All along the watchtower.
-Text aus Tagebuch Karlsruhe -
Ich kann Dir nicht mehr sagen, was der Hit war und was die Rückseite der Platte, für deren Abspielen wir untereinander sammelten. Jimmy Hendrix. Heute hörte ich „all along the watchtower“ und ich wurde erinnert. Ja, wir brauchten Jimmy Hendrix und Bob Dylan.
Es war ein
italienisches Eiscafe', beim "Pio", in dem wir uns trafen. Dieser „Ausländer“
war der einzig Mutige in der kleine Stadt, der so eine Musik in seiner Musikbox
spielen ließ. Draußen üble Stimmung. Düstere Gespräche über die rote Gefahr aus
dem Osten und die Sozis hier, abschätzige Bemerkungen über die Amis und
verkniffene Gesichtszüge einer malochenden Armut. Wir aber wollten leben. All
das war weit weg von dem, was uns hinaus und zueinander zog. "I can't get
no satisfaction", die Stones hatten recht.
Und da hinein
schlugen plötzlich explodierende Laute und von Stimmen von Selbstvertrauen.
Unerhörte Melodien. Wir verstanden nicht, was dieser Jimmy Hendrix sang. Aber
das war klar: Die Sehnsucht hieß "Freiheit".
Wir standen
nicht auf, und bis wir zur ersten Demo gingen vergingen noch Jahre. Wir tranken
Tee (dauert länger, bis er kalt ist und ist billiger - Geld sparen für
Musikbox) und warteten. Wochen, Monate auf ein Irgendwas. Die unterschiedlichen
Schulwege führten uns voneinander weg. Wir warteten in anderen Räumen, mit
anderen Freunden.
Eins war klar:
es gab irgendwo Freiheit. Und ersehnt, doch unvermutet kam die Liebe.
Immer wieder in
der Vergangenheit hat der Egoismus des Spießers und das Wir-Zuerst der
Menschenverachtung versucht, die 68er Hoffnungen auszulöschen. Sie haben nun
die Macht, eine russische Depression aus Amerika. Es wird wohl etwas länger
dunkel sein.
Wohin geht Ihr,
um einander zu treffen? Was sind Eure Lieder? Was bringt Euch zusammen?
Ich wünsche Euch
ein Leben der Freundschaft und der Liebe - in Freiheit.
Das Lied war „Purple Haze“.
20.1.17 Klaus Wachowski
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