Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

10.5.15

Wichtig


Niemand  muss es teilen
Wirf es weg, Du hast wichtigeres zu tun als zu lesen.
Als ich nach einem wichtigen Tag in das Sofa zurück sinke, fällt mein Blick auf ein rot gedeckten Dach unter blauem Himmel. Im Himmel zieht eine Wolke, vor dem Haus bewegen sich die hellgrünen frischen Frühlingsblätter im Wind.
Wie alt bin ich? Ich weiß nicht, was wichtig.
Ich sehe einen freudlosen Garten. Die Blumen rufen: wie schön ich bin! Die Bäume werfen Blüten ins schmutzig-feuchte Egal. Die Dame des Hauses ruft: sehen Sie meine schönen Blumen! Man schafft mit kreischendem Motor an einem wichtigen, wichtigen Projekt.
Zurück zum roten Dach. Was ist das für ein Frieden, der sich in mich senkt? Hinter dem Blau des Himmels dehnt sich das Schwarz der Unendlichkeit aus. In dieser winzigen Ecke und Sekunde des Alles darf ich leben und - sehn.
Im Rot des Daches all die eingebrannte Freude des tätig sein, verändern dürfen. Darunter die Anwesenheit des Menschen. Ich bin nicht allein. -
Im Zug der Wolke die Stetigkeit im Veränderlichen. Darunter der kreisende Raubvogel. Darunter das unspektakuläre Lied des Gartensängers. Anwesenheit in der Vielfalt.
Und der Baum hat wieder seine Blätter entfaltet. Sie trinken Luft und sie leiten den Regen aus dem Tränenvorhang, der sich plötzlich vor die Zukunft senkte, hinab zu den Wurzeln.
Ich stehe auf, Wichtiges zu tun.

12.4.15

Ins Schöne? Warum?

Man wird vergeßlich, erinnert nicht mehr, was so bedeutsam ist an wichtig, hat in der Freude so ein Gefühl von unanständig.

Dr. Warnix, Psychagog und Mitglied im Club der Biederschreiber macht sich da keine Gedanken. Der Himmel ist blau, die weißen Wölkchen schwimmen lustig durch eine seltsame Vorfreude, Blumen, Büsche und Bäume pressen ihre Blätter hinaus, das
Licht leuchtet in ersten Tulpenblättern. Was noch?

Tschernila, tschernila, Mütterchen kommt vom Frömmeln. Heute Mittag gibt's Pelmeni aus Klangschalen. Jesus ist auferstanden und die Sonne leuchtet aus Gottes Gnade, jedenfalls hell und warm wie ein kaukasischer Zwiebelturm. Sie erinnert sich in eine alte Sehnsucht zurück, die Sehnsucht vor dem Einbruch der Liebe in die Liebe. Der Psychagog legt es als eine Vorahnung der Lust aus. Sie glaubt ihm nicht. Ihr sind die duftenden Wiesen des April, Mai ein eigener Wert. Inzwischen lieber als die drückenden Versprechen des Sommers. Sie legt das Gesangbuch vom Augsburger Bekenntnis auf den Rollator und läßt sich auf den Schemel sinken. Der Gesang der Meißen flicht sich durch die Saiten ihrer Freude.

Er ist tot. Manchmal konnte sie an seiner Seite träumen. Wichtiger war, daß er da war. Wohl zu selten hatten sie einander an der Hand gehalten. Sie erinnert den Umstand, aber das Gefühl: wie war es? Es war ein anderer, gefüllter Friede. Es wurde nicht viel gesprochen, aber es waren Stimme und Stimme. Sie wischt die Klangschale mit dem ausgeprägten blauen Lappen aus. Ist es nicht der aus der Schürze des Mädchens?

Gott winkt vom Friedhof herüber. Ein bißchen jesusverliebt und menschenscheu, die Alte, mein lieber Herr Doktor. Aber heute nehme ich ihr nicht mein Licht.
Warnix versteht nicht. Wie kann man nur so einen glauben? Das Licht kommt doch - Urschrei hin, schwarzes Loch her - nicht von einem Geist, sondern aus diesem Klumpen Sonne. Eigentlich gehört der Mann ins Klapszentrum. Aber im Stillen gibt auch der Psychagog zu: Für das Was, das da als Energie sichtbar wird, hat er auch keinen Namen. Da ist doch noch ein gewisser beunruhigender Zweifel im Zweifel.
Mütterchen freut sich und salzt ihre Pelmeni. Eigentlich war es  s e i n Lieblingsesssen. Der Frühling summt seltsam in einer Klangschale.

Da, Tschernila. Dem Samowaren brummt das Herz.

12.4.15

17.3.15

Neuer Tag

Und jeden Morgen steht ein neuer Tag vor Dir,
Und jeden Morgen gleichermaßen rätselhaft.

Du packst ihn grob,
Legst Dich hinein,
Mit einem Schlachtbeil schlägst Du in sein Fleisch.

Du scharrst in seiner Haut nach Schätzen,
Du kratzt aus seinen Saiten Melodien,
Ein Haus baust Du in seine offnen Arme.

Dann geht das Wunder unter,
Und durch die Nacht jagst Du
nach einem neuen Nichts.

2.7.13 Klaus Wachowski

6.3.15

Dunkel noch



Dunkel scheinen noch knorriger Stamm
und knorrige Äste.
Hell aber greift schon Licht des Frühlings
zwischen die Büschel der feingliedrigen Zweige.
Ein Nest erwartet tief in der Krone
neuer Bewohner frohen Gesang.

Unten beschwingt schwingt die Tasche
Abteilungsleiter Borderline.
denn gewiß ist Herrschaft
unterm Taubenschiß.

Hell aber greift schon Licht des Frühlings
in die dunkel tauenden Wasser der Liebe.
Und Freundschaft wohnt wieder bei Menschen.

06.03.2015 Klaus Wachowski

22.2.15

an der Pforte

Die Vergangenheit voll verblichener Fotos, die Zukunft leer von Begleitung.

An der Pforte erscheint das Alter als Wüstenlandschaft. Ist das Paradies nicht eine Oase mit dem Namen eines palliativen Seniorenzentrums auf Kreuzfahrt?

Umsteigen von der Laufbahn auf die Rutschbahn. "Gelassenheit im Alter" empfiehlt ein Philosoph dem Verlust der Ausgelassenheit.

Warum habe ich trotzdem das Gefühl von Zuversicht und warum spüre ich trotzdem den Grundton Freude?

Ich bin. Du bist da: Ich bestaune das Wunder, da sein zu dürfen. Wenn ich Angst habe, dann um das und vor der Steuererklärung.

*

Die Zukunft fürchten.

Steht da der Tod vor der Tür? Und schlimmer, der Abschied? Es wird Dich treffen, wenn Du mit dem Putzen noch nicht fertig bist. Man möchte vor solcher Aussicht die Augen für immer schließen.

Der Frühling in tausend Freuden. Hinter dem Gebüsch aus Vogelsang der Wolf.
Blau unter Weiß ein weiter Himmel. Laß doch den Frühling, hör doch die Vögel in leuchtender Welt.

Geschäftigkeit eilt vorbei an stummem Erstaunen. Da ist Freude in hellen Gesichtern.

Das Jahr erwacht in einem stolpernden Herzschlag. In aufgeregter Erwartung plantschen Gespräche.

Was ist geschehen?

Ein Kind schlägt die Augen auf
-und die Schönheit der Welt senkt sich ins Leben.

22.2.15

20.2.15

Frühling 2015


15.2.15

Glück? Na wenn schon

Die Hügel werfen sich auf wie Gebirge. Die Doctores Smirc und Warnix sind unterwegs nach 2015.

Herrrr Dr. Smirc! Was wünschen Sie sich von diesem Jahr?

Glück?! Immer das gleiche? Das hatten wir doch schon 2014 und all die Jahre davor! Und außerdem, dass Sie sich Erfüllung der Wünsche wünschen, das hätte ich mir selbst denken können! Nein: welche Wünsche wünschen Sie erfüllt zu sehen, Herr Dokter?

Okay, mein lieber Doktor Warnix. In unserem Alter wohl "gesundes Weiterleben".

Aber das kann doch nicht alles sein! Was wäre, wenn Freunde und die Lieben Dich, die Freude am Leben oder das Leben verließen? Deren "gesundes Weiterleben" und, damit sie auch vom Schmerz verschont werden, das gesunde Weiterleben ihrer Freunde und Lieben musst Du dann wohl auch wünschen?

Du bringst mich auf Gedanken! Unter den Freunden und Lieben der Freunde sind doch einige, die mir eher verhasst sind. Ist mir deren Wohlsein und das ihrer und meiner Freunde dann doch gleichgültig? Da keinen Unterschied zu machen, das scheint mir doch irgendwie zu christlich oder buddhistisch zu sein. Lassen wirs dann doch erst mal bei der Gesundheit von mir und den Freunden. Ich kann sie ja trösten, wenns ihre Leute trifft.

Also gut: gesundes Weiterleben für Dich, Deine Lieben und Freunde und Weiterbestehen von Liebe und Freundschaft. Das ist nicht wenig. Aber schön und gut willst Du doch auch leben und die Freunde und Lieben sollen wohl auch nicht durch trübe Tage gehen. Lustig solls doch wohl auch sein!?

Die Sonne kommt heraus. Aus dem Gebüsch erklingen Lieder von Meisen. Jacko Ivanowitsch Smirc seufzt das Wort "Frühling".

Dr. Warnix: "Sag ich doch! Immer das gleiche! Und die Sonne leuchtete jeglichen Tag!- Wie laangweilig!"

Zwei auf Bodywork joggen vorbei. Noch elend weit bis zum Montag.

Jacko rutscht beim Ausweichen aus, kann sich aber noch fangen. Aufgeregt zwitschernd jagen die Vögel in den nächsten Baum. "Du willst wohl die Narrenkappe aufsetzen! Solang doch Geburt und Tod sind, kann uns doch nicht gleichgültig sein, ob diese Hauswand im Sonnenlicht glänzt und ruft "schau her" oder sich im grauen Tag als ein weiterer Stein des Na-wenn-schon auf Deine Lebenslust legt!

Warnix: "Na wenn schon!"

Dr. Smirc schüttelt den Kopf. Er weiß: er kann ihm nicht helfen. Aber er möchte sich auch nicht aus diesem schönen Augenblick hinunter ziehen lassen.

Ein Hellau jaulender Zug lustiger Lustdamen und -herren rauscht vorbei. Die Zugmaschine schleift zwei überfahrene Jogger hinter sich her. Oben merkt man noch nichts davon.

Ich bin doch nun mal in der Welt. Und ich will mir die kurze Zeit nicht zum Ekel machen. Ich bin nun mal unter Menschen und sie geben mir doch manchmal mehr als ein Paradies allein. Warum soll ich sie meiden?

Dr.Warnix hält ihm ein Zitat von Schopenhauer vor. Man sagt zwar, er sei kein Kind von Traurigkeit gewesen, aber er hat doch das Leben eher beseufzt als Reklame damit gemacht wie dieser wirre Epigon Nietzsche.

Smirc hält dagegen: "Ich weiß, dass es mit dem Leben eine mißliche Sache sein soll, und er es deshalb vorzog, darüber nachzudenken. Aber wenn ich auch nicht die irren Größenwahne des Professors Übermensch tanzen möchte, so will ich doch zum Vergnügen des Denkens auch das der Lust haben und auf die unerklärliche Erweiterung in der Liebe nicht verzichten. "

"Du wirst all das verlieren!"

"Mag sein." "Wird es für immer sein? Dann wird mir die Erinnerung daran und an das Leben den Rest und den Tod schön machen. Mag sein. Jetzt ist Sein."

Die mürrische Lehrerin vom Musikunterricht steht am Weg und beobachtet einen Raubvogel, der seinen Taubenkopf in den Leib eines Sperlings versenkt.

Gott tritt auf. Er ist etwas verwirrt. Wie soll er die beiden zusammen bringen? Er lenkt den Sonnenstrahl auf die Veranda des Cafés Sonntag, wo das Gespräch mit der Freude spielt.

Schopenhauer schimpft: "Du brauchst wohl einen Gott, um klar zu kommen.!"

Dr.Warnix: "Na wenn schon?"

15.2.2015