Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

18.3.19

Texte 2018

Neu erschienen bei Amazon

2018 Licht in längeren Wellen, schwindende Wichtigkeiten

Es handelt sich regelmäßig um Texte aus den Blogs

Vorrede:




Klaus Wachowski Längere Wellen – Wichtigkeit verlieren

Beim Lesen der Texte

Beim Lesen der Textauswahl fällt mir auf, daß im letzten Jahr der Verlust der Wichtigkeiten Thema war.

Ich hatte schon vorher wirklichen Verlust erlebt, der sich dem Schreiben versperrt. Zur Wiederherstellung der Welt musste ich da einige Wichtigkeiten als Baugerüst beibehalten. Nun wurde die Nutzlosigkeit der Konstruktion auch fühlbar und fließt in meine Texte ein.

Auch ihnen gegenüber gehe ich nun auf Distanz. Sie gefallen mir, erwecken verloren geglaubte Erinnerungen. Aber ich glaube nicht mehr, daß es allzu viele Personen gibt, die so einen innerlichen Kram lieben. Einige schon. Deshalb veröffentliche ich es in meinen Blogs und deren Sammlung als Buch. Doch ich komme auch der Stimme immer näher, die lacht: "Wichtigkeit". Es ist die Stimme des Lebens, die ich - Leser verlierend - Gott nenne.

Auch diese Auswahl enthält wieder das innere Tagebuch, Erlebtes und "Ruminiertes" aus dem, was mein Gefühl in die Blumenwiesen des Einhorns schießt, wenn der Tag aus der Aktion in das Betrachten übergeht.

Zur Seite stehen Dr Smirc und sein Freund und Gegenspieler Dr. Warnix, Psychagog und angebrochene Schnabeltasse in Café  Schmunzel, um etwas Begeisterung und Verachtung beizusteuern.

Lese-Empfehlung: bitte in homöopathischen Dosen! Zu viel auf einmal verwässert den Geschmack. Ein bis zwei Texte pro Tag und einmal die Woche genügen.

Es sind nicht Sprüche eines Guru, sondern Gedankensprünge eines Alten, der sich immer öfter den Besuch von Erinnerungen in immer billigeren Cafés gönnt.

Das Wort denken. Wie schön...

Karlsruhe, März 2019.  Klaus Wachowski 

Inhalt

Beim Lesen Der Texte, alles Gute im Neuen Jahr, Glauben und Verlust, eine Skizze Aus neuerer Zeit., auf Dem Rückweg, Vier Wölf und ein Stiere, DR. Smircs Wundersame Erscheinung, Indian Riddim Paradise, Resistenz, Der Besuch, Neuer Bund, einen Vogel Malen, Besä Me Mucho,  Blühender Baum, am Rollator,  Durch Düstere Gedanken Gehen, Löcher stopfen, Hikiko Mori, eine Stunde Geschenkt, Drei Damen auf Dem Weg nach Karlsruhe, Laß!, Wir alle Waren arm, Marianne Faithfull, , Nudelbrett und Dudelsack,  Der Ball,  Don't throw it all away,  Fürchten um Dich,  Zu "about Schmitt" Von Louis Begley,  Annweiler,  Samstag,  Derwarnix Neu,  Schweigende Betrachtung,  Schwächer werden,  Rosa und Pink als eine Schöne Farbe,  Anstoß,  Somewhere,  Tamam,  Healing,  Ich und Wir,  Der Strauß,  eingebettet,  Spider and Fly,  Mondfinsternis ,  Der Tod,  Tod auf Raten,  Wichtigkeiten,  Reparieren,  Krumm Ruff,  Frau Nitsche Wo,  Die Eicheln Fallen,  erste Falbe Blätter Betrachtend,  Die Burg,  am Silber See,  Ernst Bleiben,  Nietzsches Vermächtnis,  Der Schäfers,  Auch Hoffnung ist Wunder, , Von Einsamkeit,  Raum Still,  Raum Leben,  Weg Zu R,  Laß,  Daß Etwas Sei,  Vergessen,  Von Elben,  As Tears Go BY,  Das Loch in Der Kunst,  Weihnachten,  Von Wichtig,  

16.3.19

Einregnen

Wind,
Schrei des Raben,
Pfützen.

Ich frage Janosch.
Er beginnt erneut.

Ich frage Richard,
Er mich.

Es ist.

16. 3. 2019  Klaus Wachowski

11.3.19

Von wichtig

Bevor das Nichts kommt, stürzen die Wichtigkeiten. Von den Wolkenkratzern regnet es Staub und Beton, die Gerüste fallen auseinander, die Götterbilder lösen sich auf in den Sandstürmen der Zeit.

Und so geht es Dir. Die Erinnerungen an Deine Leistungen: Wer braucht sie? Den Bund der Freunde schlagen Krankheit, Tod und Sorge. Die Sehnsucht schwankt dahin im Schatten von Trauer und Schmerz. Die Begriffe zerstieben in der Agenda.

Lachend über den Feinschmecker isst Du. Stöhnend in der Gymnastik fliehst Du das Wohlsein. Aus dem Diskurs fällst Du zurück in die Bilderbücher.

"Gesundheit!" ruft man mir zu. Die Wichtigkeit zieht sich in den Körper zurück. Näher und näher kommt das Lachen des Nichts.

Nicht wichtig.

                          Dr. Warnix: "Und Liebe? "

28.2.19

Egoistisch

Wie egoistisch:

Ich sehne mich,

ich liebe,

ich trauere.

6.2.19

Schöne alte Zeit

Worüber reden sie?

Von 68 nach 33, das gab's doch oft! Von der einen  ideologischen Besoffenheit zur anderen. Sie hatten schon gleich nach Anbruch der neuen Zeit nichts mehr mit Menschen zu schaffen, mehr mit Visionen zu tun. Und die Vereinigung Mao mit Hitler fand schon damals am Rand der Friedensdemos statt, wo der Kreis sich schloß.

Wir merkten nichts davon, probierten und kotzten echtes Hasch und strampelten im wirklichen, streitenden Leben.

*

Sie sitzen im Hamsun - Zimmer der Fraktion der Europäischen Sozialfaschisten und begießen den gewaltigen Wahlerfolg. Die Kaffee-Preise kommen zwar, wie man so sagt, der Zahlungsbereitschaft der vipalen Kundschaft entgegen. Aber der Champagner mit dem Clowns-Siegel der 5 Sterne ist umsonst.

Wer hätte damals gedacht, daß ein Silberrücken - Maoist und ein idenditärer Backfisch gemeinsame Sache heiraten würden?

Houellebecq trottet zum Bücherturm hinüber, Mahnmal gegen die Gutmenschen, die ihm seine faulen Ideen über den Zaun zurück geworfen haben. Triumphierend kickt er einen Klaus Mann aus dem Weg.

Wenn sie lieben können, worüber sprechen künftige Ikonen des Heils? Ziele, Taktik, Erfolge? An wirklicher Sehnsucht ist ja nichts da.

Sie streiten ideologisch, sagt man, wedelten einander ihre Weldbilder zu. Aber glaube nicht, daß er ihr die Konzentrationslager, die ihm Gulag und Pol Pot vorhält. Das waren "Fehler", mit denen man sich nicht aufhält. Man kann ja gemeinsam gegen das Kapital und natürlich: gegen Israel...

Da drüben, schau: Sloterdijk traulich mit Gründgens. Verstohlenes Winken zu Sarrazin.

Worüber sie nicht reden, daß hält sie im Innersten zusammen. Sex, der den Maoisten schon damals 68 fluchtartig verlassen hieß. Und die Diva? Störung des genealogischen Aufwärts?

Ist da Liebe? Wer weiß?

Dr. Smirc meint: schon: genau betrachtet sei Liebe ja nichts als ein erweitertes Ego,  so eine Art Wir-Motor. Da könnte man Unterschiede der schönen Einbildung schon mal vergessen, wenn nicht die Menschlichkeit plötzlich und hinterrücks einen der Spiegelwelten-Partner   anfalle und das Selbstbewusstsein nietzscheanischer und leninistischer Avantgarde der Wurstigkeit ins Wanken bringe.

Dr. Warnix, Psychagog und diplomierter Walldorfschüler sieht es etwas differenzierter: Der Mann habe ihr bei der Demo des SDS wohl doch den Schnuller gegeben. Die ganze generationelle Gegnerschaft beruhe doch auf dem Kampf um den besseren Platz auf der Rednerliste. Sie habe wohl die Ungeduld der Jugend und könnte nicht abwarten, bis der Beifall für den Alten abgeebbt sei.

Plötzlich Posaunen: Es geben sich die Ehre: Trump, Putin, Ki und Kim. Orban, Erdogan, Gauland. Berlusco nicht zu vergessen. Die Führer der Angst gratulieren artig pompös. Haß taucht die Bühne in Schwarzlicht. Es leuchtet, leuchtet. Das neue WIR.

Und Du sei ruhig!

"Deplaziertes Intermezzo", Gott liest den Klaus Mann auf und geht hinaus durch ein Spalier von Grünjacken uns Hasskappen. Er singt so einen Pop-Song von damals. Oder ist es ein Schwiemelschlager von heute? Ich höre auch nicht mehr richtig. Es geht jedenfalls nur um Frieden, Mensch und Liebe. Na ja, Pathos!

Die Meisen fallen ein in einer ohrenbetäubenden Revolution vom Lust und Menschlichkeit.

Ein paar Aktivisten entern das Deportations-Schiff und bringen es zurück. In unser aller Heimat.

Klaus Wachowski 6.2.2019

Tagebuch

Vor der Schule spreche ich drei Afrikaner an , um sie zur Teilnahme an einem deutsch - ausländischen Stammtisch zu animieren . Die drei geben mir in deutlich deutscher Sprache zu verstehen , dass Sie hier geboren sind und keinen Bedarf haben .

Peinlich.

Aber ich bekomme die Kurve: und lade Sie ein , an der anderen Seite des Tisches Platz zu nehmen und als Deutsche mit Ausländern die deutsche Sprache zu trainieren.
*
Die Straßenbahn fährt Richtung Knielingen. Ein Kindergarten sitzt in den Reihen  Sie sind recht kräftig, die Jungs und Mädchen und besitzen der Menge wegen auch Plätze für Behinderte. In der Straßenbahn stehen auch zwei oder drei ältere erwachsene Personen mit grauen Haaren .

Niemand steht auf.

Die Liebe hat einen seltsamen Blick. Auf die Menschen .

6. Februar 2019

28.1.19

Das Interview

Der Interviewer  bietet höflich einen Stuhl an. Dr. Smirc läßt sich erschöpft fallen. Cafe Brot-Team ist nicht gerade die angesagte Adresse in diesem Kaff. "Interview? Okay, was wollen Sie wissen?"

Der Interviewer: "Sie wissen, daß ich in hohem Bogen geflogen bin und meine Karriere als Reporter den Bach runter geht. Welche Zukunft würden Sie als ausgefuchster Feuilletontester mir empfehlen?"

Smirc beißt in die Betschgräbler Dampfnudel. Nicht schlecht. Aber eine Meringue mit Sahne hätte er vorgezogen. Nach einer langen Denkpause :"Jussif bewirbt sich gerade mit viel Energie um eine Anstellung in der Lagerlogistik. Ich überlege gerade, was er wohl antworten würde."

Der Interviewer :"Ja, es gibt viel Stress in der Welt. Aber ich habe meinen Ruf verloren. Der Vogel ist abgestürzt und die Hyänen hecheln. Was soll das noch:"Leben"? "

Faisal, ein Poet und Boxer aus dem Land der Gefängnisse holt seinen Marc Aurel aus der Tasche und liest, etwas stolpernd vor: " laß die Einbildung schwinden und es schwindet der Schmerz über das Böse, das man Dir getan hat." Vergiss, was Du warst und was Du getan und deshalb erlitten hast. Sieh in Dein Ich und das Jetzt an!

Der Interviewer: " Wer hat Dich um eine Meinung gebeten? Du kannst froh sein, daß wir Dich hier aufgenommen haben! "

Dr. Warnix, Psychagog und arbeitsloser Bademattenjustierer, mischt sich ein: "Stop, wir sind hier nicht am Stammtisch, sondern in einer ernsthaften Runde vom Artikel 1!"

Der Interviewer entschuldigt sich mit rotem Kopf. Das wollte er wirklich nicht. Aber die Entwertung durch die netten Kollegen von der Moral hat ihn überempfindlich gemacht.
Faisal nimmt die Entschuldigung an.

Ein Adler fliegt am Fenster vorbei. Die Sehnsucht eines ums Leben betrogenen Kindes,  Sohn einer Mutter.

Dr. Smirc weiß keinen Rat,  Faisal und Warnix wissen keinen Trost. Ein grüner Berg leuchtet über dunklem Tal. Und gnadenlos schneidet die Sichel.

Ja, das Leben ist Liebe, Lust und Verlust.  Aber auch wenn nur Erinnerung ist, so ist doch Erinnerung.

Dr. Smirc gibt dem Interviewer die Hand. Er denkt an den kleinen Massei-Jungen, der den Stock nimmt und den Sprung über den Stein versucht. Morgen geht er den Weg in die Stadt und kauft ein neues Heft und Bonbons. 

Stühlerücken am Nebentisch. Auch die Kikuju-Väter haben ihren Plausch beendet und fahren zurück in die Einrichtung.

Wieviele Hoffnungen stürzen ab, wievielte Leben enden zu früh?! Bilde Dir nicht zuviel ein auf Deinen Schmerz.

Ja, es ist wirklicher Schmerz. War denn dein Glück höher, wertvoller als das jener? Grüner Berg und dunkles Tal.

Der Stein, über den zu fallen ist, liegt bereit. Lasst uns den Weg gehen und nicht zu sehr voneinander weg sehen.

Dies hier ist das Glück und der Schmerz.
Dies hier ist das, Dein Leben.
Und der Vater schneidet dem Jungen eine Locke ab, steckt sie in eine Streichholzschachtel, lange winkend aus dem Fenster nach Plötzensee.
Schwarz sind die Wellen vor der Küste des kalten Erdteils.
Fahre mit Gott, sorgenvolle Mutter!

Dr. Warnix, Psychagog und erfolgloser Witzeerzähler, lächelt etwas verkniffen. Er denkt an den Song des jungen Cohen like a bird on a wire. Wie jung wir waren! Und dann das Licht sprühende Glück, die Sehnsucht und Sorge der Liebe, ein Grab.
Jetzt ist es kühler geworden um Schönheit und Angst.

Wer will hören, was alte Leute sagen?
Die ganz jungen.
Und auch das lohnt Sehnsucht.

23.1.19

An die Jugend

Karlsruhe 3.1. 2019

Laß die Einbildung schwinden,  und es schwindet die Klage, daß man dir Böses getan hat. Mit der Unterdrückung der Klage: "Man hat mir Böses getan" ist das Böse selbst unterdrückt.

Liebe Frau X,

Sie haben sich zu Recht geärgert, daß ein Patient erst kurz vor Dienstschluß vorbeikommt, nachdem er schon den ganzen Morgen wußte, daß er eine .... hat. Die Schmerzen sind ja nicht zu leugnen.

Ich habe mich zu Recht geärgert, daß Sie mich das spüren ließen.

"Auch noch so ein Privatpatient", haben Sie wohl gedacht.

Ich gebe Ihnen keinen Rat. Irgendwann läßt sich auch die Begegnung mit einem anderen "Dienstleister" z.B. im Altersheim für Senioren nicht mehr vermeiden. Sich beKlagen ist da mit wenig Erfolg und viel Verlust an Energie verbunden.

Auch Sie werden so einiges Entwürdigendes erleben oder gar erlebt haben. Denken Sie dann an zurück. Das ist die beste Möglichkeit, achtungsvolles Handeln als Maxime anzunehmen: Erfahrung. Manchmal ist sie lästig, manchmal tut es weh.

Ich wünsche Ihnen nichts davon. Es wird Ihnen wegen der problematischen Beschaffenheit des Menschen  ohnedies nicht erspart bleiben.

Dann werden auch Sie Ü 60 sein.

Mit freundlichen Grüßen Klaus Wachowski