Tracy Chapman: There is fiction in the room between. Versinke im Augenblick. - Aber verliere nicht den Verstand
1.6.22
Der Therapeut- zu arte "in Therapie"
Eine Fantasie
Über den Tod nachzudenken ist nicht gerade hilfreich, wenn man Lebenden helfen will. Aber eine üä möchte ä ÖlGesamtbetrachtung muss ihn schon einschließen.
Er hatte Glück. Verlust war auch dabei. Aber er hatte das Verlorene auch lange Zeit genossen.
"Eine Kirche, ding-dong", erklärt Opa. Gott wird er nicht meinen.
Ein Therapeut ist kein Pfarrer. Ja, auch er soll die Seele sorgsam behandeln, ihre Freiheit aber nicht mit Ratschlägen lenken... Eine Abschweifung
Was gefällt mir an dem erodierten Kopf? Sorgsamkeit der Beobachtung, Ehrlichkeit und Ernst auch in der Selbstbefragung. Wenn er lächelt, dann, weil er etwas bekanntem begegnet, nicht selten eigenem Irrtum.
So lächelt und weint er in Sommer, Ebbe und Flut. Manchmal ist da der Schrei einer pfeilschnellen Schwalbe.
Und all das spielt in einem alten Zimmer voll mit alten Möbeln und Staub gewordener Vergangenheit.
1.6.22

16.5.22
Dr. Smirc und die Leiter
Warnix: "Hallo Dr., nimmst Du nicht den Fahrstuhl? "
Dr. Smirc: "Ich wills mal ohne probieren! In unserem Alter muss man das Leben doch täglich trainieren. Letztes Jahr habe ich die Alu-Leiter ohne Schwierigkeiten im Seniorentrab hoch geschafft. Jetzt komme ich mir vor wie ein Vulnerabler auf dem Glatteis der Ewigkeit, wenn die Trauerhilfe winkt.
Dr. Warnix: "Ja - und wie lange noch?"
Smirc: "Au!"
Warnix: "Oh, Jacko, is was passiert?!"
Dr. Smirc: "Ach! Laß!" Stolpert die Stufen hoch.
Dr. Warnix, Psychagog und favorisierter Nobelflopper, bückt sich nach der Radmutter. 50 Kilo auf Bandscheibe.
Ein Bild von vor 30 Jahren taucht auf. Das ausgeleierte Bohrloch, das ihn so wütend über sich selbst gemacht hatte. Jetzt streichelt er übe r die Stelle am Regal.
Wer dieses Jahr den Preis bekommt? Interessiert's noch?
Q hat gerade R begraben.
Die Doctores, also auch Witwe Dr. Wohlfühl, treffen einander auf der Terrasse, stoßen mit einem Vodka Kommissar Beck an. Auch schon lang nicht mehr geguckt. War aber schön.
Dann reden sie ein Bisschen, schauen hinauf zum Mond. Mit einer Grundzufriedenheit über Liebe und gehabte Liebe.
16.5.22
--
Diese Nachricht wurde von meinem Android Mobiltelefon mit WEB.DE Mail gesendet.

1.5.22
1. Mai 2022
Nachbrenner und Wurstfeuilleton zum 1. Mai
Scheck und Schleime bei Walser in Stuttgart
Vergessen ist auch schön. Die Blätter leuchten heller.
Früher mit meinem feinen Anzug zum 1. Mai (nirgendwo anders hin) zu Currywurst oder fetten Bratwurst mit Bier.
Fern für die Alten, die vor wenigen Jahren noch wehmütig auf die guten alten Zeiten schauten. Was glaubst Du, denkt der Alte im zerstörten Wohnbunker in der Ukraine, was der alte Russe in Vologda? Die schütteln doch die Köpfe über die alten Killer Putin, Lavrow!- und die jungen Leute verstehen nicht. Okay.
1. Mai, das war schön und wichtig. War...
Jetzt gebe ich den Führerschein ab.
Da muss denn auch der Walser oder Handke ins Wortlos hinab. Sie werden nie bereuen. Das Schröderproblem. Was also noch? Der Nachbrenner Scheck wird schon eine neue Tröte der Wichtigkeit finden, ihr nachzuflöten. Und an Feuilletonwurstern wird es auch künftig nicht fehlen, das Dada zu befüllen.
Wohltemperierte Atmosphären in Literaturhäusern werden weiter Lust und Sehnsucht über die Sehnsucht des Wortes wälzen und Jugend wird im Ersten Mai alt werden, aus der Unzufriedenheit und Hoffnung in Akzeptanz und Ironie gleiten. Wohin? Davon...
Warum auch? Man bastelt vor sich hin. Eigentlich, um sich an alte Zeiten zu erinnern, und dann ins Bett zu fallen. Es ist basteln, das uns gefällt und Euch egal sein kann, muß...
Sorry! Das einzige, was man noch von dem W. hören wollte, war doch wohl eine Entschuldigung für den "Kritiker". Durch seine Stotzigkeit hat er sich geschickt noch über die Jahre in der Aufmerksamkeit gehalten. Wozu? Hat den alten Goethe überlebt, der schon mehr als ein Jahrzehnt vor solchem Alter das Fenster aufriss, frische Luft zu atmen, sonst aber auch nicht mehr viel zu sagen wusste.
Der Trog aber braucht Platz für junge Leute! Wer glaubte sonst noch, dort gäbe es etwas zu finden? Macht doch die Wiese frei für andere Zeiten, andere Flopper..
Anstatt sich auf die Frage von Wichtigstrumpf Denis Scheck (der dem Ranicki wohl auch einigen Neid nachtragen muss) über einen anderen, längst verwesten Problembär (SS-Bewerbung) namens Schmidt einzulassen, beginnt Martin Walser mit der Lesung aus seinem „Traumbuch“. Wir basteln, basteln. Was macht Ihr für einen Sermon darum?...
Was ist nur los beim Ruhmesschmusen?
1.5.22

28.4.22
junger April 22
Einige Menschen ziehen vorbei, zu Fuß und auf Rädern. Es ist schön unter Menschen zu sein. Das Spatzengeschwätz geht unter in der erlöschenden Aufmerksamkeit.
Schon länger habe ich mit dem ernsthaften Zeichnen und Malen aufgehört. Das Interesse erlosch plötzlich wie in einem Luftzug zwischen Herbst und Winter. Auch das Interesse am Lesen läßt nach. Ich lese hauptsächlich, um an alt erinnerten Schriftstellern als schön Erfahrenes zu prüfen und wiederzufinden. Und um über die Wiederholungen bei den Jungen zu lachen oder mich zu empören. Nicht aber ernsthaft interessiert. Die Literaturzeitschrift werde ich abbestellen.
Aber ich schreibe noch. Auch hier verliert sich das Interesse am Ernst.
Noch füllt der Frühling mein Herz mit Freude.
Noch erhebt sich düster und brüllend das Morden im Osten.
Ich stehe auf und gehe den Weg.
28.04.2022

26.4.22
Annie Ernaux Eine Frau
Annie
Ernaux -Eine Frau,
Eine faire Biographie und sachliche Liebeserklärung
Fast etwas wie der Anton Reiser über sich selbst.
Nach langer Zeit ein Buch der Neuzeit, das mir gefallen hat. Ich liebe Virginia
Woolf. Aber wie elend lang ist die eine Biographie, die ich unbedingt lesen
wollte.
Ich brauche nur 5 Stunden, um das Buch zu lesen. Auf den letzten Seiten kommen
mir die Tränen. A.E. war im Zeitraum der Niederschrift 46 Jahre. Heute dürfte
sie über 80 sein.
Was mir gefällt: die sachliche und dennoch liebevolle Art der Beschreibung
eines Lebens. Wie sehr doch die Hoffnungen und Sehnsüchte dieser Frau, der Mutter,
doch von einem Streben bedrängt wurden,
das sich aus dem Wandel vom Überleben zum Ehrgeiz speiste. Sie wollte
nicht zum Pöbel aber auch nicht zur Arroganz gehören. Und da man/frau selbst
nicht zu einem solchen Ruheplatz in der Welt gelangen konnte – es ist immer zu
spät - sollte es wenigstens die nächste Generation „gut haben“.
Mit den
negativen Folgen, die wohl die allermeisten aus den Nachkriegsjahrgängen
hatten: Zweifel und Selbstzweifel, Konkurrenz und Scheitern, Manie und
Depression. Die 68er brachen damit, gaben in den 80ern aber auf und
"verrieten" die Brotherhood of man an Betriebswirtschaft und Ruhm.
Diese Frau wollte das Beste für ihr Kind, das Leben in der besseren,
wichtigeren Gesellschaft der-- Literatur.
Das bringt mich zu einem Satz, den die Tochter nicht weiter kommentiert, der
mich aber auf eine Frage bringt, die AE wohl nicht ansprechen wollte, um die
Neugier fern zu halten: "(sie) lächelte,...bei einer Redewendung, die sie
für poetisch hielt,("wir sind nur Besucher auf dieser Welt"), als
wollte sie die Anmaßung herunterspielen, die ihr über die Lippen kam."
Ich lese aus der Liebe Der Mutter zu dieser Redewendung noch etwas anderes als
ein Bedürfnis der Zugehörigkeit zu höheren Kreisen: die Frage nach dem Sinn.
Die
Sinnfrage betrifft jede und jeden, die die Zeit und das Interesse haben, sich
selbst und ihr Verhältnis zu dieser kurzen Zeit Leben zu betrachten. Dies gilt
nicht nur in der Sphäre der Intellektuellen, wo das Geltungsbedürfnis das
Interesse nicht weniger abdrückt als Angst vor und die Wut über die Not in der
Sphäre des Wirkens.
Weitere
Hinweise auf ein solches Fragen sehe ich in den Gottesdienstbesuchen und im
Interesse an Büchern. Die Tochter sollte es besser haben, ja! Aber nicht (nur)
in der Welt des Wohlstands, sondern in der des "Wortes und der Ideen"
also in der des Sinns. Und selbstverständlich in der des Anstands (mit kleinen
Gehässigkeiten im intimen Gespräch unter Familienmitgliedern und Freunden).
Ein weiterer Satz von Bedeutung für mich, der ich nun selbst älter bin und
Worte zu verlieren beginne:
„In einem Brief im November: "Liebe Paulette, ich habe die Finstemis noch
nicht hinter mir gelassen."“
Sie war schon in der Einsamkeit von Heim und Alzheim. Was ist finsterer als das
Gefühl, die Zugehörigkeit zu verlieren, allein zu sein im Verlust der Worte und
Werte und bald der Würde. Wo nun auch die Fragen versinken und die Liebe mit
ins Nichts reißen? Wo geht es hin aus der Finsternis?
Sie jedenfalls kämpft: "Die Worte, die zu ihr durchdrangen, verloren ihre
Bedeutung, aber sie antwortete trotzdem aufs Geratewohl.
Sie hatte immer noch Lust, sich zu unterhalten. Ihr Sprachvermögen war intakt,
zusammenhängende Sätze, richtig ausgesprochene Wörter, nur eben ohne Bezug zu
den Dingen, der Fantasie entsprungen.
Sie erfand das Leben, das sie nicht mehr führte: sie fuhr nach Paris, sie hatte
sich einen Goldfisch gekauft..."
Sich unterhalten wollen, das Ein- und Ausatmen des Schwarms, in dem wir aufgehoben
und beobachtet sind. Gelten wollen: ja; nicht aber herrschen wollen, was ja -
wie die Angst - Monolog braucht. Sich unterhalten muss nicht unbedingt "Kommunikation"
sein, es driftet aber darauf zu.
Älter geworden finde ich okay und öfter sogar schön, was ich noch bis vor
kurzem, in den 60ern noch mit "Geltungsbedürfnis" abgetan hätte. Das
ursprünglichere Bedürfnis der Zugehörigkeit scheint mir hier mindestens ebenso maßgebliche
Influenzerin gewesen zu sein.
Aber was auch!?: Wenn der Regen kommt, suchst du in jedem Schatten Erinnerung
nach einem Sonnenstrahl. Eine im Jargon des Aufstiegs "einfach"
genannte Frau las Le Monde und den Observateur. Wozu sonst als "zu
verstehen", ganz wie Hannah Arendt es versuchte?
Wichtiger aber ist Mir schon das Bedürfnis, mit dem Kind zu sprechen und
zusammen gehen zu wollen, das Wunder der Welt sehen.
Die Tochter:
"Dies ist keine Biographie und natürlich auch kein Roman, eher etwas
zwischen Literatur, Soziologie und Geschichtsschreibung. Meine Mutter, die in
ein beherrschtes Milieu hineingeboren worden war, das sie hinter sich lassen
wollte, musste erst Geschichte werden, damit ich mich in der beherrschenden
Welt der Wörter und Ideen, in die ich auf ihren Wunsch hin gewechselt bin,
weniger allein und falsch fühle."
"Ich
werde ihre Stimme nie mehr hören. Sie, ihre Worte, ihre Hände ihre Gesten, ihr
Gang uhd ihre Art zu lachen waren es, die die Frau, die ich heute bin, mit dem
Kind, das ich gewesen bin, verbunden haben. Ich habe die letzte Brücke zu der
Welt, aus der ich stamme, verloren.
Sonntag,
20. April 86, Februar 87"

21.4.22
Rückschau

19.4.22
Vulnerabler Frühling
Was wieder kommt
In einer Literaturzeitschrift lange Suaden über wichtig – unwichtig.
Dann das Buch mit Beschimpfungen von Dichtern gegen Dichter.
Der Wolfszar beginnt seinen Mordzug.
Ich bin 71, X ist gestorben, Y gelähmt. Man sagt:
„Vulnerabel“!
Ich lebe. Und verdammt: ich habe doch gelebt! –
Was gehen
mich noch die ehrgeizigen Kinderspiele mit 60, 50, 40 an?
Dazu der Verlust und die mich am Leben haltende Liebe.
*
Am Blumentor wachsen zehntausend weiße Sterne (den Namen
habe ich vergessen) aus dem Rasen hervor, auch ein paar lappige gelbe Tulpen.
Die Sonne strahlt in meine Kleider. Kaum ist Frühling, kommt der Duft gemähten
Grüns.
Es könnte Kindheit sein, Duft der Hoffnung im Gesang der
Vögel. Das wäre so ein Augenblick im Horizont Ewigkeit. Ich gönne mir eine
Stunde davon.
Senkrecht fällt das Licht auf steiles Dach. Die gelbe
Fassade bleibt im Schatten. Die ersten hellgrünen Blätter leuchten in mich
hinein. Die Erinnerungen füllen sich langsam mit einem vergessenen Gefühl von
Sehnsucht.
Ich hebe meinen Blick von der Notiz und sehe rosa, lila
Tulpen über Dunkelgrün. Da sind noch Menschen, die vor Teststationen warten.
Aber die Stadtverwaltung schickt schon den Traktor los, die Töpfe zu wässern,
um den Besuchern einen schönen Anblick zu erhalten.
Ein kühler Wind wie damals an der Haltestelle Heimersheim, wo
noch Kaugummipapiere aus 1992 lagen. Mein Gott! Was ist seither geschehen! Die
Kraft ist davon. Aber ich sehe die Hoffnung in den Augen und Gesten der jungen
Menschen. Es erfüllt mich mit einem frohen Gefühl, das in den flach
auslaufenden Wassern der Sehnsucht badet.
Fern der Schrei von Möwen.
Dahinter Dein Gesicht, das ich
Antlitz nenne.
19.4.22
