Wir verlassen die
Höhen von der schönen Aussicht. Durch dunkle Nadelwälder, entlaubte Hoffnungen,
durch aufgeweichte Wege kommen wir herab. Vor dem Eingang verzweigen sich die
Hecken.
Du hast keine
Wahl. Die Dornen reißen Dir die Kleider vom Leib, Deine Haut blutet aus tausend
ungefährlichen Wunden, wenn Du das Tal endlich vor Dir liegen siehst.
Die klaren Wasser
vom Fluss Desillusion begrüßen Dich. Trinke vom Durst! Unter den Bäumen der
Geringschätzung empfängt Dich der Schatten, den Enttäuschung wirft. Vögel
flattern auf, um ihren Raub vor Dir in Sicherheit zu bringen. Sie krächzen ein
schadenfrohes Lachen. Deine Beine versteifen, kämpfen sich durch eine zähe
Gleichgültigkeit und der Regen regnet jeglichen Tag.
Und doch gehe
weiter hinauf! Schatten der Hoffnung huschen ruhelos über das Prospekt der
zerrissenen, vom Nebel verhüllten Erinnerungen.
Was hast Du
erwartet? Sonnenschein, Blumen, Musik? Einen frohen Blick? Dies ist das blaue
Tal, in das Du fällst, wenn Dein Ich seine Einsamkeit erkennt.
Es ist nicht das
Schlechteste. Sieh Dich um! Die Vielen am Tisch des Verlusts. Einer wird das
erste Wort sprechen. Das erlösende.
Der Druck auf
Deinen Lungen wird nachlassen, Du wirst schlafen am Quell, an dem das Leben
einst zu Dir sagte: "Komm mit mir ins grüne Tal!" Und Du wirst gehen.
Auf all Deinen
Wegen zwischen Berg und Tal, vergiß dann aber nicht den Raum Ernüchterung, das
Geschenk Gottes, das den Menschen ermöglicht.
11.11.12 Klaus
Wachowski