Noch im Alter, sie ist nur wenig jünger als ich, kann sie von ihrer Bosheit nicht lassen. Ich nehme an, daß sie es in ihrem Leben zu irgendeiner Position gebracht hat. Die Wichtigkeit, mit der sie ihre überflüssigen Ermahnungen und Aktionen unterlegt, ist so unüberhörbar wie ihre Gehässigkeit Falten unübersehbar. Da ist viel davon.
Niemand hat sie darum gebeten, diese oder jene Aufgabe wahrzunehmen. Aber sie tut es, um ihr Verantwortungsbewusstsein herauszustreichen. Ein Blockwart am Ende der Tage.
Die anderen und ich, wie haben es in unserem Leben eigentlich alle zu einer angesehenen Stellung gebracht und erzürnen uns regelmäßig über ihr übergriffiges Tun und Reden. Warum nur? Was geht sie uns an, was kann sie uns anhaben?
Jetzt, wo der Frühling die schönsten Erinnerungen und schönstes Wiedererleben der Kindheit wiederbringt, geht es mir auf:
wäre ich ein Junge von damals, der hier in der Anlage spielte und träumte, sie würde mich mit argwöhnischen Blicken verfolgen und auf die Gelegenheit lauern, mich zu schimpfen. Corona stellt ihr allerlei Möglichkeiten dazu an die Seite. Die Träume werden weggekeift. Oder heißt es weggekiffen? Die Meisen singen, der Specht klopft irre Lust ins Totholz. Die Augen schließen sich zum Blick ins Blau und die Märchen vom Frieden der Kindheit breiten sich im Inneren Garten aus. Am Beet hackt böse Herrschaft böses Unkraut.
Jetzt weißt du, warum Jesus mir lieber ist als die Urmutter.
Tracy Chapman: There is fiction in the room between. Versinke im Augenblick. - Aber verliere nicht den Verstand
5.4.20
Die böse Frau

2.4.20
Andreas Maier
Will nur noch in Kneipen herumsitzen."Volltext 4 19."
Glockenklang ist ihm durch die Knochen gefahren, wie mir - war es in seinem Alter? - Bach in der ev. Kirche Bayreuth. Mir flog damit ein gewaltiger Druck auf Gehörtwerden davon. (Lebte Richard, mein unerkannter Freund noch?)
Das Äpplwoi-Glas in der Hand? Einsam sind wir alle. Wenn stimmt, was er schreibt, erlebt er zum erstemal die Gleichgültigkeit der früheren Party-Peergroup. Etwas spät. Die Geschäftsfreunde aus der Literatur haben mit sich selbst zu tun. Also, was jetzt?
Ich biete meinen kleinen ohnmächtigen Bruder Jesus an. Kann nicht helfen, findet den jungen Alten mit dem Äpplwoi-Glas aber ganz okay und schaut, was der wohl weiter macht.
Der m u s s ja schreiben. Saufen braucht er nicht. Rabe Josef vom alten Janosch lesen, -ja: oder (Jungfrau)- Anton Reiser könnte auch gut sein. Aber
gern selbst leben.
Mich hat der Lodenmantel vom Onkel Stammtisch geärgert, habe andere Lodenmäntel ausreichend erlebt. War so was wie Tattoo-Glatze der Herrschaft. Inzwischen mittelmäßig berühmt und ausgelutscht hat er aber gut teilbare Texte in den Volltext getextet. Ruhmempfehlung: gern darauf pfeifen! Auch nehmen: geschenkt. Wer will schon son Walser sein (auch ohne ethisches Problem)?
Gegen den Schreibdruck hilft nichts. Ist ja auch ganz gut, wenn mal was gelingt. Aber, alt, nicht dich lieber einen Platz etwas abseits im Parkkiosk zum Singen aussuchen? Klingt doch noch ganz gut, die Stimme, wie vom Lodenzeisig Udo.
2.4.20
Das Äpplwoi-Glas in der Hand? Einsam sind wir alle. Wenn stimmt, was er schreibt, erlebt er zum erstemal die Gleichgültigkeit der früheren Party-Peergroup. Etwas spät. Die Geschäftsfreunde aus der Literatur haben mit sich selbst zu tun. Also, was jetzt?
Ich biete meinen kleinen ohnmächtigen Bruder Jesus an. Kann nicht helfen, findet den jungen Alten mit dem Äpplwoi-Glas aber ganz okay und schaut, was der wohl weiter macht.
Der m u s s ja schreiben. Saufen braucht er nicht. Rabe Josef vom alten Janosch lesen, -ja: oder (Jungfrau)- Anton Reiser könnte auch gut sein. Aber
gern selbst leben.
Mich hat der Lodenmantel vom Onkel Stammtisch geärgert, habe andere Lodenmäntel ausreichend erlebt. War so was wie Tattoo-Glatze der Herrschaft. Inzwischen mittelmäßig berühmt und ausgelutscht hat er aber gut teilbare Texte in den Volltext getextet. Ruhmempfehlung: gern darauf pfeifen! Auch nehmen: geschenkt. Wer will schon son Walser sein (auch ohne ethisches Problem)?
Gegen den Schreibdruck hilft nichts. Ist ja auch ganz gut, wenn mal was gelingt. Aber, alt, nicht dich lieber einen Platz etwas abseits im Parkkiosk zum Singen aussuchen? Klingt doch noch ganz gut, die Stimme, wie vom Lodenzeisig Udo.
2.4.20
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Andreas Maier,
volltext

24.2.20
etwas Zeit
Nur etwas Zeit.
Wir gehn hinaus.
Voraus das rote Fähnchen,
voraus die rote Nase,
mal schauen, wie sie schaun.
Auch Du bist nun zu alt dafür.
Bleib ernst, mein Jung, bleib ernst!
Dr. Smirc sagt: "Narzißmus!"
Dr. Warnix, Psychagog
mit Diplom vom alten Narren: "Aha! Na dann.."
Bin denn auch ich ein betschgräbler Pegide?
Vom Einhorn zum Blödmann kein Schritt,
nur etwas Zeit vonnöten.
Raus, die rote Fahne, rote Nase,
mal schauen wie sie schaun.
Auch Du zu alt, macht nichts,
nur etwas Zeit vonnöten.
Dollau, dollau alt Alzey.
Fastnacht 2020

22.2.20
Was danach kommt
Auf das, was danach kommt!
Ein Lied mit einer heroischen Melodie, deren weiterer Text
mir nicht im Gedächtnis bleibt.
Ich wische die Brotschale aus Holz aus, auf deren Boden mit
einem Filz-stift geschrieben steht: zum 84. Geburtstag. Wir haben sie in einem
Sozialkaufhaus erworben. Ich war damals, so glaube ich, 66.
Vielleicht schenkt mir in 15 Jahren jemand eine Brotschale
aus Holz. Werde ich noch leben? Wirst Du noch an meiner Seite sein? Werdet ihr
Lieben, Freunde, gute Nachbarn noch da sein?
Mir gefällt die Zuversicht und Freude der Jugend noch, ist
das alles auch gedämpft. 'Swirling above' sangen die Stones vor ungefähr 20
Jahren über die 'seeds of love'. Er, sie war damals kurz vor Rente.
Es ist immer noch schön auf den Filmplakaten der Erinnerung,
hinter den Geschäftigkeiten des Tags, die den Rentner in die Straßenbahn
stolpern. Singt und freut Euch, auf das was danach kommt!
Was kann schon sein? Der schöne Tag, das gute Gespräch,
Berührung. Auch Schmerz, keine Frage. Singt! Es ist keine Erleuchtung von Gurus
Gnaden. Und vielleicht gerade deshalb frisch und Freude auch für mich.
Ob der, die jetzt mindestens 88jährige noch lebt? Oder hat
sie, er voller Wut und Not, die spießige Holzschale da-mals direkt ins
Sozialkaufhaus geworfen? Dann laß uns gemeinsam eine Zigarillo rauchen auf das,
was davor war und danach kommt.
Geschrieben unter dem Eindruck des einblühenden Frühlings im
Februar 2020.
Klaus Wachowski

12.2.20
Erinnerungen im Dada
Erinnerung an Freunde
„Der liebe Gott hat euch alle gern! – Wisst Ihr: Ich war
zehn Jahre bei ihm. Jetzt komm ich ab und zu zu ihm und schau mir seine Kirche
an. Ihr habt Gott gern, er hat Euch gern. Ha,ha,ha!“
Was glaubt er zu wissen? Auch ich glaubte zu wissen von
Liebe und Freundschaft. Und ich muss sagen: was ich da schrieb war nicht
schlecht. Besser als Schopenhauer, der zugibt, davon nichts zu verstehen und
erst recht als Nietzsche, der darauf spitzte, Schopenhauer zu überwinden und
seine Flächengedanken mit poetischen Worten auszumalen, Tapetenphilosophie.
Aber was war an den Gedanken so bedeutsam? Es half mir, aber wer liebte
brauchte andere Hilfe und wer sich sehnte anderen Spiegel. Heue erkläre und
beschreibe ich nicht mehr Liebe. Ich lasse mich von ihrem tragen oder von der
Sehnsucht nach ihr ziehen. Was nicht heißt, dass ich meinen Verstand verliere.
Eine Garantie, ihn zu behalten, glaube ich aber auch nicht mehr. Heute fühle
ich mich in der Mitte des Lebens. Wie immer einmal wieder in unverhofften
Momenten. Ich brauche keine Weisheiten mehr. Ich versuche, Gedanken zu teilen.
Ob der liebe Gott mich also gern hat, hahaha, das lass mal unsere Sorge sein.
Und unser Gespräch.
Äber lasst mich ein wenig durch einige Sätze Dada hüpfen und
danach sehen, was meine Erinnerungen machen.
***
Die Volksbefrager, die aus Bürgern wieder Massen und Volk
machen. Mit Familienwerten aus grimmigen Bärten auf der ehrenamtlichen
Krötenwanderung zu den Strebergärten der Trumpiden von Hool. In der Bowlingbahn
zwischen Erotikbar und Königreichssaal zieht man ein neues Smoothical auf.
Achtsamkeit guckt auf ein tibetisches Lama.
***
Ein Sturm war und ich dachte an meine verstorbenen Freunde.
Vor 10,5 Jahren starb X mein 10 Jahre älterer Freund, der
für seine humanistische Haltung gefoltert und vertrieben worden war. Bei seiner
Heimkehr war kein Platz mehr für den verdienten Architekten. Hier in der Fremde
aber hatte er gute Aufnahme gefunden, blieb fremd. Ach, ich konnte Deine
Freundschaft nicht ausfüllen, ja ich flüchtete vor ihren Hoffnungen. Ich habe
Dich tief enttäuscht. Zehn Jahre älter. Ein Mentor in Sachen Treue, dem ich
entfliehen musste...
Heute wäre er etwa 80. Lebenslanges Lernen? Nein! Im Alter
geht es eher um den Kampf gegen das Vergessen und später um die Akzeptanz der
Tatsache des Vergessens. Nicht mehr lernen, mehr erfahren..
Ich bin jetzt drei Monate älter als Du geworden bist. Ich
denke mit Schmerz an Deine Hoffnungen, die
sich so oft in Enttäuschung wendeten.
Richard, vor 14 und einem halben Jahr hörte ich vom Tod
eines Freundes und Lehrers, mutig gegen die Mächtigen. Ich danke Dir für die
Erfahrung eines Zorns gegen das Unrecht, als das Kuschen noch angesagt war. Die
Pegiden vom Trump, die Typen vom heruntergekommenen Stammtisch? Auch das war
der Feind. Sie kuschten noch, wo sie jetzt brüllen. Im Eiscafe vom leche, komm,
noch eine Zigarette. Rauchen war okay. Du 63, ich 54, verstand ich noch nichts
von Alter! Nicht, dass ich heute mehr davon verstünde. Der Körper tuts. Aber
auch Dir war klar: "wie kann man zu wissen glauben?!" Nur: was Du in
Erfüllung Deines Temperaments erfahren hattest, gab Deinem Wort Bedeutung. Es
war durchgekämpft, durchlebt, durchfreut und immer wieder enttäuscht. Von den
Dekonstrukivisten bis Schopenhauer und Christus. Dr. Smirc hätte wahre Freude an Dir gehabt.
Was gab es zu berichten, zu diskutieren, dem Hofberichter
vom regionalen Schwatzblatt an den Kopf zu werfen unter Zornesblick auf die
regierende politisch-narzisstische Provinzgröße, die sich peinlich berührt in
ihrem schwarzen BMW oder im weißen Benz vom Volk machte. Der Manager als
Sozialdemokrat…
Und während ich dies schreibe setzt sich ein älteres Ehepaar
an den Nebentisch. Plötzlich sind wir bei Schopenhauer, Marc Aurel, Arendt. Wie
kommt das?! Jahre im Desinteresse!
Wie ich Dich vermisse! Die Akademie im Café leche, der
italienische Weltenfreund vom hoffenden Streben unter der Begeisterung, bringt
frischen Wind ins Fragen.
M, an Sehnsucht leidender, tapferer Mann, ein Jahr später
als Richard plötzlich aus dem Leben geholt, noch nicht 60. Du warst gestraft
mit gebrochener Liebe und schmerzenden Knochen. 68 bist Du in Paris auf eine
Phalanx brutaler Polizisten zu gerannt, vom schreienden Haufen plötzlich allein
gelassen. In Heidelberg habt Ihr die starren Genossen von der Diktatur des
Proletariats mit witzigen Aktionen stolpern lassen. Und als Pfarrer bliebst Du
den Arbeitern treu.
Wir kannten uns in der Männergruppe, den Menschen aktiv
verbundener, treuer Genosse Jesu und der Gewerkschaft. Es war die Haltung zu
den Menschen, was uns verband und stärkte.
Wie auch mit Dir P., und K. beide vor fast 13 Jahren
verstorben. Auch Ihr fast 5 Jahre älter als ich, nach einem Leben voll Arbeit
und Verantwortung. P. herzlich, Du ,K., still.
Auch P. mit Studentenerfahrung, sozialistisch, Sponti in
alternativen Bauernbezügen. Die Freunde im Geist trafen einander zum Reden, zum
Austausch über die politische und die gesellschaftliche Entwicklung. Wie wirkte es sich auf die
persönliche Situation aus? Was konnte man tun? Was konnte helfen?
K war ohne gewaltigen akademischen Hintergrund. Er schwankte
im Politischen. Aber er stand hinter dem Menschen. Wenn wir über seinen Kopf
hinweg die wichtigen Fragen diskutierten, war er öfter mürrisch. Aber er half,
wenn es ans Tun ging. Wir betrachteten ihn mit Sorge. Bleibt er treu den
Menschen? Oder wirft er hin, wird zum egoistischen Spießer, den Wohl und Leid
des Nachbarn Mensch nicht mehr interessiert? Zum mürrischen Alten, der das
leben als feuchten Wischlappen wegwirft und in einer sinnleeren Wüste auf das
Ende wartet.
Immer wieder zeigte er, wie grundlos und beschämend unser
Mißtrauen war. Hätte er nicht verdient gehabt, noch eins, zwei Jahrzehnte sich
an der Sportschau zu freuen wie wir uns an Wallander und irgeneinem
Liebesknochen im Kino?
Es war eine gar nicht bemerkte Zeit, diese Jahre von 2005
bis 2009, in denen ich wichtige Freunde, Begleiter verlor. Am Ende war ich
beruflich auf dem Höhepunkt meiner Wirkung, familiär gingen die Wichtigkeiten
als Vater in die Aufweichung, die Selbstentwicklung des Rentners versprach
einen neuen Frühling, den die Schauer der Wirklichkeit öfter in sibirische
Straßen verwandeln, an das Verschwinden in den Orten des Alters der
Unsichtbarkeit konnte ich nicht glauben.
Jetzt erinnere ich mich. Ja, Erinnerung, dafür kann man sich
nichts kaufen. Aber ich genieße sie. Und wo sie das Böse und Böhse heran
bringt, schütte ich es in den Alz-Eimer.
All meine noch lebenden Freunde, Nachbarn, Mitbürger, die
Ihr auch mal wagt, zu „sinnieren“, wie es ein sympathischer Verstorbener mir
gegenüber einmal bezeichnete, lasst uns auch der guten Menschen gedenken, die
wir einmal nicht nur kannten, sondern erfuhren.
Klaus Wachowski
12.2.2020

4.2.20
Zwei Alte
Ich kann sie mir nicht erklären. Sie kommen ins Café, wo eine ganze Gesellschaft vom Baby - SUV sich über gewaltige Pläne und natürlich auch über Erfolg austauscht und die krähenden Fürstenkinder wiegt, päppelt, pampert.
Wer sieht die beiden trockenen Alten? Ihre Wichtigkeit? Wen interessiert es? Aber auch sie starren mit den Blicken vom Seniorentisch an den Jungen und an uns noch nicht ganz so alten, die wir noch geschäftig tun, vorbei, durch die graue oder blaue Landschaft aus Hochhäusern und Himmelsausschnitten hindurch.
Unglücklich sehen sie nicht aus. Glücklich auch nicht. Kein schwerer Ernst liegt auf ihren Gesichtern, ein wartendes, auf nichts wartendes Ich.
Unbemerkt haben sie ihren Kaffee getrunken. Ohne ein Wort sitzen sie und sehen geradeaus. Ist sie es, deren Stimme ohne besondere Betonung sagt: "Ich halte es nicht mehr aus."
Ich schaue hinüber. Kann nicht sein: sie schauen weiter ohne ein Wort hinaus. Jetzt ziehen sie ihre unscheinbaren, seriösen Anoraks an, ziehen die lautlosen Reißverschlüsse hoch und gehen.
Von der Kindergesellschaft sind noch zwei Elternpaare da.
Wenn ich Glück habe, so sagt man mir, komme ich auch in diese Zeit hin.
Dr. Warnix, Psychagog und versierter Pamperone, kommt mir zu Hilfe: "Laß das mal ihre Sorge sein! Für mich sieht es nach einem Aufbruch aus. Eine Wanderung vielleicht, ein Besuch."
Ich denke, im Anfang war wohl das Wort, Freude und Sehnsucht. Was sie wohl denken? Sie gehen eigenen Weg.
3.2.20
P.S.:
"Aktiv bis ins hohe Alter." Wahrheiten aus der Wichtigkeit. Ein Sonderangebot Standardäpfel, nicht weniger schmackhaft als die verwurmte Natur der Philosophie.
Wenn ich mir so beim Betrachten zusehe, muss ich an das Bild des Fürsten denken, der sich im Sterben einen Spiegel vor das Gesicht halten ließ. Den Moment des Todes erkennen wollen... Irr!
Ich nehme mir vor, das Leben nicht zu betrügen.
Ich mache Gymnastik gegen Verschleiß, ich gehe unter Menschen, die gerne mit uns reden, ich lasse den hohen Geist daheim in der Stube, um die Freude am Leben nicht zu verlieren (er muss mir das Dumpfe in Schach halten). Ich bringe das Leben nicht hinter mich, sondern nehme es mit bis zum Abgabetermin. SGw. Die Herren Doktoren Smirc und Warnix, Psychagog und Moralschnarch, mögen mitkommen, wie auch meine Liebsten und Befreundetsten. Dann den Spiegel am nächsten Polterabend zerbrechen..
Wer sieht die beiden trockenen Alten? Ihre Wichtigkeit? Wen interessiert es? Aber auch sie starren mit den Blicken vom Seniorentisch an den Jungen und an uns noch nicht ganz so alten, die wir noch geschäftig tun, vorbei, durch die graue oder blaue Landschaft aus Hochhäusern und Himmelsausschnitten hindurch.
Unglücklich sehen sie nicht aus. Glücklich auch nicht. Kein schwerer Ernst liegt auf ihren Gesichtern, ein wartendes, auf nichts wartendes Ich.
Unbemerkt haben sie ihren Kaffee getrunken. Ohne ein Wort sitzen sie und sehen geradeaus. Ist sie es, deren Stimme ohne besondere Betonung sagt: "Ich halte es nicht mehr aus."
Ich schaue hinüber. Kann nicht sein: sie schauen weiter ohne ein Wort hinaus. Jetzt ziehen sie ihre unscheinbaren, seriösen Anoraks an, ziehen die lautlosen Reißverschlüsse hoch und gehen.
Von der Kindergesellschaft sind noch zwei Elternpaare da.
Wenn ich Glück habe, so sagt man mir, komme ich auch in diese Zeit hin.
Dr. Warnix, Psychagog und versierter Pamperone, kommt mir zu Hilfe: "Laß das mal ihre Sorge sein! Für mich sieht es nach einem Aufbruch aus. Eine Wanderung vielleicht, ein Besuch."
Ich denke, im Anfang war wohl das Wort, Freude und Sehnsucht. Was sie wohl denken? Sie gehen eigenen Weg.
3.2.20
P.S.:
"Aktiv bis ins hohe Alter." Wahrheiten aus der Wichtigkeit. Ein Sonderangebot Standardäpfel, nicht weniger schmackhaft als die verwurmte Natur der Philosophie.
Wenn ich mir so beim Betrachten zusehe, muss ich an das Bild des Fürsten denken, der sich im Sterben einen Spiegel vor das Gesicht halten ließ. Den Moment des Todes erkennen wollen... Irr!
Ich nehme mir vor, das Leben nicht zu betrügen.
Ich mache Gymnastik gegen Verschleiß, ich gehe unter Menschen, die gerne mit uns reden, ich lasse den hohen Geist daheim in der Stube, um die Freude am Leben nicht zu verlieren (er muss mir das Dumpfe in Schach halten). Ich bringe das Leben nicht hinter mich, sondern nehme es mit bis zum Abgabetermin. SGw. Die Herren Doktoren Smirc und Warnix, Psychagog und Moralschnarch, mögen mitkommen, wie auch meine Liebsten und Befreundetsten. Dann den Spiegel am nächsten Polterabend zerbrechen..

19.1.20
Die Birke
Die Birke
Ich schaue nach Westen zu den Bergen. Im Osten geht die
Sonne auf. Also lassen sich die Lichter in Bäumen und Sträuchern erkennen, wenn
Du nach Westen siehst. Auch komme ich von dort.
Ich bin keiner von denen, die sich an alles in ihrer
Kindheit erinnern. Da ist viel Nichts. Aber ich war Kind und erlebte auch
Freude, Sehnsucht, das wunderbare im Leben. Ja, vielleicht heißt meine Heimat
Sehnsucht.
Ich sah die Berge. Vermutlich deshalb berühren mich die
Worte des Palma besonders: " Ich sehe auf zu den Bergen. Von wo kommt mir
Hilfe? "
Im Zimmer riecht es nach der Hyazinthe. Sie war billig,
riecht wie Hyazinthe.
Aber zurück an diesen Ort. Eine Birke in drei Stämmen
richtet sich auf in das Blau, voll von orange beleuchteten Wolken. Die Meisen
probieren neue Melodien aus. Ein Tag Frühling im Januar.
Die Zigarre schmeckt nicht, aber der Rauch steigt als ein
blauer Schleier auf. Ich denke an Dich, sehe Dein Gesicht, höre Deine Stimme.
Ich spüre wieder etwas vom Zusammensein, sinke in das Gefühl. Wir sehen hinaus
hinter die Birke, hinter die Mauer, zu den Bergen, hören die Vögel zwitschern.
Einige Sekunden aus der Ewigkeit.
Dann schickst Du mich wieder weg, brauchst Alleinsein.
Ich sehe nach Osten auf die Inschrift im Schatten.
Bis dann!
19.1.20 Klaus
Wachowski

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