark zur hl. Idiosynkrasie. Es hört sich nach einer Art esoterischer Faszination an. Der Elfenbeinturm neigt sich. Die Menge macht Selfies, indem sie in der Geste des Stützens auf den Auslöser drücken.

Goldesel des Verlags, Wortesel der Kritik. Narrative Wischel fallen ihm wie Schuppen von der Literaturglatze, wie Erdbeeren aus der Granate. Der Bürger nennt das "Deko zwirbeln". Der am Ruhm verdienen müssende Kritiker, benebelt vom Weihrauch im Ritus nietzscheanischer Kommunion: "Idiosynkrasie", also Ekel und Abneigung des Guru gegen die Welt voller Geschehen da draußen.

Doch gerne würden sie auch seinen Sturz verfolgen.

Neben dem hl. Handke gibt es in Zeiten der Investition ins Ich unzählige andere Elfenbeiner mit bodentiefer Eitelkeit.  Doch der Priester des Egal ruft an bevorzugter Position seinen Nachruhm an. Wie jeder von Ruhm Befallene versucht auch er, die Ewigkeit aus dem Ich hinaus zu entwickeln. 

Nichts ist der Lohn.
Uns allen.
Mit und ohne Idiosynkrasie.

Und unten knurschpelt ein verbittertes Sarrazin durchs Dickicht. Aber das ist eine andere peinliche Geschichte von 68er Versagen.
*
Nachbrenner:

Wissen ist Macht? Guru ist mächtiger.
Alle Handys aus! 
Etwas spricht ortlos einen Lobgesang. Von was? Er ist doch nicht Pfadfinder, geriert sich doch als Eremit des Egal! Umso mehr der Wunsch der Ortlosen sich da Halt zu holen: in der Menschenverachtung des Ich - Ich. Leibgeber rast panisch davon.

Smirc: "Niemand muß, aber warum soll man auch gerade die Oberfläche weiter abtasten, wo man Berührung sucht?" 

Gott zu Warnix: "Ist der nicht manchmal unerträglich fromm?"