Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

28.2.24

Abschied von Jean Paul,

Ein Gang in den Herbst,
in das nicht so Leichte.
Es gab eine Zeit zwischen 1960 und 1979, da waren die Arbeiter nach Pasolini ausgestorben. Ab 1980 kamen sie mit der Arbeitslosigkeit wieder.

Hier fegt ein Prachtexemplar im roten Blaumann abgetrocknetes Gestrüpp zusammen. Es ist tatsächlich eine Mistgabel, mit der er den Abfalleimer befüllt. Zu Hause wartet die Erinnerung an schöne Zeiten: Aus den dunklen Nebeln der Erfahrung, wie es etwa der Verrat von Freundschaft an Beziehung war, scheint auch der üblere Teil der Kindheit rosa. Wenn er später zurück zu Sofa, Bier und Dobermann kommt, wird er von seinem Versuch mit der Ehe träumen und, noch weiter zurück, vom Begriff Mutter, einer Vorstellung nach dem Muster von Märchen und Fibel. Was weiß er davon? Er sehnt sich, er stellt sich etwas vor. Es genügt für zufriedenes Arbeiten am Samstagvormittag. Der Dobermann träumt vom Jagen.
In der Fußgängerzone liest der Bettler X in der Bibel. Ein türkischer Junge aus der Döner-Bude füllt ihm den Bettel-Napf mit 1-,  2- und 5-Cent- Stücken. Der Bettler ist in Wirklichkeit nicht obdachlos, füllt nur seine schmale Hartz-IV-Kasse auf. Ob es sich bei der Bibel um die milde Gabe einer evangelikalen Gruppierung handelt? X liest jedenfalls interessiert darin. Schon antwortet er den Kommentaren der Passanten und vielleicht auch den Worten seiner Fall-Managerin mit Gottes Worten. Ob er den Bibel-Schenkern etwas von Geld sagen wird? -
So lange er hier steht, fällt er nicht zurück in die Einsamkeit. Daheim patrollieren die Verlorenen um seinen Block und die Fallmanagerin streift auf ihren Schnäppchenzügen durch die Bettelzonen.
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Vor dem Eiscafe strecken Dir Altrocker ihre Beine in den Weg. Was machst Du, wenn Du stolperst?
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"Das zieht ja jeder an!" sagt der rheinhessische Jedermann zu seiner Jedermannsfrau, die gern irgendetwas aus diesem Krämerstädtchen mitgenommen hätte.
 
Ein warmer Oktoberwind vom letzten Herbsttag weht über das städtische Rosenbeet. Die Sonne läßt die tanzenden, fallenden Blätter in warmem und wie frischem Gelb, in Grün und rötlicher Glut aufleuchten. Das Wunder blüht aus dem Augenblick.
Aber ist umgekehrt nicht auch das Weltall nur Shopping und Festzelt. So viele Sonnen, so viel Staub. Wie in der Literatur: Wie könnte man das im Leid zu Licht gepreßte Wort ertragen ohne die allgegenwärtigen Staub- und Ascheschleier aus den Fleißarbeiten des Narzißmus?
Ja, sie gerieren sich wie Vulkane, die kalten Öfen aus den Kneipen der Literatur.
*
Auf der Höhe vor Wörrstadt hat der Herbst die Blätter einer einzel stehenden Pappel angezündet. Das Gelb der Sonnenblumen zeigt schon eher Blässe. Das Geräusch des Windes und das Scharren der umhergewehten Blätter legt sich über ein leises Sterben.
Die Explosion der Farben, der Wind und die Wellen warmer Luft erinnern mich an den Frühling meiner Besuche Jean Pauls in Bayreuth. Da gab es in einem Cafe´ am Bahnhof bereits Osterhasen mit Glubschaugen, träumende Teenies, von Hunden und Katzen erzählende Damen und in mir eine Phantasie von lila Krokussen in erstem Grün. Mir stand das erste Blühen für die Bilder Jean Pauls. Die schreckliche Deko des Cafe´s erinnerte mich wieder an die Kindheit, in der wir alle doch noch nicht den feinen Geschmack unseres jetzigen Lebens entwickelt hatten. Ist die Freude dieser älteren Frau an den  Plüschhasen weniger wertvoll als unsere an einem Blues oder Bach? Und schon bin ich selbst alter Mann.- Nun: Es könnte noch viel trüber sein, so etwas in der Art von Wagner, der Saumagenseite von Bayreuth.
 
Von den braunen Hasen, gelben Eiern, grünen Körbchen der Fensterdekoration steigen stoffliche Ahnungen auf.
Es ist nicht der Prinz, sondern der Spiegel, was Dich in das Märchen Deiner Sehnsucht entführt. Weit sind die Wiesen, golden glänzen die Zimmer in Deinem Palast, in dem eine Mutter von Klugheit und Liebe Dir das Kleid anlegt, mit dem Du den Weg in Hochzeit und Herrschaft beschreiten wirst. Und der König wird stark sein und der Prinz stark und verliebt. Und das Pferd wird über Himmelswiesen traben. Und die Haare werden flattern im Wind, glänzen in der Sonne.
An Deiner Seite zieht der große Junge durch die Kreuzworträtsel. In blauem Himmel, über breit sich windendem Fluß breitet seine Phantasie ihre Flügel aus. In die Schatten von Berghängen taucht er ein, in den Mantel der Nacht hüllt er seine Seele.

Jean Paul schreibt eine Wiese. Auch diese Zeit meines Lebens ist beschlossen. Der Dichter geht, umweht von einem Phrasen vor sich her treibenden Hauch Ewigkeit.

Ich bedanke mich für Jahre von Herz.
-
Vom Nebentisch fliegt der Lavakorken des Hassvulkans hoch, auf dem unser Vertrauen Frieden säte:

"Das war jetzt ein Putz-Lacher: Hihihihihi, putzt die Seele. Höhöhö, bring mir nochn Bier! Ich will besoffen werden! Das is wahr. Geberit, fast dreihundert Euro, wo kommen wir dahin? Der Bundespräsident in der Türkei. Isch sach Dir: Wenn der nächste Krieg kommt, fliegen die ganzen Moscheen weg." "Nu laß sie doch. Und das hat der jesacht und das find ich in Ordnung. Die Italiener streng katholisch." 
"Jetzt sag ich Dir mal eins: Das ist Türkisch. Is so. Is so. Ich hab meine Meinung und fertisch."

17.11.2010 Klaus Wachowski

Happy Jack 2008

Treffen zum Bachmannpreis

KI beantwortet die Frage so: 

Das Umfallen eines Reissacks in Klagenfurt wäre in der Regel eine eher unspektakuläre Situation. Es könnte möglicherweise zu einem kleinen Durcheinander oder einer leichten Verschmutzung des Bodens führen, je nachdem, wie viel Reis aus dem Sack herausfällt. Es würde wahrscheinlich nicht viel Aufsehen erregen oder größere Auswirkungen haben. Die Reiskörner könnten einfach aufgesammelt oder weggefegt werden. 


Dagegen: abgefahrene Asanas, wenn Noah den Weg aus Darkovan sucht s.a. mein Youtube- Kanal

** Lästige Liebe

Lästige Liebe
Du wirst zurück gestoßen,
kennst Du das denn nicht?
Wie klug mußt Du noch werden statt nur alt?

Wo Du auch liebst,
es stört.
Und wo Du weinst,
seufzt Ich in ferner Liebe.

Noch dachten wir, wir wüssten Liebe wohl,
das Glück, wir hätten es im Griff.
Doch immer wieder reißt die Liebe auf:
und Einsamkeit, die Wunde blutet neu.

Heilsames Schweigen in die Nacht.
Das Ich ruft seine Ohnmacht aus,
doch Nacht trägt mich auf weiten Schwingen.

5/14


Haltung

27.2.24

angebrachte Zeitenwende. Anlässlich einer Gedichte-Bewertung in volltext

"Paul-Henri Campbell, 42 in Boston, lebt als Lyriker, Essayist und Theologe in Unterfranken und Wien." Aus volltext 4 23

Danach: "Upsi! Haha, ein Chat" zwischen 38 und 45
Danach: Anzeige für einen neuen Versuch an Magazin "morgen".

Danach zwei etablierte zwischen 63 und 69. Kommt mir schon näher.... z.B über Machart und das Gemachte und was wohl ein Roman ist. Gemächlich.

Während 81 noch Gedichte macht.

Wie alt ich bin!

Auch ich wusste mit 40 längst alles. Aber jetzt wundere ich mich. Über das Leben, über das, was das Alter noch so zulässt.
 Niemand sagt, alle denken: was will denn der noch? 

Es gibt auch nicht wenige Alte, die ihre Stimme dröhnen lassen wie einst. Ihr Bild wankt zwischen Oho und Upsi! Hahaha. Die junge Welt strömt an ihnen vorbei in die Säle der neuen Events. Mit dem Recht der Lust.

Draußen rauscht der Frühling nach mir.

Was kann man, was kann ich tun? Soll ich denn etwas anderes tun als schweigen und - gerne auch - lächeln? 

Ich sollte vielleicht doch besser auf die Erde vor mir achten, nicht zu stolpern! 


26.2.24

Am Zaun

Am Zaun 2024

Hänschen klein am Zaun unter Sonnenblume und rotem Dach, möchte weiter an grünem Weg entlang. Schon hat er keine Haare mehr, wartet im Nebenraum bei einem Kaffee Naja auf die Abholung. Vom Berg ist er in die Ebene gelangt und schwankt im Kanu auf die Wellen am Horizont zu.

Die Kindheit ist voll düsterer Erfahrung, Schläge, Verrat der Mutter. An das Schöne erinnern sich die Eltern

Betrachten wir es mit Dr. Warnix, Psychagog und Trockenalk aus 68:

Hallo Smirc, Du weißt noch nichts von beschirmender Arbeit und berührender Liebe. Was kannst Du glauben? Da draußen ist "Welt", Wolf und Mensch. 

Du wirst umkehren in das Haus der Dunkelheit. Zu groß ist die Angst, noch zu gering die Erfahrung mit den Menschen. Ich werde Dich begleiten. Stock und Hut werden Dir auch dann noch gut stehn und inzwischen soll Dir der Gesang von Amsel und Meise in die Träume klingen. Sieh hinauf zu den Bergen. Von da kommt Dir Hilfe. 

Türenknallen. Er trinkt den Rest. Der Krampf in der Hand löst sich. Jetzt taucht er sein Paddel ein. Vorne am Zaun die Sonnenblume.