Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

30.10.22

Am Baudenkmal

SWR Hitparade 22: Karl der Käfer Platz 84, Freiheit, Westernhagen 83, VfB Stuttgart 80

Wie alt ich bin…..

Am Baudenkmal

Wenn Du vor 250 Jahren von hier aus in den Himmel gesehen und das Blau ganz ohne Kondensstreifen bewundert hättest, wäre Dir durch das Stöhnen aus den Folterkellern, den Lärm der Maurer und Fuhrwerke und durch die Schmerzensschreie des durchgeprügelten Küchengesellen hindurch, vielleicht eine laute Stimme in die Betrachtung geplatzt: 

"He! Hast Du nichts zu tun? Kein Bauernhof, kein Ruf in die Schreibstube? Melde Dich mal beim Schloss oder beim Schulzen! Der Fürst braucht Soldaten." 

Aber, wenn Du da schon stündest, wärst Du wohl reiches Söhnchen eines Einflussreichen auf Schriftsteller- Karriere mit Mundart oder Heimat Im Neunzehnhunderter Schulbuch gewesen.

Tauschen mit dem oder dem Knechten? 

Dann doch lieber ruppiger Rentner mit Arztschulden und Kassenverweigerung.

20.10.22

Nada te turbe

Nada te turbe 

Ich bin da

Die Welt ist da
Der große dunkle Raum
Mit der Erinnerung an Dich.

I lost my grip and - You
Nun sagt und singt man es mir:
Nada te turbe!
Da ist der Raum.

21.10.2022

18.10.22

Letztes Buch, Schlusswort

Zu meinem neuen und letzten Buch:
    - Es ist inzwischen bei Amazon erschienen und trägt den Titel "Im Spiegel der Erinnerung - Letztes Buch."

Schlusswort: Im Bahnhof von Marseille an den Bahnsteig-Hinweisen LK. Ich suche G. Verwirrt über LK gehe ich nicht nach rechts -->, sondern suche links <--, wo nur NM gefunden werden können.

Das ABC geht doch --> bis Z. Im Bahnhof läuft die Reihung aber Z-->A, wohl weil eben dort die Bahninfo liegt.

Meine Frage: "Bin ich schon auf dem Weg von der Gedankenstarre des Streß ins Vergessen?" Ich schreibe mein "letztes Buch".

Wer hat mit 70 noch ernst zu nehmende Bücher geschrieben? Die Didion (Blaue Stunden), Roth (Nemesis), vielleicht auch Goethe (Faust II - Regale schon ausgeräumt?) und co. Von Schwätzenden mit und ohne Nobelpreis ist nicht die Rede. Zur Hauptsache finde ich Notizen, Letztes und auch sonst nicht Beachtetes. Wer von über 70 liest noch "Wichtiges"?

Mein " letztes Buch" ist wie die anderen zuvor nur eine Sammlung meiner Tagestexte. Der "rote Faden" darin ist die Auseinandersetzung mit dem Alter, dem Nachlassen der Festigkeit, der verlorenen Wichtigkeit, dem Verlust. Nicht mehr Suche und Sehnsucht, mehr Vergewisserung und Wehmut.

Mancher, Manchem werden die Themen Tod und Ewigkeit zu pathetisch und zu düster sein. Sie sind so weder gefühlt noch gemeint. Da sind wohl hilfreichere und freudige Themen bei jüngeren Temperamenten angezeigt.

Wer sich aber -weniger gern als neugierig- hinaustastet in seine Realität, dem mag so mancher Text etwas vom eigenen Klang wiedergeben. "Der Tod als ein Spiegel" muss nicht den Versuch hindern, hinter ihn oder zur Seite zu schauen.

Weiß ich, was zu finden ist? Wüsste ich es, ich wäre längst vor Langeweile gestorben.

18.10.22 Klaus Wachowski 

8.10.22

Dank

Dank aus dem Krankenbett

Ich durfte das Blau sehen
Und das Weiß der Wolken darin.
Ihre Reise durch das Sonnenlicht
Und darunter das Grün der Bäume.

Und wieder öffne ich die Augen
Voll Tränen
Und Glück.
Beides verstehe ich nicht,
Beides in mir auf dem Fluss.

Ich schließe die Augen,
Sage der Sehnsucht Good bye,
Die Schwingen der Nacht
Streifen unmerklich den Traum. 

6.10.22

Halliday Asymetrie

Philip Roth als Starter

Lisa Halliday, Asymetrie, angeblich über ihr Verhältnis mit Philipp Roth. Ein Mädchen beim berühmten Alten. Man geht zusammen ins Bett, redet auch vom literarischen Geschäft, Nobelpreisenttäuschung klingt an. Mehr aber das am Leben entlang Gleiten, Ausleiten von Fühlen.


Ich denke schon, dass er diesen noblen Preis verdient hätte.

Erster Verdacht: mit Bekanntschaft Reklame für andere eigene literarische Versuche machen.  Vielleicht konnte sie ja beim Verlag nur ankommen, wenn sie ihre Erfahrung mit PR ausbeutete. 

Die eigenen Versuche (zweiter Teil der Asymetrie) mögen gut sein. Dann schreibe daraus ein eigenes Buch!

Ich wollte etwas Kluges zu Roth lesen, etwas von Staunen oder Enttäuschung, Verlust.

Aber das hier ist Teenagerkram eines Debuts. Man hat einander berührt, voneinander profitiert. Und weiter? Details hat er ihr anempfohlen! Wusste der alte Mann nicht mehr, dass man Schriftstellern nicht raten darf, wenn man ihren Weg nicht blockieren will?!

Nicht dass ich damals anders geschrieben hätte. Aber in der Experimentierphase wurde ich -und stark vermutlich auch Phil. Roth - zu Recht nicht gelesen.

Ich wollte in Asymetrie etwas von der Wehmut des Alten und Sehnsucht der Jugend lesen. Gabs das nicht? Oder hat der trockene Roth das (Gefühl, Pathos) dem Mädchen verboten? Was sonst wollen Leserinnen einer solchen Biographie kennen lernen?

Andere liebens anders. Bekommen jedoch ebenfalls keinen Nobelpreis, der momentan auf Poesie reist -und was er (wie etwa Handkes Betonmilch) dafür hält- statt auf Prosa.

Dies ist nicht Weisheit, nur Meinung. Anderen gefällt ja das Plaudern über Oberflächen, Haut, Sport, Softeis- und Kunstgenuß. Ganz okay und warum nicht?

Vom Mann, der schreiben musste, kein Wort.

Enttäuscht? Selbst schuld: auch die Reklame schreibt Beziehung - nicht Liebe, nichts von Wunder und Verlust.

Mein Gegengift: Sie spricht die Sehnsucht nach Erfolg an. Den bekommst Du nicht, wenn Du stets nach dem Stil irgendeines großen X schielst! Bleibe bei Dir, schreibe von Dir! Wen interessiert das Geplauder von Fictionisten? Wo Du nicht drin bist, muß niemand etwas von Dir wissen wollen. Auch in der Fiktion? Und was hilft der Verkaufserfolg, wenn Deine Worte in Millionen von Regalen ungelesen verstauben? (Das ist bei der Ernaux etwa anders). Und wie geschieht Dir, wenn Du keinen Erfolg hast? Verlierst Du dann Deinen Wert? Wie wars mit jenem, der Dich nicht lesen, nur um sich haben wollte? 

Wenn Du ein Vogel bist, musst Du singen! Das eigene! Und vergiss all die unerfüllten Verehrenden. Wenn Du Dein eigenes Lied singst, wird es ausreichend andere seltsame Vögel geben, die mit Dir in das Lied einstimmen wollen!

Sieh, was die Sehnsucht nach Erfolg bei den ausgeleierten Erfolglosen bewirkte: Handke (anl. Bosnien), Walser (anl. Ranicki), Sarrazin (anl. Nationalismus), Houellebecq (mit seinem Kolonialgeschwurbel) und schlimmer -wie Du selbst aus der NA Times zitierst- in der Politik die Faschisten vom Republikwürger Macchiavelli über die Faschisten Trump und Putin, Brexitiers aller Nationen, dann Nietzsche und Wagner, deren Hass sich gegen die Toleranz der Klassik aufbäumte.  

Geh eignen Weg! Eigenen!

Klaus Wachowski 6.10.22 - und am gleichen Tag zeigt sich, dass das Nobelpreiskommitee wieder seine Urteilskraft gewonnen hat, indem Annie Ernaux die Ehre erhält.

19.9.22

Zur Republik geradeaus 2019

Wir gehen den Weg

Wohin führt er?

In die Republik?

Aus der Not?

Ins Alter…

Aus dem Nichts ins Nichts?

 

Aus der Ewigkeit in die Ewigkeit. -

Unser Leben ist eine kurze Strecke Ewigkeit. Mehr können wir glauben, spekulieren, phantasieren, nicht wissen.

 

Mein Weg war unter Menschen. Gerne zog ich mich zurück, gerne war ich mit ihnen und

ich liebe.

Ich fand die Welt schön und düster. Ich glaubte an Solidarität, Helfen  wollen.

Ich suchte, wie alle, die ich kenne, nach dem richtigen Weg und nach Glück.

Ich bin alt. Viel habe ich nicht gelernt.

*

Ein Kommunalwicht(ig) von vielen sagte: "Erfolg!" Ich dachte: "Wohin?" Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Jetzt blickt er fragend seiner davontreibenden Wichtigkeit nach.

Was ist wichtig an Verwaltung? Richtiges, gerechtes Verwalten!

 

Vorwärtsverwaltung hat richtiges und gerechtes Verwalten in meiner Zeit stets behindert, wenn nicht liquidiert. Die Ablösung des dem Recht verantwortlichen Beamten durch den schnittigen, eilfertigen Funktionär und schließlich durch den dem Gewinn, nicht der Gemeinschaft, verantwortlichen Manager vom Betrieb hat die ordentliche Verwaltung in ein Lottergeschäft mit Insolvenzpotenzial verwandelt. Nun kommen Korruption und Korruptionsverdacht, bis die Republik in Form strikter Gesetze resettet.

*

Wer will von Alter reden?

 

Das hatten die früheren Zeiten der unseren voraus: das Wissen um die Sterblichkeit. Ich denke gerne über das Leben nach (was so wenig hilft wie handeln).

Was hat doch der ungeheure Schwätzer Heidegger von Da, So- und in-der-Welt-Sein geblubbert! Ich sehe zurück und fühle nichts davon, ob meine Erinnerungen wahr sind, und ob überhaupt gelebt war. Was meint Freund Richard dazu, der inzwischen jünger als ich ist und verstorben?

Aber es sind meine Erinnerungen, die ich mit niemandes Erinnerung oder Phantasie tauschen möchte. Eine riesige Deponie, die ich niemandem zum Besuch empfehlen kann, der oder die ein eigenes Leben führen möchte. Gerne wühle ich in den Resten.

*

Ein Spruch aus einem Garten in Pilgerzell bei Fulda: "Zeit macht Sinn". Ewigkeit scheint Sinn zurück zu nehmen. Das Thema 20.000 Jahre Halbwertszeit, das den auf sein Ende hin denkenden Mankell beschäftigte.

Ja: Wert und Wichtigkeit. Sie kommen aus der Berührung, aus der Gegenwart. Und Liebe? Auch sie braucht Gegenwart zumindest der Vorstellung.

 

Die Ewigkeitsexperten, Gurus, Priester, heiligen Nachbarn - wie unbarmherzig sie von den Werten des Lebens reden, von Überleben, Leben, Freude, Leid, Liebe, Verlust! Laß Dich nicht beirren! -

*

Waren es Illusionen?

Die Erwartungen einer freieren, gerechteren, menschlicheren Republik? Der alten Zausel kündigt einem alten Zausel wegen Eigenbedarf. Die Abschiebung der Flüchtlinge klappt ohne Aufschrei. Das schlechte Gewissen ist in Broschüren der Ohnmacht kanalisiert. An Stadien und Aufmärschen zeigt sich der Ork, ja er dringt in die öffentlich geschützten Bereiche ein, vergreift sich an Repräsentanten der Republik. (Und dann der Putin!)

Aber auch: Die Sensibilität ist größer geworden. Der "Wut-Bürger", der sich in allerlei Richtung nicht ernst genommen fühlt, ist nicht nur blökender Spießer. Mancher ist auch nicht mehr von der Kultur des Braven gebremster frei und gleich Geborener des Ursprungs.

*

Das Alter steht der Ewigkeit näher. Ich merke es am wachsenden Schlafbedürfnis, an Vergeßlich- und Gleichgültigkeiten, an der Beschleunigung des Zeitablaufs.

Wie unangenehm, wie böse das Erleben von alten Politikern, die der Zeit noch rasch ihre Wertvorstellungen aufdrücken wollen. Reagan, Cohumeini, Trump, Sarrazin..., jetzt Putin brutal…

*

Ist es die Zeit des magischen Realismus? Das Erlebte als Licht brechender Kristall, vor dem Brechen des Auges?

*

Ruhm,

begrenzter Rohstoff, den eine schwammige Masse Bölkstoff aufsaugt... Um den Rest davon zu kämpfen lohnt ein Leben nicht.

Ich schreibe doch für das Alter der nachlassenden Lust. Auch es hat Freude und Leid. Anders.

*

 

Der Verlust als Event:

Ist das dort ein Schauspiel auf dem Friedhof?!..... Auch eine Möglichkeit. Was bedeutet Gemeinschaft?

*

Die Körperpflege braucht eine Stunde und inzwischen mehr.

Du hast noch keine Zeit, huschst einer Hoffnung nach, die uns ein Naja aus alter Zeit ist, nicht einmal Erinnerung.  Dir sind unsere Erinnerungen Berge von Müll, über die Du steigen mußt, wenn Du Deinen Weg gehen willst. Das ist in guter Ordnung.

Die Einsamkeit

fiel mich an. Ich schrieb hoffnungslos, danach empört, aber danach tauchte die Lust auf Leben wieder auf, die Erwartung der Menschen. Das Nachdenken über das Alter ist von der Gefahr begleitet, über jedes neues Kapitel ein "noch" zu setzen. Leben "noch im Hier und Jetzt".

 

Die Natur sorgt für Distanz:

 

Die Haare wachsen an den unmöglichsten Stellen, kräuseln sich. Du wirst schweigsam, weil Deine Einsichten welk und von Vergessen durchlöchert sind. Und, peinlich, Du kleckerst und spuckst manchmal beim Reden. Das macht schweigsamer. Hässlichkeit ist das Mittlel, mit dem Natur die Menschen der „wichtigen“ Alter von Dir und Deiner Schwatzhaftigkeit fern hält. Halte diese in Ehren: das bist Du.

*

 

Alles ist eitel,

Auch das Glauben oder Nichtglauben. Du bist von der Last des Recht-haben-müssens befreit. Und auch die Rechtschreibung gehört zum Gestern. Wenn Du Gott brauchst: ok. Wenn nicht: ok. Aber Verehrung und Angst vor Gott oder dem Nichts, das kannst Du doch lassen!

Und: es ist nichts egal! Auch Du solltest schon nach vorne schauen, um nicht vor lauter Innenschau zu stolpern. Da sind genug Wichtigmacher, auch dir noch rasch ein Bein zu stellen.

*

Bitte keine Belehrungen!

Mag sein, dass ich den Ton eines waldensischen Wanderpredigers an mir habe. Das ist schon lange Zeit in mir drin. Und es könnte sein, daß viel von meiner Verachtung für so manche Verehrte einen weniger guten Grund im mangelndem Interesse für meine Predigten hat. Kapitel Kampf gegen das Lob, das ich begehre...

 

Wenn möglich lese man also diese Texte als das, was sie sein sollen: Selbstvergewisserungen in einem ungeheuer bewegenden Prozess, genannt Leben.

*

 

Gewidmet meinen Lieben und Freunden, Begleitern auf eigenen Wegen.

KA, 1.8.2019

   

14.9.22

Ganz nah

Ganz nah am Gedächtnis,
ein Schmetterling frei
und gebunden im Duft.
Und schon davon-,
hinausgesprungen,
Wohin? Wohin. -

Meine Füße gehen, stolpern
andren Weg,
Vorbei an rauschenden, stillen
Brunnen.
Die Spatzen sagen:
"Das Gras kommt wieder!"

Schweigend empfängt mich die Nacht
und die Blüte blüht noch immer
in der Vase Wehmut.

Schon wieder fallen die Blätter,
Was war, es sei
ganz nah.

14.9.22