Verkostungsnotizen zur aktuellen Kollektion seniorengerechter Peinlich- und Langweiligkeiten vom Feinsten, original vorgestellt und unter händisch geschnitzten meersburger Putten zelebriert und präsentiert von unserem literarischen Generalvertreter Martin Walser, am feuilletonischen Katzenbänkchen begleitet vom begeistert schmeichelnden Loden-VIP. Wer begehrt Einlaß? Hört sich irgendwie an wie der Mayer von neulich.
Einen Schwätzer kritisieren, einen, dem alles aus der Hand gerissen wird, was er gegen sich und die Welt auf dem Herzen hat. Was für ein gewaltig walzendes Interesse am Alltagsgedudel!
Das ist doch kein Philipp Roth, Robert Walser, keine Virginia Woolf, natürlich kein Joseph Roth oder gar Anton Reiser, mit dem ihn tatsächlich eine schmusende Ahnungslosigkeit vergleicht.
Zu Philipp Roth gerade angesichts des Treibens eines ruckelnden Hahnenkamms noch einmal: "Ich lese nicht gerne Romane, weil die Kopie des Lebens mir oft langweiliger erscheint als das Leben selbst. Schade, daß Philipp Roth nun aufhören will zu schreiben. Ich hätte doch gerne erfahren, was ein k r i t i s c h e r Kopf zum Leben ab 80 einzuwerfen hat. Denn manchmal ist die Haltung eines kritischen Kopfes zum Leben interessanter als das Leben selbst."
Das Tor zur Ewigkeit steht offen. Ob Ruhm da nützt?-- So wolle man den Literaten von der Stange die Strecke hin noch weiter mit der intellektuell biegsamen Masse schwatzen lassen. Er: Am Ufer, mit Hut, ohne Hut, deutend, denkend, im Dickicht, auf der Wiese, wie der raunende Beobachter bemerkt. Mit dieser Strategie verkaufen Sie Ihr gebildetes Wohlsein zum Höchstpreis!
Es ist nur Geschwätz. Und wenn er es nicht über sich bringt, sich für die widerwärtige Ausarbeitung eines persönlichen Angriffs zu entschuldigen: wenden wir seinem Stammtisch den Rücken zu, verlassen wir ein Lokal, das solche Gäste schwadronieren läßt!
Sein Ego schützte ihn bisher noch vor dem bodenseeschmutzigen Antisemitismus einer Droste, die immer noch Dunkelheit in Lesebüchern genießt. Er beleidigt persönlich.
Es ist natürlich leicht für einen, der ohnedies nur ein geringes Interesse für Tagesgeschwätz hat, (ich beteilige mich gern, finde die Verbreitung aber zum Gähnen,) diesen Großschriftsteller zur Seite zu legen. Ich erinnere mich an unsägliche Schullektüre. "Flugzeuge über dem Haus" war das einzige, das etwas in mir auslöste: ein starkes Gefühl von Leere. Sonst hat mich nichts berührt, in das ich dort quer (mehr war Qual) las.
Widerlich erschien mir aber die Haltung zum Thema "Man wird doch da mal sagen dürfen" und zu dem Personen Bubis und Reich-Ranicki. Zum "Tod eines Kritikers" hat Helmut Karasek das Nötige gesagt, Schirrmacher den zutreffenden Kommentar gegeben.
Einer, der tiefer Gefühltes als Ehen in Philippsburg und sonstiges von Pferden geschrieben hätte, wäre zu einer solchen Haltung nicht fähig gewesen, geschweige denn dazu, sie öffentlich vorzutragen. Niemand muß ihn einladen.
Jetzt Hype 90 Jahre, ordentlich Aufstieg und Entgleisung. Er mag in Frieden seinen Stammtisch einberufen und aus der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit schwinden.
Was mich weit mehr interessiert sind Herkunft und Ursache einer öffentlichen Verehrung, der so gar nichts zugrunde liegt. Selbstverständlich ist auch der trostloseste Anblick bei rechter Beleuchtung geeignet, wirkliche Regung und Bewegung zu erzeugen. Das liegt dann nicht am Buch. Aber wie verhält es sich mit der aufschäumenden Unterwürfigkeit aus der zweiten Reihe?
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Sieht er gar nicht ein, daß er sich bei diesem -das Wort sagt er lieber nicht- für Wahrheit entschuldigen soll. Wozu?
Der alte Vertreter, der's vom Schnitzel zum Entrecôte geschafft hat, macht eine eindrucksvolle Geste, bedeutsam deutend.
Nun ja, er will mal sagen, ganz so schlimm hätte er ihn wohl nicht her nehmen sollen.
Babitt ist zu Ruhm gekommen. Ganz angenehm im Fürstenschloß nachkriechender Begeisterung. Kennt er aber schon von Klinkenputzers Beinen an.
Wie die Lobhütler die Zimbeln schlagen, die Abwiegler Ehrfurcht in die Erscheinung vom Brustton des Schnitzelbarock gießen! Salbung geht runter wie Öl.
Das könnte aber auch alte Vertretertaktik sein, das Produkt zu schmalzen und sich vor Öffnung des Vertrags zu schleichen. Sind sie wirklich von ihm überzeugt?
Er hört sie schon am Wirtshaustisch beim Spesenabgleich Sotissen erzählen. Wie er seine Kunden, so scheinen sie ihn irgendwie zu taxieren.
Dr. Smirc meint: "Wäre ich ein Jean Paul, ich würde solchem Kristlein die zutreffende Gestalt am Fürstenhof geben. Ich kann es leider nicht.
So gebe ich seinem toten Kritiker, der ganz anderes erleben und leben mußte als er, jene Tagebücher in die Hand, die den Weg zur Putte weisen.
Er legt sie beiseite und gähnt."
Es gibt so viele Babitts, speziell German Babitts. Laßt sie leben, schwatzen und dafür gepriesen sein. Ein Vertreter der's zum Provinzial geschafft hat, umarmt die Welt. Solange ich nicht dabei bin...
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Rufe vom Tennisplatz - Sprüche wunderbar und flüchtende Flausen - Unterschiede: Wen am "einfachen Leben" das Leben interessiert oder seine Primitivität - das Gesicht des vorgeblichen Verehrers glänzt puttengleich
27.3.2017