Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

29.3.19

Alter und Gleichzeitigkeit

Von Alter und Zeit

Ich höre ten new songs von Leonard Cohen. Er ist 67, ich bin ein Jahr älter.

Wäre das Leben nicht näher, wenn man die Lieder, Bilder, Gedanken aus dem gleichen Alter eher betrachtete als erinnerten Größen nachzulaufen? - Fragen liegt meinem Alter.

Er singt Boogie Street, ich schreibe von schwindenden Wichtigkeiten. Auch er putzt die Küche. Auch ich gehe zurück, näher in den Raum, nah der Erinnerung, fern der Sehnsucht.

Und eben da ist der Erinnerung Echo, "bewildered by your beauty there".

Und er geht zurück zur Boogie Street. Ich singe schreibend weiter.

Als die CD heraus kam, war ich 50, weit entfernt davon, "das Buch Sehnsucht zu schließen". Auch ihm blieb es. Das verband  mich seinen späten Texten. Früher war Anderes.

Sein Leben scheint auch in den schwarzen Wassern Babylons gewatet zu sein. Meines überlebte und schmerzt noch an einem Verlust. Wir gehören zusammen in einer Welt, in der immer wieder jemand das book of longing aufschlägt.

Wir durchstreifen die Dschungel und Eispaläste nicht mehr, putzen die Küche, stimmen das alte Banjo, spitzen den alten Bleistift. An der Mündung der Sehnsucht.

Martin Walser weiß mit 68 dagegen noch nichts davon,wie sehr er Marcel Reich-Ranicki als Zerrbild beschmutzen wird. Er liest gerne Nietzsche, in einem Alter, in dem die Pubertät eigentlich abgestorben ist. Und er hat noch Jahre der Alterslust vor sich. Ja selbst mit 91 kann er sich nicht entschuldigen. Ein Na-ja so weit zu umgehen...

Wie kann ich ein Alter verstehen, das bei aller so rasch vergehender Zeit so weit entfernt ist?

In einem Gespräch mit dem Spiegel kommt er auf Max Frisch, der in diesem Alter nur noch 3 Stunden schreiben gekonnt habe. 1979 schrieb er Holozän. Wäre es nicht an der Zeit für mich zu lesen, wie "ein pensionierter Industrieller unter dem Verlust geistiger Fähigkeiten und dem Schwund mitmenschlicher Beziehungen leidet.(Wikipedia)"? Er war geschieden, der Bruder gestorben, er erlitt eine Schreibhemmung, Das muß doch sein wie untergehen.

Virginia Woolf, Anne Sexton erlebten dieses Alter nicht. Jean Paul wurde nach dem Tod seines Sohnes nur 62, Arthur Schopenhauer schloß seine Betrachtungen (und musste sich die Verehrung der Musikquaste Wagner gefallen lassen). Aber er rettete noch ein Kind vor dem Ertrinken. Henning Mankell starb in diesem Alter. Was er wohl von den ten new songs gehalten hat, die herauskamen, als er 50 war?

So sind wir auch im nicht mehr ganz so reifen Alter auf die eigenen Umstände zurück verwiesen. In der Nachbarschaft beginnt der Baum zu blühen. Ein sonnenglänzendes Gelb.Darüber die Verheißung eines tiefblauen Himmels. Die ängstlichen und die hasserfüllten Wutschreie eines psychisch Erkrankten verfangen sich in den von Bienen summenden Erwartungen.

Ach könntest Du mit mir Leonard Cohen glauben, der singt:
"It is in Love, that we are made; in love we disappear."
Ich schließe Dich ein in meine Wünsche. Wie wohl alle, die Deine Angst hören.

29.3.2019 Klaus Wachowski

19.3.19

Kirschblüten und Dämonen

Doris Dörrie - im Gegensatz zu leider vielen Flachschteibern - versteht etwas von Einsamkeit und Liebe/Sehnsucht.

Assoziationen:

Die Wellen der Glockenschläge von Big Ben, durch die die Dohlen oder Raben von Virginia Woolfs Sehnsucht rufen, erscheinen dunkler, weiter. Wo der Mensch dem Menschen ein - Mensch ist. Weh und Landschaften des Jean Paul.

18.3.19

Texte 2018

Neu erschienen bei Amazon

2018 Licht in längeren Wellen, schwindende Wichtigkeiten

Es handelt sich regelmäßig um Texte aus den Blogs

Vorrede:




Klaus Wachowski Längere Wellen – Wichtigkeit verlieren

Beim Lesen der Texte

Beim Lesen der Textauswahl fällt mir auf, daß im letzten Jahr der Verlust der Wichtigkeiten Thema war.

Ich hatte schon vorher wirklichen Verlust erlebt, der sich dem Schreiben versperrt. Zur Wiederherstellung der Welt musste ich da einige Wichtigkeiten als Baugerüst beibehalten. Nun wurde die Nutzlosigkeit der Konstruktion auch fühlbar und fließt in meine Texte ein.

Auch ihnen gegenüber gehe ich nun auf Distanz. Sie gefallen mir, erwecken verloren geglaubte Erinnerungen. Aber ich glaube nicht mehr, daß es allzu viele Personen gibt, die so einen innerlichen Kram lieben. Einige schon. Deshalb veröffentliche ich es in meinen Blogs und deren Sammlung als Buch. Doch ich komme auch der Stimme immer näher, die lacht: "Wichtigkeit". Es ist die Stimme des Lebens, die ich - Leser verlierend - Gott nenne.

Auch diese Auswahl enthält wieder das innere Tagebuch, Erlebtes und "Ruminiertes" aus dem, was mein Gefühl in die Blumenwiesen des Einhorns schießt, wenn der Tag aus der Aktion in das Betrachten übergeht.

Zur Seite stehen Dr Smirc und sein Freund und Gegenspieler Dr. Warnix, Psychagog und angebrochene Schnabeltasse in Café  Schmunzel, um etwas Begeisterung und Verachtung beizusteuern.

Lese-Empfehlung: bitte in homöopathischen Dosen! Zu viel auf einmal verwässert den Geschmack. Ein bis zwei Texte pro Tag und einmal die Woche genügen.

Es sind nicht Sprüche eines Guru, sondern Gedankensprünge eines Alten, der sich immer öfter den Besuch von Erinnerungen in immer billigeren Cafés gönnt.

Das Wort denken. Wie schön...

Karlsruhe, März 2019.  Klaus Wachowski 

Inhalt

Beim Lesen Der Texte, alles Gute im Neuen Jahr, Glauben und Verlust, eine Skizze Aus neuerer Zeit., auf Dem Rückweg, Vier Wölf und ein Stiere, DR. Smircs Wundersame Erscheinung, Indian Riddim Paradise, Resistenz, Der Besuch, Neuer Bund, einen Vogel Malen, Besä Me Mucho,  Blühender Baum, am Rollator,  Durch Düstere Gedanken Gehen, Löcher stopfen, Hikiko Mori, eine Stunde Geschenkt, Drei Damen auf Dem Weg nach Karlsruhe, Laß!, Wir alle Waren arm, Marianne Faithfull, , Nudelbrett und Dudelsack,  Der Ball,  Don't throw it all away,  Fürchten um Dich,  Zu "about Schmitt" Von Louis Begley,  Annweiler,  Samstag,  Derwarnix Neu,  Schweigende Betrachtung,  Schwächer werden,  Rosa und Pink als eine Schöne Farbe,  Anstoß,  Somewhere,  Tamam,  Healing,  Ich und Wir,  Der Strauß,  eingebettet,  Spider and Fly,  Mondfinsternis ,  Der Tod,  Tod auf Raten,  Wichtigkeiten,  Reparieren,  Krumm Ruff,  Frau Nitsche Wo,  Die Eicheln Fallen,  erste Falbe Blätter Betrachtend,  Die Burg,  am Silber See,  Ernst Bleiben,  Nietzsches Vermächtnis,  Der Schäfers,  Auch Hoffnung ist Wunder, , Von Einsamkeit,  Raum Still,  Raum Leben,  Weg Zu R,  Laß,  Daß Etwas Sei,  Vergessen,  Von Elben,  As Tears Go BY,  Das Loch in Der Kunst,  Weihnachten,  Von Wichtig,  

16.3.19

Einregnen

Wind,
Schrei des Raben,
Pfützen.

Ich frage Janosch.
Er beginnt erneut.

Ich frage Richard,
Er mich.

Es ist.

16. 3. 2019  Klaus Wachowski

11.3.19

Von wichtig

Bevor das Nichts kommt, stürzen die Wichtigkeiten. Von den Wolkenkratzern regnet es Staub und Beton, die Gerüste fallen auseinander, die Götterbilder lösen sich auf in den Sandstürmen der Zeit.

Und so geht es Dir. Die Erinnerungen an Deine Leistungen: Wer braucht sie? Den Bund der Freunde schlagen Krankheit, Tod und Sorge. Die Sehnsucht schwankt dahin im Schatten von Trauer und Schmerz. Die Begriffe zerstieben in der Agenda.

Lachend über den Feinschmecker isst Du. Stöhnend in der Gymnastik fliehst Du das Wohlsein. Aus dem Diskurs fällst Du zurück in die Bilderbücher.

"Gesundheit!" ruft man mir zu. Die Wichtigkeit zieht sich in den Körper zurück. Näher und näher kommt das Lachen des Nichts.

Nicht wichtig.

                          Dr. Warnix: "Und Liebe? "

28.2.19

Egoistisch

Wie egoistisch:

Ich sehne mich,

ich liebe,

ich trauere.

6.2.19

Schöne alte Zeit

Worüber reden sie?

Von 68 nach 33, das gab's doch oft! Von der einen  ideologischen Besoffenheit zur anderen. Sie hatten schon gleich nach Anbruch der neuen Zeit nichts mehr mit Menschen zu schaffen, mehr mit Visionen zu tun. Und die Vereinigung Mao mit Hitler fand schon damals am Rand der Friedensdemos statt, wo der Kreis sich schloß.

Wir merkten nichts davon, probierten und kotzten echtes Hasch und strampelten im wirklichen, streitenden Leben.

*

Sie sitzen im Hamsun - Zimmer der Fraktion der Europäischen Sozialfaschisten und begießen den gewaltigen Wahlerfolg. Die Kaffee-Preise kommen zwar, wie man so sagt, der Zahlungsbereitschaft der vipalen Kundschaft entgegen. Aber der Champagner mit dem Clowns-Siegel der 5 Sterne ist umsonst.

Wer hätte damals gedacht, daß ein Silberrücken - Maoist und ein idenditärer Backfisch gemeinsame Sache heiraten würden?

Houellebecq trottet zum Bücherturm hinüber, Mahnmal gegen die Gutmenschen, die ihm seine faulen Ideen über den Zaun zurück geworfen haben. Triumphierend kickt er einen Klaus Mann aus dem Weg.

Wenn sie lieben können, worüber sprechen künftige Ikonen des Heils? Ziele, Taktik, Erfolge? An wirklicher Sehnsucht ist ja nichts da.

Sie streiten ideologisch, sagt man, wedelten einander ihre Weldbilder zu. Aber glaube nicht, daß er ihr die Konzentrationslager, die ihm Gulag und Pol Pot vorhält. Das waren "Fehler", mit denen man sich nicht aufhält. Man kann ja gemeinsam gegen das Kapital und natürlich: gegen Israel...

Da drüben, schau: Sloterdijk traulich mit Gründgens. Verstohlenes Winken zu Sarrazin.

Worüber sie nicht reden, daß hält sie im Innersten zusammen. Sex, der den Maoisten schon damals 68 fluchtartig verlassen hieß. Und die Diva? Störung des genealogischen Aufwärts?

Ist da Liebe? Wer weiß?

Dr. Smirc meint: schon: genau betrachtet sei Liebe ja nichts als ein erweitertes Ego,  so eine Art Wir-Motor. Da könnte man Unterschiede der schönen Einbildung schon mal vergessen, wenn nicht die Menschlichkeit plötzlich und hinterrücks einen der Spiegelwelten-Partner   anfalle und das Selbstbewusstsein nietzscheanischer und leninistischer Avantgarde der Wurstigkeit ins Wanken bringe.

Dr. Warnix, Psychagog und diplomierter Walldorfschüler sieht es etwas differenzierter: Der Mann habe ihr bei der Demo des SDS wohl doch den Schnuller gegeben. Die ganze generationelle Gegnerschaft beruhe doch auf dem Kampf um den besseren Platz auf der Rednerliste. Sie habe wohl die Ungeduld der Jugend und könnte nicht abwarten, bis der Beifall für den Alten abgeebbt sei.

Plötzlich Posaunen: Es geben sich die Ehre: Trump, Putin, Ki und Kim. Orban, Erdogan, Gauland. Berlusco nicht zu vergessen. Die Führer der Angst gratulieren artig pompös. Haß taucht die Bühne in Schwarzlicht. Es leuchtet, leuchtet. Das neue WIR.

Und Du sei ruhig!

"Deplaziertes Intermezzo", Gott liest den Klaus Mann auf und geht hinaus durch ein Spalier von Grünjacken uns Hasskappen. Er singt so einen Pop-Song von damals. Oder ist es ein Schwiemelschlager von heute? Ich höre auch nicht mehr richtig. Es geht jedenfalls nur um Frieden, Mensch und Liebe. Na ja, Pathos!

Die Meisen fallen ein in einer ohrenbetäubenden Revolution vom Lust und Menschlichkeit.

Ein paar Aktivisten entern das Deportations-Schiff und bringen es zurück. In unser aller Heimat.

Klaus Wachowski 6.2.2019

Tagebuch

Vor der Schule spreche ich drei Afrikaner an , um sie zur Teilnahme an einem deutsch - ausländischen Stammtisch zu animieren . Die drei geben mir in deutlich deutscher Sprache zu verstehen , dass Sie hier geboren sind und keinen Bedarf haben .

Peinlich.

Aber ich bekomme die Kurve: und lade Sie ein , an der anderen Seite des Tisches Platz zu nehmen und als Deutsche mit Ausländern die deutsche Sprache zu trainieren.
*
Die Straßenbahn fährt Richtung Knielingen. Ein Kindergarten sitzt in den Reihen  Sie sind recht kräftig, die Jungs und Mädchen und besitzen der Menge wegen auch Plätze für Behinderte. In der Straßenbahn stehen auch zwei oder drei ältere erwachsene Personen mit grauen Haaren .

Niemand steht auf.

Die Liebe hat einen seltsamen Blick. Auf die Menschen .

6. Februar 2019