Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

16.12.16

Mit wem Du sprichst

Dr. Smirc öffnet das Fenster 15 des Adventskalenders für Senioren: "Schon wieder eine Lebensbescheinigung!"
Cash, Cohen, Dylan, Roth: Was erwartest Du? Die Tür im Horizont ist zum Tor geworden!
Er ist keiner, der sich nicht umsieht. Und ein großer Raum seiner Gedanken ist von der Betrachtung des Nichts erfüllt. Man sagt, es sei nicht schwarz. Wie aber soll man die Abwesenheit von Licht anders nennen?
Erinnerung legt sich schwer in die Ungewissheit. Fremd geworden ist das Jetzt. Doch ist Fremde nicht die Heimat der meisten?
Der Tag jagt ihn auf. Das Elend, die Herrschaft des Unrechts, der Anmaßung und Gewalt, die Stammtische und Bewegungen des Wir von Hass und Gemütlichkeit springen ihn an. Und immer waren und sind Schreie und Seufzen und Opfer.
Das Leben schwemmt die Lust am Leben aus. Das Gefühl heißt Ohnmacht. 
Er sieht das Tor, davor das Geschwätz der Wichtigkeiten. Auch darüber muß er noch steigen.

Er ist in einen anderen Planeten umgezogen. Oder: Es hat ihn umgezogen. Die Beleuchtung hat etwas von einem gescheiterten Märchen. Die grünen Wiesen, blauen Himmel, Sonnenschein auf Blütenkelchen sind ausgebleicht. Rosafarbene Wege in der Wüste. Die Ernte ist ausgeblieben.
Was hätte auch kommen sollen? Lob, Preis, Nobelpreis. Ruhm war Verrat. 
Die Tür des Überlandbusses öffnet sich. Der Brodem der Verehrung schlägt ihm entgegen.

Du stehst in einem anderen Raum, kannst ihn über die Einsamkeit hin nicht ansprechen. Und Berührung ist eine verbotene Enttäuschung.
*
Laß es Dich nicht verdrießen! Man kann nicht zum Berg kommen ohne das Tal zu nehmen! Nimm den Weg durch die Liebe, oder den durch das trostlose Ich: Du kommst stets in der richtigen Verfassung an.
Der Ort heißt "Schau!". Soll das Tor über all Deinen Fragen stehen? Oder willst Du Deine Sehnsucht und Deinen Zorn hinauswenden, zurück?
Die Frage des Jetzt lautet: welchen Weg willst Du nehmen, und: wie ihn finden? Achte den Weg. Das Ziel findet Dich von alleine.
Es wird der gleich graue oder blaue Himmel sein. Du wirst d
em Leben antworten, mit dem Gefühl, als erhöbe sich hinter Dir ein hohes Tor.

16.12.2016 Klaus Wachowski

13.12.16

Seltsamer Ort



Die Wolken werden dunkler, die Kälte beißender. Unter den schrillen Sebsterhöhungen und dumpfen Drohungen eines Politclowns schwirren gleisende Lichter, düstere Schatten darüber.

Das Kind kann sie nicht sehen, aber sie stürzen in die Seelen der Älteren, verhärten sie, wirken als mürrischer, genervter Umgang, erregen Mißtrauen, Niedergeschlagenheit, Verlorenheit. 

Er weiß es nicht, daß sein wiederholter Gang auf die Berge zu an die Worte von Anne Sexton über das schreckliche Rudern auf Gott zu erinnert. Was sucht er in den Wäldern? Es mag schwieriger für die Orks sein und stiller. Aber dafür lauert im Schatten die Angst.

Er sucht den Brunnen vom Rand der Lichtung. Dort erschien ihm einst erstmals das Gefühl, angenommen zu sein. Waren es Wärme und Licht und kühlender Schatten? War es das Plätschern des Wassers? Es ist kein Kraftort für Esoteriker, die Wandervereine zersingen mit guter Stimmung das Schweigen, Förster, Jäger, Arbeiter verstehen erst, wenn sie ihre Aufträge und Projekte ablegen. Ab und zu verirrt sich ein Vertreter für Staubsauger oder Versicherungen in strack gebügelter Seele hierher, geführt von bohrender Einsamkeit, die das Leben als Akquise nicht mehr aushält. Ein Blatt fällt, und es geht weiter. Spesen gespart.

Dies ist ein ganz individueller Sehnsuchtsort. Und der Junge geht immer wieder darauf zu.

Es ist kalt und die Wolken werden dunkler. Die Reben rechts und links der Straße zeichnen expressionistische Tuschen in die Luft. Aber daheim und in der Stadt bereitet sich ein zunehmendes Wirgefühl auf das große Weihnachtsfest vor. Es klappert, hämmert, sägt, plappert, ruft einander zu.

Man erwartet doch wohl nicht die Wiedergeburt Christi? Aber man erhält doch einen feinen Abglanz von Frieden und Freundlichkeit. Liegt nicht schon darin etwas von Paradies für das in Einsamkeit der Liebe geborene Wesen Mensch? Der Junge weiß nicht, daß er durch die letzten Tage des Jahres der Barmherzigkeit geht. Wo es seiner Welt gut geht, fühlt er sich frei, seinen Ursprung aufzusuchen. Hier sang der Vogel.

Er taucht in die Waldwege ein, wird sein Ziel finden. Vielleicht wird ihn sogar ein Duft aus der Erinnerung berühren. Und er wird beschwingt zurückkehren, seinen Platz in einem unaufgeregten Alltag wieder einnehmen.

Was wohl aus ihm werden wird? Ob er überhaupt mein Alter erreichen wird, einen Raum der Sicherheit und von Horizonten? Ob er dem Wunder Liebe begegnen wird, verschont wird von Verlust der Liebe?

Ich wünsche ihm Menschen und Berührung. Ich wünsche ihm die Fähigkeit und die Möglichkeit, diesen, seinen Platz immer wieder zu finden.

6.12.16

Azorenas

Da wird doch ein Frühling sein!
Bitte keine Spekulationen!
Aber doch wohl ein Glühwein?!
Wir warten.
Wir zünden eine Hoffnung an.
Es qualmt. Kürze den Docht!
Das Licht breitet eine schützende Kugel um uns aus.
Stoßlüften nicht vergessen!
*
Die Kälte tötet mich. Ich fliege, fliehe nach Gestern. Ich hole Dir ein Ticket nach San Miguel, wo die Wellen uns singen vom Immerzu der Zeit. Wo die Bäume erzählen von jeder Gegend des äquatorialen Breitengrads. Und im Regen unter allen Sonnen der bunte Bogen Liebe. Somewhere!
Wo das Leben sagte: "Komm!" Und eine Mutter Dich in die Arme nahm...
Es sieht aus wie Grau.
Aber ich glaube an Hoffnung und Liebe.
Warum sonst malen wir den Stern über Bethlehem?
6.12. 16

25.11.16

Fallende Blätter

Und wieder fallen die Blätter,
Blatt, grünes Blatt.-
In den Straßen
legen sich Schatten ins Licht,
bläst der Wind in frierendes Leben.

Ich sehe Euch reden, lachen,
in fernen Räumen denkt Ihr an mich.

Und weiter in den Straßen,
legen Schatten sich unter das Licht.

Weiter fallen wir,
davon getragen,
ins Licht von Schatten,
in die Nacht von Licht.

16.11.16

Spree

Durch Schreiben bewältige ich Erfahrungen.
Anne Sexton an ihre Ärztin

Das sind die zusätzlichen Voraussetzungen, damit Dichter leben können. Fußballer brauchen auf gleiche Weise ihren Kick. Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein. Soweit mein Credo.

Auch in diesem Leben spricht sich aus: Liebe sucht Einsamkeit, Einsamkeit Sex. So kommen Menschen in die Welt, bleibt sie bewohnt. Aber die Berührung öffnet der Sexualität die Sehnsucht Liebe. So kommt Sanftheit und Wärme in die Welt, Glück.

Eine junge Mutter fährt ihren Edelkinderwagen die Spree entlang.

"Sieh hinauf: es wird immer wieder Tage geben voll Kälte und Regen. Und kein Ende in Sicht! Was hilft Liebe unter grauem Himmel, was der Mensch? Hier bleibst Du Ich und ohne Du. Du mußt etwas tun, ein Licht anzünden, Dich an ein brennendes, ein warmes Wort setzen. Es lohnt. Regnete der Regen auch jeglichen Tag."

Die Mutter wird durch ihre Gedanken selbst stärker und richtet sich auf.
Anne rudert zu Gott. 

Er hat sie ja schon in ihre Arme genommen. Sie muß sich nur tiefer in seine Berührung graben. 

Es ist schwer. Du weißt es. Der Riß zwischen Ausleben und Lieben. Geh doch etwas sorgsam mit dem Menschen um, gerade mit dem, den Du Du nennst!
Du kannst nicht immer und überall helfen. Erfahren mußt Du es gerade an Deinen Liebsten, rudern sie zu Gott, fliegen sie der Befreiung vom Leiden zu.
Grau der Regen an der Spree. Wo Anne auf Gott zu rudert, scheint Sonne aus einem himmelblauen Himmel.

Nimm den Himmel von ihr. Aber gehe noch ein Stück Weg am Ufer. Auch Dein Weg führt zur Pforte des Nichts. Genau besehen wölbt sich bereits ihr Eckstein über Dir. 

Was kann ich Dir zeigen, das erleben lohnt? Fast alles! Ja, jetzt sind Tage grau. Setze Dich an eine glimmende Erinnerung, gut zum Anzünden von Hoffnung. Höre die Stimme in den Worten eines Du. Hast Du keines, worauf wartest Du, es zu finden? 

16.11.2016 Klaus Wachowski

27.10.16

Resumee Literatur

Literatur

             40% Bobbestheater, Reimeschmiede, sog. Mundart und sonstige Gemütlichkeit
             Provinzpreise

             30% Leben öd, manchmal spannend nachgeschrieben, Liebesromane, Krimis, Fiction, Erfahrungen, Dokumentation 
             Provinz- und Kulturpreise

             20% Sehnsucht, Begeisterung, Trauer, Einsamkeit, kritische Vernunft, Menschlichkeit
             Ab und zu ein Preis

Bis zu 10% Wunder des Wortes

10.10.16

Weg aus der Wüste


Was war der Unterschied zu einem Spiel? Daß da auch wirkliche Menschen waren, die wirkliche Menschen haßten.-
Jetzt spiele ich Ohnmacht des Alters. 

Aber das Buch von Linda Gray über ihre Mutter Anne Sexton nimmt mich gefangen. Mutter und Tochter überfliegen die Hürden, kommunizieren über Fragen von Gedichten. Eintauchen in das Betrachten von Welt. "Würdest Du nicht eher sagen: Fluß? Oder fühlst Du Dich tatsächlich im >Strom< besser getragen?
Sich nicht vom Bild verwirren, das Wort frei lassen. Über den Wassern zueinander finden.

Ein Weg aus der Wunden reißenden Realität, aus dem von Angst erfüllten Raum der Krankheit, zu den Menschen, in die Welt zwischen uns.

Die Erkrankung trieb zu Kompromißlosigkeit, wie wohl auch bei Silvia und Virginia. Ohne die Erkrankung hätten sie sich kaum hinausgewagt in die Welt der kungelnden Bruder- und Schwesternschaften. Ihre Worte wären im Sand der Zeit begraben worden, wenn sie je den Weg aus der Wüste der Bescheidenheit gefunden hätten.

Dazu stehen, anders zu wollen!

Klaus Wachowski 7.10.16