Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

24.7.18

Seitenblicke

Alt und den Tränen näher als dem Wein.

21.7.18

Blumenstrauß

Über den Glaskörper schiebt sich ein Häutchen, die Tränenflüssigkeit zurückzuhalten.
Du kennst schon alles. Ich nichts. Ich gehe mit meinem väterlichen Freund Richard unter Bäumen.
Ich sehe: Dieser Blumenstrauß ist schön. Rote, blaue und gelbe Blüten in grünem Blatt. Ein Schleier von feinen weißen Blüten darüber.
Die rot gefüllten Sterne blühen hervor. Zarte kleine blaue Trichter, von harten grünen Blättchen geschützt, und mittelgroße gelbe Blütensterne. Sie alle wachsen aus schlanken dunkelgrünen Blattlanzen hervor.
Es soll Dir die Farben des frühen Sommers in den Schlaf gießen: da ist eine Wiese aus Träumen der Kindheit, über der der Falter Sehnsucht taumeln und aus der er trinken kann, bevor er von Zielen gezogen sich hinter dem Horizont verliert.
Ich stelle den Strauß in die Vase. Schon summt eine Biene herbei. Wasser befeuchtet die Erde. Aus den Bäumen die Lieder der Vögel.
Schritte im Kiesweg. Dann Stille.
Meine Gedanken auf der Spur eines Falters. Aus dem grünen Schatten sehe ich noch einmal zurück auf einen Strauß Frühsommer.
21.7.2018 Klaus Wachowski

10.7.18

Tamam

Ich höre eine mir liebe, vertraute Stimme singen. Die Saiten meiner Seele erbeben in einem moll- Akkord. Eine wehmütige Erinnerung.

Ich möchte antworten. Meine Worte zerfallen an der Mauer des Gestern zu Staub.

So danke ich den Stimmen, die aus der Vergangenheit in eine unbekannte Zukunft sangen.

So groß Dein Ruhm sein mag: er kann die Zeit nur in einer Richtung nehmen. (Und weit kommt er auch nicht.)

Ewigkeit ist anders.

Ein Lied aus der Vergangenheit nimmt mir den Stift aus der Hand. Was geht mich die Größe der Zukunft an?

11.6.18

Rache

Das Meer ist aufgewühlt. Das Schiff versucht, Linie zu halten.

Die Gefühle versuchen, sich zu halten. Die Trauer wohnt in den unteren Decks. Bei Gefahr werden die Schotten dicht gemacht.

7.6.18

Wohl sein


Ein mir bekannter Faulenzer ich kannte nur einen-  sitzt im Halbschatten des Eiscafés B in Annweiler. Ein fein gestalteter grau melierter Bart schaut unter Baseball-Mütze und genüßlich durchgezogener Tabakspfeife hervor.  Er liest -ebenfalls genüßlich- in einem lokalen Wichtigblättchen seinen Wiener-Schnitzel Beitrag aus dem Dorfgemeinschaftshaus X nach. 

Mir schwillt der Kamm.

Es ist das Alles-egal, das mir in der backenschunkelnden Lebensweise der sich am persönlichen Vorteil labenden Gemütlichkeit aufstößt. Komm, wir lassen es uns gut gehn! - Und dort schleicht einer um die Ecke, dem noch 20ct zum Bier fehlen.-

Für mein Mitleid kann er sich nichts kaufen. Aber vielleicht hilft solche Aufmerksamkeit doch irgendwann oder auf Dauer dabei, seine Situation zu bessern.

Die Wurstigkeit aber des "genieße heut, wir können eh nichts ändern" ist doch genau die Schäbigkeit, die er und ich früher empört bekämpften.

Kaum hatte ihn eine glückliche Strömung am Strand abgesetzt, wandelte er sich zu einer ahnungslosen Verkörperung jenes Schmarozertums der Abwiegler.

Ja, genau das habe ich gegen Dialektdichtung, Weck, Woascht un Woi. Predigt und Ritual vom Alles-egal.

Wie hätten viel erreichen können. Dir war's genug.

6 2018

1.6.18

Ein Kalenderspruch von Pink

"Man kann keine Berge versetzen, indem man ihnen zuflüstert."

Aber nur so kannst Du ihr Wunder erkennen.

31.5.18

Begley über Schmidt

S. Verliert alles. Der Leser bemerkt seine Illusionen, Ruinen von Plänen, aus der Zeit gefallene Überzeugungen. Er bleibt trotz schwiemelndem Antisemitismus sympathischer Egoist ohne Narzißmus. Bei allen verbliebenen Freuden bleibt ihre Vergänglichkeit spürbar.

Einsamkeit ist alt geworden, Trauer und Liebe versinken hinter einer Wolke von Martini und uneinsichtiger Sehnsucht. Das Buch ist ca. 15 Jahre alt. Wie Begley es wohl heute schildern würde?

Und wo in dem ganzen selbstgerechten Literaturbetrieb rechts und links der akademischen Freiheit ist der Roman über den Hilfsarbeiter Bryan, der nach einer guten Arbeit für einen fetten alten Rechtsanwalt von dem gut entlohnt wird, sich doch dazu entschließt, eine Familie zu haben und nach zwei finanziell glücklich überstandenen Operationen alt wird und in trockener Armut stirbt und doch Trump verachtet? War er nicht Verlockungen von Liebe, Sex und Haß ausgesetzt? Waren in diesem Leben nicht Sehnsucht und Einsamkeit genug? Und Hoffnung? Und Verlust? Und Reue fordernde Schuld?