Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

11.11.19

Amsterdamer Schnulzen

Smartlappen vom Sloterdijk

Wer sind all diese? Im Tropenmuseum von Amsterdam werden berühmte Leute aus der Kolonialzeit präsentiert. Das heißt auch: Sie sind aus dem Bewusstsein einer Generation und mit der Erinnerung an diese verschwunden.

Das Kind denkt: "Wie langweilig!" und rennt vorbei. Die Erwachsenen unterdrücken ein Gähnen. Und die Fachleute wissen eh schon.

Wer sind all diese? Und wer bin ich? Vergessen in vakmans halal, im Papierkorb  des Profilers.

Aus dem Zimmer des Hotels Zufriedenheit schaue ich hinunter in den internationalen Bus - Terminal. Irgendeine Frau, bepackt mit Taschen, geht eigenen Weg aus meinem Gesichtsfeld in eigene Zukunft. Was ist sie? Was bin ich, der unbemerkte desinteressierte Betrachter?

Wenn Du Deinen Weg gehst, schau auch zurück. In der von den Wassern ausgelöschten Spur funkeln die Reflexe schöner Erinnerung, näher am Boot ganz hell auf düsterer Welle.

Die jüngsten Tage des fallenden Laubs, der Sommer von schwerem Grün, dahinter die blühenden Hoffnungen des Frühlings und noch weiter die faszinierenden Zeichnungen der Bäume vor Schnee. Das Lachen, die Rufe, das Flüstern sickern und rauschen in Deine geöffnete Erwartung. Die Nächte flattern vorbei. Leben!

Was wird noch kommen? Du drehst Dich wieder Deinem Weg zu. Du öffnest die Sinne. Und Du gibst auch der Sehnsucht, einer vorsichtig gewordenen Sehnsucht, die Freiheit wieder. Die Frage breitet ihre Arme aus. Glück auf dem Weg!

9.11.

Wenn ich Glück habe, bemerke ich ein Leuchten. Was aber der Stern, der Planet hinter dem Licht sein könnte, wer kann es wissen?

So beschreibe ich, was ich sehe wie ich es sehe. Ich sehe Deine verrückten und Deine braven Kleider. Ich höre die Hoffnung in Deiner Stimme. Ich sehe energischen Schritt. Meine Phantasie wirft meine Gefühle als einen Filter über das Bild. Eine Geschichte rankt sich in übertriebener Konstruktion und Farbigkeit um die Erwartung. Lies sie, aber glaube ihr nicht!

1.11.19

Das Schiffchen Einsamkeit


Blätterhaufen neben dem Bächlein Alb. Ein Blatt trudelt vorbei. Es schlickert und schlurkt im Wasser. Der Himmel ist grau oder blau voll Sonne. Ist da ein Unterschied?

Das Papierschiff Einsamkeit schießt durch die Wellen, schwankt. Der Schmerz, dieser schwarze Wind, wirft es um. Es schlingert und sinkt. Die Wellen wirbeln, gluckern, ziehen die Zeit mit sich in Strudel und Stürze. Im Schlamm der Depressionen umschlingen einander Blatt und Papier.

Heute Nacht träumte mir, wir begrüßten einander in einer Umarmung vom Glück.

Schon erinnere ich wieder die Regentage, Kinderstiefel in Pfützen, aufgeregte Erwartung. Grün sind noch die Hänge und Ufer.

Weißt Du noch? Wir spielten. Da waren Worte von Freude, Ärger, von Lust, Enttäuschung, von allem und allem. Dankbar träume ich von Begrüßung, Umarmung.

Die Wellen wirbeln glucksend in den Ufern der Zeit. Und ein Papierschiff löst sich vom Grund, taumelt durch die Wasser der Sehnsucht der Auflösung zu.

Allerheiligen 2019


15.10.19

Auf Pokemon

Auf Pokemon

Gefangen: "Rattikarls kräftige Zähne wachsen ständig. Deshalb nagt es unablässig Steine und Baumstämme an, um sie abzuwetzen. Manchmal knabbert es sogar Hauswände an." (Pokedex 020)

Ich bin auf der Jagd nach neuen Pokemonen, die Sonne strahlt in den Herbst, den Handke nicht mehr falben kann, die Gedanken gehen auf meine Wut gegen die Vertrumpung in der Literatur, wo es ja auch nicht die jungen, heran drängenden Generationen sind, sondern die alten Knacker und ihre in Verehrung vergehenden Stenze.

In der Kritik macht sich nach der Brechung der Macht der Oberlehrer durch die lebendigeren Ranicki und Co nun das nicht jüngere Clowneske breit. Ein gewisser davon hat Ehrgeiz auf Zombie-Clown.

Beim Handke, Walser, Houellebecq - wie ruhig es plötzlich um Strauß und Sloterdijk ist! - zeigt sich, wie leicht doch problematisches menschliches Verhalten mit dem Weihrauch um Worte vernebelt werden kann. Dem politischen Fake stehen in der Literatur ein blassiertes Tattoo in Elfenbein-Loft und ein scharfer Schnaps in den verwunschenen Gärten des Guru zur Seite. Arschgeweih auf Metapher. Es sei der höhere Stil!

Den Stil macht aber immer noch die Haltung! Was wären Anne Sexton, Virginia Woolf, Elisabeth Lasker-Schüler, Goethe, Jean Paul ohne ihre Haltung?

Und was für ein trockenes Rascheln besorgt die Haltung eines Nietzsche, Handke, Walser, Houellebecq?

Die meisten bekannt werdenden Rattenfänger verstehen sich auf das Spiel mit der Einfärbung von Worten und Gedanken nicht anders als die wirklich bewegten und Herz und Verstand bewegenden Schriftsteller. (Nicht anders, das heißt hier auch: nicht besser.)

Aber irgendwann verlieren sie, -wie leider auch viele Kabarettisten-, das leichte über-die-Köpfe-Tanzen und machen den Sprung ins Höhnische, Höhnende. Sie spritzen nicht mehr mit Wasser (der immer neue Lacherfolg der "Arschbombe"), sondern mit Schlamm, zu beschäftigt mit der Darstellung des Ich, um zu bemerken, daß es da nicht unerhebliche Beimischungen von Blut gibt.

Dann natürlich: Pfui!! Wer betroffen und/oder anständig ist, erwartet eine Entschuldigung.

Sie aber spritzen weiter mit farbigem Wasser.
Es ist - Wasser.
Der erotisierte Betrieb will nicht wahr haben, wo er glaubt, und trinkt es als Lourdeswasser.

Zombie Wagner rollt vor, die braven und böhsen Onkelz vom hohen Stil abzuholen. Ob er den Abgrund zur Untiefe ihres Fühlens ermißt (Schopenhauer zum faulen Ruhm)?

Es ist wie beim Joker. Die Reklame läßt schön gruseln. Aber -Tipp für den Veranstalter- : die Leute laufen in Scharen davon.

Lasst uns hoffen.

Klaus Wachowski 16.10.19

27.9.19

Endlichkeit und Ewigkeit, Gedanken


Es ist Herbst. Ich male meine Farben in schwarzen Karton.

Endlichkeit und Ewigkeit

Ich habe zwei Haltungen zur Verfügung. Die philosophisch / religiöse und die realistische. Die realistische hat zur Ewigkeit keinen Bezug, zur Endlichkeit nur einen planerischen, im jetzigen Lebensabschnitt auch testamentarischen.

Betrachte ich mein Leben in Bezug auf seine Endlichkeit, geht mir sogleich das Wunder auf, das darin besteht unter einer unendlichen Zahl von Möglichkeiten gerade jetzt und hier und als dieses Wesen zur Existenz gekommen zu sein. Im Lauf des Lebens habe ich das Bedürfnis entwickelt, für diese einmalige Chance irgendjemandem, irgendetwas zu danken. Ich danke dem Leben und nenne die mir unbekannte Kraft, die es im Irgendwie ziellos, mächtig und keineswegs allmächtig aber manchmal freundlich bewegt, Gott. Als ich noch Atheist war, war ich dem Leben gegenüber sozusagen ungerichtet dankbar. Soweit der Glaube. Wiedergeburt als gleiche Person erscheint mir absurd.

Manche glauben, Ewigkeit und Endlichkeit seien Gegensätze. Ich kann das nicht erkennen. In der Ewigkeit bin ich schon "ewig" Teil von allem. Einen Augenblick der Ewigkeit durfte ich nach dem (in meinem Fall) glücklichen Zufall meiner Zeugung erleben, um zum Ende meiner Endlichkeit hin wieder zurück zu kehren in das große Meer, wie einige Indianer es nennen. Die Spuren meiner Energie werden in den unendlichen Wellen, die Spuren meiner Materie in der unendlich teilbaren und verknüpfbaren Materie ein- und aufgehen. Ist doch schön. Bis jetzt jedenfalls.

Und jetzt kehre ich zurück in die Endlichkeit, in der ich Obdach, Schutz und Liebe habe und deshalb noch gerne bleibe, konsumiere und handle.

Ich hoffe, noch lange die Fähigkeit zu haben, beide Haltungen gut zu unterscheiden und passend auszuüben.

27.9.2019

24.9.19

Ruckzuck

Ruckzuck

Ich gehe in den Keller. In welcher Ecke er wohl steht? Ich habe es deutlich vor Augen, finde ihn aber erst nach zehn Minuten.

Ich weiß den Weg noch,
Ich weiß noch, wozu ich ihn benutzen kann,
Ich weiß noch, wo er ungefähr steht.

Das Wort "Gott" fällt mir ein.

Wie lange schon bin ich hier?
Was war es?
Was ist es?

Ich nehme den Ruckzuck mit nach oben.
Ich fühlte den Holzgriff, kann noch fühlen.
Ich fülle Wasser ein, bin noch fähig dazu,
eine Handlung zu planen und auszuführen. 
Die Reinigung war noch lange nicht nötig.

Aber ich kann noch eine Arbeit ausführen
Im eigenen Körper.
Ich lebe noch frei.

24.9.2019

"Lächerlich", sagst Du.
Dir ist Arbeit noch Maloche.
Ich spürte meine Hand an dem Instrument.
An der Wand zum Leben.
fühle ich sein Pochen.
Ich fühle "Jetzt!"

Ich schließe die Tür zum Keller wieder zu.
Ich gehe hinauf - wieder!
Ganz langsam durch Erinnerung rufende Phantasie.
Ich spüre den Widerstand der Erde an meinen Füßen.

Es ist.
Ich bin.


19.9.19

Wer schlägt Kinder? 2003

Wer schlägt Kinder?

In einer warmen Nacht hängen wir unseren Gedanken nach. - Das Schaukeln von Drachen im Wind.

Da kracht es und klatscht es d0 Kinder schreien. Da schlägt Holz auf die Haut, in die Knochen von Kindern. Ein Blitz: Du spürst, was es heißt: Das Blut gefriert in dem Adern. Fern hörst Du das Brüllen des Schägers.

Eine Frau schreit, und noch eine Frau, dann ein Mann: "Wer schlägt Kinder?!" Die Nachbarn kommen.

Unheimliche Ruhe. Was macht er jetzt mit den Kindern? Die Polizei kommt. Was dann geschieht, bleibt im Dunkel.
-
• Längst gehe ich wieder auf anderen Straßen. Aber jetzt bricht die Erinnerung ein. Ja, ich weiß, was das ist: Jähzorn, Prügel und Prügel und Todesfurcht von geprügeltem Kind.

Aus den erstarrten Welten der Gewinnmaximierung tauchte ich ein in einen grünenden Weg. In den Fußsohlen spüre ich die Festigkeit, mit der die Erde der Last meines Körpers antwortet: "Du bist."

Ich kann fühlen, Leben ist Wunder. Acer ich kann auch dem Wind ein Fenster öffnen in meine Seele. Ich kann mich auflösen im Lärm eines Lastwagens. Und zerbrechen im Flügelschlag einer Schwalbe. Du siehst mich, erschlägt mich ohne Probleme.

Ich weiß, was das ist, auf Tod geprügelt zu werden.

Du singst die Gesänge und siehst Dich in ihnen - der Schläger und Gangsta von Kiew und LA. Wie wild und schön die Schreie von Hass, Wut und Blut...

Ich höre das Krachen von Knochen von Kindern.-

Ich habe nichts als die Antwort der Erde auf meine Schwere und einen Flügelschlag. Und nur einem Weg, schlecht gebaut und eng, kann ich folgen. Er ist grün von Bäumen und Sträuchern und bunt von Blumen.

12.9.19

Ffm 2010

So jung war ich auch wieder nicht:

Ich sehe aus dunkelgrünen Bäumen hellgrünen Bäume aufsteigen. Und dahinter plötzlich helles Blau.

Ich sehe ein graues Blatt im Naß des Bürgersteigs eines Frankfurter Geldturms.

Lange schon, Monate, bin ich weggeschwemmt von mir.

Reichtum und Schönheit und Sehnsucht nach Reichtum und Schönheit treffen sich in der Café- Bar. Was will ich hier?

Ich warte weiter auf mich. Hier so gut wie anderswo. Mit etwas weniger Störung durch Narzißten. Denn diese hier kommen aus einer anderen, entmaterialisierten Welt. Es ist so etwas magisches wie das Wort "Cinemascope".

Dieser Banker könnte auch ein Gewerkschaftssekretär aus der Wilhelm-Leuschner-Straße sein, diese Mondäne eine Genossin aus der Schröder-SPD.

Ein Vorhang Regen fällt in die Straßen. Die Blätter des Baums schreien in Gelb, von einem Lichtstrahl Freude getroffen. Es blitzt silbern und golden über den Asphalt.

Vor Kurzem erst bin ich den Tod, bzw. der Angst vor ihm, entkommen. Schon habe ich mich wieder verloren. 27.8.2010

Ä8 Jahre älter weiß ich nicht mehr, was ich da meinte mit dem Tod.

Ich weiß noch, was ich mit Frankfurt und Schröder meinte. Was hatte ich dort verloren?

Ich kenne die Situation noch und die Stimmung ist mir gegenwärtig.

War es dieser Auto- Unfall?

Es war Regen, Einsamkeit unter VIP-Leuten, aber das Licht aus dem Lebendürfen glitzerte schon oder immer noch.

9 2019