Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

31.3.21

Erinnerungen an König Tutu

Dr. Smirc auf der Couch von Dr. Warnix, Psychagog und ausgeschnorchelter Tiefgang aus der Prunkwinde: 

König Tutu von Pomponien. Geburtstag, juhu! Der Weinzapf und Wurstzuzl aus Knotigen, ein selten faules Exemplar vom Stammtisch, spendiert einen vor 20 Jahren abgelaufener Teebeutel für den Weitwurf. Die runde Rotunde vom gutmütigen Schwitzkasten ruft zu Fleischkäsweck und Bier mit Schnäpsen und König Tutu lädt ein zum Warmschunkeln im Blubber. Die Hits der 70er und 80er.

Ist das nicht Ballermann für den VIP vom Lauftreff? Da plätschern harmlose Gespräche, Wettkämpfe im Armleuchten erheitern rülpsende Recken. Wie schön unter bunten Lampen, Micky Maus im Klo.

Warum nur zynischte ich ins Vergnügen, das doch auch mein eigenes war? Des Lebens Ernst bäumte sich auf gegen lutschende Freude, als hätte der Wicht die Wichtigkeit gefressen.

Jetzt ist's schon Jahrzehnte her. Die Nase des Königs tropft, die heilige Betreuung von Knutsch wackelt in den Hüften, ich nörgle alten weißen Mann. 

Es war doch auch schön! Erfreut noch als Erinnerung das Herz! 

Dr. Warnix: schöne Geschichte. Aber von Anfang bis zum japanischen Ende erlogen. 

29.3.21

corona lädt zum Krieg

Das erste, was mir auffiel, war die Hysterie. Dann kam die Selbstaufgabe des Parlaments, der Kirchen. Ja die Gewerkschaft verzog sich am 1. Mai aus dem öffentlichen Raum ins Digitale. Der Ton der "Sorge" von Friedensfürst und Landesmutter, das Schnarren der Experten, das dem der Generäle vom WWI so nahekommt und das Blockwartwesen der vorauseilenden Braven. Ein neues Element sind die Querdenker, die alles gern egal hätten. 
Man testet und wundert sich über auffällige Ergebnisse. Die Wunderwaffe wird im Einfrieren der Begegnung erblickt, in der Auflösung des Forums. Aus Politik wird Labor.

10.3.21

Dr. Smircs Erinnerungen

Alter weißer Mann, angefeindet und übersehen. Stolpert im Weg herum, vulnerabler Impfling an der Backfabrik.

Wo er geboren wurde, daran kann er sich nicht erinnern. Aber stets, wenn er an seine Kindheit denkt, sieht er sich auf einer von Blumen bedeckten Wiese sitzen,  hört er die Spatzen und Gartenvögel, sieht er Himmel, Baum und weiße Wolke. Ein Haus irgendwo da hinten.

Sein Freund, Dr. Warnix, Psychagog und stark angezweifelter Traumanalytiker, hat da weniger Glück. Er hat nur verschwommene, etwas düstere Bilder aus Unterwelten vor sich. Sieht er aber auf zu den Bergen, spürte er eine Hand auf der Schulter.

Er wurde nicht vom 68er Diskutanten und Hippie zum 89er Einpeitscher, Spekulanten, Erlöser, Absahner, war auch damals nicht schon Zocker...

Irgendwie finde ich die beiden gut.

Von wenigen anderen aber das falsche Lächeln einer heuchlerischen Umarmung...

Diese rote Wolke aus dem Abend ist mehr als nur ein Rauch von Zwecken zu Zwecken. Es ist mir eine andere Erinnerung. Eine des Friedens, der Stille, Berührung. Ich sehe hinaus.

Es ist ja auch ein blauer, dunkelblauer Himmel, unter dem sich ihr Schleier ausbreitet, sich in der Weite zu lösen.

Und schon steigen all die Tagträume Smircscher Sommerlande in mir auf, Jean Paulsche Wiesen, Freuden des Robert Walser. Ich atme tief ein, als wäre da der Duft feuchter Erde, Geruch von Blüten. Als hörte ich den Bach aus einem Schatten plätschern. Als läge hinter der nächsten Wegebiegung das Dorf Tualahu.

10.3.2021 Klaus Wachowski

verhört?

 sich an die gellenden Coronamaßnahmen halten?

27.2.21

Wichtig malen

 Wichtig malen

Der Tod des Teemeisters von Inoue fällt mir in die Hand, mit der ich eine gelbe Blume malte.

Der Verehrer des Teemeisters versucht die Schrift zu kopieren. Er reibt den Tuschestein. Soll er ihn fünf- oder zehnmal kreisen, einmal oder überhaupt nicht drehen? Der Pinsel hat ungefähr die gleiche Stärke, wenn ihm auch zu wenige Haare fehlen und das an der falschen Stelle. Millimeter um Millimeter zieht er das Zeichen nach, setzt den Pinsel aber geringfügig zu früh ab.

Ob in dem Zeichen das Tao enthalten, oder jenes hinter diesem verborgen ist? Er schließt die Augen, wendet seine Aufmerksamkeit in das Dunkel hinter der sichtbaren Welt. Er kann nichts erkennen. Das Tao kann man nur glauben oder nicht glauben.

Ich hole den Pinsel hervor, versuche genau das richtige Gelb auf den Canvas zu bekommen. Die Farbe kommt in ihrer Leuchtkraft dem inneren Bild nahe, aber sie verläuft unkontrolliert in dichte und dünne Flächigkeiten. Die Linie stimmt nicht.

Aber es fällt Licht aus dem Frühlingshimmel durch die Scheibe. Ich schließe die Augen. Ist das Tao, Jhw, Gott, Allah, das Brahm so etwas wie der Atem, der sich durch all die Aerosole bewegt, das Feuer im Dornbusch, der Friede, der über mich kommt, wenn ich aufsehe zu den Bergen? “Von wo kommt mir Hilfe?”

Ich glaube nicht an Wiedergeburt und Unsterblichkeit der Person. Ja schon: D sind Ewigkeit, Auf und Ab, Ein- und Ausatmen. Mein Kanu nähert sich dem Delta. Das Paddel schreibt den Namen des Teemeisters ins Wasser. Wohin ist der des Fürsten vergangen?

Die Brücke des Lebens. Ein schönes Bild. War es auch manchmal schwer, gerne schaue ich zurück.

Klaus Wachowski  27.2.2021

 

5.2.21

Schauen und Gehen

Schauen und Gehen

 

Der Blick auf den Bambus,

Das Kreuz in der Kirche,

Die Zigarren.

Der Schlamm im Blumenkasten der verlorenen Pizzeria.

 

Freundlichkeit,

Verächtlicher Gruß

Und das Schlagen  der Amseln und Meisen.

Frühling lacht ins Aerosol. –

 

Das gehe ich weiter

zu den Faltern über der Inschrift.  

22.1.21

more or less

Schickt mir jemanden zum Lieben,
Jemanden, der mich wieder-lieben kann,
Das, was ich wirklich bin,…
Ich weiß schon, dass ich nicht jung bin und lädiert,
Aber ich bin noch hübsch und liebevoll und seltsam…
In meiner eigenen besonderen Weise zur Liebe fähig und bereit
At last.

Marianne Faithful 2018

Vor 7 Jahren war sie 68 und sie sang den Abschieds-Song von Leonard Cohen, berührt immer noch diese Saite in mir. Meine erste CD von ihr noch voll Wille. Da war sie 56.

Ich werde 70. Auf den Gräbern die Namen von geliebten Menschen. Ich gehe vorbei. Die Zeit… Und auch ich denke über das Leben nach. Meines und unseres.

Leonard Cohen ist gestorben, sie singt weiter und schön auf einer neueren CD aus 2018.

Wir sind unsere Wege gegangen. Ähnliche, ganz andere. Und wir gehen weiter.

Wie schön die Erinnerungen sind! Kaum zu glauben! Schöne Lügen. Schon allein dafür hätte es gelohnt.

It's only love - more or less.


Ich sehe den Raben
Ich sehe die Drogen. Kein Urteil von mir!
Ich hatte Glück! Langweilig?

Von Liebe verstehe ich nichtviel. Weit vom Herzen geboren sehnte ich mich, lernte ich, stürzte in Trauer.

Den Schmerz hätte ich nicht gebraucht. Ich kann nicht fluchen, weil ich, Gott sei Dank, nicht beten kann. 

Aber ich sehe Dein Gesicht. Und Deines. Und ich spüre wie es warm wird im Herzen. Lache nur: „Pathos!“ Ich fühle es.

Ich ging nicht durch viele Länder. Aber ich flog mit deiner Sehnsucht, mit jedem Lied eines Vogels.

Und ich musste in die Verbrechen von Babi Yar blicken, von Srebrenica, Ruanda. Und jetzt die Toten im Mittelmeer. Das gräßliche Ego Europas.

Laß mich sein, der ich bin!

Ja, Marianne Faithfull, Leonard Cohen, und alle, alle,

it was love more or less.