Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

14.7.15

Simulation

Und während ich so simuliere und weine und tausend schöne Erinnerungen mich in ein verlorenes Glück heben, mich in tausend Abgründe der Einsamkeit, nein, des heftigsten Verlusts zu stürzen, fächelt ein sanfter Wind aus Märchenzeiten aus den Blättern meines treuen Apfelbaums, und der Sommer umarmt mich mit einem weichen Abend.

Du brauchst Dich nicht anzustrengen. Ich weiß schon, dass die Welt es wert ist. Aber ich kann nicht, noch nicht wieder, folgen. Es heilt an der Wunde Liebe. Doch ist auch noch der Schmerz.

Schwere dunkle Regenwolken kommen von den Bergen.

Komm wir ziehen das Kanu an Land und stellen uns dort unter die Hütte. Du blühst auf im Abenteuer Erwartung.

So war es. Und es war gut. Ach hättest Du einen Augenblick für Erinnerung gehabt!

Aus dem Apfelbaum das Versprechen der Welt. Ich lege meine Hand an Deinen Stamm. Ich freue mich mit Dir über den Regen.

6.6.15

Windows of Ioneliness

Windows of Ioneliness,
Windows of pain
God says: wait for a moment.
I'II be with you,
But please wait for a Iittle moment.

Doors of freedom,
Cages of Iove and freedom,
Tears.

You say: there is hope,
Your tears say: hope.
And Ioneliness becomes desire
And hope.

"Thank You",
the man on the cross might think.

2.6.15

Beim Putzen

Ich glaube, ich habe das Thema schon einmal über eine Notiz gesetzt. Heute ist ein anderer Tag. Während die Reinigungsmilch in den Abfluss fließt, zeigen sich auf dem Wolkengrau erste Lichtflecken. Meine Gefühle ziehen nach Moldau, wo gerade mein Glück umher fährt. Unter heißer Sonne.

Diese Art von Schwammtüchern war vor vierzig Jahren eine zauberhafte Erfindung. Die jungen Besitzer des "Aqua" wischten damals in träumerischer Abwesenheit ("cool" sein wollte damals nur die brutale Fraktion der Jugend, die noch nicht wusste, welcher Gewalt sie sich andienen sollte) jeden Fleck von den orangenen Oberflächen.

Wohin sind die Freunde? Mit einem hatte ich eine enttäuschende Wiederbegegnung. Ich war inzwischen therapeutisch neu aufgebaut und wollte den alten Freund begeistert über das Wiedersehen umarmen. Er hatte gerade eine Vorstellung hinter sich, war ebenso aufgeblasen, nur in die - andere - Richtung Applaus. Und begegnete mir überrascht und unterkühlt. Ich ging, schwer enttäuscht. Den anderen Freund hatte ich meinerseits vor einigen Jahrzehnten vor den Kopf gestoßen.

Die Welt, die wir erobern oder als Träumer bewohnen wollten, ist schon lange durch andere abgelöst worden, in der uns andere Freunde begegneten. Und nur Wenige haben einen ähnlichen Weg durch das Dickicht der Hoffnungen und Enttäuschungen genommen, nur Wenige haben einander nicht aus den Augen verloren. Aber Treue zur alten Hoffnung 68 scheint als Tabu das Aufflackern alter Freundschaft zu schützen. Wo nicht eine begeisternde Erinnerung an die guten alten Zeiten eine Wiederbegegnung begleitet, tritt schreckliche Ernüchterung über das verräterische Gegenüber ein: Man begegnet dem leibhaftigen Spießer in Freundesgestalt. -

So habe ich einen vom orthodoxen Kommunismus zur Abtreibungsgegnerschaft gekommenen Freund kalt liegen lassen. Oder hat er sich von sich aus nicht mehr gemeldet? Meinen lustigen Underground und Bluesclub mit Bier und Kartenspiel habe ich selbst aus Scham verlassen, als ich nicht von der Bundeswehr desertierte. Wie spöttisch wurde ich für meine kurzen Haare in der Nürnberger Disco taxiert und isoliert! Und im Augenblick mache ich keinen Versuch, ein verunglücktes Vertrauen um der Freundschaft willen wieder herzustellen. Ein anderer, um dessen Freundschaft ich mich hätte bemühen wollen, geht isoliert im Mitleid der Stadtbewohner durch die Einsamkeit eines brutal erfolgten Schlaganfalls. Einen verließ ich fluchtartig und für ihn unbegreiflich, weil ich meine hohen Erwartungen an Freundschaft selbst nicht erfüllen konnte. Ich kann es nicht aufklären, er ist gestorben. Verrat ist ein starkes Wort. Auch ich habe Vertrauen verraten.

Jetzt stehe ich am Fenster, meine Gedanken ziehen durch einen von Erinnerungen und Sehnsucht grünenden Nachmittag. Ich wische mit dem Schmutzradierer, dieser zauberhaften Erfindung der letzten Jahre, über von Fett und sonstigem Schmutz klebende seriösfarbene Oberflächen und freue mich an ihrer Verwandlung, Rückverwandlung.

Ich bin doch kein Reinheitsfanatiker! Aber wenn ich erst mal ins Putzen gekommen bin, wird mein Perfektionswahn aktiv. Da könnte man es nochmal mit dem Zahnstocher probieren, wie wäre hier mit irgendeiner ätzenden Substanz? Will ich die Spüle in ihrem reinen Wesen erstrahlen sehen? Wäre auch okay. Es hilft mir aus dem Flattern der Projekte auf den Boden der Phantasie. Dort steht bereit, was ich mir gönne. Ein Espresso, ein Zigarillo zum Andenken an Cuba (bitte nicht mit dem Zigarro des Gazprom-Kanzlers verwechseln!).

Wie schön es glänzt!

Wiederherstellung von Lebensumfeld in froher Erwartung von bewohnbare Freiheit? Ich denke, etwas in der Art. Eine gute Gelegenheit, sich guter Erinnerung zu versichern.
*
Seltsam: Viele glückliche Zustände beginnen im Deutschen mit den Buchstaben Fr. : Freiheit, Freundschaft, Frieden, Freude.  Freedom und friendship, zwei davon sind neben der Gleichheit verfassungswert gewesen. Aber da sind auch die Fremde und das Fressen. Pech für mystische Sprach Deutungen. Irgendwie frustig wie Väterchen Frost. Dann eben nochmal mit dem Schwamm drüber, oder mit dem Schmutzradierer.

2.6.2015

10.5.15

Wichtig


Niemand  muss es teilen
Wirf es weg, Du hast wichtigeres zu tun als zu lesen.
Als ich nach einem wichtigen Tag in das Sofa zurück sinke, fällt mein Blick auf ein rot gedeckten Dach unter blauem Himmel. Im Himmel zieht eine Wolke, vor dem Haus bewegen sich die hellgrünen frischen Frühlingsblätter im Wind.
Wie alt bin ich? Ich weiß nicht, was wichtig.
Ich sehe einen freudlosen Garten. Die Blumen rufen: wie schön ich bin! Die Bäume werfen Blüten ins schmutzig-feuchte Egal. Die Dame des Hauses ruft: sehen Sie meine schönen Blumen! Man schafft mit kreischendem Motor an einem wichtigen, wichtigen Projekt.
Zurück zum roten Dach. Was ist das für ein Frieden, der sich in mich senkt? Hinter dem Blau des Himmels dehnt sich das Schwarz der Unendlichkeit aus. In dieser winzigen Ecke und Sekunde des Alles darf ich leben und - sehn.
Im Rot des Daches all die eingebrannte Freude des tätig sein, verändern dürfen. Darunter die Anwesenheit des Menschen. Ich bin nicht allein. -
Im Zug der Wolke die Stetigkeit im Veränderlichen. Darunter der kreisende Raubvogel. Darunter das unspektakuläre Lied des Gartensängers. Anwesenheit in der Vielfalt.
Und der Baum hat wieder seine Blätter entfaltet. Sie trinken Luft und sie leiten den Regen aus dem Tränenvorhang, der sich plötzlich vor die Zukunft senkte, hinab zu den Wurzeln.
Ich stehe auf, Wichtiges zu tun.

12.4.15

Ins Schöne? Warum?

Man wird vergeßlich, erinnert nicht mehr, was so bedeutsam ist an wichtig, hat in der Freude so ein Gefühl von unanständig.

Dr. Warnix, Psychagog und Mitglied im Club der Biederschreiber macht sich da keine Gedanken. Der Himmel ist blau, die weißen Wölkchen schwimmen lustig durch eine seltsame Vorfreude, Blumen, Büsche und Bäume pressen ihre Blätter hinaus, das
Licht leuchtet in ersten Tulpenblättern. Was noch?

Tschernila, tschernila, Mütterchen kommt vom Frömmeln. Heute Mittag gibt's Pelmeni aus Klangschalen. Jesus ist auferstanden und die Sonne leuchtet aus Gottes Gnade, jedenfalls hell und warm wie ein kaukasischer Zwiebelturm. Sie erinnert sich in eine alte Sehnsucht zurück, die Sehnsucht vor dem Einbruch der Liebe in die Liebe. Der Psychagog legt es als eine Vorahnung der Lust aus. Sie glaubt ihm nicht. Ihr sind die duftenden Wiesen des April, Mai ein eigener Wert. Inzwischen lieber als die drückenden Versprechen des Sommers. Sie legt das Gesangbuch vom Augsburger Bekenntnis auf den Rollator und läßt sich auf den Schemel sinken. Der Gesang der Meißen flicht sich durch die Saiten ihrer Freude.

Er ist tot. Manchmal konnte sie an seiner Seite träumen. Wichtiger war, daß er da war. Wohl zu selten hatten sie einander an der Hand gehalten. Sie erinnert den Umstand, aber das Gefühl: wie war es? Es war ein anderer, gefüllter Friede. Es wurde nicht viel gesprochen, aber es waren Stimme und Stimme. Sie wischt die Klangschale mit dem ausgeprägten blauen Lappen aus. Ist es nicht der aus der Schürze des Mädchens?

Gott winkt vom Friedhof herüber. Ein bißchen jesusverliebt und menschenscheu, die Alte, mein lieber Herr Doktor. Aber heute nehme ich ihr nicht mein Licht.
Warnix versteht nicht. Wie kann man nur so einen glauben? Das Licht kommt doch - Urschrei hin, schwarzes Loch her - nicht von einem Geist, sondern aus diesem Klumpen Sonne. Eigentlich gehört der Mann ins Klapszentrum. Aber im Stillen gibt auch der Psychagog zu: Für das Was, das da als Energie sichtbar wird, hat er auch keinen Namen. Da ist doch noch ein gewisser beunruhigender Zweifel im Zweifel.
Mütterchen freut sich und salzt ihre Pelmeni. Eigentlich war es  s e i n Lieblingsesssen. Der Frühling summt seltsam in einer Klangschale.

Da, Tschernila. Dem Samowaren brummt das Herz.

12.4.15

17.3.15

Neuer Tag

Und jeden Morgen steht ein neuer Tag vor Dir,
Und jeden Morgen gleichermaßen rätselhaft.

Du packst ihn grob,
Legst Dich hinein,
Mit einem Schlachtbeil schlägst Du in sein Fleisch.

Du scharrst in seiner Haut nach Schätzen,
Du kratzt aus seinen Saiten Melodien,
Ein Haus baust Du in seine offnen Arme.

Dann geht das Wunder unter,
Und durch die Nacht jagst Du
nach einem neuen Nichts.

2.7.13 Klaus Wachowski

6.3.15

Dunkel noch



Dunkel scheinen noch knorriger Stamm
und knorrige Äste.
Hell aber greift schon Licht des Frühlings
zwischen die Büschel der feingliedrigen Zweige.
Ein Nest erwartet tief in der Krone
neuer Bewohner frohen Gesang.

Unten beschwingt schwingt die Tasche
Abteilungsleiter Borderline.
denn gewiß ist Herrschaft
unterm Taubenschiß.

Hell aber greift schon Licht des Frühlings
in die dunkel tauenden Wasser der Liebe.
Und Freundschaft wohnt wieder bei Menschen.

06.03.2015 Klaus Wachowski