Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

25.12.22

Patagonien

Das Boot liegt am Ufer. Es war doch nicht das Meer. Vor uns die weite Grasebene. Gelb und Grün. Einzelne Blüten senden ihren Duft. Farbige Punkte in der Weite. Einige taumelnde Schmetterlinge. Da vorne eine dunklere Stelle.

Eine Niederung, aus der auch einige Büsche heraus ragen. Ob es da Wasser gibt? Auch einige Spuren von Huftieren lassen es vermuten.

Wir gehen und schauen. Manchmal kommt ein Schatten aus dem Verlust. Ich stolpere.

Hinter den Büschen ein noch dunklerer Streifen. Wald. Beim Näherkommen wird eine Baumreihe sichtbar, die sich nach rechts zieht. Eine Allee, die vielleicht in eine belebte Siedlung führt.

Eine Gruppe von Menschen kommt uns entgegen. In der Mitte ein weiß gekleideter Mann. Extatische Gesänge. Ist es Aufmarsch oder Ritual? Gibt es ein Zurück in das Universum des Tuns?

Das Boot am Ufer. Vor uns die Grasebene.

13.12.22

Handke, jetzt alt

Rio meint: einen Regenbogen unter den Wolken zu biegen, das wär doch was!

Zwei Alte vor einem tröpfelnden französischen Brunnen. Warum zeigt der jüngere auf das geschlossene Bordell? Hat er noch Wehmut? Japan lacht.

Jetzt streckt er die Hände aus, deutet auf den wohnungslosenlosen Schwarzen, ruft "Wuschelkopf". Der hat keinen Nobelpreis für amateurhaftes Verputzen der Welt bekommen. Sollten wir mitlachen? Ein Welser und ein Griffener in Paris.

Vom Ponzer her klingts: „Dir geht's wohl wie Jim?

Plötzlich verspürt Jim Buckmaster den Wunsch, nicht so wie Quean zu werden. Einmal hatte er sich heiB gewünscht, ein Mann wie Quean zu sein. Jetzt nicht mehr.

Denn nun begreift er zum ersten Male richtig, was das bedeutet..“ (Ein echter Unger – Western für 4,50 DM im Wartezimmer)

Doch Quean kommt nicht.

In Jim ist ein tiefes Bedauern. Er möchte hinreiten und mitreden. Doch er traut sich nicht so recht. Freudlos reitet er heim. Was so ein Flug nach Tokio kostet!

Hufgetrappel und Räderknarren, Kommentare zum Jubel-Fest. Warum auch nicht?

Ob er Gymnastik macht, die Knochen schon spürt, vor Erinnerungsproblemen um den Namen etwa in der Niemandsbucht in Sorgen verfällt oder ob er sein großes Gähnen noch Jahre weiter in die Ewigkeit treiben läßt? Wer will das wissen?

Beim Ponzer in Durlach zwei Alte mit Togokaffee. Smirc, vergiss den Dr., vom Schnarchlabor, Warnix, der Altpsycholog vom Atemcenter (ungeheurer Schwätzer redet mit jedem und jeder im Wartezimmer). Die haben auch schon bessere Tage gesehen.

„Hej Jacko, schon gehört?: der Handke hat Geburtstag.“

„Ja und? Gehst hin?“

„Was soll ich denn bei dem?!“

„Ich meine zur Demo.“

„Ach laß mal, ist doch auch nur n alter Knacker wie wir. Schreiber, nobler Preis und Pilzlurch. Wer fragt da nach?“

„Stimmt, lass ihn sein Gähnen in die Ewigkeit tragen. - Y hatte nicht die Chance.“

Warum mit reuiger Einsicht des Gipsers, Gurus rechnen? Walser, der Schlusstrich, Arno Schmid oder Schmidt?, der SS-Bewerber, Carlo Schmid, der Humanist vom Todesurteil, haben sie ein Wort der Reue verlauten lassen?

Schüler der Schule ohne Rassismus gehen vorbei. Was die wohl zu einem Milosevic - Freund meinen?

Lass der Ewigkeit die Arbeit, diesen Nobelpreis im Nichts zu begraben. Ob da so eine Gipsmasse von Nobelbepreisung und geweißeltem Pilzhütchen, oder anderes aus dem Karton „zu verschenken" aus dem Sand ragt, was solls?

 

Den Kritikern aber würde ich auch sagen: lasst ihn. Er hat genug mit seiner Kapitalverwaltung und der Abwehr der Verehrer zu schaffen (kommt zu all den Spams hinzu). Zeit für Euch, sich mit anderen Unwichten zu befassen, die einfach nur langweilig, sonst aber ohne Schuld sind. Gerne auch mit der Ahnungslosigkeit von Verehrern, die zu feige sind, ihre Namen klar zu posten.

Goethe, der Oberlehrer, stellt sich mit einem Perlwein Edeldnüff dazu: Nimms mit den Naturgipsern doch nicht so schwer! Da scheint schon ein gewisses menschliches Interesse an tiefem Gähnen zu sein. Selbst die Noblen vom Preis haben doch eine gewisse Sehnsucht nach Schläfrigkeit gehabt . Lasst doch mal!"

Ob suhrkamp Bots der Verehrung, Trolle des Kritikhass produziert?

Gott spendiert eine Dampfnudel aus dem Niemandsland mit Betschgräbler Krempe.

*

Der Regenbogen biegt sich hinab ins Muzej ratnog djetinstva, Sarajevo. Dort denkt man an Y.

2.12.22

Reiß die Himmel auf!

O Heiland, reiß die Himmel auf!


Sie hadern damit, Gott nicht glauben zu können!

Ja und?!

Es liegt doch vor und in ihnen, breitet sich um sie herum aus.

 

Da ist es doch weniger eine Frage des Glaubens als eine der Aufmerksamkeit, des Interesses in Leben und Welt.

 

Wenn die Himmel aufreißen sollen,

ruft ein Schmerz

aus Liebe und Verlust nach oben

in die Sehnsucht,

fließen wildere Flüsse, jüngere Bäche

aus Herzen –

dem Ende zu.

 

Was sind da Kraft und größere Kraft!?

 

Da sind Hoffnung

und Liebe

und Glauben

an all dies, von dem ich mir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen kann.   


So wenig wissend wie Du.


                                                                                                                                          7.12.2021

Bürger Kunde 2007

Jetzt im Archiv

1.12.22

Baumkronen

Fuhren wir mit der Eisenbahn, schauten wir gelangweilt auf die vorbei fliegenden Baumkronen. 

Jetzt fühle ich, an was für einem Wunder ich in diesem einmaligen Leben Teil nehmen kann. 

Andere fühlen sich gestört,  weil WLAN ausgefallen ist. 

13.11.22

slow walk of an old man

 Gang für den Frieden

(slow walk for peace)

Die Kaiserstraße lang. Langsam, die Kerze in der Hand. Dreißig sind angemeldet, es kommen zehn. Am Ende des Walks sind es doch mehr als fünfundzwanzig.

Die Lichter gehen an. Lampen, Schaufenster. Kinder tragen Laternen in den Martini. Es wird Nacht.

Stimmengewirr, Arme, Kunden, Verliebte, nach zehn Minuten eine wehmütige orientalische Weise aus einem Saxophon. Wie viele Straßen bin ich gegangen?

Was soll das  heißen:  Z?! Auf der Kerze die Zeichen A und O. Anfang und Ende.

Da sind Kunden und Käuferinnen. Auch für Deinen Frieden gehe ich.

Am Europacenter drehen wir um. Ob die Kerze auch in Deinem Gesicht aufscheint? Eine junge Frau mit schöner Stimme und kräftigem Mikrofon begleitet unseren Weg in einem Zug Sehnsucht. Es klingt wie  Erinnerung.

Zum Ende: Dank des Einladenden. Keine Ursache: Ich habe zu danken. Eine kleine Strecke lang ging der Frieden auf der Straße. Nach Odessa oder Teheran, Mogadishu oder Sanaa. Aus meinem Dorf Kindheit in Deine Hoffnungsstadt.

… Wie kannst Du klagen, Du seist einsam?! Lass Dich durch die Straßen Londons führen…  Streets of London von Ralph McTell 1973, (Ich war 22).

 

1.11.22

Die Wasserbüffelkuh

Der liebe Gott gibt den Waranen eine Büffelkuh aus. Der Verwesungsgeruch von der Entzündung dringt vor allem der Jugend wie ein warmes Süppchen in die Nase.

Die Büffel-Herde hat die Todkranke aus dem Wasserloch getrieben, weil die rot gelbe Stelle rund um den Schwanz stark riecht und die Erreger im Wasser verteilt. Die Herde könnte aussterben. Außerdem zieht die warme Mahlzeit Mengen von Waranen an, die auch mal einer noch kleinen Wasserbüffelin gefährlich werden könnten.

Nun ist sie hier in den Schlamm gesunken, in die Knie gebrochen, schwankender Kopf mutterseelenallein, von den Kindern schon vor Jahren vergessen, der Mann wieder mal irgendwo anders. Die jungen Warane schnappen zu, fluchtbereit.

Kann man dem Schwarm, der Herde böse sein? Wenn es Menschen wären, hätten sie vielleicht Vernunft, nach Auswegen für die Person zu suchen, oder sie kurzerhand in Betreuung oder korrekte Entsorgung zu schicken.

Gott selbst tut es sicher leid. Aber wie hätte er Evolution anders organisieren sollen?

Es bleibt an uns, zu Hilfe zu eilen oder beizustehen, eventuell den erlösenden Schuss zu setzen, vor der Qual, lebendig zerkaut zu werden. Und Mitleid zu zeigen, weil die Vernunft erst ermöglicht, über Räume und Zeiten hinweg das Ich-noch-einmal im anderen Lebewesen zu erkennen.

Der Alte von Leningrad hat eine andere Lösung. Er verwandelt sein Fühlen und das der Freunde in eines von Waranen und geht auf Vernichtung von Mensch und Kind aus. 

Das wollen Schwarm und  Gott nun auch wieder nicht.