Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

28.4.23

Karlsruher Lüpperzen

 

Karlsruher Lüpperzen.

Schau: Karlsruher Knolle statt Gummer von Alzey. Handverlesene Ewigkeit im Tunnel.

 

Der alte Mann hat die Beziehungen nochmal ausgeworfen und einen Millionenfisch an Land gezogen, bzw. aus der Dankbarkeit seiner Stadt. Knollenkörper und Kartoffelgesichter. Warum nicht? Wer, der nicht Konkurrent ist, wird es ihm verübeln? Die anderen vom großen Spruch, etwa Handke und Sloterdijk haben auch nochmal abgesahnt, bevor sie in die wohlverdiente Ewigkeit des allmählichen Vergessens entlassen wurden. Dem einen wurde der Mund mit den Nobelpreis gestopft, der andere erhielt eine Talkshow für große Sprüche. Der noch ältere Walser muß nun mit den Erzverehrer Scheck vorlieb nehmen. Der Gang der Dinge macht auch vor den Trögen nicht halt. 

Die letzten großen Worte der Empörung über die Empörung der ungerecht vernachlässigten Groß- und Kleinkünstler zeigten mir, was unsere Generationen unterscheidet (Ich bin 10 Jahre jünger): Die Intellektuellen der Nach-Nachkriegszeit hatten einen erbitterten Konkurrenzkampf um kleinere Töpfe und geizigere Köpfe zu führen. Und da die Person erst in den nachfolgenden 68ern zum Durchbruch gelangte, mußten jene sich noch um Auffälligkeit und narzißtischen Geniekult bemühen, wenn sie zu etwas kommen wollten. Im Ausland war es nicht anders: der Geckenbart des Dali hat heute schon die Bekanntheit seiner Werke überholt. Die polnischen Künstler jener Zeit sind mir noch als düstere Spiegelbilder des James Dean in ebenso dunkler Erinnerung. Aber auch in der Provinz zeigte sich Genie: Ich denke an den armen Ruzicka von Alzey-Weinheim, tanzend im Bubu und schwadronierend, herrlich schwadronierend. Es war das Erkennungszeichen einer vorrepublikanischen Generation von Künstlern. Eigentlich ganz okay im Kampf jedes gegen jeden. Das lange Haar der Freiheit wollte dieser Generation nicht wachsen. Also gewaltige Sprüche, Stock, Hut und Ziegenbart, seltsame und still vorbereitete Projekte der Publikumsverwirrung in Böllern der Reklame. 

Okay: wir hatten unsere eigenen Strategien und sind wohl auch schon abgesägt. Und während wir über jene lachen, purzeln wir über die gelben Säcke eigener Wichtigkeit. Insofern könnte ich diesen Text beenden. Aber die Mühen eines gedankenreichen Tages wollen auch niedergelegt werden:

Von der anderen Seite

Hier meine Überlegungen vor diesen abgeklärten Einsichten, die noch etwas von Selbstwichtigkeit angekränkelt sind und daher gerne gegenüber Absatz 1 nach der Lektüre vergessen werden mögen.

Kunst kommt von Gunst. Käme sie von Wollen…

Gegen diese Einsicht kämpfte ich lange Jahrzehnte und hoffe, nun davon los zu sein.

Auch Narzissmus kann mal Kunst, ist aber auch kein Qualitätsmerkmal, sondern lediglich unschöne Haltung. Dalis Bartspitzen haben eine Menge seiner Kunst überdauert. Von Handke werden Srebrenica und ein "Wie?" von Nobelpreis bleiben. Hält der Ruhm beim Malerfürsten länger als das daraus gezogene Vermögen?

Bewegt mich etwas an dem Werk in der so genannten U-Bahn? Die Stadt ist schließlich stolz, sich so etwas leisten zu können. Die „Gummer von Alzey“ war auch kein Fanal (braucht es so etwas?). Und die Genesis vom groben Ein- und Ausdruck reißt schon am ersten Tag der Erleuchtung keine Reisenden vom Bahnsteig. Auch mich nicht.


Einweihung, nicht Vernissage.- Gewaltig scheint das VIP-Gefühl nicht zu sein, wenn aus dem Publikum als höchste Nummer Putin-Flopper Schröder in die Kamera schaut. Ist es unter ihm nicht erst richtig losgegangen mit Bahn kaputt? -Das Zockerbild vom Großkünstler für den Hartzer, hing es im Kanzleramt oder in einer Gazprom-Datsche?- Wer weiß Genesis?

Nicht der Verehrte, die Verehrung ist das Bittere, ein Menschheitsdrang, dessen Sinn sich mir ebenso wenig erschließen will wie der der angebotenen Kunstproduktion. Schunkeln im VIP der Gegenwart, hinab ins Murmeln des Vergessens. Und schließlich: Was kostet das Ding überhaupt? Hat auch Gazprom gesponsert?

Lüpertz oder Ossie Osborne, was ragt länger aus den Dünen der Ewigkeit, und kommt es für einen von ihnen oder mich darauf an? Genesis-Reklame für selbstverzapften Mythos wird nicht helfen. Das klingt eher nach Hoffnung auf einen Hype von Urknall in frommen Köpfen.

Nun: Wo Verehrung sich duckt, sei der Gerechtigkeit wegen auch der Gehässigkeit Tribut gezahlt: man lese nach im Spiegel "Trunken, begeistert" vom 26.8. 1973. Dithyrambisches vom Hinauflanger und, wenn gewollt, in meinen Blog Karlsruhe seltsam: (https://karlsruheseltsam.blogspot.com/2021/12/schau-mal-der-lupertz.html?m=1)

Die Betrachtung zeigt etwas in der Formgestaltung von Erbrochenem. Farbentzogen übertüncht wie Handkes Auswolken des Erlebens. Aber der hat den Nobelpreis umsonst, Lüpertz ist lt Kunstverein 2022 seine Tonkacheln für eine Million losgeworden. 

Bröckelnde Fantasy-Welten verlorener Mythenmetze in dramatischen Grobheiten vergangener Epochen. Es kann alles sagen, berührt mich nicht. Und es ist auch nicht gerade Königsberger Edelmarzipan.

Aus dem hellsichtigen Artikel des Spiegel von vor 50 Jahren:

"Inzwischen ist der Maler in eine ruhigere, dich ihm nicht minder angemessene Lebensepoche eingetreten. Er verdient jetzt mit Malen einen ausreichenden Lebensunterhalt, sitzt im Vorstand des Deutschen Künstlerbundes und übernimmt demnächst eine Gastdozentur (in Karlsruhe). ...

Fast scheint wahr zu werden, was Lüpertz, fatal dithyrambisch, für seine Baden-Badener Festschrift gedichtet hat: "Es geht kein Weg vorbei, es gibt kein Mittel gegen mich.""

Und nun zurück zu Absatz 1. Die Ewigkeit lassen wir mal auf dithyrambischer Demenz.


Kritisiert lt Tagesschau: 

"An dem Kunstprojekt hatte es im Vorfeld vielfache Kritik gegeben. Einer der Vorwürfe: Eine Privatinitiative mit wohlhabenden Spendern sollte nicht darüber entscheiden können, welche Kunst im öffentlichen Raum gezeigt wird. "

Die Republik hat nichts davon. Peter Weigel hätte da wohl recht.

P.S. Andere Erfahrungen: Aber wie anders Haltung, also Stil, des gewiss ebenso narzisstischen Franz Ruzicka in Alzey. Wenn er sich über die Spießer erhob, war da Suche nach Würde der Person. Hier erhebt sich ein VIP-Künstler über seine Mitbürger, die seine Nachbar*innen sein könnten. 

Und was für ein anderer Förderer als Kanzler Hartz der Kunst war Ruzickas Freund, Walter Zuber, Bürgermeister von Alzey und späterer Innenminister. Er blieb der SPD treu. 

28.04.2023      Klaus Wachowski

25.4.23

So ging es hinaus

So ging es hinaus,
mit Stock und mit Hut.
Der Stock war Vertrauen,
der Hut Sympathie,
aufrechter Gang
mit Zukunft auf Glück.

Iliosakral beugt betreute Bewohner,
rüstige Rentner bücken sich, ach,
tiefer und tief zum Rollator.
So stolpern wir in erneuerten Straßen,
Kopf hoch! O je, mein Nachbar, wie geht's?

Eichhörnchen, Meisen, Reste von Pizza,
Blätter und Blüten entfalten das Jahr.

Holpre hinein in die quietschende S-Bahn,
fahre hinaus ins vor Jahren Gesehn,
bad in Erinnrung, in guter, Dein Herz.

Du weißt doch noch den Stock und den Hut,
und auch Regen an schrecklichem Regen.
Du meine Liebe, nur noch ein paar Schritte,
so geht es weiter und weiter hinaus.

Kw 25.4.23

19.4.23

Sich ausrollender Farn

Sich aurollender Farn

Eine nach oben geöffnete Hand, schwarz in der dunkelblauen Dämmerung. Wie gerissene Papierblättchen steigt es schwarz auf in die hereinbrechende Nacht. Ausgebrannte Erwartungen? Worte? Gedanken?

Ist es ein Schrecken, sich das Ende zu vergegenwärtigen? Wir schauen auf oder hinaus.

Und schau: das Blatt des Farn rollt sich aus.

P.S : Du hast recht: etwas mehr Rot im neuen Teppich wäre nicht schlecht.

31.3.23

Alter weißer Mann, Smirc

Dr. Smirc,
alter weißer Mann

Ich glaubs nicht: "Laufen da etwa Tränen?"
Dr. Warnix, Psychagog und gern gesehener Gast auf Intensiv, beugt sich herab: "Was ist denn mein guter Alter?  Die haben Dich ganz schön zugerichtet!" Er betupft das blaue Auge mit dem Tempo, das er mühsam neben der Maske vorkramt.

Smirc rauh: "Alter weißer Mann? Du weißt doch, woher das kommt: aus der schwarzen Emanzipation: alt für Herrschaft, weiß für Herrschaft, Mann für Herrschaft. Macht hoch 3! Bei uns haben's die skandinavischen Pfarrerstöchter von der veganen Moral so gewendet: alt - was will der noch?, weiß - Privileg, Mann - brutal. Einmal ein "wow" im Netz gebraucht, und schon hat mir die Emma den Rollator weggekickt und irgendeine Ballerina den Stockschirm übergezogen."

"Aber Jacko! Da muss man doch nicht weinen? Das ist "halt so", wenn wir mal was sagen: Überflüssig, alt, schlüpfrig, eklig. Man/Frau hört nur das aus dem altem Ton. Einfach Maul halten, Teddybär. Lass uns rausgehn, unseren Weg."

Dr. Warnix, Psychagog und hergelaufener Trauerbegleiter, schiebt den Rollator wieder unter. Sie gehn Richtung Kindheit und Gott spendiert einen perlenden Amselgesang. Oho! An Ostern.

Amüsiert Euch gut, vegane Priesterinnen dessen, was sich gehört. Gehört alles Euch!

1.4.23 Klaus Wachowski 

29.3.23

Ostern 23

 Ostern

 

Ich male Ostereier.

Immer noch gern.

 

Früher den Eltern, Geschwistern und Gott zu Gefallen. Dann zum Spaß der Kunst. Dann der Freundin. Dann der einsamen Erinnerung. 

Dann für X und die Kinder, die Enkel. Und jetzt immer noch gern.

Ich liebe die Farben Blau, Gelb und Grün. 

Noch zittern die Finger nicht. Erstaunlich. Aber die Kraft für Vor- und Nachbereitung geht. 

Es ist nicht für Erinnerung, nicht für Kunst, und Gott muss trauern. 

Es sind noch die Farben. Wie schön!

Es ist Glockenklang und Amselgesang. 

Weißt Du noch? Es ist Liebe und Ewigkeit.

21.3.23

Zwei Stunden März

- In den blauen Himmel und die beleuchteten Bäume sehen, sind noch kahl.
- eine Taube hat sich in den Blumentöpfen gefangen: flieh!
- ihre Todesangst spüren
- noch 30 Minuten zum Cartouche-Tausch, ruft das Smartphone
- Gläser trocknen, eins fällt
- Nachdenken über die Andacht
- Trauer legt sich auf mich
- eine interessante Masterarbeit lesen, mir voll Vertrauen übergeben,
- ich lese als Alter
- ein Gemüsemesser (Erinnerungen an die Küche im Eltern-Haus)
- Betten machen
- Fenster schließen (es ist eiskalt)
- den Schlauch vom Atemgerät zurechtlegen
- Gedanken an X (ob er zurück ist?), Erinnerung an meine Kur mit 6 in Bad Herrenalb. Bettnässer und zu dünn. Wie ewig lange ist das her!
- Spülung funktioniert noch (Problem Verkalkung bei Hinterwandmontage)
- ich lese von berühmten Leuten. Was sagt mir deren Scheitern und Erfolg? Erleichterung über eigenen Mißerfolg.
- noch 20 Minuten
- Brille aufsetzen und nochmal hinaus ins Schöne schaun.
- da hinten erste Gartenarbeit im Kalten voll Vorfreude
- das Kreischen eines Containers beim Beladen
- im Haus gehen Türen auf, Stimmen, informieren und streicheln die Stimmung
- der Wecker tickt
- im Radio die uralten immer - wieder - Lieder, die Erinnerungen pushen
- in den Keller. Gelber, grüner, blauer Müll, alles dabei
- Glas zum Container über der Straße
- in Hausschuhen, der Wechsel dauert zu lange, lieber kurz frieren
- Türe zum Müll - Keller schließen. Der Lichtschalter für ältere Leute unerreichbar weit von der unglaublich schweren Tür.  Ich sag nichts mehr
- Gang zum Container: grüner Rasen, braune dürre Blätter, goldenes Licht auf gelben Fassaden, zwei in traulichem Kulturgespräch
- ein kleinerer Handwerker-LKW
- eine junge Mutter setzt ihr kleines Kind auf einen frisch gesägten Baumstumpf. Wie ist das?  Erinnerung an das Gespräch über eine unbarmherziger werdende Gartenverwaltung
- jetzt noch zwei Minuten
- Biomülltüte in den Abfalleimer, Plastiktüte in den Eimer "gelber Sack"
- der Wecker klingelt
- erstes Cartouche- Wasser in die Gießkanne
- Cartouche einsetzen
- Zwei mal spülen
- vorbei an Janoschs Wörterbuch. Zum Kaffeebereiter
- Espressopause zwei Minuten, draußen vier in der Zigarillo - Pause. Erinnerung an Büro, Herren und brave Knechte, richtige Leute vom öffentlichen Dienst und Beutelschneider des Vertrauens, Karrieregeile, die mich ausnutzten, aber auch an eine Menge anständiger Kolleg*innen, die den Bürger, die Bürgerin in Nachbarn erkannten.
- es stehen noch an: Arzt -Rechnungen einreichen
- Besenhalterung an Alu-Regal irgendwie befestigen
- Schreiben an Voodofone und Monopol
- Kaffee-Kapseln entsorgen
- die Stadtreinigung und Kehrmaschinen fahren vorbei
- X schreiben, daß ich das Lesen angefangen habe
- in den Garten winken
- Flurreinigung vorbereiten, kehren, Staub saugen, weg frei machen
- Dr. Smirc: Nein, dass übernehme ich. Du bist krank!
- die Töpfe aus Kenia mal nass abspülen (seit 5 Jahren mal wieder), Schirmständer, Schirme, Läufer, Schuhschränkchen
- das Tablet hat endlich, endlich 95% (Vodafone und Telekom nicht vergessen! )
- mit dem Staubwedel unter die Schränke
- Sauger zusammenbauen, (Halter besorgen)
- ah, Staub auf Türrahmen, Spinneweben?, schwarzer Lack..
- Hups, ein Nagel im Sauger, das Ding muss aufgeschraubt werden...
- nass aufwischen. Der Nagel findet sich wieder. Sauger auf Strom setzen
- einräumen, Töpfe, Läufer pp
- Tablet auf 97, Cartouche bereit
- Befeuchtet von Schnarchbremse füllen, Kerzen und LED zurück, auf Bodentrocknung warten

Der Profi sagte: so sauber wie es dem Auftraggeber genügt

Noch Zeit zum Lesen, vielleicht schreiben und... denken?

Zwei Stunden, jetzt12:15 Uhr 

15.3.23

Welchen Weg?

Als ich  aufwachte zeigte der Apparat, dass die Maske zu viel Luft verloren hatte. Das Alter beschleunigt das medizinische Karussell.
*
Auch X sieht nicht mehr gut aus, kann kaum noch gehen. Aber heute heißt es andere Wichtigkeit. Wir müssen unsere Ruder festhalten. Ein junger Wichtiger ruft herüber: "Das heißt: Paddel!" Er muss seine Welt noch zusammenhalten. Unsere Deko weicht auf. Trotzdem schön, die Aussicht aufs Meer. Wer zurück bleibt, wird einen Whiskey auf den anderen trinken!
*
"Welchen Weg wollen wir nehmen, liebe Kinder?" Was wohl in ihnen vorgeht, wenn sich plötzlich die Aussicht weitet? In der Pfütze spiegelt sich das noch gelbe Gras aus dem letzten Jahr, das hellgrüne vom neuen. Das Auge der Erde in den Himmel. Ein grauer Schotterstein, eine verschattete Höhlung darin. Und plötzlich eine Tulpe, rot und gelb! Säe die Saat in die Albträume der Welt!

Ein rotes, rotes Stück vom Backstein 1890. Das heißt: Millionen Jahre gingen über den Stein hin und pressten Ton daraus. Und schwer arbeitende Männer und Frauen brannten ihn zu leuchtendem Backstein. Hier geht er wieder zurück aus unserer Aufmerksamkeit in das ewige Vergessen.

Kannst Du Dir das vorstellen: Millionen Jahre? Sie  beherbergen diesen einen Augenblick des Wunders Einmaligkeit.

Dein Auge verdunkelt sich, füllt sich mit Tränen. Im Glück der Einmaligkeit blitzte die Vergänglichkeit. Vergiss! Es kommt von alleine wieder.

Komm, wir breiten die Decke Frühling aus. Lass uns vom Picknick Liebe essen. Lass uns freuen an weitem Himmel, am sehnsüchtigen Gesang der Vögel.

Da! Das Abendbrot hinter den Wolken. Wir müssen zurück. An der Pfütze trinkt ein kleines Tier. Lass uns leise sein und hören! Ob es einen silbernen Mond geben wird? Eine Umarmung wartet auf uns.

15.3.2023