Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

6.12.16

Azorenas

Da wird doch ein Frühling sein!
Bitte keine Spekulationen!
Aber doch wohl ein Glühwein?!
Wir warten.
Wir zünden eine Hoffnung an.
Es qualmt. Kürze den Docht!
Das Licht breitet eine schützende Kugel um uns aus.
Stoßlüften nicht vergessen!
*
Die Kälte tötet mich. Ich fliege, fliehe nach Gestern. Ich hole Dir ein Ticket nach San Miguel, wo die Wellen uns singen vom Immerzu der Zeit. Wo die Bäume erzählen von jeder Gegend des äquatorialen Breitengrads. Und im Regen unter allen Sonnen der bunte Bogen Liebe. Somewhere!
Wo das Leben sagte: "Komm!" Und eine Mutter Dich in die Arme nahm...
Es sieht aus wie Grau.
Aber ich glaube an Hoffnung und Liebe.
Warum sonst malen wir den Stern über Bethlehem?
6.12. 16

25.11.16

Fallende Blätter

Und wieder fallen die Blätter,
Blatt, grünes Blatt.-
In den Straßen
legen sich Schatten ins Licht,
bläst der Wind in frierendes Leben.

Ich sehe Euch reden, lachen,
in fernen Räumen denkt Ihr an mich.

Und weiter in den Straßen,
legen Schatten sich unter das Licht.

Weiter fallen wir,
davon getragen,
ins Licht von Schatten,
in die Nacht von Licht.

16.11.16

Spree

Durch Schreiben bewältige ich Erfahrungen.
Anne Sexton an ihre Ärztin

Das sind die zusätzlichen Voraussetzungen, damit Dichter leben können. Fußballer brauchen auf gleiche Weise ihren Kick. Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein. Soweit mein Credo.

Auch in diesem Leben spricht sich aus: Liebe sucht Einsamkeit, Einsamkeit Sex. So kommen Menschen in die Welt, bleibt sie bewohnt. Aber die Berührung öffnet der Sexualität die Sehnsucht Liebe. So kommt Sanftheit und Wärme in die Welt, Glück.

Eine junge Mutter fährt ihren Edelkinderwagen die Spree entlang.

"Sieh hinauf: es wird immer wieder Tage geben voll Kälte und Regen. Und kein Ende in Sicht! Was hilft Liebe unter grauem Himmel, was der Mensch? Hier bleibst Du Ich und ohne Du. Du mußt etwas tun, ein Licht anzünden, Dich an ein brennendes, ein warmes Wort setzen. Es lohnt. Regnete der Regen auch jeglichen Tag."

Die Mutter wird durch ihre Gedanken selbst stärker und richtet sich auf.
Anne rudert zu Gott. 

Er hat sie ja schon in ihre Arme genommen. Sie muß sich nur tiefer in seine Berührung graben. 

Es ist schwer. Du weißt es. Der Riß zwischen Ausleben und Lieben. Geh doch etwas sorgsam mit dem Menschen um, gerade mit dem, den Du Du nennst!
Du kannst nicht immer und überall helfen. Erfahren mußt Du es gerade an Deinen Liebsten, rudern sie zu Gott, fliegen sie der Befreiung vom Leiden zu.
Grau der Regen an der Spree. Wo Anne auf Gott zu rudert, scheint Sonne aus einem himmelblauen Himmel.

Nimm den Himmel von ihr. Aber gehe noch ein Stück Weg am Ufer. Auch Dein Weg führt zur Pforte des Nichts. Genau besehen wölbt sich bereits ihr Eckstein über Dir. 

Was kann ich Dir zeigen, das erleben lohnt? Fast alles! Ja, jetzt sind Tage grau. Setze Dich an eine glimmende Erinnerung, gut zum Anzünden von Hoffnung. Höre die Stimme in den Worten eines Du. Hast Du keines, worauf wartest Du, es zu finden? 

16.11.2016 Klaus Wachowski

27.10.16

Resumee Literatur

Literatur

             40% Bobbestheater, Reimeschmiede, sog. Mundart und sonstige Gemütlichkeit
             Provinzpreise

             30% Leben öd, manchmal spannend nachgeschrieben, Liebesromane, Krimis, Fiction, Erfahrungen, Dokumentation 
             Provinz- und Kulturpreise

             20% Sehnsucht, Begeisterung, Trauer, Einsamkeit, kritische Vernunft, Menschlichkeit
             Ab und zu ein Preis

Bis zu 10% Wunder des Wortes

10.10.16

Weg aus der Wüste


Was war der Unterschied zu einem Spiel? Daß da auch wirkliche Menschen waren, die wirkliche Menschen haßten.-
Jetzt spiele ich Ohnmacht des Alters. 

Aber das Buch von Linda Gray über ihre Mutter Anne Sexton nimmt mich gefangen. Mutter und Tochter überfliegen die Hürden, kommunizieren über Fragen von Gedichten. Eintauchen in das Betrachten von Welt. "Würdest Du nicht eher sagen: Fluß? Oder fühlst Du Dich tatsächlich im >Strom< besser getragen?
Sich nicht vom Bild verwirren, das Wort frei lassen. Über den Wassern zueinander finden.

Ein Weg aus der Wunden reißenden Realität, aus dem von Angst erfüllten Raum der Krankheit, zu den Menschen, in die Welt zwischen uns.

Die Erkrankung trieb zu Kompromißlosigkeit, wie wohl auch bei Silvia und Virginia. Ohne die Erkrankung hätten sie sich kaum hinausgewagt in die Welt der kungelnden Bruder- und Schwesternschaften. Ihre Worte wären im Sand der Zeit begraben worden, wenn sie je den Weg aus der Wüste der Bescheidenheit gefunden hätten.

Dazu stehen, anders zu wollen!

Klaus Wachowski 7.10.16

30.9.16

Schnäppchen bei Hartz IV.

Tatsächlich: Houellebecq, Sloterdijk und Handke für 3 Euro.
Räume des Ich, weit ab. Vielleicht vereint sie der Drang nach Klassik, die Ferne zu Dylan,Stones und Beatles pp..
Der Älteste ist schon in laue Gefühle versunken, schaut in die Schüssel. Er wird den Geruch von Erdbeeren über Massengräbern nicht los. Ihm herbstelt.
Ein besoffener Russendeutscher flucht sich eine Gasse durch die Touristen, der Alte von nebenan zieht sich zum dritten Mal die Hose aus, die Pflegerin wirft wütend die Windel weg. Glocken läuten Sonntag.
Houellebecq geht zum Rednerpult. Schmollt einige Enttäuschungen vom Stammtisch des besseren Wissens ins Literarische. Das da capo eines Nietzsche-Publikums läßt nicht auf sich warten.
Kastanien fallen. Kinder jagen nach ihnen wie nach einem Schatz. Gott schickt zwei Zeugen Jehovas ins Café Einstein.
Der Raum krümmt sich. Handke versucht etwas Müdigkeit zu verstehen, Houellebecq sorgt sich um europäisches Kinderkriegen. Die Zeugen ziehen unverrichteter Dinge ab.
Dröhnender Wagner fällt ein, Begriffe bestrickender Sloterdijk.
Sie betrachten Weibliches, werfen ihr Ich in alle Richtungen des Beifalls. Manchmal nicht ohne Witz und auch schon mal im Anzug. Strindberg ist das nicht gerade. Die Jugend macht ihr Ding. Die Republik will’s jetzt lieber doch mal mit dieser versuchen.
Alt sein ist bitter. Aber ich liebe Tonic.
Ich nehme es gerne mit einem Absolut des Kommissar Beck, kehre dann aber wieder zu einem ordentlichen Wein von Thomas Bernhard zurück.
30.9.2016 Klaus Wachowski



20.9.16

Zwei Ausblicke



"Viertakter mit zwei oben liegenden Nockenwellen. Da gibts soo geile Sachen. Zahnradkaskade.- Die Italiener haben damals..." Der Altherrentisch kommt ins Schwelgen. Fredo Sega weiß nicht wie ihm geschieht.

Vor dem ins Billige gespreizten Post-Center steht einer am Cafétisch. Schwarze Zimmermannshose, schwarzes T-shirt, schräge Mütze. Er steht etwas gebeugt, um sich leichter abstützen zu können. Ein kleiner Kaffee, eine Zigarette. Nervös allein.

Das Holz ist geschnitten, der Eimer geleert. Er hat die vorgezogene Pause nicht weniger verdient als Du, die/der Du ihm jetzt hinter dieser Notiz hervor zusiehst.

Was sieht, erkennt, sucht er in den vorüber hastenden Glückssuchern? Und warum gehst Du Leute gucken? Es ist da etwas wie Glitzern auf Meereswellen, Zwitschern aus dem Wind in den Blättern.

Vor einem Jahr noch schaute er auf die Unkrautpromenade am Zaun des Betriebs seines Meisters. Aus der Leere in eine erstarrte Zeit. Da war Vogelzwitschern aus dem Wind in den Gärten.

Beides hat Schönheit, Sehnsucht und eine tonische Traurigkeit, die Lust auf mehr Warten macht.

Spürt er etwas von der Kälte einer Hinauferziehung? Oder war da Liebe und Wärme? Er zieht jedenfalls nicht wie ein Erstickender, eher mit einem leichten Aufleuchten der Augen an der Zigarette.

Das Leben versichert mir: "Der Mann ist okay!"

Dann in der Strassenbahn von S herein sitzen hintereinander drei, denen jemand oder etwas die Hoffnung aus der Haltung gekratzt hat.

Bleib bei Dir! Du hast immer zwei Ausblicke zur Verfügung.

9.9.16

Waldweg

Ich sah

das Licht, das in die Schatten bricht,
Schatten, der ins Leuchten kriecht.

Was ich auch sah,
ich erkannte nicht.


9.9.16 KW 

23.8.16

Sonntagsspaziergang

Die Lust verläßt den Körper. Sie ist alt geworden und vergisst, die Tür zu schließen. Träumend.betrachtet sie die Trockengärten der sogenannten Kunst. 

Schon hat sich die Depression eingeschlichen und macht sich über die Vorräte an Erinnerungen her. Am Liebsten natürlich über die frisch gepflückten des Frühlings. Aber sie verachtet auch nicht die Hochprozenter der Kindheit. 

Die Lust kehrt in einen verwüsteten Raum mit leeren Schränken zurück. Wer wundert sich, dass sie sich erneut in die windigen Gassen des Jetzt wirft, alle Hoffnung in die Begegnung mit den Schranzen des Narzißmus setzend.

Sie weiß: dahinter ist nichts. Aber die Masken sind faszinierend. Und die Lust bekommt Lust auf die Marktschreier des Ich. 

Gott schmunzelt. Warte ab, wenn die Berührung ihr Wunder entfaltet!

KW 23.8.2016

21.8.16

Erinnern wir uns



Tücher

Ich breite das Tuch aus. Es legt sich in die Falten der Kindheit.
Zu oft habe ich darüber gebügelt und es hat Elastizität und Formkraft verloren.
Der Gedanke an Vorgestern: ich kann die Spur nicht finden.
Ein Stück des Tuchs scheint platt- und ausgewalzt.
War es ein Schmerz oder ein tonnenschweres Glück?
Noch halten die Fäden, hat kein Schlag ein Stück abgerissen.
Es ist schwer. Leg‘ es aus!

Unendlich groß ist es auch nicht.
Und Falte geht über Falte. Weich wie hundertmal gefaltetes Papier.

Betrachte die Landschaft:
Die tiefen Täler der Kindheit. Die von Betrug ausgebrannten, überwuchert von den Tröstungen der Therapie.
Der breit mäandernde Fluß der Liebe, Ufer der Freundschaft, die fernen Horizonte der Philosophie.
Du hörst die tausend Stimmen der Frühlingsinsekten und anders schöner Schwärme von Gesprächen.
Betrunken habe ich Wein vergossen und voll Rauch des Ehrgeizes Löcher hinein gebrannt.
Aber es ist meine Decke.
Zeige mir Deine!
Bald wird es kalt. Hüllen wir uns ein!
Klaus Wachowski 8 2016
*
Schopenhauer mit Bezug auf Platon* räumt mit dem schiefen Vergleich des Gedächtnisses als einem Behälter auf, aus dem man Erinnerungen als feste Stücke ziehe. Er vergleicht das Gedächtnis mit einem Tuch, in das Falten eingebügelt werden. Die Intensität des Eindrucks hinterläßt entsprechend tiefe Spuren, die mit neuen Eindrücken überlagert werden. Ein altes Gedächtnis gleicht einem Tuch, das durch häufiges Falten seine Form verloren hat, aufgeweicht und brüchig ist. Erkennbar bleiben die neuesten und tiefsten Erinnerungen. Wert und Grenzen von Gedächtnistraining werden deutlich.
*Über die vierfache Wurzel vom zureichenden Grund

17.8.16

Altersbogen

Altersbogen

Wie lange noch geht über die Straße. Er wird nicht überfahren. Kurze weiße Haare unter dem Tonnengewölbe der Glatze. Die Sonne brennt. Der Kopf ist gesenkt.

Um ihn braust der Verkehr. In der Hitze hat es der Wille schon schwer, wie sollte sich ein Gedanke regen? Er schlurft weiter in der Erwartung, daß der Tag alsbald zu Ende geht.

Würde es etwas ändern, wenn er wüsste, wieviele Pokemonen um ihn herum geistern? Er geht weiter tapfer gegen die Zeit an.

Was also hat der Existentialismus gebracht? Okay: schöne 60er Jahre. Er schüttelt den Kopf.

Die Glocken läuten. Oder ist es der Ruf des Imam? Etwas versucht, seine Seele zu berühren. Sie ist unter den Falten der Vergeblichkeit geschrumpft und vertrocknet. Zwei Frauen, Schatzele, rufen einander Angebote zur Balkondeco zu. Er stolpert in eine glitschige Reklame.

Kurze Zwischendepression.

Es ist schwer zu begreifen, was es bedeutet, nicht mehr gebraucht zu werden. Was schlägt das Herz?

Du hast doch gegeben, was nötig und erwünscht war. Aber jetzt: das Leben nur empfangen, ohne wenigstens sein Bild in den Sand zu zeichnen?

Ein Radfahrer fährt ihn fast um. Hoppla Opa! Wozu sich noch ärgern?

Wozu reden? Weiß bzw. wußte man nicht schon alles oder alles besser? Mit einem anderen Besserwisser Pingpong des Bescheidwissens spielen?


Im Abendschatten trifft ein Lichtstrahl auf einen Baumstamm. Man hört die Stimmen zweier Alter sich mit dem Rauschen der Blätter verweben. Groß erscheint das Rund des Mondes. Die Atmosphäre einer weiten Öffnung der Nacht aus einer dunklen Erinnerung hüllt ihn ein.

Es darf geschehen.
Es geschieht.

Für einen Augenblick zögert er. Soll er den Graphitstift oder den Roman X in die Hand nehmen?

Und dann sieht er all dies in diesem Augenblick.
Und dann seine Liebe.

Noch einen Sambuca und der Knopfdruck auf die Märchenmaschine.
Da ist etwas.

                            Klaus Wachowski 17.8.2016

11.8.16

Das Urteil aus 1987 und andere alte Gedichte



zu Barbie



Das Urteil


Nur Taten richtet dieses Leiden,

doch ungebeugt von Reue schlägt Dein Wille.



Und weil Du bleibst, was Du geblieben,

stößt heil’ger Abscheu höh’res Urteil

dies heimlich Lächeln von der Welt.



Und um Dich bleib es Schweigen.



veröffentlicht in der Rheinhessenrundschau, 
die einst politisch war 13.8.1987



gilt auch für andere verstockte Milosevic, Mielke pp

 ***


Das Neue Jahr



Es trägt Blumen im Fett,

chic im Skelett
macht es für Zukunft Reklame.

Singen und Scherzen,
doch brechendem Herzen
rülpst weiter das Leben sein Wohl.

Vor dem ich bange,
er wartet nicht lange
mich aus dem Heute zu stoßen.

Der Zukunft entrissen,
das Glück schon vergessen,
sind bald auch wir nur gewesen.

Klaus Wachowski 24.1.90
  
***
 
Der neue Morgen


Wie pocht das Herz
nach Elend und Schmerz!

Das Glück-wie habe ich geglüht!-
müd' aus den ersten Falten zieht.

In diesem Zeiger kreist die Welt,
das Märchenbuch ist auserzählt.

Zum Worte sehnte sich das Wort‚
sie blieben stumm und schafften fort.

In der Morgensonne leer
steht ein Körper schwer.

K.Wachowski 2/92