Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

15.5.24

Hänsel und Gretel- moderne Fassung 2024 zu 2009

Hänsel und Gretel- moderne Fassung

Die musikalische Untermalung trägt stets ebenso zur Unterhaltung bei wie die popkulturellen Anspielungen der Romantik.

Eigentlich hat ja Grit Deine Mom ermordet. Und schon lange vor 70 rief Dir Dein Gewissen einen Schauder zu.

„Aber die Schwiegermutter wollte doch ihren Mann fressen!“ Glaub doch das nicht: Alte Leute wollen nicht mehr töten!

„Würstchen“, rief es vom Häuschen aus Zucker und Lebkuchen. Hier traf sich alles, was Rang und Namen hatte auf einen Schlag Senf vom Kant. Es half nicht. Die Würde hat keine Muskeln und vom Stammtisch trommeln Hass und Gelächter auf den Bierbauch.

Es war doch so: Hänsel und Gretel gingen mit Stock und Hut hinaus in die Welt. Der Ruhm fletschte märchenhaft die Zähne. Sie rannten los und die junge Frau warf den Schleier von sich, Gelbe Säcke und obdachlose Väter am Wegrand.

Die Steine glänzten, von oben antworteten die Sterne. In den Bäumen des schwarzen Waldes sang der Wind vom ewigen Leben. Hatte sich Gott hierher verirrt, von der Heimat gekreuzigt zu werden?

Etwas bricht durch das Unterholz. Es stimmt, was die Erzähler schreiben: Borsten, Hufe, Zähne. Nach allen Seiten flieht das Getier.

Hänsel horcht. Aber nur das Schlagen einer Axt ist zu hören. Er sammelt die Steine auf, wirft sie hoch zu den Sternen. Sie wollen nicht in das Haus des Terrors zurückfinden, in das Herz der Herrschaft.

Urmutter lutscht am Hühnerknochen. Und ihre Schwester wirft ein Netz von guten Noten aus nach frisch gepflückten, naturblöden Söhnen und Töchtern. Wer war es,  die oder der das Feuer im Brandbeschleuniger entfachte? Sieh die Lava in Jamaika! Männer ermordet von Muttersöhnen.-

Mit der Geburt wirst Du Vater, das ist: der Ausgestoßene. Aber was nur kann eine Mutter tun, nicht stief zu sein?

Der Trödler vom japanischen Flohmarkt wirft sein Herz vom Dach des Hotels Einsamkeit. Der Schatten, aus dem er hervortritt, quillt aus einem Kübel Spiritualität, Bewusstsein und Wellness.

Da ist ein schwülstiger Hiphop von der falschen Uhrzeit in der U-Bahn. Du lernst die Angst, die Glauben macht. „Wir werden den Weg schon finden.“, hofften die beiden Literatenkinder, während eine unglaubliche Wut hinten die Fenster des Zuges zerkratzte.

Aber sie fanden den Weg nicht. Sie gingen die ganze Nacht und noch einen Tag von Morgen bis Abend, aber sie kamen aus Wald und Wahn und Wagner nicht heraus, verirrten sich in önologischen Katakomben, wie ein Maschinenring auf Kreuzfahrt.

Und weil sie so müde waren, legten sie sich unter einen Baum und schliefen ein.

Als es Mittag war, sahen sie ein schneeweißes Vögelein auf einem Ast sitzen, das sang so schön, dass sie stehen blieben und ihm zuhörten. Uns ruft das Käuzchen eine blaue Pille in den Blutdruck. Die Katze Richard aber fragt: „Was ist das: „Gott vom ersten Wort?““

"Wer ist da?": Einen Vers warfen sie nach dem Schmerz der Lust aus, die nach Knusperkindern lechzte: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.“ Aber das fachte das Feuer erst richtig an.

Die Alte war aber eine Schluchze, die für gewöhnlich jungen Säufern und Partybomben auflauerte, um sie zu vernaschen.

Geil! Da war das Hänsel aber zu schwach, hatte nicht Bizeps noch Waschbrettbauch. Außerdem redete er Dialekt, was echt nicht geht. Und das Gretel wußte nicht, wie es mit dem Euro Putzgeld all die Steaks und Amphetamine zum Body-Styling besorgen sollte.

Nun ward dem armen Hänsel das beste Essen gekocht, die Alte knackte die Shrimps, aber Gretel bekam nichts als chinesische Nudeln.

Spar nur dein Geplärre, sagte die Alte. Gretel fühlte sich gehänselt und - reagierte brutal. Die Erblasserin musste elendiglich verbrennen. So hilft sich ein angehender Lifestyle.

Grausamkeit gegen Verbrechen. Da schaudert‘s dem Kind. Ob die brave Gretel immer nur alte Frauen ins Feuer stoßen wird? Von Grit lernen: es bedarf nur der passenden Begründung, Orgien der Mordlust zu feiern.

Da sprang Hänsel heraus wie ein Vogel aus dem Käfig, wenn ihm die Tür aufgemacht wird. Wie haben sie sich gefreut, sind sich um den Hals gefallen, sind herumgesprungen und haben sich natürlich geküsst.

Hier schwimmt eine weiße Ente, sagte Gretel. Wenn ich sie bitte, so hilft sie uns hinüber. Weiße Vögel lieben es, in Märchen Glück zu bruzzeln. Nur manchmal streift der Schatten eines riesigen Flügels unsere Hoffnungen. Schrei des Raben.

Da hatten alle Sorgen ein Ende, und sie lebten in lauter Freude zusammen in der Villa Vologda. Die Zikaden beugten sich unter der Lust und rieben schmerzhaft Knie an Knie, um zu zirpen, damit der Hans zu seiner Grete kommt.

Die Menschen aber lecken sich noch heute die Lippen, wenn sich ein Märchen auszieht, das Fürchten zu lehren. 

10.08.2009, überarbeitet 2024

Ergänzung 2023

"Einhörner sind entgegen ihres lieblichen Erscheinungsbildes aggressive Kreaturen, die innerhalb eines Augenblicks in Raserei verfallen können." (Konstantin O. Boldt: Fast verschwundene Fabelwesen) Lieber doch nicht Kind von Künstlern sein.

12.5.24

Erinnerungen 2024

 

Dr. Smirc doziert: Ich poetisiere einen inneren Zustand, wenn ich schreibe:

"Ich stehe bis in Brusthöhe in meinen Erinnerungen. Wer schaut schon ins schwankende Gras?

Rechts sind die Stiele kräftiger, die Blätter scharf. Um den kleinen, runden See Trauer  eine Zone von Sumpf und Schachtelhalm.

Das Wasser ist warm, glatt und gläsern. Zu tief, als dass ich mich hinein wagte.

Wenige bunte Falter spielen in den Sonnenstrahlen. Man sagt: Schönheit und Glück.
"

Dr. Warnix, Psychagog und baufälliger Wachturm nach Kant: "Du müßtest schon hinzufügen, dass die Gräser in der Mehrzahl schon geknickt sind und viele Ähren leer. Eine Einöde des Vergessens breitet sich aus. Und: ist das Gras gewachsen oder bist Du vielleicht eingesunken?"
*
Dr. Smirc weicht aus: "Narzissmus macht einsam? Und umgekehrt?!
Einsamkeit macht Ego.

Besame mucho. So klingt es aus der Einsamkeit so manchen Straßensängers, an dem ich im Gefühl des Na ja vorbeigehe. Mit einem geschickten Agenten und Beziehung könnte er es schaffen. Der Applaus wäre ehrlich und gerechtfertigt. Aber würden weniger Leute an seiner Musik achtlos vorbei gehen? Und die Anderen, Stars und Operettenkaiser, um die sich Schulen, Experten, "Genies " scharen, als hätten sie das Heil gebracht? Verehrt heißt nicht gehört.

So lachst Du, zuckst Du verächtlich mit dem Lippen über den, die, die an der Straße singen. Du brauchst Herrscher und Herinnen der Aufmerksamkeit, weil Dir irgendjemand das Schöne erklären soll, das Du nicht glauben noch wissen kannst. Sei nicht faul!"

Dr. Warnix, Psychagog und abgehalfterter Tester von Seniorenzentren: "Denke nicht nur selbst, fühle selbst. Denn auch Dir kommt die Stunde, in der Du merkst oder nicht merkst, daß Du bis zur Brust im Gras der Erinnerungen stehst, die Dir auch noch von der Vergesslichkeit abmäht wird, wo Du Dich doch hinter ihnen versteckst, um von der vorbei eilenden Gleichgültigkeit nicht -absurd- bemerkt zu werden."

Smirc: "Depression? Ich lach mich kaputt: faule Entschuldigung der Wichtigkeiten dafür, mich in die Einsamkeit des Alters zu schicken. Meine Trauer nicht zu sehen. Ein betreutes Wohnen? Wo ist die Betreuung? Eine Reha? Hast du in die Zimmer der Stille und des TV gesehen? Auf die Flucht in das gemeinsame Fluchen in den Gängen? Lieber nicht!"

Wir waren und sind nicht anders. Wir bemerken die Folgen. Dope Narzissmus, die Angst vor der Einsamkeit, die natürliche Erwertung der Person, "Zugehörigkeit" im Wahn der Pegiden.

Dr. Warnix, Psychagog und aufgegaukelter Optimist von Bad Herrenalb (man sagt, dort sei das Tragen von Waffen verboten): "Aber da ist die Welt des plötzlichen Wiedererkennens.
Wie damals?"

Und was sagt Gott dazu? Nichts! Gibt halt mal wieder ein Amselkonzert aus. Schöner Abend. Was sonst?

11.5.24

26.3.24

Gedanken zum sterbenden Fischer des Fosse

23.3.24

Jan Fosse gelesen

Morgen und Abend von Jan Fosse gelesen, eine lang gezogene Phantasie über den Nahtod.

Ich war nicht da. Es wäre auch für mich ein schönes Sterben. Aber würden mir Tee, Brot und brauner Käse genügen, ein Gang hinaus ohne Kaffeehaus?

Es hat so etwas von Caspar David Friedrich.

Eine konstruierte Seele in einem spekulierten Sterben. Auch ich hatte schon einmal ein Nahtoderlebnis. No sports... Aber was besagt es außer: so könnte es auch sein.

Nun, die Geschichte hat mich angesprochen und berührt. Auch wenn ich nicht lateinisch noch Rosenkranz bete, eigentlich überhaupt nicht, so glaube ich und manchmal auch nicht so einen "schwachen Gott" wie dieser "einfache" Fischer (hat der kein Radio?). Und wie ihm ist auch mir ein Leben nach dem Tod etwas unglaubliches. Schließlich teile ich auch sein Staunen über den zunehmenden Verlust an Kraft. Seine Haltung hat etwas von Marc Aurel. Das ist es wohl, was dem Buch so viel sympathisches Interesse beschert.

Ich selbst beginne damit, meine Texte zu löschen, um für nach mir kommende Dichter*innen ein wenig Platz vor dem Horizont zu machen.

Denn wir sollten uns bei aller Schönheit mancher unserer Lieder nicht über die erheben, die mit uns zum Forum gehen.

Und Weisheit mit Verlaub, meint Sokrates auch von Dichtern:  

"also auch von den Dichtern in kurzem dieses, daß sie nicht durch Weisheit dichteten, was sie dichten, sondern durch eine Naturgabe und in der Begeisterung, eben wie die Wahrsager und Orakelsänger. Denn auch diese sagen viel Schönes, wissen aber nichts von dem, was sie sagen; ebenso nun schien es mir auch den Dichtern zu ergehen. Und zugleich merkte ich, daß sie glaubten, um ihrer Dichtung willen auch in allem übrigen sehr weise Männer zu sein, worin sie es nicht waren. Fort ging ich also auch von ihnen mit dem Glauben, sie um das nämliche zu übertreffen wie auch die Staatsmänner...."

So müssen wir wohl auch über das Sterben ebenso selbst nachdenken wie über Leben und Tod. 

Die Mutter im Mittelmeer hat dazu keine Gelegenheit. 

23.3.2024



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21.3.24

Aus dem Blog gelöscht 2024

Gelöscht 2024

2024: 77 gelöschte Blogs nach Jahren. Hinter dem Titel die Anzahl der seitherigen Abrufe

2009     

Glücklicher Hans für Anne Sexton (22)

Raul Foussal 1940 – 2009  (26)

Zwei Amseln (14)


2010 

Immer das Gleiche (7)

Creative Writing  (8)

Eierbecher (8) 

Magnolie eine Gefühlsplastik (9)

Die Quelle  (8) 

Sarrazynismus im Buch   gelöscht (6)

Weihnachts-Märchen (18)

2011     

Odins Rabn (15)

Raum Innenhofgarten (9)

Raum Spitalkirche Bayreuth (11) 

Raum Walhalla (11) 

Webender Frühling (9)

Staubkorn (11)

Beim Eintritt der Ewigkeit (10) 

Lebensberatung (52) 

Eine Wiese (210) 

Verputzen (50)

Ein Karton (68)

Einhorn (217)

Nach dem Interview (57)    

Frühling zur Fastnacht (14) 

2012

Oben eine Dohle (18)

Nach Bayreuth (14)

In einem Ort bei Alzey (14 )

Politik und Religion (12) 

Ein Anfang (17)

Ein Freund begrüßt mich (13) 

Hinaus sehen (13) 

Grünstadt (62) 

Jacques Brel in Rose (62) 

Bad putzen beim Kaiserwalzer (18) 

Wolke (13)

Beerdigung (25)          

Dr. Smirc zum Weltuntergang (17) 

2013

Ein weißes Flugzeug (16)

Kraa, ruft der schwarze Hansel, (1)

Nasse Konfetti (13)

Nach Pirmasens (9)

Dr. Smirc bei Eckehart Henscheid (20)

Gott sagt: „Lass mal gut sein!“ (13)

Der lachende Fluß im Herzen des Atahualpa Yupangi (37)

Warten auf Eleanor (13)

Dr. Smirc im Interview (10)

Virginias Traum (12)

Dr. Smirc im Interview (1)

Eine Amsel in Dr. Warnix (13)

Stille, schrecklicher Gast (14)

Taschenfilf (14)

Haus des Lippowazen  (16)

Windradfest 2004 (13)

Baumkronen (11)

Hänsel und Gretel (14)

Shortlist (17)

2014

Diogenes im Hallenbad (22)

Schwimmen im Frühling (20)

Heute Weidenkätzchen (22)

Zwischenrast zkm (19)

Die Jean-Paul-Gesellschaft im Sand der Ewigkeit (22)

Treffen (17)

Wenn der Esel tritt (21)

Der Brunnen Ruszicka in Alzey (41)

Das Leben geht weiter (17)

Der Fensterläden (20)

Rückkehr - gelesen 2014 (17)

Wer wird Weltmeister (12)

Im Friedwald (16)

Nach Hause kommen (15)

Literatur bepreisen in Klagenfurt – ich bin 63 (28)

Herbst (19)

Leicht (16)

Hallo Spießer (18)

Plötzliche Erinnerung (13)

Mit Virginia gehe ich in den Morgen (19)

Liebe und Herrschaft (22)



18.3.24

Im Wartesaal

Wenn einem, wie manchen Philosophen, das Leben plötzlich als Wartesaal im Hotel Tod erscheint, etwa in und nach unglückseliger Liebe, nach Verlust und nicht selten im Seniorenzimmer, unterliegt man wohl auch einer Täuschung: ist diese Situation nicht ebenso das Erwachen im Kreißsaal?

Jedenfalls spricht nicht viel dagegen, den Raum neu zu erkunden oder zu tapezieren. Und wenn man an Weiterleben oder Wiedergeburt glaubt, sich auch Gedanken über das dortige Ambiente zu machen. Aber: ganz wie Du willst: grau ist auch eine Farbe.

Und was schadet es, für die Zwischenzeit den Nachbarn ein wenig beim Warten zu helfen, gegen Schmerzen und Schurken. Schreibe, male und singe doch n bissl...

Vielleicht ist es aber ganz ganz anders. Und wenn Du den Zettel umdrehst, wird die Tür aufgestoßen und Barbara Schöneberger ruft: Verstehen Sie Spaß?

Jean Paul: "Nicht das Leben im Tod! Den Tod im Leben sehen." So etwas wie Ostern ohne Wiedergeburt.

13.3.24

Die Hände zittern

Zitternde Hände. 

Ein Stück Torte fällt in den Teller zurück. 
Was für ein Leben hat sie gehabt?
Was für ein Leben hat sie?

Ein Rülps vom Tisch des alten X, gewaltig.
Er hat den Kuchen schon unten.

Das Gespräch schlägt einen Bogen.
Ostern braust mit tausend Erinnerungen durch den Regen.

Du musst nicht dabei sein.