Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

28.10.18

Von Einsamkeit

Gott schenkt mir einen doppelten Hochprozenter Einsamkeit aus. Scharf bin ich auf das Gesöff nicht. Aber ich will ihn nicht beleidigen.

Du weißt Bescheid: Eine düstere Sache. Aber es muss runter.

Gott: "Stell Dich nicht so an: Du hast doch alles: Liebe, Freunde, einen freundlichen Körper. Du mußt auch schon mal was spüren können!"

Ich weiß. Aber was weiß er von dem, was meine Blicke durch das Fenster zieht?
Wir teilen den Rest der Flasche und schweigen. Prost!

Dann packe ich und bedanke mich. Draußen wartet mein Einhorn. Wir gehen in den Garten, wo all die verbotenen Blüten wachsen: Sanftheit, Ängstlichkeit, Weichheit, Sehnsucht, Trauer. Ich lege mich in's Gras. Es wacht mit einem starken Herzen aus Geduld über mir.

Ich werde aufwachen und nicht verstehen. Ich werde peinlich berührt schweigen.

Aus der Ferne aber wird mir das Lachen des Einhorns Echo sein. Und Gott wird mir wieder die Tür zu den Menschen öffnen.

Ich sag ja: Der ist doch ganz ok!

1.10.18

Es ist wie es ist

einer der dümmsten Sprüche, die es aus der Therapie in den Talk geschafft haben.

Es ist wie es ist?!
Dummkopf, daß weiß ich selber.

Aber ist es denn gut?
Und ist es denn gut so??

Darum ging doch der ganze Ärger und die ganze Liebe.

17.9.18

Sinn und Bedeutung?

Betrachtend

Im Grün des Grases die ersten falben Blätter, glänzen in der Reflexion. Freude breitet sich in mein überkluges Herz. 

Nach der Gier zum herrischen Ich entdeckt der Mittelstand nun die Lust am Asozialen Wir-zuerst. Sie wissen nichts von der Not, vor der sie in den Haß fliehen. Ich mache mich auf zur Dankbarkeit.

Das Fallen der Eicheln betrachtend, segelnd im Meer.

Wenn die Eicheln rund wären, würden sie beim Aufprall viel weniger weit weg vom Baum zu liegen kommen. Das Alter, das mir sehen hilft. Ich sammle wieder zu Verlierendes!

Im Alter kommt auch die existentialistische Weise der Betrachtung zur Geltung. Ich lese in Camus "Der Fremde". Der Krieg des Lebens ist vorbei und Du kannst Dich auf Leben und Tod einlassen.

Warum habe ich die "Fünf Raben" geschrieben? Wozu? Ein Leben lang suchte ich nach dem Sinn, der Bedeutung in der Kunst oder in einem Kunstwerk. Was war es, das mich da und dort berührte, nicht zu selten, nicht allzu oft?

Die Suche scheint mir beendet. Ich spüre jedenfalls die Frage nicht mehr. Ja, es ist nicht der Verlust, ich stimme Joan Didion zu, es ist das Wissen um Sterblichkeit. Die Bedeutung liegt nicht hinter, unter oder über dem Sein. Sinn und Bedeutung sind im Sein. Das Leben hat sozusagen etwas von Existenz an sich. Es, sie selbst ist Sinn, Bedeutung, Gott, Liebe pp. So denke ich jetzt.

Dr. Warnix, Psychagog und Familienphilosoph, hat das Recht auf Nichtmehrwissen entdeckt und betrachtet gerne das Fallen der Eicheln mit mir. Wir schweigen unterschiedlich in die unterschiedlichen Geräusche der Existenz hinein. So finde ich es schön.

Dr. Smirc wirft ein: "Rom: ist das nicht der Tod?"

1.000 Wege führen nach Rom. Das weiß auch die Mutter in Nigeria. 1.000 Haltungen sollen beim Überleben des Abenteuers helfen. Dagegen sind die wenigen hundert Ausprägungen des privilegierten Egoismus zwischen Gleichgültigkeit und Grausamkeit erfolgreich. Ihre Gesichter werden gewiß in die Geschichtsbände im Regal der Herrschaftsverwaltung eingestempelt. Die Zeit kommt, wo der Hausdiener versehentlich seinen Wodka darüber auskippt. Sorry, was für ein Haufen Staub! Entsorg das mal!

Im Mittelmeer ertrinken Glaube, Liebe und Hoffnung.

Sinn und Bedeutung sind Existenz. Sieh, freue Dich, trauere! Und - handle!

Handeln und Erkennen sind wohl die Rechte und Pflichten aus dem Einmal-Umstand, leben zu dürfen, bzw.  zu müssen.

Klaus Wachowski

6.9.18

Enttäuschungen

Die Schriftstellerin Didion hat ihren Mann und ihre Tochter an den Tod verloren. Sie kommt zur Überzeugung, daß es kein göttliches Auge gibt, das auf dem Sperling ruht. Ihre Übersetzerin beunruhigt dieser Gedanke zutiefst. Ein Gott, der nicht auf die Menschen achtet!....

Es ist wie bei vielen Agnostikern: zu kurze Schlüsse aus moralischen Erwartungen. Gott liebt die Menschen und: Gott lässt das Böse und das Übel zu. Das widerspricht einander. Da es das Böse offensichtlich gibt, so kann es auch Gott nicht geben.

Auch ich musste den Einbruch des Verlusts in mein Leben hinnehmen. Mein Glaube an die Existenz Gottes im Leben hat sich verstärkt.  Nicht durch das Erlebnis, sondern durch das dringendere Nachdenken. Andere zogen den gleichen Schluss wie die Schriftstellerin und gaben den Rest an Glauben auf.

Mir löst es sich so: Schon lange glaube ich nicht an den Popanz von der Allmacht. Sieh den Mann der Ohnmacht am Kreuz. Aber ich glaube, daß das Leben mit den Leidenden trauert. Denn es ist nicht Raubvogel oder Wolf geworden, sondern Mensch. Mit mir trauernd begleitet mich mein kleiner Bruder J. C.. Sieh die Welt! Das ist - Gott! Aber wie oft ist es eine Hölle!

Was erzürnt sich darüber in Dir? Ich habe einen Namen dafür in der unsinnig scheinenden Hoffnung des Menschen gefunden.

Du suchst Heil, besondere Wichtigkeit? Da ist nur der Glaube des Lebens  an Deinen Wert. Was kannst Du in aller Ewigkeit mehr bekommen?

15.8.18

Die Dunzelbach-Suada

Die Suada nach dem Auftritt der Dive vom Dunzelbach

Dr. Smirc: "Was reitet denn den? Kaum verdient er 'nen Tausender mehr, spitzt er das Mäulchen wie Carl, der sich zum Earl machte. Ein Landrat aus dem Schuppen, ne Queen aus Barbiepuppen. Sind hier denn alle total rtl? Der Kellner, der die Augenbraue hochzieht, als sei seine Plörre Kaffee direkt aus der Bohne gesaugt, die Frau an der Theke in der Gestik aus Germanies Next VIP-Bordell. Das fing doch an, als die Genossen vom Fußballplatz zum Tennis und dann zum Golfplatz zogen. Schau Dir doch mal die Protzkarre an! Braucht der so was? Nein, der will's! Hat längst vergessen, wo er her kommt. Ist so weit ab, daß er 'nen normalen Menschen nicht mehr vom Pegiden unterscheiden kann. Schaurige Republik!"

Von Weinchen: "Naja! Wo du hingehst, das ist ja auch nicht normal, im Cafe Schnarr, wo jeder seine Seele als rote Nase vor sich hinträgt, jede eine Schmarre vom Tattoo! Hast Du ausreichend Ich in Dir, eine Welt ohne ausreichend Liebe für Dich auszuhalten? Das hier ist ja wohl der trostloseste Ort für Menschensucher."

Dr. Warnix, Psychagog und ausgeschröderter Vipologe, nimmt seinen Dr. Smirc in Schutz: "Hallöchen, Freund des Wellness und Kamerad des Vorteils. Machst du wieder mal Reklame für Shallower? Im Schnarr hast Du doch genau den über sein Gedöns gestolperten VIP, dem Du täglich 8 Stunden hinterher kriechst. Schmeckt die Brühe von der goldigen Kammerpreismünze noch, glänzen die Gesichter Deiner Freunde noch im servilen Schweiß, hängen noch von Gier geweitete Augen an Glibber schlürfenden Lippen? Hier finden sich die gestürzten Könige, Bosse, Päbste, Diven im gehässigen Gelächter der Hyänen. Die verstehen sie so wenig wie in den guten Zeiten.

Aber hier ist Heilung im Darkroom der Hoffnungen. Dein Nachbar zog das Kleid der Helfer an und sucht mit Dir den Weg hinaus unter Menschen und Sternen. Wo die Harpien der Furcht vor dem Rattern der Straßenbahnen fliehen. "

Gott winkt aus dem Behandlungszimmer. Er hat seine Sonnenblumen auf dem Friedhof gegossen und tritt seinen Dienst wieder an. Dieses ewige Aufrichten der Mühseligen. Ihm ist es etwas unwillkürliches wie Aus- oder Einatmen. Er schenkt eine Brise kühlen Nachsommer aus.

Da ist ein Leben, eine Zeit für Dich! Nimm es! Er hat kein anderes. Teile es oder wälze Dich im Ich-Ich. Es kommt nicht wieder, ist gut genug. Das Bessere, Du wirst es kaum erfahren. Hier liegt der Rest vom Guten. Du mußt es nicht aufheben.

15.8.2018 Klaus Wachowski 

6.8.18

In der Arztpraxis


„Entschuldigung! Der Tod / das Leben hat mir noch keinen Termin gegeben. Ich habe auch nicht angerufen. Darf ich trotzdem?“
*
Gegen das Weinen hilft kein Augenarzt. Eine Sonnenbrille aber gegen die Sichtbarkeit.

24.7.18

Eingebettet

Und die Wellen laufen aus, erlöschen im Gleichmut des Meeres. Ein Gleichgewicht ohne Ende stellt sich ein. Der Planet reist hinaus in die Weite eines leeren Raums, stellt seine Drehung ein. Ist das der Tod: Schlaf?

Den davon eilenden Planeten halten unmerkliche Schwerkräfte aus der Summe der verteilten Materie fest. Wird das nicht zu einer gegenseitigen Aufhebung der Kräfte und Bewegungen führen?

Ich kann es mir nicht vorstellen, denn seit ich erwachte, war und ist Leben.

Wie soll ein Ende sein, wo vor dem Anfang nicht ein Ende war? Die Ewigkeit wird nach dem Leben, nach dem Ausatmen wieder einatmen. Und so wird Leben sich immerwährend umwandeln.

Ich werde vergehen und nicht da sein. Aber ein anderes Ich wird sein. An anderer Stelle, in anderer Stelle der Zeit. Wie ich an Deiner Stelle bin, war.

In der Einzigartigkeit und Verlorenheit im Alles wünscht Buddha das Nichts herbei.

Ich sehe, bei aller Vorsicht, mit Sehnsucht auf das Du.

*

„Und was soll das Ding mit Gott dabei?!“ Dr. Smirc scheint irgendwie erzürnt.
Dr. Warnix, Psychagog und Realitychecker bei RXL, fragt zurück: „Was ist das :„Existenz“?“