Früher Seniorenzimmer zur letzten Ölung... Tracy Chapman: There is fiction in the room between. Versinke in Deinem Augenblick. - Aber verliere nicht den Verstand
6.10.15
Breit aufgestellt
Die Priesterin sagt:"Du warst gemein zu mir!"
Die Frau:"Du warst gemein zu mir!"
Die Priesterin:"Aber ich sehe Dein Leiden!"
Die Frau:"Aber ich sehe Dein Leiden!"
Die Priesterin und unter Tränen die Frau:"Ich verzeihe Dir!"
Die Frau:"Ich bin erlöst!"
Alice Miller erstickt:"Du musst nicht verzeihen!"
Wie die Republik so muss auch die Person sich nach tausend Seiten verteidigen. Kaum ist die schwarze Pädagogik zurück geschlagen, laufen die Schafe der grauen Therapie zu. Und wieder gibt es Eingeweihte und Erlöste. Ein tiefes menschliches Bedürfnis nach Führung und Selbstaufgabe, nach Ganzkörpermassage und Erlöschen des Willens sucht nach seinem Guru.
Denn da ist Schmerz in Deinem Ich. Und Du willst ihn löschen, frei sein.
Du suchst Führung auf dem Weg. Am Ende wartet die Priesterin. Du hast den Schmerz durch gehorsamen Glauben ersetzt.
Der heilige Hellinger hat die Familienrekonstruktion der Virginia Satir genutzt, um seine Vorstellung von der mystischen Macht der Vorwelten an die Stelle der Wut über Deine Mütter und Väter zu setzen, einen neuen Glauben an die Stelle der persönlichen Befreiung.
Wie sagt die Priesterin? "Die Anamnese: Was wollen sie wirklich?"
Die Du die erkennende Erfahrung des Rollenspiels "Aufstellung" gemacht hast, andere Möglichkeiten der Deutung des Täterwillens, Möglichkeiten der Annäherung, gar der Berührung gesehen und über Deine seitherigen Interpretationen gelegt hast, hier endet das Recht des Begleiters. Lasse Dir keinen weiteren Rat geben. Jetzt bist Du frei, eigenen Weg zu gehen. Willst Du verzeihen? War all das, was Du gespürt hast so ganz verkehrt? "Du musst nicht verzeihen" sagt Dir die unsichere Therapie, die Schwester, die nicht Herrin sein will, nicht Priesterin.
Und willst Du wissen, gehe zu Sokrates, der dem Geheimnis nahe scheint.
Suche den Unterschied zwischen Rekonstruktion und Aufstellung der Familie, zwischen Kritik und Selbstkritik. - Wenn Du es willst.
Gott ist das Wort, nicht Priester.
20.9.15
Stil heißt auch Haltung. Verstand und Anstand gehen mir zu oft auseinander. Auch Vernunft sollte sich nicht allzu weit von der Achtung gegenüber den Menschen entfernen.
18.9.15
New Castle on Tyne
Er
sieht auf das geklöppelte Deckchen und streckt die Füße aus. Ja, er hat sein
letztes Gartentürchen hinter sich zugezogen. Jetzt ist Zeit, zu sein.
Er
öffnet die Botanisiertrommel. Oder steckt er seine Shag - Pfeife an, schüttet
er etwas Holundersyrup in seinen Tee? Schaut er auf ihr dunkel gewordenes Bild?
Sieht sie auf sein dunkel gewordenes Portrait?
Jedenfalls
liegen getrocknete Rosenblätter auf dem Tisch, ist dies keine Erzählung vom
Sterben.
Draußen
ziehen hellgraue Wolken unter hellem Blau und über dem prächtigen Lila der
Bougainvillen.
Er
ißt Brombeeren. Dieses Jahr nur noch ein Viertel von den Sträuchern am
Nordhang. Der Rest aus Südafrika. In diesen Beeren ist Englands Leiden
eingewachsen, in denen das Südafrikas. Aber aufgebläht werden sie von den
Wassern, die der Welt entzogen wurden. Es schmeckt fader als es sollte.
Aus
dem Nachbargarten, hinter Eibisch und Grünheck klingen Säge-, Schleif-und
Feilgeräusche hervor. Metall auf Metall. Der Sohn von Vater und Mutter der
aufgemotzten Hutzelbude ist zugange. Er darf sein.
Wie
so völlig ohne jede Rücksicht doch der Egoismus vor sich hin wirkt! Der alte
Mann schüttelt den Kopf. Es ist doch auch Enge in der weiten Welt.
Wie
gerne wüsste er doch, was sie bei ihrem Freund oder wenigstens bei ihrem
Therapeuten über ihre Ehe gesagt hat! Aber würde er sie dann nicht zerstören?
Das, was sie ihm war; das, was sie einander waren. Es war selbstverständlich
nicht die "ganze" Person in all ihren Äußerungen und Innerlichkeiten.
Aber ihm war sie dies und so und nicht anders.
Mag
hinter diesem Lachen ein verborgener Vorbehalt spekuliert haben. Mag er ihm
gegolten haben. Aber er gehörte dann zu all dem Unbekannten an ihr, das einen
sehr großen Teil ihrer Anziehungskraft ausmachte, nicht zu dem, was ihn als
Bekanntes zumeist freute. Das Leben in der dritten Dimension ist eben nur von
einer Seite aus erkennbar. Die Rückseite gehört in die Vorstellung, ist Spekulation.
So war May und sollte sein: Erinnerung. Nicht Berichtigung. -
Er
sieht sie, er spürt ihre Haut. Er hört ihre Worte, kann sich sogar noch ihren
Tonfall vergegenwärtigen. Viel von der Freude, sehr viel. Und eine Menge vom
Ärger manchen Tages, nicht ganz so viel, war sie ihm gewesen. Gemeinsam waren
fast alle Sorgen und die meisten Freuden. Und dennoch hatten sie viel Luft zum
Atmen. Freiheit und Liebe, die mächtigen Antagonisten.
Eine
Szene an einem fernen Strand. Er erinnert sich nicht so gut wie eine Fotografie
an ihre Gestalt, ihre Schönheit. Beim Betrachten der Fotografie fällt ihm auf,
wie wenig er damals von Schönheit wusste. Er hatte sie im Arm und - simulierte über wichtige Wichtigkeiten des
Egal, Eitelkeiten des Ich.
Und
- aber er verschwor sich einem Du.
Die
Stiefel sind voll Lehm. Es ging durch Schlamm und Gräben. Er hat noch das Gelb
der abgeernteten Felder und das schmutzige Gelb der abgeernteten Felder mit
Sondersaaten vor Augen. Das Grau und Braun im Grün. Und das Grün im Grün. Den
Regenhimmel. Wenn das nun sein Teil der Ewigkeit wäre? Er baute wieder einmal
an einem Haus der Einsamkeit. -
Immerhin
:trocken und warm.
Und
wenn sie wieder bei ihm einzöge?
Sie
könnten einander Märchen erzählen. Denn was sind Erlebnisse anderes als
Märchen?
Sie
könnten zusammen aufbrechen zu den Menschen. Denn Menschen sind doch die
Glücksperlen des Schicksals, sind auch einige Pestkugeln unter ihnen.
Da
gibt es ein italienisches Café, in und an dem Italiener einander und
begeisterten Engländern Italia profunde vorspielen. Bella, bella figura, ruft
es in den Himmel des Supermarkts und drei japanische Studentinnen probieren mit
verschämtem Anime-Lächeln scharfen Schnaps vom Winzertrost einer rheinischen
Adipositas.
Es
gibt auch Farben und Stifte.
Der
Mord von Bodom 1960: Was ist so schlimm
daran, daß der Schuldige nicht gefunden wurde, es an Beweisen für den Einen
oder Anderen fehlt? –
Die
Angehörigen, die Lieben können über die bohrende Frage nicht zum Schmerz, zum
Ich und Du kommen.
Vor
dem Bahnhof Newcastle eine Demo Menschlichkeit. Junge Leute. Das Lächeln der
Hoffnung und Brotherhood of Man erkennt man wieder. Die Musik versteht man
nicht mehr.
Ihm
wird leichter ums Herz.
*
Er
erinnert sich an die Schmetterlingsbluse, bewegt aus der Hüfte, helles Weiß in
der Sonne einer deutschen Spielzeugstadt. Aber in Wahrheit ist es die Zeit, was
da bunt und weit vorbeizieht. Eine Frau kommt aus der Tür des Bekleidungsgeschäfts hervor und ruft ihrem Mann, am Nebentisch des
Eiscafés etwas zu, zeigt auf ihr T-shirt. Schön, wie sie froh zurückgibt, was
sie als Freude empfing.
Dann
sind die Eindrücke zu viel und er fällt zurück ins Dunkle. Trauer. Er kennt das
inzwischen und nimmt sich vor, sich am Grund des Strudels angekommen kräftig
wieder abzustoßen. Tatsächlich taucht er einige Zeit später wieder in der
bunten Welt auf. Wie es vorbei zieht! Gedanken.
Aus
dem Zugfenster blickend fielen ihm damals schöne Landschaften der Vorgebirge im
Nachmittagslicht in die Augen. Das Plappern von Damen im hinteren Zugabteil
sandte beruhigende Impulse des Harmlosen. Bevor Gedanken sich konkretisieren
konnten, waren sie schon davon.
*
Am
nächsten Morgen fasziniert ihn der Wellenflug der Tauben. Das Auf und Ab von
Weiß und Grau im Vormittagsblau wird ihm zum Sinnbild der vom Leben bewegten
Ewigkeit. Die Spur davon ist jetzt schon nur noch in seiner Erinnerung und
vielleicht in der eines anderen Spaziergängers auf anderem Feld. Und so die
Spur jenes ihm so wertvollen Lebens.
Einen
anderen Tag möchte er näher den Wolken zu. Aber nicht an s i e
denken. Die Äpfel verbrennen ins Rote, noch während sie fallen. Im Baum
weißer Flaum. Das Gießwasser riecht nach fauligen Algen. Die Erde wird es
filtern. Noch immer ist es schön warm.
Mit
16, so nimmt er an, hatte er seine erste Freundin. Man machte, was man später
Petting nannte, cool aneinander reiben. Er war offensichtlich uninteressant.
Man war cool gegen ihn? Von ihm gelangweilt, würde er heute sagen.
Jetzt
weht es wie Mistral. Das stellt er sich jedenfalls unter diesem Begriff vor.
Seine erste Erfahrung, wie man so sagt, war entsprechend spät. Das war wirklich
nicht seine Kunst. Wenn Frauen, wie man hört, auch keinen großen Wert darauf
legen, so legten sie doch Wert darauf.
Heute
wachsen die Sportbuden in den Himmel mit breiten Korridoren ins Seniorenheim.
Und die Buchläden versinken im Sand des Alles Egal. Man liest laue Wasser und Wind.
"Die
Zeit scheint grenzenlos, alle Anstrengung nutzlos. Über allem liegt ein Gefühl
der Vergänglichkeit. Und Liebe und Hass, dieser hellblaue Kreis."... Er
legt Virginias Wellen zur Seite.
Australien
oder Campingplatz auf Pretty Islands? Mag sie glücklich werden, wenn er nicht
genügt. Das Herz stolpert weiter ins Morgen. Er geht mit. Aber besonders
neugierig darauf ist er nicht.
*
Im
Nachbarhaus bei natürlicher Geburt stürzt ein Baby in die Welt und schreit:
"Freedom" Ist das der Redemption Day des Johnny Cash?
Wieviel
Freiheit hast Du gelassen? Und wie ist es nun mit dem Tag der Abrechnung? Mit
dem Einbruch des Endes in die Ewigkeit? Wirst Du rufen:"Befreie mich von
mir! ", " Lass mich! " oder" Halte mich, solange ich noch
bin! "?
Der
zen-Meister tritt ein und erinnert daran, dass heute Dreck-weg-Tag ist. Den
Schluck Single Malt schlägt er nicht ab." Träume nicht von Ewigkeit,
solange Du noch etwas in ihr tun kannst! ", ruft er und ist schon wieder
draußen.
Der
treue Vän wartet schon mit einem Gläschen Roten, Jul Ratman spekuliert im
Hintergrund und der Lätsche kommt auch schon angepackt, etwas zu ergattern. Das
kann heiter werden!
Hat
er das nicht schon einmal erlebt? In Räumen des Wichtig?
*
Und
dieser Raum
gefüllt
mit Wirklichkeit.
Du
bist so fern.
Wie
gern
ich
Dich hatte,
hab
ich nicht gezeigt.
Ich
steige in die Erinnerung hinab.
Aber
das Licht ist trübe
und
Spinnweben greifen ins Haar.
Ach,
lasst mich noch einen Augenblick sehnen,
schon
steige ich zurück
in
den Raum
gefüllt
mit Wirklichkeit.
Hinauszugehen,
ich
komme
Ihr
Treuen.
*
Warum
ist er nicht Bäcker statt Clerk geworden? Das geringe Einkommen, die unsichere
Arbeitsplatz - Situation, die groben Bosse. Ansonsten sah er keinen
prinzipiellen Unterschied darin, immer wieder die gleiche graue Masse an Teig
oder Alltagsentschließung zu ansehnlichen Brötchen zu backen.
Heute,
nach der Sauerstoffdusche beim Schneiden der Buchs-Hecke gibt es plötzlich
dramatische Wolkenbildungen. Aus düsteren, ausgefransten Wolken stechende
Sonnenstrahlen. Ein Regenguß durchnässt die Passanten. Hoffnungen ertrinken in
Pfützen. Wo sind die Spatzen der Kindheit?
In
Tyneside: Was ist so schön an alten Fassaden? Ihm: Alle sind arm. Die Auflösung
der Gesellschaft in Haß-Tribale ist noch nicht begonnen. Es gibt noch die
Möglichkeit von Interesse an dem Menschen, der unter dieser schrägen Mütze,
unter diesem formverlorenen Kleid steckt. Kinder haben wohl mehr Hoffnung, Alte
etwas mehr Zuspruch. Es ist vielleicht nur tröstliche Einbildung. Aber auch als
solche: Sie hilft.
Und
er spürt den sanften starken Druck und Zug an seinen Beinen. Die Flut der von
Einsamkeit geborenen Sehnsucht hat all seine ästhetischen und ethischen
Vorbehalte erreicht. Und unmerkliche Liebe reißt ihn aus den abgesicherten
Vorsätzen des Ich.
You say vanity,
It's Your little
room of eternity.
And Marianne
sings
It's nothing
But love
More or less.
So the end is
near,
Listen: the
wings of the hour,
See the beauty
in the mirror
Of the moment.
And feel the old
and new
You under that
skin
Of shivering
doubt.
Er
öffnet die Augen. Draußen schwimmen Wolken aus dem Blau ins Blau.
Klaus Wachowski 18.9.15
Labels:
England
Stil heißt auch Haltung. Verstand und Anstand gehen mir zu oft auseinander. Auch Vernunft sollte sich nicht allzu weit von der Achtung gegenüber den Menschen entfernen.
7.9.15
RAUM
Und dieser Raum
gefüllt mit Wirklichkeit.
Du bist so fern.
Wie gern
ich Dich hatte,
hab ich nicht gezeigt.
Ich steige in die Erinnerung hinab.
Aber das Licht ist trübe
und Spinnweben greifen ins Haar.
Ach, lasst mich noch einen Augenblick sehnen,
schon steige ich zurück
in den Raum
gefüllt mit Wirklichkeit.
Hinauszugehen,
zuvor noch einmal die Augen schließen,
ich komme schon,
Ihr Treuen.
gefüllt mit Wirklichkeit.
Du bist so fern.
Wie gern
ich Dich hatte,
hab ich nicht gezeigt.
Ich steige in die Erinnerung hinab.
Aber das Licht ist trübe
und Spinnweben greifen ins Haar.
Ach, lasst mich noch einen Augenblick sehnen,
schon steige ich zurück
in den Raum
gefüllt mit Wirklichkeit.
Hinauszugehen,
zuvor noch einmal die Augen schließen,
ich komme schon,
Ihr Treuen.
Stil heißt auch Haltung. Verstand und Anstand gehen mir zu oft auseinander. Auch Vernunft sollte sich nicht allzu weit von der Achtung gegenüber den Menschen entfernen.
14.7.15
Simulation
Und während ich so simuliere und weine und tausend schöne Erinnerungen mich in ein verlorenes Glück heben, mich in tausend Abgründe der Einsamkeit, nein, des heftigsten Verlusts zu stürzen, fächelt ein sanfter Wind aus Märchenzeiten aus den Blättern meines treuen Apfelbaums, und der Sommer umarmt mich mit einem weichen Abend.
Du brauchst Dich nicht anzustrengen. Ich weiß schon, dass die Welt es wert ist. Aber ich kann nicht, noch nicht wieder, folgen. Es heilt an der Wunde Liebe. Doch ist auch noch der Schmerz.
Schwere dunkle Regenwolken kommen von den Bergen.
Komm wir ziehen das Kanu an Land und stellen uns dort unter die Hütte. Du blühst auf im Abenteuer Erwartung.
So war es. Und es war gut. Ach hättest Du einen Augenblick für Erinnerung gehabt!
Aus dem Apfelbaum das Versprechen der Welt. Ich lege meine Hand an Deinen Stamm. Ich freue mich mit Dir über den Regen.
Du brauchst Dich nicht anzustrengen. Ich weiß schon, dass die Welt es wert ist. Aber ich kann nicht, noch nicht wieder, folgen. Es heilt an der Wunde Liebe. Doch ist auch noch der Schmerz.
Schwere dunkle Regenwolken kommen von den Bergen.
Komm wir ziehen das Kanu an Land und stellen uns dort unter die Hütte. Du blühst auf im Abenteuer Erwartung.
So war es. Und es war gut. Ach hättest Du einen Augenblick für Erinnerung gehabt!
Aus dem Apfelbaum das Versprechen der Welt. Ich lege meine Hand an Deinen Stamm. Ich freue mich mit Dir über den Regen.
Stil heißt auch Haltung. Verstand und Anstand gehen mir zu oft auseinander. Auch Vernunft sollte sich nicht allzu weit von der Achtung gegenüber den Menschen entfernen.
6.6.15
Windows of Ioneliness
Windows of Ioneliness,
Windows of pain
God says: wait for a moment.
I'II be with you,
But please wait for a Iittle moment.
Doors of freedom,
Cages of Iove and freedom,
Tears.
You say: there is hope,
Your tears say: hope.
And Ioneliness becomes desire
And hope.
"Thank You",
the man on the cross might think.
Windows of pain
God says: wait for a moment.
I'II be with you,
But please wait for a Iittle moment.
Doors of freedom,
Cages of Iove and freedom,
Tears.
You say: there is hope,
Your tears say: hope.
And Ioneliness becomes desire
And hope.
"Thank You",
the man on the cross might think.
Stil heißt auch Haltung. Verstand und Anstand gehen mir zu oft auseinander. Auch Vernunft sollte sich nicht allzu weit von der Achtung gegenüber den Menschen entfernen.
2.6.15
Beim Putzen
Ich glaube, ich habe das Thema schon einmal über eine Notiz gesetzt. Heute ist ein anderer Tag. Während die Reinigungsmilch in den Abfluss fließt, zeigen sich auf dem Wolkengrau erste Lichtflecken. Meine Gefühle ziehen nach Moldau, wo gerade mein Glück umher fährt. Unter heißer Sonne.
Diese Art von Schwammtüchern war vor vierzig Jahren eine zauberhafte Erfindung. Die jungen Besitzer des "Aqua" wischten damals in träumerischer Abwesenheit ("cool" sein wollte damals nur die brutale Fraktion der Jugend, die noch nicht wusste, welcher Gewalt sie sich andienen sollte) jeden Fleck von den orangenen Oberflächen.
Wohin sind die Freunde? Mit einem hatte ich eine enttäuschende Wiederbegegnung. Ich war inzwischen therapeutisch neu aufgebaut und wollte den alten Freund begeistert über das Wiedersehen umarmen. Er hatte gerade eine Vorstellung hinter sich, war ebenso aufgeblasen, nur in die - andere - Richtung Applaus. Und begegnete mir überrascht und unterkühlt. Ich ging, schwer enttäuscht. Den anderen Freund hatte ich meinerseits vor einigen Jahrzehnten vor den Kopf gestoßen.
Die Welt, die wir erobern oder als Träumer bewohnen wollten, ist schon lange durch andere abgelöst worden, in der uns andere Freunde begegneten. Und nur Wenige haben einen ähnlichen Weg durch das Dickicht der Hoffnungen und Enttäuschungen genommen, nur Wenige haben einander nicht aus den Augen verloren. Aber Treue zur alten Hoffnung 68 scheint als Tabu das Aufflackern alter Freundschaft zu schützen. Wo nicht eine begeisternde Erinnerung an die guten alten Zeiten eine Wiederbegegnung begleitet, tritt schreckliche Ernüchterung über das verräterische Gegenüber ein: Man begegnet dem leibhaftigen Spießer in Freundesgestalt. -
So habe ich einen vom orthodoxen Kommunismus zur Abtreibungsgegnerschaft gekommenen Freund kalt liegen lassen. Oder hat er sich von sich aus nicht mehr gemeldet? Meinen lustigen Underground und Bluesclub mit Bier und Kartenspiel habe ich selbst aus Scham verlassen, als ich nicht von der Bundeswehr desertierte. Wie spöttisch wurde ich für meine kurzen Haare in der Nürnberger Disco taxiert und isoliert! Und im Augenblick mache ich keinen Versuch, ein verunglücktes Vertrauen um der Freundschaft willen wieder herzustellen. Ein anderer, um dessen Freundschaft ich mich hätte bemühen wollen, geht isoliert im Mitleid der Stadtbewohner durch die Einsamkeit eines brutal erfolgten Schlaganfalls. Einen verließ ich fluchtartig und für ihn unbegreiflich, weil ich meine hohen Erwartungen an Freundschaft selbst nicht erfüllen konnte. Ich kann es nicht aufklären, er ist gestorben. Verrat ist ein starkes Wort. Auch ich habe Vertrauen verraten.
Jetzt stehe ich am Fenster, meine Gedanken ziehen durch einen von Erinnerungen und Sehnsucht grünenden Nachmittag. Ich wische mit dem Schmutzradierer, dieser zauberhaften Erfindung der letzten Jahre, über von Fett und sonstigem Schmutz klebende seriösfarbene Oberflächen und freue mich an ihrer Verwandlung, Rückverwandlung.
Ich bin doch kein Reinheitsfanatiker! Aber wenn ich erst mal ins Putzen gekommen bin, wird mein Perfektionswahn aktiv. Da könnte man es nochmal mit dem Zahnstocher probieren, wie wäre hier mit irgendeiner ätzenden Substanz? Will ich die Spüle in ihrem reinen Wesen erstrahlen sehen? Wäre auch okay. Es hilft mir aus dem Flattern der Projekte auf den Boden der Phantasie. Dort steht bereit, was ich mir gönne. Ein Espresso, ein Zigarillo zum Andenken an Cuba (bitte nicht mit dem Zigarro des Gazprom-Kanzlers verwechseln!).
Wie schön es glänzt!
Wiederherstellung von Lebensumfeld in froher Erwartung von bewohnbare Freiheit? Ich denke, etwas in der Art. Eine gute Gelegenheit, sich guter Erinnerung zu versichern.
*
Seltsam: Viele glückliche Zustände beginnen im Deutschen mit den Buchstaben Fr. : Freiheit, Freundschaft, Frieden, Freude. Freedom und friendship, zwei davon sind neben der Gleichheit verfassungswert gewesen. Aber da sind auch die Fremde und das Fressen. Pech für mystische Sprach Deutungen. Irgendwie frustig wie Väterchen Frost. Dann eben nochmal mit dem Schwamm drüber, oder mit dem Schmutzradierer.
2.6.2015
Diese Art von Schwammtüchern war vor vierzig Jahren eine zauberhafte Erfindung. Die jungen Besitzer des "Aqua" wischten damals in träumerischer Abwesenheit ("cool" sein wollte damals nur die brutale Fraktion der Jugend, die noch nicht wusste, welcher Gewalt sie sich andienen sollte) jeden Fleck von den orangenen Oberflächen.
Wohin sind die Freunde? Mit einem hatte ich eine enttäuschende Wiederbegegnung. Ich war inzwischen therapeutisch neu aufgebaut und wollte den alten Freund begeistert über das Wiedersehen umarmen. Er hatte gerade eine Vorstellung hinter sich, war ebenso aufgeblasen, nur in die - andere - Richtung Applaus. Und begegnete mir überrascht und unterkühlt. Ich ging, schwer enttäuscht. Den anderen Freund hatte ich meinerseits vor einigen Jahrzehnten vor den Kopf gestoßen.
Die Welt, die wir erobern oder als Träumer bewohnen wollten, ist schon lange durch andere abgelöst worden, in der uns andere Freunde begegneten. Und nur Wenige haben einen ähnlichen Weg durch das Dickicht der Hoffnungen und Enttäuschungen genommen, nur Wenige haben einander nicht aus den Augen verloren. Aber Treue zur alten Hoffnung 68 scheint als Tabu das Aufflackern alter Freundschaft zu schützen. Wo nicht eine begeisternde Erinnerung an die guten alten Zeiten eine Wiederbegegnung begleitet, tritt schreckliche Ernüchterung über das verräterische Gegenüber ein: Man begegnet dem leibhaftigen Spießer in Freundesgestalt. -
So habe ich einen vom orthodoxen Kommunismus zur Abtreibungsgegnerschaft gekommenen Freund kalt liegen lassen. Oder hat er sich von sich aus nicht mehr gemeldet? Meinen lustigen Underground und Bluesclub mit Bier und Kartenspiel habe ich selbst aus Scham verlassen, als ich nicht von der Bundeswehr desertierte. Wie spöttisch wurde ich für meine kurzen Haare in der Nürnberger Disco taxiert und isoliert! Und im Augenblick mache ich keinen Versuch, ein verunglücktes Vertrauen um der Freundschaft willen wieder herzustellen. Ein anderer, um dessen Freundschaft ich mich hätte bemühen wollen, geht isoliert im Mitleid der Stadtbewohner durch die Einsamkeit eines brutal erfolgten Schlaganfalls. Einen verließ ich fluchtartig und für ihn unbegreiflich, weil ich meine hohen Erwartungen an Freundschaft selbst nicht erfüllen konnte. Ich kann es nicht aufklären, er ist gestorben. Verrat ist ein starkes Wort. Auch ich habe Vertrauen verraten.
Jetzt stehe ich am Fenster, meine Gedanken ziehen durch einen von Erinnerungen und Sehnsucht grünenden Nachmittag. Ich wische mit dem Schmutzradierer, dieser zauberhaften Erfindung der letzten Jahre, über von Fett und sonstigem Schmutz klebende seriösfarbene Oberflächen und freue mich an ihrer Verwandlung, Rückverwandlung.
Ich bin doch kein Reinheitsfanatiker! Aber wenn ich erst mal ins Putzen gekommen bin, wird mein Perfektionswahn aktiv. Da könnte man es nochmal mit dem Zahnstocher probieren, wie wäre hier mit irgendeiner ätzenden Substanz? Will ich die Spüle in ihrem reinen Wesen erstrahlen sehen? Wäre auch okay. Es hilft mir aus dem Flattern der Projekte auf den Boden der Phantasie. Dort steht bereit, was ich mir gönne. Ein Espresso, ein Zigarillo zum Andenken an Cuba (bitte nicht mit dem Zigarro des Gazprom-Kanzlers verwechseln!).
Wie schön es glänzt!
Wiederherstellung von Lebensumfeld in froher Erwartung von bewohnbare Freiheit? Ich denke, etwas in der Art. Eine gute Gelegenheit, sich guter Erinnerung zu versichern.
*
Seltsam: Viele glückliche Zustände beginnen im Deutschen mit den Buchstaben Fr. : Freiheit, Freundschaft, Frieden, Freude. Freedom und friendship, zwei davon sind neben der Gleichheit verfassungswert gewesen. Aber da sind auch die Fremde und das Fressen. Pech für mystische Sprach Deutungen. Irgendwie frustig wie Väterchen Frost. Dann eben nochmal mit dem Schwamm drüber, oder mit dem Schmutzradierer.
2.6.2015
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Philosophie des Schmutzradierers
Stil heißt auch Haltung. Verstand und Anstand gehen mir zu oft auseinander. Auch Vernunft sollte sich nicht allzu weit von der Achtung gegenüber den Menschen entfernen.
10.5.15
Wichtig
Niemand muss es teilen
Wirf
es weg, Du hast wichtigeres zu tun als zu lesen.
Als
ich nach einem wichtigen Tag in das Sofa zurück sinke, fällt mein Blick auf ein
rot gedeckten Dach unter blauem Himmel. Im Himmel zieht eine Wolke, vor dem
Haus bewegen sich die hellgrünen frischen Frühlingsblätter im Wind.
Wie
alt bin ich? Ich weiß nicht, was wichtig.
Ich
sehe einen freudlosen Garten. Die Blumen rufen: wie schön ich bin! Die Bäume
werfen Blüten ins schmutzig-feuchte Egal. Die Dame des Hauses ruft: sehen Sie
meine schönen Blumen! Man schafft mit kreischendem Motor an einem wichtigen,
wichtigen Projekt.
Zurück
zum roten Dach. Was ist das für ein Frieden, der sich in mich senkt? Hinter dem
Blau des Himmels dehnt sich das Schwarz der Unendlichkeit aus. In dieser
winzigen Ecke und Sekunde des Alles darf ich leben und - sehn.
Im
Rot des Daches all die eingebrannte Freude des tätig sein, verändern dürfen.
Darunter die Anwesenheit des Menschen. Ich bin nicht allein. -
Im
Zug der Wolke die Stetigkeit im Veränderlichen. Darunter der kreisende
Raubvogel. Darunter das unspektakuläre Lied des Gartensängers. Anwesenheit in
der Vielfalt.
Und
der Baum hat wieder seine Blätter entfaltet. Sie trinken Luft und sie leiten
den Regen aus dem Tränenvorhang, der sich plötzlich vor die Zukunft senkte,
hinab zu den Wurzeln.
Ich
stehe auf, Wichtiges zu tun.
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Wichtigkeiten
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