Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

3.4.17

Goldene Garben



Ostern

Ich hänge zwei Ostereier an den Strauch.
Das Leben könnte einem egal sein, wäre die Liebe nicht.

Ein Kind singt.
Von den golden leuchtenden Garben. Es singt: Gaben.
Von den Bergen kommen dunkle Wolken.
Ich habe die Garben eingeholt. Aber der Regen hört nicht auf.

Es sind uns geschenkt:
die goldenen Garben, die dunklen Wolken, der Wind, der den Regen treibt.
Die Liebe trägt es Dir zu.
3.4.17 Klaus Wachowski

28.3.17

Das Jubiläum

Verkostungsnotizen zur aktuellen Kollektion seniorengerechter Peinlich- und Langweiligkeiten vom Feinsten, original vorgestellt und unter händisch geschnitzten meersburger Putten zelebriert und präsentiert von unserem literarischen Generalvertreter Martin Walser, am feuilletonischen Katzenbänkchen begleitet vom begeistert schmeichelnden Loden-VIP. Wer begehrt Einlaß? Hört sich irgendwie an wie der Mayer von neulich.


Einen Schwätzer kritisieren, einen, dem alles aus der Hand gerissen wird, was er gegen sich und die Welt auf dem Herzen hat. Was für ein gewaltig walzendes Interesse am Alltagsgedudel! 


Das ist doch kein Philipp Roth, Robert Walser, keine Virginia Woolf, natürlich kein Joseph Roth oder gar Anton Reiser, mit dem ihn tatsächlich eine schmusende Ahnungslosigkeit vergleicht. 


Zu Philipp Roth gerade angesichts des Treibens eines ruckelnden Hahnenkamms noch einmal: "Ich lese nicht gerne Romane, weil die Kopie des Lebens mir oft langweiliger erscheint als das Leben selbst. Schade, daß Philipp Roth nun aufhören will zu schreiben. Ich hätte doch gerne erfahren, was ein k r i t i s c h e r Kopf zum Leben ab 80 einzuwerfen hat. Denn manchmal ist die Haltung eines kritischen Kopfes zum Leben interessanter als das Leben selbst."


Das Tor zur Ewigkeit steht offen. Ob Ruhm da nützt?-- So wolle man den Literaten von der Stange die Strecke hin noch weiter mit der intellektuell biegsamen Masse schwatzen lassen. Er: Am Ufer, mit Hut, ohne Hut, deutend, denkend, im Dickicht, auf der Wiese, wie der raunende Beobachter bemerkt. Mit dieser Strategie verkaufen Sie Ihr gebildetes Wohlsein zum Höchstpreis!


Es ist nur Geschwätz. Und wenn er es nicht über sich bringt, sich für die widerwärtige Ausarbeitung eines persönlichen Angriffs zu entschuldigen: wenden wir seinem Stammtisch den Rücken zu, verlassen wir ein Lokal, das solche Gäste schwadronieren läßt!
Sein Ego schützte ihn bisher noch vor dem bodenseeschmutzigen Antisemitismus einer Droste, die immer noch Dunkelheit in Lesebüchern genießt. Er beleidigt persönlich. 


Es ist natürlich leicht für einen, der ohnedies nur ein geringes Interesse für Tagesgeschwätz hat, (ich beteilige mich gern, finde die Verbreitung aber zum Gähnen,) diesen Großschriftsteller zur Seite zu legen. Ich erinnere mich an unsägliche Schullektüre. "Flugzeuge über dem Haus" war das einzige, das etwas in mir auslöste: ein starkes Gefühl von Leere. Sonst hat mich nichts berührt, in das ich dort quer (mehr war Qual) las.


Widerlich erschien mir aber die Haltung zum Thema "Man wird doch da mal sagen dürfen" und zu dem Personen Bubis und Reich-Ranicki. Zum "Tod eines Kritikers" hat Helmut Karasek das Nötige gesagt, Schirrmacher den zutreffenden Kommentar gegeben.


Einer, der tiefer Gefühltes als Ehen in Philippsburg und sonstiges von Pferden geschrieben hätte, wäre zu einer solchen Haltung nicht fähig gewesen, geschweige denn dazu, sie öffentlich vorzutragen. Niemand muß ihn einladen.


Jetzt Hype 90 Jahre, ordentlich Aufstieg und Entgleisung. Er mag in Frieden seinen Stammtisch einberufen und aus der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit schwinden.


Was mich weit mehr interessiert sind Herkunft und Ursache einer öffentlichen Verehrung, der so gar nichts zugrunde liegt. Selbstverständlich ist auch der trostloseste Anblick bei rechter Beleuchtung geeignet, wirkliche Regung und Bewegung zu erzeugen. Das liegt dann nicht am Buch. Aber wie verhält es sich mit der aufschäumenden Unterwürfigkeit aus der zweiten Reihe?


*


Sieht er gar nicht ein, daß er sich bei diesem -das Wort sagt er lieber nicht- für Wahrheit entschuldigen soll. Wozu?
Der alte Vertreter, der's vom Schnitzel zum Entrecôte geschafft hat, macht eine eindrucksvolle Geste, bedeutsam deutend.
Nun ja, er will mal sagen, ganz so schlimm hätte er ihn wohl nicht her nehmen sollen. 


Babitt ist zu Ruhm gekommen. Ganz angenehm im Fürstenschloß nachkriechender Begeisterung. Kennt er aber schon von Klinkenputzers Beinen an.


Wie die Lobhütler die Zimbeln schlagen, die Abwiegler Ehrfurcht in die Erscheinung vom Brustton des Schnitzelbarock gießen! Salbung geht runter wie Öl. 


Das könnte aber auch alte Vertretertaktik sein, das Produkt zu schmalzen und sich vor Öffnung des Vertrags zu schleichen. Sind sie wirklich von ihm überzeugt? 


Er hört sie schon am Wirtshaustisch beim Spesenabgleich Sotissen erzählen. Wie er seine Kunden, so scheinen sie ihn irgendwie zu taxieren.
Dr. Smirc meint: "Wäre ich ein Jean Paul, ich würde solchem Kristlein die zutreffende Gestalt am Fürstenhof geben. Ich kann es leider nicht.
So gebe ich seinem toten Kritiker, der ganz anderes erleben und leben mußte als er, jene Tagebücher in die Hand, die den Weg zur Putte weisen.


Er legt sie beiseite und gähnt."


Es gibt so viele Babitts, speziell German Babitts. Laßt sie leben, schwatzen und dafür gepriesen sein. Ein Vertreter der's zum Provinzial geschafft hat, umarmt die Welt. Solange ich nicht dabei bin...


*


     Rufe vom Tennisplatz - Sprüche wunderbar und flüchtende Flausen - Unterschiede: Wen am "einfachen Leben" das Leben interessiert oder seine Primitivität - das Gesicht des vorgeblichen Verehrers glänzt puttengleich


27.3.2017

21.3.17

Neue Text-Collage "Kraft und Schlummer"

siehe Blog: Spielwiese und Reisen

10.3.17

Keller

Ich höre den Kleiber in den Lichtfluten des ersten Frühlingstages.

Ich sehe das Bild vor mir: den Beschlag aus schwarzem Edelplastik auf der Tür im Keller. Die nächste Kellertür. Unser Verschlag.
Noch ist der Druck auf die Klinke fest und rasch.

Der Gedanke: Auch das wird einmal zum letzten Male geschehen sein.

Ein Kleiber singt sich durch die Lichtfluten in meines Herzens Keller.

10.3.17 Klaus Wachowski

28.2.17

Sources


19.2.17

Schnee aus leerer Wand

„Das Publikum, vor dem Sie die Motive meiner publizistischen Arbeit diffamieren, kann ich nur erreichen, wenn ich gegen Sie prozessiere oder Sie ohrfeige. Da mir zum Prozessieren das Geld fehlt, bleibt mir nichts anderes als die Ohrfeige“, schreibt Walser. „Sie werden bitte, jetzt nicht auch noch die Geschmacklosigkeit haben, diese Ankündigung als Antisemitismus zu bezeichnen.“

(nach Die Welt - KULTUR TAGEBÜCHER  - Martin Walsers ewige Wunde Marcel Reich-Ranicki - Von Judith Luig Veröffentlicht am 14.03.2010) 

Ist es das: Sich die Erlaubnis zu einer Ohrfeige holen, weil sie nicht antisemitisch gemeint ist? Aber es ist doch eine Ohrfeige, die einer Moralkeule zuvorkommen will. Unsäglichen Lavieren.

10.1. 17

Es schneit. Ich gehe in die Stadt und versuche dabei, das Gefühl Virginia Woolf mitzuempfinden. Aber die Sensibilität ist auf basic ohne Kohlensäure. Keine Krähen in den bleiernen Wellen eines Glockenklangs.

Dann imaginiere ich eben das Projekt Walser nach.

Der Alte sinnierend vor einer leeren Wand. Das mit der Reue will nicht gelingen. Immer noch das Rattern des Ehrgeizes auf dem mit Schlaglöchern gepflasterten Boulevard eines deutschen Ruhms.

Ja, er hatte alles Glück einer Nachkriegsexistenz. Förderung, Beziehung nehme ich an. Aufschäumende Skandale taten das ihre dazu.

Wie war das mit den Flugzeugen über dem Haus? Der Ruhm hat ihn weit weg in eine Schreibe von 60-Seiten-Romanen entführt. Das Wort hat zuletzt nur noch erzählt. "Rank", na ja!

Er sagt "nackte Wand" zur leeren Wand. Etwas Trieb ist noch geblieben, läßt ihn die Wendung zur Rückschau, zu der halt auch die Reue gehört, nicht vollziehen.
Als sei stets Ziel und Wohlgefühl gewesen.

„Hast Du Lust auf Rache an Unverdientem?“
„Nenne Du mir Verdienst!“

Ich stelle mir vor, das Bewußtsein, sterben zu müssen, lege schon sein Dispersionsweiß auf Deine Aufmerksamkeit. All dies, was einmal war und wichtig war, liege unter einem Dunst fern am Horizont.

Wiederholungen dienen dem Versuch einer Rückkehr. Aber Du bist ein Schreiber, man erwartet Neues von Dir.

Das kommt Dir andererseits bezüglich des Problems Reue entgegen. Und der Betrieb ist treu. Man ruft nach Dir.

Wäre es nicht manchmal schön, vor einer Flasche Wasser zu sitzen und die Aussicht ins Nichts auf sich wirken zu lassen?

Rank: Er scheint noch recht drüssig auf die Welt.

 *

Mir scheint es schön, in den fallenden Schnee zu schauen. Aber auch das Nichts bietet interessante Rätsel zu Ich und Du. Was sein wird, werde ich bald erleben, was ich erlebte und versäumte, gewinnt an einem stärkeren Interesse, an einer schwereren Schwierigkeit.

Manchmal, angesichts des Leidens in der Welt, komme ich mir schäbig vor, so vor mich hin zu beobachten und zu schreiben. Ich könnte mehr helfen, ich hätte mehr helfen können. Mein Kompromiss besteht darin, etwas zu helfen, dann wieder zu schreiben.

Danke, Leben unbekannt, daß ich es noch kann!

12.2.17

Herz zuviel



Demasiado Corazon 


Er zeigt den Mann, dem der Regen in die Augen läuft, auf den der Schatten aus dem Himmel fällt. Von hier aus sieht es gar nicht mehr nach Depression aus. Und Trauer weicht neuem Tag.

Bagger im Park. Im Fasanengarten blühen Winterling und Schneeglocke, Birken hängen ihre gelben Samenwürste in den Wind; die Blumengeschäfte rufen  Osterglocken und Traubenhyazinthen aus. Tulpen und Krokus werben für Frühlingsanfang. 

Die Stadt wird bald die ersten Studentenpärchen über die Wiesen streuen, in die biologischen Erinnerungen der promenierenden Senioren. Alleine Erziehende und ehefaule Muttersöhnchen ziehen verliebt mit hüpfenden Enkeln an ächzenden Gelenken vorbei. Es ist schön wie Sonnenstrahlen in Deinem Haar, mein Glück.

Aus dem Weltraum der Hoffnungen ein erster lauer Wind. Die letzten Plastikweihnachtsbäume fallen von den Gräbern. Zeit, die Tannenzweige von Töpfen und Kreuzen zu nehmen. Von allen Seiten Gesang der Vögel. Der Zigarillo ist geraucht und ausgedrückt. Weg damit und nehmt mich mit in die Zeit!
X und Y kommen auch mit. Wir gehen unter knospenden Bäumen. Der Betonturm der Kirche von 1950 sagt: "Halte mich!" Er kann mit Gottes Freiheit noch nichts anfangen. Auf der großen Straße säuft sich die Jugend in die Fastnachtsverblödung. Angst der Großen. Laß!

Bald ist es wieder schön zu joggen, Motorrad zu fahren, hinaus zu gehen auf der Suche nach dem See des Jetzt. Wir gehen, gehen, reden weiter miteinander im Herz der Hoffnung. Es zwitschert von allen Seiten. Aus allen Herzen singt es in den Frieden.

-auch im Tagebuch Karlsruhe - Klaus Wachowski 12.2.17