Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

3.12.19

Weihnachten im Verlag

Ah, Weihnachten, gute Stimmung. Diesjahr besonders. In den Verlagen wird ausgeputzt.  Die Zugänge für die Jugend waren krass verstopft durch die allweihnachtliche Seniorenproduktion. Ein paar Regalecken läßt man für die Reste der alten Knaben von der Literaturpreispegide. Altersversorgung für fleißige Wortballer. Haben über die Jahre ordentlich geliefert. Jetzt ist Zeit für die Jugend. Auch sie hat das Recht, ihren Stuss hinaus zu bringen. 

"Mein Werk aber wird bleiben", meint der benobelte. Okay. Ich habe zwei Leser, er drei. Ob das genügt, um die Langeweile auch künftiger Generationen herum zu kommen? Wir seh'n uns im Nichts. 

Der Wind fächelt einen Hauch Glühwein vorbei. Ob sich auch ein Gedanke an jenen berühmt - wichtigen Friedrich Wilhelm August Schmidt darin findet? Wenn ja, war das nicht auch so ein Oniritt? Und wer ist der Denker dieses Gedankens? Schon vergessen? Wer denkt noch an den Denker? 

Ich denke, daß die Makulaturstöße der betreuten Literaten -mitsamt der Heiligenverehrung der sie voll Neid besingenden nicht zum Trog gekommenen Ruhmgefolgschaften- in den Deponien der diesjährigen Weihnachtsdeko mit eingeschimmelt werden. Und bleibt etwas erhalten, so bedaure ich die Künftigen nicht: wird mussten uns das alles jedes Jahr aufs neue anhören. Gelobt sei Gott für die Stille der Ewigkeit!

Es gibt Schlimmeres: zwei, denen ich Hilfe angeboten habe, haben gerne darauf verzichtet. Mein Narzißmus kommt schwer ins Schwanken. Die leichte Wut des Abgewiesenen schüttet meine Aufmerksamkeit zu für das, was der Tag so freigiebig spendiert. Ich verschaffe mir Platz durch einige bissige Bemerkungen über die Stammtische des aktuellen Literaturmarktes, die mit ihren Witzigkeiten von Vorgestern trumpsche Wellen erzeugen wollen und auch noch das letzte Interesse für das Wort zu Tode langweilen. 

Vielleicht ist auch das eine Erklärung für das Verstummen des alten Philip Roth, daß in den Verlagen einfach mal Platz für die Jungen gemacht werden musste. Ich und drei von dreihundert oder tausend Lesern des Handke lesen ihn noch gerne, wenn es einmal etwas gut geschriebenes sein soll. Aber wir wollen doch unseren Willen nicht auch noch künftigen Generationen aufs Sojabrot schmieren. Es gibt auch dort, ganz sicher, ausreichend eigenen Stuss. 

Man merkt: auch ich gehöre zu den alten Knackern. Gewiß und Gott sei Dank nicht zu denen von der warm gehaltenen Wichtigkeit. Aber auch ich meckere gerne, wenn die Tage dunkel werden und bedanke mich dann doch für geduldiges Zuhören. Das ermöglicht leichte Rückkehr zu Ich und Welt. Und freieres Schreiben. Danke! 
Klaus Wachowski  3.12.19

26.11.19

Religiös gesehen

Religiös besehen handelt es sich um einen Frömmler des Wortes, nicht um einen, der glaubt. Er betet das Ritual an, nicht Gott. Das Ritual, nicht Gott, besorgt ihm die goldene Mütze. Das Wort hat zu ihm kein besonderes, hervorgehobenes Verhältnis. Ihm reichts.

11.11.19

Amsterdamer Schnulzen

Smartlappen vom Sloterdijk

Wer sind all diese? Im Tropenmuseum von Amsterdam werden berühmte Leute aus der Kolonialzeit präsentiert. Das heißt auch: Sie sind aus dem Bewusstsein einer Generation und mit der Erinnerung an diese verschwunden.

Das Kind denkt: "Wie langweilig!" und rennt vorbei. Die Erwachsenen unterdrücken ein Gähnen. Und die Fachleute wissen eh schon.

Wer sind all diese? Und wer bin ich? Vergessen in vakmans halal, im Papierkorb  des Profilers.

Aus dem Zimmer des Hotels Zufriedenheit schaue ich hinunter in den internationalen Bus - Terminal. Irgendeine Frau, bepackt mit Taschen, geht eigenen Weg aus meinem Gesichtsfeld in eigene Zukunft. Was ist sie? Was bin ich, der unbemerkte desinteressierte Betrachter?

Wenn Du Deinen Weg gehst, schau auch zurück. In der von den Wassern ausgelöschten Spur funkeln die Reflexe schöner Erinnerung, näher am Boot ganz hell auf düsterer Welle.

Die jüngsten Tage des fallenden Laubs, der Sommer von schwerem Grün, dahinter die blühenden Hoffnungen des Frühlings und noch weiter die faszinierenden Zeichnungen der Bäume vor Schnee. Das Lachen, die Rufe, das Flüstern sickern und rauschen in Deine geöffnete Erwartung. Die Nächte flattern vorbei. Leben!

Was wird noch kommen? Du drehst Dich wieder Deinem Weg zu. Du öffnest die Sinne. Und Du gibst auch der Sehnsucht, einer vorsichtig gewordenen Sehnsucht, die Freiheit wieder. Die Frage breitet ihre Arme aus. Glück auf dem Weg!

9.11.

Wenn ich Glück habe, bemerke ich ein Leuchten. Was aber der Stern, der Planet hinter dem Licht sein könnte, wer kann es wissen?

So beschreibe ich, was ich sehe wie ich es sehe. Ich sehe Deine verrückten und Deine braven Kleider. Ich höre die Hoffnung in Deiner Stimme. Ich sehe energischen Schritt. Meine Phantasie wirft meine Gefühle als einen Filter über das Bild. Eine Geschichte rankt sich in übertriebener Konstruktion und Farbigkeit um die Erwartung. Lies sie, aber glaube ihr nicht!

1.11.19

Das Schiffchen Einsamkeit


Blätterhaufen neben dem Bächlein Alb. Ein Blatt trudelt vorbei. Es schlickert und schlurkt im Wasser. Der Himmel ist grau oder blau voll Sonne. Ist da ein Unterschied?

Das Papierschiff Einsamkeit schießt durch die Wellen, schwankt. Der Schmerz, dieser schwarze Wind, wirft es um. Es schlingert und sinkt. Die Wellen wirbeln, gluckern, ziehen die Zeit mit sich in Strudel und Stürze. Im Schlamm der Depressionen umschlingen einander Blatt und Papier.

Heute Nacht träumte mir, wir begrüßten einander in einer Umarmung vom Glück.

Schon erinnere ich wieder die Regentage, Kinderstiefel in Pfützen, aufgeregte Erwartung. Grün sind noch die Hänge und Ufer.

Weißt Du noch? Wir spielten. Da waren Worte von Freude, Ärger, von Lust, Enttäuschung, von allem und allem. Dankbar träume ich von Begrüßung, Umarmung.

Die Wellen wirbeln glucksend in den Ufern der Zeit. Und ein Papierschiff löst sich vom Grund, taumelt durch die Wasser der Sehnsucht der Auflösung zu.

Allerheiligen 2019


15.10.19

Auf Pokemon

Auf Pokemon

Gefangen: "Rattikarls kräftige Zähne wachsen ständig. Deshalb nagt es unablässig Steine und Baumstämme an, um sie abzuwetzen. Manchmal knabbert es sogar Hauswände an." (Pokedex 020)

Ich bin auf der Jagd nach neuen Pokemonen, die Sonne strahlt in den Herbst, den Handke nicht mehr falben kann, die Gedanken gehen auf meine Wut gegen die Vertrumpung in der Literatur, wo es ja auch nicht die jungen, heran drängenden Generationen sind, sondern die alten Knacker und ihre in Verehrung vergehenden Stenze.

In der Kritik macht sich nach der Brechung der Macht der Oberlehrer durch die lebendigeren Ranicki und Co nun das nicht jüngere Clowneske breit. Ein gewisser davon hat Ehrgeiz auf Zombie-Clown.

Beim Handke, Walser, Houellebecq - wie ruhig es plötzlich um Strauß und Sloterdijk ist! - zeigt sich, wie leicht doch problematisches menschliches Verhalten mit dem Weihrauch um Worte vernebelt werden kann. Dem politischen Fake stehen in der Literatur ein blassiertes Tattoo in Elfenbein-Loft und ein scharfer Schnaps in den verwunschenen Gärten des Guru zur Seite. Arschgeweih auf Metapher. Es sei der höhere Stil!

Den Stil macht aber immer noch die Haltung! Was wären Anne Sexton, Virginia Woolf, Elisabeth Lasker-Schüler, Goethe, Jean Paul ohne ihre Haltung?

Und was für ein trockenes Rascheln besorgt die Haltung eines Nietzsche, Handke, Walser, Houellebecq?

Die meisten bekannt werdenden Rattenfänger verstehen sich auf das Spiel mit der Einfärbung von Worten und Gedanken nicht anders als die wirklich bewegten und Herz und Verstand bewegenden Schriftsteller. (Nicht anders, das heißt hier auch: nicht besser.)

Aber irgendwann verlieren sie, -wie leider auch viele Kabarettisten-, das leichte über-die-Köpfe-Tanzen und machen den Sprung ins Höhnische, Höhnende. Sie spritzen nicht mehr mit Wasser (der immer neue Lacherfolg der "Arschbombe"), sondern mit Schlamm, zu beschäftigt mit der Darstellung des Ich, um zu bemerken, daß es da nicht unerhebliche Beimischungen von Blut gibt.

Dann natürlich: Pfui!! Wer betroffen und/oder anständig ist, erwartet eine Entschuldigung.

Sie aber spritzen weiter mit farbigem Wasser.
Es ist - Wasser.
Der erotisierte Betrieb will nicht wahr haben, wo er glaubt, und trinkt es als Lourdeswasser.

Zombie Wagner rollt vor, die braven und böhsen Onkelz vom hohen Stil abzuholen. Ob er den Abgrund zur Untiefe ihres Fühlens ermißt (Schopenhauer zum faulen Ruhm)?

Es ist wie beim Joker. Die Reklame läßt schön gruseln. Aber -Tipp für den Veranstalter- : die Leute laufen in Scharen davon.

Lasst uns hoffen.

Klaus Wachowski 16.10.19

14.10.19

Am Tränenfluß

Eine beschreibt die Tränenergießungen des Jean Paul. 

Was weiß der Schmetterlingssammler von Faltern? Wir lesen die Erzählungen dieses Wortwebers wie die Farben eines Schmetterlings. Und tiefer, wenn wir Menschen und den Blick in die Ewigkeit kennen gelernt haben. Wenn der Tod uns schon etwas ausmacht und das Leben nicht mehr egal ist.

Was Tränen sind. - Der Psychologe, der Literarhistoriker, der Wasserableser kennen das Woher und Wozu, Weinende und Dichter fühlen das Was. Wo die anderen einen salzigen Tropfen schmecken, sehen Sie in das Vergrößerungsglas der Schmerzen.

Ein gemeiner Kommentar Nietzsches darf nicht fehlen. Möge mich das Misstrauen gegen Gefühle nicht zu einem tränenlosen Reptil machen.

13.10.19

Dem Volk aufs Maul

Dem Volk aufs  Maul geschaut.

Oha!  Auch mal daran gerochen?...